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Knappe drei Stunden später stand Melody an der Gepäckauflage. Drei verdammte Stunden! Zwei, um zum Flughafen zu fahren, mit dem Bus, da sie weder einen Führerschein, geschweige denn noch ein Auto parat hatte und Larissa leider nicht zur Verfügung stand. Und dann noch ungefähr eine Stunde, in der sie ihr Gepäck aus dem Wagen geholt hatte, den Reisepass heraus gesucht hatte und jetzt schon eine halbe Stunde an dieser Gepäckauflage stand und darauf wartete, endlich den schweren Überseekoffer auf das Band hieven zu können. Gut, dazwischen hatte sie noch etwas gegessen und war auf der Toilette gewesen, aber das war eher nebensächlich. Mittlerweile war es ungefähr halb neun am Abend und der Flughafen lag im Dunkeln. 

Nach weiteren zehn Minuten gefühlt endlos langer Wartezeit konnte sie endlich durchatmen, denn ihr Koffer lag nun sicher verstaut - und ohne Schäden, denn sie hatte einen kleineren geholt - auf dem Gepäckband und die Sechzehnjährige konnte ohne irgendwelche Sorgen oder Probleme zum Check-In gehen und später ins Flugzeug steigen. Es waren nur noch wenige Menschen unterwegs und somit war das Flugzeug nur zur Hälfte gefüllt. Die meisten Fluggäste schienen zu pendeln und soweit sie sehen konnte, war Melody die einzig minderjährige Person. Dank Larissa und Fred konnte sie überhaupt fliegen, denn ohne Unterschrift eines Vormunds wäre es ihr nicht möglich gewesen. Glücklicherweise hatte Melodys Vater daran gedacht und die beiden für seinen Aufenthalt in Deutschland dazu berechtigt. 

Nach einer halben Stunde saß Melody auf ihrem Platz ganz hinten, eingequetscht zwischen einem etwas rundlicherem Mann und einer schlanken, alten Dame. Aber das störte Melody weniger, denn sie hatte mit Übelkeit und Flugangst zu kämpfen und musste sich stark anstrengen, damit sie sich nicht auf der Stelle nach vorne lehnte und sich auf dem Schoß der Dame übergab. Als das Flugzeug dann auch noch anfing zu wackeln und zu ruckeln, war es um sie geschehen und sie stürzte zur Toilette, um das billige Mittagessen aus ihrem Magen zu befördern. Es war ihr erster Flug, denn Quentin und sie hatten weder die Zeit noch das nötige Geld, um irgendwohin zu verreisen. Aber wer musste das schon, wenn man in Barcelona wohnte?

Nachdem sie sich frisch gemacht hatte, kam sie aus der Toilette und bemerkte peinlich berührt, dass sich davor eine Schlange gebildet hatte. Mit gesenktem Kopf und hochroten Wangen ging sie zurück zu ihrem Platz und lief sich in ihren Sitz fallen. Nach einer Weile holte sie ihre Kopfhörer raus, steckte sie ans Handy und startete die Playlist auf ihrem Handy. Langsam wurden ihre Augenlider immer schwerer und klappten schließlich zu. Melody fiel in einen tiefen, erholsamen Schlaf, während sie über das Mittelmeer schwebten , in dem sich der Vollmond spiegelte.

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Ein heftiger Ruck ließ sie hochfahren. Blinzelnd schaute Melody sich um und erblickte mit erschöpften Lidern teils schlafende Menschen, wie sie es gerade eben auch noch getan hatte. Melody streckte sich und zog ihre Kopfhörer aus den Ohren, dann stand sie auf, um die Toilette zu benutzen. Kaum war sie von ihrem Platz aufgestanden, erfasste sie ein Schwindelgefühl. Schwankend lief sie zu ihrem Ziel und hielt sich derweil an den Stühlen der übrigen Passagiere fest. Jedoch wurde ihr Plan von einer Stewardess durchkreuzt, welche sie freundlich zurück auf ihren Platz schickte. Sie hatten ein paar kleine Turbulenzen, sie solle aber keine Panik bekommen, alles würde gut werden.

In dem Moment, als Melody sich umdrehen wollte, um auf ihren Platz zurück zu gehen, ging ein Ruck durch die Maschine. Die Stewardess wurde weiß im Gesicht und hielt sich an der Toilettentür fest, um nicht hinzufallen. Melody wurde herumgeschleudert und knallte mit ihrem Knie gegen einen Sitz. Der Schmerz trieb ihr leicht die Tränen in die Augen und sie rappelte sich ächzend und mit wackeligen Knien wieder auf. 'Toller erster Flug', dachte sie sich mürrisch und versuchte, unter dem Geruckel der Maschine stehen zu bleiben. 

