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"Und? Hast du was?", fragte Will seinen Weggefährten. Lennox seufzte entnervt auf und schüttelte den Kopf.
"Wie sollen wir da bitte rein kommen, wenn es keinen Schlüssel gibt?", regte der dunkelhaarige Neuankömmling sich auf. Will legte die Stirn in Falten:"Vielleicht muss man eine Sirene sein, um dort hineinzukommen? Das erschwert es Eindringlingen, Gefangene zu befreien, oder was auch immer dahinter ist." Lennox warf im einen verächtlichen Blick zu.
"Was du nicht sagst."
Just in diesem Moment hörten sie, wie unter ihnen lautes Gebrüll entstand.
"Verflixte Krabbe, die Sirenen müssen unseren Widerstand überwunden haben. Was machen wir jetzt? Wir können nirgendwo hin!", murmelte Will mehr zu sich selbst als zu Lennox. Dieser hatte aufgehört nach einem Schlüsselloch zu suchen und rammte nun immer wieder seine Schulter gegen die Tür.
Will massierte sich genervt das Nasenbein:"Das bringt doch nichts, du machst nur unnötig viel Lärm. Lass es lieber, sonst -"
Das Zerbrechen der Tür unterbrach den blonden Meermann und er starrte erstaunt auf den freigelegten Gang.
Selbstlobend klopfte Lennox sich auf die Schulter und grinste. Will verdrehte die Augen.
"Scheint nicht ganz so robust zu sein. Na los, wir haben keine Zeit zu verlieren!"
Das ließ sich Lennox nicht zweimal sagen und er folgte ihm durch die entriegelte Tür.
"Das ist das reinste Labyrinth hier drin! Wie zur Hölle finden sich die Sirenen hier zurecht?!", nörgelte Lennox herum und schwamm nach links, ohne zu wissen, was ihn erwartete.
"Wie gesagt, so werden sie Feinde los.", beantwortete Will seine Frage und deutete auf ein paar Knochen in der Ecke. Angewiedert verzog Lennox das Gesicht und legte einen Zahn zu.
Plötzlich spürte er, wie Will aprupt anhielt und wandte sich diesem zu.
"Hast du das gehört?", fragte er seinen Vordermann und schaute umher, als suche er etwas.
"Was soll ich gehört haben? Oh, vielleicht mörderische Sirenen, die unserer Spur folgen, um uns kaltblütig auf welche Weise auch immer umzulegen! Ich würde es deshalb vorziehen, mehr Abstand zwischen uns und diese Wesen zu bringen, und ich hoffe, du möchtest das selbe tun, weil ich dich nämlich sonst hier zurücklassen müsste.", erklärte sich Lennox und wandte sich ab.
Will schüttelte den Kopf und zog die Stirn in Falten:"Nein, das hörte sich nicht an wie Sirenen. Eher wie -"
"OH MEIN GOTT, WAS -", schrie eine weibliche Stimme, bevor ihr blitzschnell eine Hand vor den Mund gehalten wurde.
Will und Lennox wichen zurück und betrachteten die zierliche Gastalt genauer. Das Mädchen warf ihrem Kumpanen einen leicht vorwurfsvollen Blick zu, woraufhin er die Hand entfernte. Dann atmete sie kurz tief durch, bevor sie ihren Satz fortsetzte:"Was um alles in der Welt macht ihr hier unten?"
"Melody, Nyx, man habt ihr uns erschreckt. Wie habt ihr uns gefunden?", fragte Will sichtlich erleichtert seine Freunde zu sehen, ohne auf Melodys Frage einzugehen.
"Das Loch in der Wand war nicht zu übersehen.", bemerkte Nyx trocken und warf Lennox einen Blick zu, der stolz grinste. "Seid froh, dass wir euch zuerst gefunden haben. Die Sirenen sind auch irgendwo hier unten, wollen wir hoffen, dass sie uns nicht finden.", setzte Melody ihre Rede fort. Sie wandte sich an Will.
"Habt ihr irgendetwas von den anderen gehört?", fragte sie ihn hoffnungsvoll.
Will schüttelte den Kopf:"Nein. Ich befürchte, wir sind auf uns allein gestellt."
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Wie durch Seegras hörte Arizona die hellen Stimmen der Sirenen. Blinzelnd öffnete sie die Augen und versuchte, das Verschwimmen der Bilder zu stoppen. Ihr Kopf pochte, ihre Hände waren verrengt auf ihrem Rücken zusammengebunden und ihre Schwanzflosse fühlte sich schwerer an als je zuvor.
