[Roiben] erster prolog
Die Anspannung auf dem Feld war förmlich zu spüren. Die knisternde Luft gab das Zeichen für den bevorstehenden Kampf. Er atmete tief ein. Staub belegte seine Zunge und rauchige Luft füllte seine Lunge. Mit Herzrasen zog er die Bogensehne auf Schulterhöhe und legte den kleinen Pfeil an. Mit einem kaum vernehmbaren Flüstern sagte er: „Kae." Er spürte wie Magie durch seinen Körper floss und sich durch das Aussprechen der magischen Worte nach seinem Willen formte. Eine kleine Flamme züngelte und schlängelte an der Pfeilspitze entlang. Eine angenehme aber dennoch starke Wärme schlug ihm ins Gesicht.
Mit einem kurzen Blick nahm er die Landschaft um sich herum war. Die kargen Felsen beherbergten nur wenig pflanzliches und tierisches Leben. Am Horizont waren die schroffen Kanten der Berge zu sehen und ein blauer Gürtel teile das Land. Männer und Frauen in Rüstungen, mit Waffen und Schilden bepackt, liefen über das Feld und kämpften um Leben und Tod, Glaube und Gerechtigkeit, Ehre und Familie.
Nur wenige der Krieger beherrschten ihre magischen Gaben. Wer sich nicht mit Magie wehren konnte, war auf materielle Waffen angewiesen. Die Magie zu beherrschen machte einen Krieger zu einer gefährlichen Waffe. Magie hatte jedoch ihren eigenen Preis. Um sie einsetzen zu können, musste Energie aus der Umgebung oder von Lebewesen entzogen werden, sie mit dem Willen geformt und durch stoßweises Fließen, wie bei einem Herzschlag, ausgesendet werden.
Sein eigener Herzschlag schlug in einem kontinuierlichen Rhythmus, sein Atem ging ruhiger und seine Gedanken konzentrierten sich auf die Situation. Er ließ los.
Das Surren der Bogensehne erfüllte seine Ohren, ein kleiner Schimmer schoss über dem Himmel und traf sein Ziel. Ein kleines Tongefäß, gefüllt mit einem leicht entzündlichen Öl. Das Gefäß explodierte in einer Wolke aus purpurnen Flammen. Selbst auf dem Hügel auf dem er mit den anderen Bogenschützen stand, war die Hitze der Flammen zu spüren. "Guter Schuss, Cladis.", sagte eine Frau mit hellen Augen. Sie hatte blondes Haar, welches zu einem kunstvollen Knoten geschnürt war, damit er im Kampf nicht behinderte. Die Soldaten Elvanors hoben instinktiv ihre Schilde, welche mit einer Mixtur überzogen waren, die sie hitzeresistent machte.
Die Krieger Teryans waren auf dies nicht vorbereitet und wurden einerseits durch die Hitze geschädigt und andererseits durch die Lichtentwicklung geblendet. Das machte sie zu leichten Opfern für die Angriffe von Cladis Verbündeten.
Cladis hob die Hand und wischte sich einige lose Strähnen aus dem Gesicht. Er hatte schwarzes Haar, welches in einem festen Pferdeschwanz zusammen gebunden war, und dunkle Augen. Seine Haut war hell aber blass und mit Narben überzogen.
Er nahm einen weiteten Pfeil aus dem Köcher und legte ihn an die Sehne. Nach kurzem Zielen, schoss er. Das kleine Stück Holz flog über das Schlachtfeld und traf sein Ziel, einen Soldaten der gegnerischen Seite. Während Cladis die Umgebung kurz überblickte, entdeckte er den Herrscher von Teryan und seine Tochter, die Erbin des Throns. Tenebro hatte helle Haut und graue Haare, dennoch war er für sein Alter ein ernst zu nehmender Gegner. Seine Waffe war ein großer Stahlzweihänder, der mit Kriegsmagie verzaubert war, wodurch dieser einfacher aber todbringender zu schwingen war.