Auch die Stewardess hatte sich aufgerappelt und strich sich gerade die Kleidung glatt, als ein erneuter Ruck durch die Maschine ging und die Atemmasken sich aus ihrer Verankerung lösten. Dann hörten die Turbinen auf, sich zu drehen und das Flugzeug stürzte langsam, aber sicher in den tiefen Abgrund.

Die Menschen fingen an, um Hilfe zu rufen - als ob ihnen irgendjemand in 2000 Metern Höhe noch helfen könnte -, die meisten holten ihre Handys mit zitternden Händen heraus, um die letzten Worte an ihre Liebsten zu schicken. Mit Entsetzen stellte Melody fest, dass einige Menschen zu schlafen schienen. Im gleichen Moment kam ihr der Gedanke, dass es vielleicht sogar besser war. So bekam man wenigstens nicht mit, wie man in den sicheren Tod stürzte.

Panik verbreitet sich im Flugzeug und auch die beruhigenden Worte des Piloten konnten nichts mehr ausrichten. Erst jetzt realisierte Melody, dass sie sich wohl auf ihren Platz setzen sollte, wenn sie eine Chance aufs Überleben wollte. Früher hatte sie mal eine Dokumentation über Flugzeugabstürze angesehen und war jetzt eigentlich ganz froh darüber. Sich an den Sitzen festhaltend, lief sie zu ihrem Platz, setzte sich und schnallte sich an, versuchte es zumindest, den es war schwerer als gedacht und ihre zitternden Hände halfen dabei nicht wirklich. Ängstlich drückte sie sich in ihren Sitz, als sie es geschafft hatte. Die Atemmaske baumelte ihr vor dem Gesicht herum und schlug ihr ein paar Mal ins Gesicht, aber sie bekam es kaum mit. 

'Ich will nicht sterben', dachte sie panisch und riss bei der Erkenntnis die Augen auf. Sie würde sterben. Da hatte sie sich vor ein paar Stunden noch über ihr Alter aufgeregt und jetzt sollte ihr Leben nach kurzen sechzehn Jahren enden. Das Schicksal meinte es wirklich nicht gut mit ihr, um vom Karma gar nicht erst anzufangen.
Es war ein komisches Gefühl, zu wissen, was gleich passieren würde. Sie würde sterben, es gab gar keine Möglichkeit aus einem defekten Flugzeug zu kommen, oder? 

Die Erkenntnis traf sie und tausende Gedanken schwirrten in ihrem Kopf herum. Die Panik überraschte sie und Melody bekam kurzzeitig keine Luft mehr. Nach Luft schnappend umklammerte sie die Armlehnen ihres Sitzes und spannte ihren kompletten Körper an. Verzweifelt versuchte sie sich zu beruhigen und einen klaren Gedanken zu fassen. Panik brachte ihr nichts. 

Doch bevor sie an etwas anderes als ihren Vater und den wohl nie endende Streit denken konnte, wurde sie heftig durchgeschüttelt und schloss reflexartig die Augen. Das letzte, was sie hörte, war der Schrei eines Kindes, welches aus seinen Träumen gerissen wurde und laut nach seiner Mutter jammerte, die wahrscheinlich schluchzend antwortete. Plötzlich verstummten ihre Gedanken und alles war still in ihrem Kopf. Sie blendete die Außeneindrücke aus und genoss die seltene Ruhe. 

Dann kam der Aufprall.


Hallöchen!

Es ist etwas kurz geraten, aber ich wollte es so, um ein bisschen Spannung aufbauen.

Das Flugzeug ist abgestürzt. Vorhersehbar? Seid ihr schonmal geflogen und wenn ja, wohin denn so?

Mich interessieren eure Ziele! Schreibt in die Kommis :)

Fühlt euch geknuddelt XD

Postscript: Falls ihr irgendwelche Titel für ein neues Buch braucht, mir fallen immer wieder ein paar ein.
Schreibt mir privat, wenn ihr Vorschläge braucht :)

Read us soon,


- ʟɪᴛᴛʟᴇꜱᴇᴄʀᴇᴛꜱᴛᴏʀʏ -

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