"Hey, Arizona. Bist du wach? Komm schon!", hörte sie eine bekannte Stimme von links. Sie drehte benebelt den Kopf und erblickte rote Locken. "Konzentriere dich! Ich brauch dich hier, na los!"
Arizona presste die Augen zusammen und öffnete sie erneut. Sofort konnte sie besser sehen und erkannte auch Arelè neben sich. Auch sie war gefesselt, schien aber unverletzt zu sein.
"Was ist passiert?", fragte die Amazone ihre Mitstreiterin. Arelè seufzte.
"Sie waren uns überlegen. Ich kam gerade dazu, als sie uns überrannt haben. Von irgendwoher kam Verstärkung. Ich kann nur hoffen, dass sie Koral und Luke nicht gefunden haben.", erklärte die Macambrianerin leise.
"Lagoona und Cole?", fragte Arizona Arelè. Diese deutete mit ihrem Kopf nach hinten. Arizona drehte den Kopf und erschrak.
Lagoona schien es gut zu gehen, sie schwamm schweigend neben den Sirenen her.
Cole hatte es härter erwischt.
Er hatte Wunden am Fischschwanz und sein Kopf hing bewusstlos herunter. Als sie sich wieder Arelè zuwandte, war ihr Verstand geschärft.
"Wo bringen die uns hin?", flüsterte sie, um die Aufmerksamkeit der Sirenen nicht noch mehr auf sich zu lenken.
Arelè hob den Kopf und sah Arizona direkt in die Augen.
"Ich weiß es nicht."
"He!"
Eine Sirene war auf das Gespräch aufmerksam geworden und hob Arizona ihren Dreizack unter die Nase. Missbilligend blickte die Amazone ihrer Widersacherin in die Augen.
"Hört auf zu reden und seid still, ihr dämlichen Nixen!", keifte die silberflossige Meeresbewohnerin.
"Nimm dieses Ding aus meinem Gesicht, Sirene.", drohte Arizona ihr. Die Sirene lachte kreischend. Gequält senkte Arelè den Kopf.
"Drohst du mir etwa, du dreckige Amazone? Du bist nicht in der Lage, mir zu drohen, also halt den Mund, bevor ich ihn dir stopfe!", beleidigte die Sirene Arizona. Diesen Spruch hatte sie schon so oft gehört, dass es sie nicht weiter verletzte.
Mürrisch wandte sie sich von der bewaffneten Kämpferin ab und blickte nach vorne. Sie schwammen auf eine große weiße Tür zu und Arizona wappnete sich für das schlimmste, als die ersten Sirenen die Tür öffneten.
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In einer Hütte vor der Stadt hantierte Koral mit allem, was ihr zur Verfügung stand, um Luke zu verarzten. Der Zwilling hatte mehrere kleine Schnittwunden an Oberkörper und Flosse, doch Koral konnte keine lebensbedrohliche Verletzung entdecken.
"Warum wachst du nicht auf? Was habe ich übersehen?", murmelte die Asiatin verzweifelt vor sich hin. Erneut untersuchte sie die Schnittstellen und tastete den Körper ihres Patienten ab. Gerade als sie aufgeben wollte, bemerkte sie eine winzige Einstichstelle an seiner linken Hüftseite. Besorgt inspizierte Koral die Verletzung.
"Das ist doch nicht wahr. Wie kann das sein?" Entsetzt über ihren Fund fuhr sie über die Stelle, aus der violette Flüssigkeit austrat. Koral hatte bisher nur in Büchern über solch eine Verletzung gelesen, nie hatte sie diese bei Macambrianern gesehen, geschweige denn behandelt.
"Was soll ich tun? Wie kann ich dir helfen, Luke?", flüsterte die Heilerin aufgebracht. Ihre Mutter hatte ihr zwar unzählige Verletzungen und deren Behandlung gezeigt, aber selbst sie wäre hier mit ihren Künsten am Ende.
Während Koral vor sich hin grübelte und ihrem Patienten immer wieder besorgte Blicke zuwarf, verstummte plötzlich das laute Stimmengewirr. Überrascht hob Koral den Kopf und eilte zum Fenster des Hauses. Da sie nicht weit von dem Angriffsort entfernt war, konnte sie erkennen, was geschehen war:
Der Widerstand gegen die Sirenen war gefallen. Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
'Was ist passiert? Wo sind meine Freunde? Sind sie verletzt?' All diese Gedanken huschten in ihrem Kopf umher und vernebelten ihren klaren Durchblick.