Aranea war trotz ihrer Jugend eine starke Frau und eine nicht zu unterschätzende Gegnerin. Ihr langes blondes Haar war zusammengeknotet und unter den Kopfschutz gesteckt. Aus dem jungen Gesicht blickten saphirblaue Augen hervor die eine gewisse Kühnheit und Stärke ausstrahlten. Cladis konnte nicht umhin sie zu bewundern, obwohl sie eine Feindin war. Sie kämpfte mit einem Einhänder in der einen, und einem Schild in der anderen Hand.
Cladis Aufmerksamkeit wurde nun wieder von der Schlacht beansprucht. Das Klirren der Waffen und die hunderten Stimmen dröhnten in seinem Schädel, sodass er seine Augen einen Moment schloss. Cladis befreite seinen Geist, sammelte sich und öffnete seine Augen wieder. Als er den Blick in die Entfernung schweifen ließ, sah er etwas anderes, etwas, dass vorher nicht da war. Eine schwarz gewandte Gestalt war am Rande des Kampfgetümmels erschienen. Ob Freund oder Feind, Mann oder Frau war auf diese Entfernung nicht auszumachen. Doch das plötzliche Erscheinen dieser Gestalt und eine unerklärlich bedrohliche Ausstrahlung ließ Cladis frösteln.
Ganz ruhig stand sie da. Ohne Bewegung. Cladis konnte erkennen, dass die Person einen dunklen Stab in den Händen hielt. Der Stab reichte der Person bis zur Brust, hatte einen geschwungenen Kopf und einen glänzenden, schwarzen Kristall an der Spitze, kaum zu sehen aber dennoch zu erahnen. Noch immer stand sie still und nur der Wind, der den langen Umhang flattern ließ, brachte Bewegung in die Gestalt.
Cladis wollte sich von ihr abwenden als etwas geschah. Schwach fing der Boden an zu glimmen. Erst nur so schwach, dass es kaum zu sehen war. Dann wurde es stärker. Es begann stark rot zu glühen und die Luft flimmerte. Mit zusammengekniffenen Augen blickte Cladis auf das Geschehen. Dann sah er, dass der Stein in näherer Umgebung der Gestalt glühte. Er schmolz! Was auch immer gerade passierte, Cladis war sich sicher, dass es nichts Gutes war. Mittlerweile war das Glimmen und Glühen so stark, dass es ohne Anstrengung zu sehen war.
Eine kleine Erschütterung, sie wäre nicht stark genug gewesen, um ein Glas Wasser umzuwerfen, aber trotzdem verlor Cladis kurzzeitig das Gleichgewicht. Es war schon merkwürdig, dachte er. Diese sonderbare Gestalt und dann ein mächtiger Zauber. Doch dann veränderte sich das Geschehen. Das Glimmen verstärkte sich sodass die Luft flimmerte wie bei einem Feuer. Es nahm eine rot-braune Färbung an und schwacher Dampf strömte aus der glimmenden Erde.
Cladis richtete seinen Blick auf die Kämpfenden, die von alldem noch nichts bemerkt hatten. Er überlegte wie er seine Leute auf die Gefahr aufmerksam machen sollte, als Cladis bemerkte, dass die Person sich nicht mehr auf dem Boden befand. Sie schwebte eine handbreit über dem Boden. Eine Auswirkung des hohen Magieverbrauchs, wie er vermutete.
Schwarzer Rauch hing über dem verkohlten Boden, und ließ es aussehen als wäre es ein Fluss aus Lava der sich langsam und kriechend, aber zerstörerisch seinen Weg bahnte. Bei näherer Betrachtung sah es tatsächlich aus als würde die Erde schmelzen und Teil eines Lavastroms werden.
