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Liz öffnete die Augen, doch trotzdem blieb alles dunkel. Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass sie einen Sack über dem Kopf hatte. Ihre Hände waren hinter ihrem Rücken an einen Stuhl gebunden. Sie merkte, dass sie nicht allein in dem Raum war und das sie immer noch auf die Toilette musste. Die Person im Raum schien ebenfalls gemerkt zu haben, dass Liz wach war, denn sie begann loszureden. "Das wird jetzt ganz einfach für dich. Du musst nur zuhören und den Mund halten." Liz hatte Angst, nickte aber trotzdem. Sie vernahm auf einmal einen komischen Geruch, der sie an Blut erinnerte. War das ein Folterraum? Angstschweiß lief Liz Nacken hinunter. "Es ist nicht wichtig wer ich bin." Der Typ sprach weiter und begann durch den Raum zu laufen. Er hatte eine tiefe, kratzige Stimme, welche Liz irgendwie kannte. Auch die schweren Schritte und das er auf einem Bein humpelte wusste kam ihr alles sehr bekannt vor. "Wir wissen, das du heute am Hafen warst." Liz erstarrte zu einer Salzsäule. Sie war gesehen worden. Seit langem brachte sie das erste Wort über die Lippen. "Bitte..." keuchte sie, doch sie wurde unternbrochen. "Shhhhh. Ich sagte nicht reden!" Er kam ganz nah an Liz heran und sie spührte seinen Atem, roch sein Parfüm und war erfüllt von Angst, denn jetzt wusste sie, wer er war. Er war derjenige gewesen, den sie beim Hafen beobachtet hatte. Zumindest einer davon. Leise flüsterte er weiter. "Wir werden dich nicht töten. Dafür stehst du zu sehr in der Öffentlichkeit. Aber lass dir eines gesagt sein." Seine Stimme wurde eiskalt. "Ein Wort zu irgendwem und... ich glaube Jenny, würde das nicht gefallen..." Liz keuchte auf. "Bitte..." wieder versuchte sie zu sprechen. "Ah, ah. Leise! Du kennst unsere Warnung. Ich werde deine Hände jetzt losbinden, aber du nimmst den Sack erst ab, wenn du die Tür hörst." Zögerlich nickte Liz. Sie merkte wie der Typ ihre Fesseln abnahm, durch den Raum ging, eine Tür öffnete und wieder schloss.
Liz wartete zehn Sekunden und nahm dann langsam den Sack von ihrem Kopf. Ihre Augen waren feucht und sie zitterte am ganzen Körper. Als sie den Sack abgelegt hatte schrie sie auf. Vor ihr lagen der Macho, der Glatzkopf und der Mützentyp. Alle hatten eine Kugel im Kopf. Wieder kam ein Brechreiz in Liz hoch, doch sie konnte ihn unterdrücken und lief auf weichen Knien aus dem Raum.
Außerhalb der Fabrik, in die man sie geschleppt hatte, begann Liz zu rennen. Weg von diesem Ort, weg vor den Leichen und vor allem nach Hause. Alles was sie wollte war nach Hause. Auf dem Weg rempelte sie alle beiseite, die ihr im Weg standen. Ihr war alles egal. Sie musste zu Jenny!
Liz war noch nie so schnell im dritten Stock ihres Wohnhauses gewesen. Mit zittrigen Händen schloss sie die Tür auf. "Jenny? Jenny wo bist du?" panisch lief Liz durch ihr Apartment. Jennny war nirgends zu finden. "JENNYYYY!" Liz schrie und weinte zu gleich. Plötzlich hörte sie ein Geräusch an der Wohnungstür. Sie stürmte darauf zu und sah in Jennys Gesicht, welche verdutzt im Flur stand. "Hey, Mom, wie siehst..." Weiter kam Jenny nicht den Liz umarmte diese stürmisch. Sie fuhr Jenny durch ihre Kastanienbraunen Haare. Solche Haare hatte sie auch einmal gehabt. Doch seit 3 Jahren, seit Paul sie verlassen hatte, waren sie schwarz. Pechschwarz. Das war auch die Zeit gewesen, in der sie von der lieben, geachteten Liz zur alkoholabhängigen und verachteten Liz geworden war. Jenny war für Liz ein Blick auf ihr altes Ich. "Jenny, Schatz, ich bin hier..." Jenny war nun noch verwirrter und befreite sich aus ihrer Umarmung. "Bist du betrunken? Woher kommen die Schürfwunden?" Schlagartig fiel Liz ein, dass sie selbst Jenny nichts sagen durfte. Sofort schaltete sie und begann zu taumeln. Sie musste betrunken spielen und Jenny würde nichts merken. "Bin wohl gefallen..." stammelte sie. Jenny nahm sie liebevoll in den Arm. "Komm ich leg dich ins Bett. Du musst mal ordentlich schlafen." Sie schob Liz sanft in Richtung Schlafzimmer und legte sie aufs Bett. "Morgen wird alles besser. Gute Nacht." Mit diesen Worten verließ Jenny das Zimmer. An Schlaf war für Liz natürlich nicht zu denken. Sie kauerte sich auf ihr Bett und begann leise an zu weinen. Wo war sie das hineingeraten? Womit hatte sie das verdient?
Sie erinnerte sich an ihre Erlebnisse vom Hafen. Der Typ der sie entführt hatte, war dort mit einem anderen gewesen. Sie hatten erst nur geredet. Liz war dort wegen einer Story gewesen. Gerade als sie gehen wollte, kamen plötzlich 2 Autos und ein Mädchen in Jennys Alter war unter Schreien aus dem einen Auto heraus in das andere gezogen worden. Liz hatte sich extrem zurückhalten müssen um nicht einzugreifen. Sie hätte eh nichts gegen die drei bewaffneten Typen aus dem einen Auto tun können. Wie auch? Alles was sie hatte, war ihr Notitzblock gewesen, auf dem sie die Nummernschilder notiert hatte. Eigentlich hätte sie sofort zur Polizei gehen sollen, doch auf dem Weg dahin lief sie an jenem verhängnisvollen Pub vorbei. Wieder hatte der Alkohol ihr Leben zerstört. Entrüstet kramte sie eine Flasche billigen Schnaps aus ihrem Nachtschrank und nahm einen tiefen Schluck. Was sollte sie tun?
Nachdem die Flasche halb leer war, schlief Liz einfach im sitzen ein, doch selbst im Schlaf fand sie keine Erholung. Immer wieder kamen ihr Bilder in ihren Träumen, auf denen sie Jenny sah. Sie lag auf dem Boden und Blut beschmutzen ihre kuperfarbenen Haare. Ihre braunen Augen waren starr in den Himmel gerichtet und ihr Mund zu einem stummen Schrei verzogen. Aus ihrer Brust ragte ein Messer, und Liz konnte nicht wegsehen. Immer wieder schoss das Bild vor ihre Augen, bis sie schließlich vollkommen verweint und verschwitzt erwachte. Es war 5:07.
Neuer Tag neues Glück.
Neues Kapitel neues Glück. Und wieder hole ich die letzten 40 Worte per Autorenkommentar raus. Und schneits bei euch schon? Dadurch, dass heute für mich erst der 3.10.2018 ist schneit es bei mir noch nicht. xD
Schönen 3. Dezember und danke fürs lesen
fresh_tune
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