Sie stand weiterhin in der Tür und starrte auf die Sirenen in der Ferne, die ihre Freunde fesselten und mit sich schleppten.
Plötzlich hörte sie die Stimme ihrer Mutter in ihrem Kopf:
Koral. Konzentriere dich!
Was musst du tun?
Fokussiere dich auf deine Aufgabe!
Denk nach, mein Kind!
Die Nixe schüttelte den Kopf. Die Worte ihrer Mutter in ihrem Geist klären ihren Verstand und schafften Ordnung in das Chaos in ihrem Kopf. Koral drehte sich um und wandte sich Luke zu. Sie wusste nun, was zu tun war. Doch bevor sie Luke helfen konnte, musste sie erst ihren Freunden helfen.
Sie holte das kleine Gerät hervor und drückte nach kurzem Zögern einen Knopf. Nachdem sie dies getan hatte, steckte sie es wieder ein, in der Hoffnung, dass sie rechtzeitig gehandelt hatte. Dann wandte sie sich wieder dem auf dem Tisch liegenden Meermann zu.
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"Ich glaube, wir haben uns verlaufen.", bemerkte Lennox laut, als sie nun schon zum dritten Mal an der gleichen Ecke rechts abbogen. Genervt verdrehte Melody die Augen und schnaubte. Nyx drehte seinen Kopf und sagte spöttisch:"Was du nicht sagst. Aber hast du eine andere Idee als hier rummzuirren und zu hoffen, die Gefangenenzellen zu finden?"
"In der Tat, die hätte ich. Wie wäre es, wenn wir mal links rum gehen?", stichelte Lennox und grinste. Will stoppte und seufzte.
"Es bringt nichts, wenn wir uns ankeifen. Ich schlage vor, wir schwimmen einfach mal nach links und schauen, was passiert. Verirrt haben wir uns sowieso schon.", meinte der blonde Meermann und bog ab. Nyx grummelte kurz vor sich hin, folgte dann aber seinem Freund. Die Truppe schwamm nun einen sehr viel dunkleren Pfad entlang. Auf einmal blieb Will, der voran schwamm, aprupt stehen.
"Woah, sag doch, wenn du anhältst, Mann!", beschwerte sich Lennox und schwamm einen Meter rückwärts. Nyx jedoch schob sich an Will vorbei und lugte um die Ecke. Melody wagte es kaum, zu atmen.
"Was ist da, Nyx? Sind dort die Zellen?", fragte sie ihn leise. Nix nickte stumm.
Erleichtert schwamm Melody zu ihm und wollte um die Ecke biegen, als Nyx sie blitzschnell zurückzog. Melody starrte in fragend an und wollte schon zum Protest ansetzen, als er ihr und den beiden anderen Suchern bedeutete, nachzuschauen. Melody riskierte einen Blick in den Gang und sog scharf Luft ein.
Lennox, der hinter Will versteckt war, quengelte wie ein kleines Kind.
"Was ist denn da? Kann ich mal sehen?"
Melody warf ihm einen wachsamen Blick zu und flüsterte so leise sie konnte:"Sirenen."
Sofort verstummte der Sechzehnjährige. Melody beobachtete weiterhin, wie die Sirenen durch die Zellengänge schwammen. Fast jeder Käfig war besetzt von Nixen, Criaturas oder anderen Macambrianern. Bewaffnet mit ihren silbernen Dreizäcken durchquerten die Sirenen die Gänge, bis sie vor einer Tür stehen blieben.
Eine der Sirenen schob ihren Dreizack in das Schlüsselloch und die Zellentür sprang auf.
Dann zerrte sie an dem Insassen und bugsierte diesen aus der Zelle. Als der Gefangene ins schwache Licht trat, erkannte Melody sein Gesicht und traute ihren Augen nicht.
Die Gefangene war Calima Malanguina, Herrscherin von Aquarenia!
Heyho,
wie geht's wie stehts? :)
Ich hab noch Ferien und bin sehr glücklich darüber, wenn ich mir anhöre, wie es denen ergeht, die schon Schule haben :o
Zum Kapitel:
Jetzt haben sie Calima endlich gefunden, und dann wird sie abtransportiert. So ein Pech aber auch!
We steht es um Luke? Vermutungen, welche Verletzungen er erlitten hat? :]
Ich freue mich wie immer über Verbesserungsvorschläge, Kritiken und random Kommentare. Sternchen sind auch gern gesehen XD
Read us soon (ich denke wirklich sehr bald),
- ʟɪᴛᴛʟᴇꜱᴇᴄʀᴇᴛꜱᴛᴏʀʏ -
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