Nun hatten auch die ersten Soldaten die Zauberei bemerkt und machten sich daran aus der Reichweite zu kommen um nicht Gefahr zu laufen, selbst zu verglühen. Die Person machte weiter mit ihrem Zauber und es schien ihr egal zu sein, wen sie mit ihrer Magie verletzte, denn der Lavastrom, wie Cladis nun erkannt hatte, floss unaufhaltsam auf die Kämpfenden zu. Was auch immer sie versuchte zu bezwecken, Cladis musste sie stoppen. Mit großen Schritten lief er den kleinen Hügel hinab und verhakte seinen Bogen im Rücken um sich ungehindert bewegen zu können. Mit Hilfe seiner Ellbogen stürmte er durch die hitzige Schlacht, versuchte dabei aber so wenige Kämpfe wie möglich zu stören, aus Angst, dass dadurch einer seine Leute verletzt werden könnte.
Ein feindlicher Soldat sprang ihm in den Weg und verhinderte das Weiterkommen. Cladis knurrte und zog einen kurzen Dolch hervor, in diesem dichten Gedränge würde er nützlicher sein, als ein langes Schwert. Der Mann vor ihm grinste schon siegessicher. Cladis konnte in seinen dunkelroten Augen die Kriegslust erkennen. Der Soldat stürmte mit erhobenem Kurzschwert auf Cladis zu, doch mit einer flinken Bewegung wich er dem Schlag aus. Er bewegte den Dolch pfeilschnell auf eine Lücke in der Verteidigung seines Gegners zu, doch mit einer überraschenden Drehung prallte das kurze Stück Metall an der Rüstung ab. Mit einem starken Stoß des Schwertknaufes brachte er Cladis aus dem Gleichgewicht und beinahe wär er gestürzt. Als der Mann zum Gnadenstoß ansetzten wollte, bohrte sich Cladis Dolch in seine Brust. Röchelnd ging er in die Knie und ließ das Schwert los, welches klirrend im Schlachtenlärm unterging. Cladis beeilte sich weiterzukommen und blickte sich nicht noch einmal um. Er spürte wie er Schmerzen beim Luftholen bekam.
Als er den Rand der Schlacht erreichte, holte er erst einmal tief Luft um wieder zu Kräften zu kommen. Der unebene, von der Schlacht gekennzeichnete Boden, hatte es ihm nicht ermöglicht gerade zu laufen. Die kleinen Erhöhungen waren schon eine kleine Hürde gewesen, besonders wenn man bedachte, dass er nicht mehr der Jüngste war. Nach dieser kleinen Pause, nahm er wieder seinen Bogen zu Hand. Cladis zog Magie aus der Umgebung, und spürte wie sie aus der Luft und der Erde in seinen Körper floss. Er strich mit einer Hand an dem blanken Holz vorbei und streifte dabei die Sehne, woraufhin ein schimmernder, hellgrüner Pfeil, allem Anschein nach komplett aus Licht bestehend, an der Sehen erschien. Er legte den Pfeil richtig an und lief weiter auf die Person zu. Wenn er sie mit dem Pfeil treffen würde, würde es sie nicht töten, sondern für einen kurzen Zeitabschnitt ihre Kräfte aufhalten.
Nur noch wenige Meter trennten Cladis von seinem Ziel und er zog die Sehne zurück. Nach kurzem Zielen ließ er den Pfeil loß und beobachtete wie er die Luft durchschnitt und auf den Rücken der Person zu raste. Als Cladis schon dachte, er hätte sein Ziel getroffen, zersprang der Pfeil nur Zentimeter vor der Gestalt in hunderte, kleine Lichtfunken. Mit leicht überraschtem Gesichtsausdruck drehte die Person den Kopf zu Cladis um und er konnte sofort erkennen dass es sich um eine Frau handelte. Feine, dunkelrote Locken fielen ihr auf die Schultern, nur bedeckt von der schwarzen Kapuze die sie trug. Die Frau hatte ein schmales Gesicht mit dunklen, fast schwarzen Augen und schmalen Lippen. Die Haut war blass und bot einen starken Kontrast zu den dunkelroten Haaren und den dunklen Augen und sie wirkte auf eine exotische Weise attraktiv. Nun konnte Cladis auch den Stab sehen, den sie bei sich trug. Er war aus schwarzem Holz und mit einigen Runen besetzt, die einen schnelleren Magiegebrauch verursachten. Der Stein an der Spitze strahlte in einem sanften, bläulich schimmernden Licht und verstärkte, vermutete Cladis, die Kräfte dieser Frau. Schlanke Finger umgriffen den Schaft und Cladis konnte einen mattschwarzen Ring erkennen.
"Wer seid ihr?", fragte Cladis während er die Frau genauer betrachtete um eventuelle Schwachpunkte herauszufinden. "Ich verstehe den Sinn eurer Frage zwar nicht, aber wenn es euch so viel bedeutet werde ich euch meinen Namen nennen. Man nennt mich Zira. Doch bildet euch nichts darauf ein, nur weil ihr meinen Namen kennt. Oder sollte ich sagen, einen meiner Namen?", antwortete die Frau mit einer ungewöhnlich tiefen Stimme, die überhaupt nicht zu ihrem Aussehen passte. Sie verzog die Lippen zu einem spöttischen Grinsen. Er verstand zwar nicht ganz, was die Frau, Zira, damit meinte, dass sie mehrere Namen hätte, aber was ihn verwunderte, war der leere Ausdruck in ihren Augen. "Für wen arbeitet ihr?", fragte er. Ausdruckslos starrte sie ihn an. Die Augen waren noch immer seltsam leer und kein einziger Lichtpunkt reflektierte sich in ihnen. "Für wen arbeitet ihr?", fragte er erneut, diesmal mit stärkerer Stimme. Zira schaute ihn weiter an, sagte dann jedoch: „Ich?". Sie lachte. Es war ein kaltes Lachen, ganz ohne Freude, dass einem die Haare zu Berge stehen ließ. "Ich habe keinen Herren. ich diene nur meinen Wünschen." Während sie sprach, spürte Cladis, wie die Hitze des angrenzenden Lavastroms drastisch anstieg. Wie ein wahrer Schlund der Hölle, dachte er und musste unwillkürlich schaudern.
"Aus welchem Grund tun sie das?", wollte Cladis wissen. "Einen Grund?", sagte sie verwirrt. "Seit wann braucht man Gründe zum Spaß haben?" Wieder lachte sie ihr kaltes Lachen und Nervosität machte sich in Cladis breit. Skrupellosigkeit und Macht war eine schlechte Mischung. Er musste sie aufhalten. Aus den Augenwinkeln sah Cladis wie einige seine Leute, hauptsächlich Ozeanelfen, versuchten den Lavastrom aufzuhalten indem sie ihre Magie benutztem, um Ströme tiefblauem Wasser zu beschwören. Zischend traf es auf das geschmolzene Gestein und begann langsam zu verdampfen, während die Lava langsamer floss und an einigen Stellen stoppte.
Da Zira gegen Magie anscheinend einen starken Schild beschworen hatte, zog Cladis in Sekundenschnelle sein Waldelfenschwert hervor. Dämmerung, so hatte er seine Klinge getauft, glühte in dem Licht der Lava und der rötliche Stahl, der zur Namensgebung beigetragen hatte, spiegelte Lichtpunkte wieder, sowie in den Runen, die während des Faltprozesses eingelassen wurden.
Mit schnellen Schritten stürmte er auf die Zauberin zu, um sie zu treffen, während sie noch über der Erde schwebte, doch aus diesem Plan wurde leider nichts, als eine besonders starke Welle aus Magie ihn zurück taumeln ließ. Während er sich noch von dem Schlag fing, glitt Zira langsam auf den Boden zurück. Sofort als ihre Füße den Boden erreichten, stürmte Cladis wieder vorwärts und stieß mit der Spitze in seine Gegnerin. Er spürte wie der Stahl Stoff, Haut und Fleisch durchdrang und sah wie der schwarze Mantel sich an der Eintrittsstelle seines Schwertes rot verfärbte, als Blut aus der Wunde tropfte und sich am Boden in einer dunkelroten Pfütze sammelte. Cladis fand es erschreckend wie einfach es war so eine mächtige Frau zu töten, indem er ihr mit einem einfachen Schwertstoß das Leben nahm. Er hatte mehr Widerstand erwartet.
Zu einfach, dachte Cladis - als er einen starken Stoß in den Rücken bekam und auf die Knie ging. "Das war aber nicht sehr nett.", sagte die Stimme von Zira hinter ihm. Sie lachte ihr freudloses Lachen. Cladis blickte auf. Die Frau, die er soeben mit seinem Schwert durchstoßen hatte, war verschwunden, genau wie das Blut an Klinge und auf der Erde. Bei den Elf - Illusionsmagie! erkannte Cladis entsetzt. Illusionsmagie war ein unbekannter Zweig der Magie aber wahrscheinlich auch einer der gefährlichsten. Mit Hilfe dieser Magie konnten ihre Anwender Visionen in den Köpfen ihrer Gegner erscheinen lassen, die sie an ihrem Verstand zweifeln lassen oder ein Trugbild erschaffen, mit dem der Gegner dann kämpft und seine Kräfte verschwendet. Dann war es ein leichtes für den Magier sein Gegenüber auszuschalten. Aber so stark diese Magie war, so hoch war auch der Preis sie zu wirken. Um Illusionsmagie anwenden zu können, wird, neben der eigentlichen magischen Energie, ein Teil der eigenen Lebensenergie verwendet. Dies war einer der Hauptgründe, weshalb die Illusionsmagie vor 900 Jahren für verboten erklärt wurde. Durch dieses Verbot geriet sie in Vergessenheit.
Cladis wollte sich aufrichten als ihm schwarz vor Augen wurde und er sie für einen Moment schloss. Nur eine Sekunde später öffnete er sie wieder - und sah sich selbst gegenüber stehen. Das Trugbild (Was konnte es anderes sein?) zückte ein gleich aussehendes Schwert und lief mit lautlosen Schritten auf den echten Cladis zu. Die schweren Lederstiefel ließen weder Abdrücke auf dem staubigen Boden zurück, noch wirbelten sie den Schmutz auf. Schnell erhob er sich und festigte den Griff um sein eigenes Schwert um einen tief geschwungenen Schlag abzuwehren, in dem er seine eigene Klinge vor seinen Körper hielt. Wieder und wieder krachte Stahl auf Stahl. Cladis duckte sich seitlich als Trugbild-Cladis ein weiteres Mal ausholte, verspürte einen weiteren stechenden Schmerz im Rücken und verlagerte sein Gewicht auf ein Knie. Dabei erkannte er, dass alles an diesem Trugbild durchscheinend war. Bis auf die Klinge. Und in dieser erkannte Cladis den Schlüssel um dieses Trugbild zu vernichten.
Bei einem Trugbild gab es immer einen Teil, der eine Verbindung zur realen Welt herstellte. Mit diesem speziellen Teil, ist der Zaubernde mit dem Trugbild verbunden. Doch in der Verbindung liegt auch der Schwachpunkt. Wird dieser von dem Gefangenen zerstört, so wird das Trugbild als Ganzes vernichtet. Und Cladis meinte, die Verbindung dieses Trugbildes gefunden zu haben.
Er brachte einige Schritte Abstand zwischen sich und seinem Doppelgänger und legte seine linke Hand auf den Erdboden. "Anem", flüsterte er und nahm Magie aus der näheren Umgebung auf, zog sie aus dem Boden, der Luft und den kärglichen Pflanzen und leitete sie in einen Punkt, während er mit den magischen Worten, die Magie bündelte und dann austreten ließ.
Der Boden fing an zu vibrieren, als dicke Wurzeln aus der Erde sprossen und sich wie eine Schlange um die Beine und Arme des Doppelgängers wanden und ihn in die Knie zwang. Unfähig mit gefesselten Gliedmaßen etwas zu tun, fiel die Klinge aus seinen Händen und landete klirrend zu seinen Füßen. Ohne jegliche Emotionen starrte der falsche Cladis den echten an. Wie eine Maske war das Gesicht, glatt und ohne jedwede Gefühlsregung. Cladis lief hinüber zu seinem gefesselten Gegenüber und hob die beinah identische Klinge auf.
Er platzierte sie auf einem Felsen und schlug mit seinem eigenen Schwert darauf ein. Nach wenigen Schlägen, begann der unechte Stahl zu knacken und ein feiner Riss bildete sich etwas oberhalb des Griffes. Mit zwei weiteren, gut platzierten Hieben brach das Schwert entzwei und hinterließ nichts als ein strahlendes Licht, welches Cladis dazu veranlasste die Augen zu schließen. Als er hörte wie jemand wütend schnaubte, öffnete er die Augen wieder und sah dass er wieder dort stand, bevor Zira ihn verhext hatte. Auch sie war noch immer da. Es hatte den Anschein als wolle sie warten bis das Trugbild ihn geschwächt hätte, ehe sie ihm den finalen Stoß gegeben hätte.
"Tse. Und ich hab gedacht, dass es schon vorbei wäre." Zira stürmte auf Cladis zu und schlug mit ihrem Stab nach ihm. Überwältigt von der Schnelligkeit schaffte er es nicht gänzlich den Schlag zu parieren. Er taumelte nach hinten und Zira nutzte die Gelegenheit um weiter auf ihn einzuschlagen. Um schlimmeres zu vermeiden, stieß er sie mit einer Welle Magie von sich weg, damit er wieder einen sicheren Stand hatte. Zira wurde nach hinten gedrückt, ließ sich dadurch jedoch nicht beirren und ging zu ihrem nächsten Schlag über. Cladis parierte, Stahl krachte auf Holz. Zähneknirschend wehrte einen Hieb nach dem nächsten ab. Als sich ihm die Gelegenheit bot, wirbelte er die Klinge in einem weiten Bogen um seinen Körper und hämmerte mit voller Kraft auf sein Gegenüber ein. Verdutzt wich sie nach hinten. Ihre Versuche die Schläge abzuwehren, waren schwach, und darin sah Cladis seine Chance. Diese Frau war eine Kämpferin, keine Verteidigerin.
Er brachte etwas Abstand zwischen sich und seiner Gegnerin. Bevor diese ihm folgen konnte, nutzte er das letzte bisschen Magie, welches ihm blieb, und nutzte den gleichen Zauber, wie bei dem Trugbild zuvor. Dicke Ranken schossen aus dem Boden, wickelten sich um die Beine der überraschten Zira und hielten sie fest. Cladis lief auf sie zu, um zuschlagen zu können, bevor sie sich befreien konnte. Doch noch bevor er in ihrer Nähe war, verbrannten die Ranken um Ziras Beine und fielen als Asche zu Boden. Auf ihren Lippen zeigte sich ein boshaftes Grinsen. Ohne jede Vorwarnung wurde Cladis von den Füßen gerissen. Das Schwert wurde ihm aus der Hand gerissen und landete mehrere Meter entfernt von seinem Aufprallort. Schwer kam er auf dem harten Boden auf, die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst und der Schmerz in seinem Rücken machte sich wieder bemerkbar. Er hörte wie Zira näher kam, langsam, fast schon gelassen ging sie auf ihn zu. Sie hob den Stab um ihn ein letztes Mal zuschlagen zu können, doch ein explosionsartiges Geräusch ließ sie innehalten. Sie blickte nach Westen und Cladis folgte ihrem Blick. Eine dicke Rauchfahne hing über der Schlacht und bedeckte den Himmel. Zira senkte ihren Stab und ging einen Schritt darauf zu.
Cladis stand währenddessen wieder auf und versuchte den pochenden Schmerz in seinem Rücken zu ignorieren. Er bemerkte, dass die Schlacht sich von ihrem Ursprungsort entfernt hatte. Die Soldaten auf Seiten Elvanors hatten ihre Kontrahenten beinahe in deren Basislager zurück gedrängt.
Cladis griff nach Dämmerung und stürmte auf die noch immer abgelenkte Zira zu. Ohne hinzusehen jedoch, stieß sie ihn beiseite, als sie einen starken Magiestoß auslöste. Cladis landete erneut auf dem staubigen Erdboden. Zira hatte sich jetzt ihm zugewandt. In ihrem Gesicht spiegelte sich Enttäuschung aber auch Wut wieder. "Ich fürchte, ich muss mich jetzt verabschieden.", sagte die schwarz gewandte Frau. "Diese Schlacht scheint sich dem Ende entgegen zuneigen. Ich hatte gehofft noch etwas mehr über...", sie stoppte in ihrem Satz. "Na, jedenfalls. Man sieht sich, Cladis, Herrscher von Elvanor. Vielleicht schon früher als du es ahnen wirst."
Und noch bevor Cladis mehr tun konnte, als die Hand zu heben, war Zira mit dem Wind verschwunden. Nur der jetzt stillgelegte Lavafluss erzählte noch von ihren Kräften. Cladis starrte auf die Stelle an der sie gerade verschwunden war und fragte sich wieder, wer diese Frau eigentlich war. Doch seine Leute brauchten ihn jetzt, also schob er diesen Gedanken erst einmal beiseite und rappelte sich auf. Er klopfte den Staub von seiner Rüstung und griff sich den Bogen den er verloren hatte. Mit großen Schritten, währenddessen verstaute er den Bogen und das Schwert wieder an seinem Körper, lief er auf das Schlachtfeld zu und schloss sich seinen Männern an.
Stunden später, so kam es Cladis vor, saß er in seinem Zelt. Die Schlacht war vorüber. Tote und Verwundete wurden vom Schlachtfeld getragen, während sich die Sanitäter um Wunden kümmerten und Diener mit allerlei Speisen und Getränken herumliefen und sie an die Soldaten verteilten.
Waffen und Rüstungen wurden abgelegt und gesäubert, Tiere verpflegt und in Ställe gebracht. Während die Küchen- und Schmiedeplätze auf vollen Touren liefen, ließ Cladis seine Gedanken über das Geschehene streifen, um die Ereignisse zu verarbeiten und im Gedächtnis zu behalten.
Elvanor hatten gewonnen, aber diese fremde Zauberin ging Cladis nicht mehr aus dem Kopf. Wer war sie? Cladis hatte noch nie eine so mächtige Frau getroffen. Auch hatte er noch nie von ihr gehört. Wenn sie so mächtig war, müsste sie doch irgendjemandem aufgefallen sein, oder nicht? Und was hatte ihre Aussage bezüglich ihrer mehreren Namen zu bedeuten? Aber niemand, den er von ihr erzählte, vom Kriegsrat bis zum Schmiedelehrling, hatte je von dieser Frau gehört.
Cladis sagte sich im Kopf immer wieder auf, was er über diese geheimnisvolle Frau wusste. Lockiges, dunkelrotes Haar, blasse Haut, schlank und dunkle Augen. Mächtige Magie, die auf eine Sonnenelfe hinwies, sowie Illusionsmagie, welche das wohl bedeutendste Merkmal an ihr war. Dazu der Stab mit dem sie ihre Zauberkraft wirkte und ein mattschwarzer Ring. Kaltes Lachen, ganz ohne Freude, und eine finstere Ausstrahlung die er sich nicht erklären konnte.
Er nahm sich vor, sich in Erdensthron wieder nach ihr zu erkundigen. Draußen vor dem Zelt begann nun ein Gesang gemischt mit betrunkenen Gegröle und Schreien. Cladis war zwar nicht in Feierstimmung, ging aber trotzdem mit seinen Kriegern, die ihn laut und freudig rufend empfingen und ihm sofort einen Becher Bier gaben.
In der Ferne, zwischen einigen verkümmerten Bäumen, nur spärlich beleuchtet vom Mondschein stand Zira und beobachtete die feierwütige Meute. Ein boshaftes und verzerrtes Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht. Sie hatte für heute genug gesehen. Aber sie freute sich schon auf ein erneutes Wiedersehen. Mit wehenden Locken und Umhang verschwand sie zwischen den Bäumen in der Dunkelheit und hinterließ nichts, außer dem Wehen des Windes und dem Rascheln der abgestorbenen Blätter.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top