| 09 |
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Blinzelnd öffnete sie die Augen. Ein Piepen hatte Melody aus ihrem traumlosen Schlaf gerissen. Langsam setzte sie sich auf, rieb sich den schmerzenden Nacken und schaute sich um. Ihr Blick wurde von einem blauen Augenpaar gefangen, welches ihr sehr bekannt vorkam. Denn dieses Augenpaar gehörte niemand geringerem als: "Marco?!"
Schüchtern nickte dieser und schlug die Augen schüchtern nieder.
"Warum bin ich hier? Wie-", fing sie mehr als verwirrt an zu fragen, wurde jedoch von ihm unterbrochen:,, I-Ich kann dir alles erklären", stotterte er verlegen. "Ich bitte darum!", sagte sie entgeistert und verschränkte wartend die Arme miteinander.
"Also", fing er an. "Ich und ein paar Freunde wollten ein bisschen Spaß haben. Deswegen wollten wir erst Mum austricksen. Aber die hat es sofort gemerkt und uns ausgeschimpft. Also hatte Finn die Idee, jemand anderen in die Irre zu führen. Wir haben gesucht und dich zufällig am Strand gefunden. Du warst gerade im Wasser, dann haben wir den Bootsschlüssel genommen und wollten ihn nur verstecken, aber als wir zurückkamen, lagst du auf einmal bewusstlos auf der Straße -"
"Was?", fragte Melody Marco verwirrt. Er erwiderte unsicher: "Kannst du dich an nichts erinnern?"
"Ihr habt mich nicht bewusstlos geschlagen?", fragte sie nachdenklich. "Nein, wir haben dich gefunden. Hier ist übrigens der Schlüssel." Der vierzehnjährige ließ den Schlüsselbund am Zeigefinger seiner verhältnismäßig großen Hände baumeln und wagte es nicht, der zwar älteren, aber weitaus kleineren jungen Frau in die Augen zu schauen. Anscheinend hatte er großen Respekt vor ihr und Melody dankte Larissa im Stillen für ihre gute Erziehung.
Melody rappelte sich auf und nahm im den Schlüssel aus der Hand. Streng beäugte sie ihn und zog die Augenbrauen hoch.
"Macht das trotzdem nie wieder. Ohne euch wäre ich gar nicht erst zurückgekommen! Ich hoffe, ihr seid euch dessen bewusst. Und du und deine Freunde lauft mir in nächster Zeit besser nicht mehr über den Weg!" Selbstbewusster als sie sich fühlte marschierte sie aus der kleinen Hütte und warf Marcos Freunden, die sich wohl nicht getraut hatten, in der Hütte zu warten und davor herumhockten, einen genervten Blick zu. Vor der Hütte fand sie ihre Strandtasche, welche sie vorsichtshalber nochmal auf ihre Vollständigkeit überprüfte, bevor sie diese schulterte und den kurzen Weg nach Hause antrat. Die Sonne stand schon tief und als Melody an dem kleinen Häuschen ankam, war sie schon hinter dem Meer verschwunden.
Melody gab ihrer ausgehungerten Katze Ronny erstmal Futter. Nachdem die Katzendame angefangen hatte, gierig zu fressen und eine kurze Streicheleinheit genoss, ging Melody nach oben, entledigte sich ihrer Kleidung und sprang unter die Dusche, um das Salzwasser abzuspülen und die übrige Benommenheit loszuwerden.
Frisch geduscht, abgetrocknet und angezogen, tapste sie nach unten und hörte den Anrufbeantworter ab. Bei der dritten Nachricht stockte ihr der Atem und sie lauschte dem undeutlichen Gekrächze angespannt.
"Guten Abend, Miss Bright, hier spricht das Rehazentrum Hamburg. Ihr Vater ist seit gestern bei uns stationiert, wie Sie sicher mitbekommen haben. Er kam gut an und hat bereits die erste Behandlung hinter sich. Jedoch gibt es ein kleines äh... Problem. Eigentlich würden wir es Ihnen ungern per Nachricht mitteilen, aber da Sie nicht zu erreichen waren, sahen wir keine andere Möglichkeit. Wir möchte Sie auf keinen Fall beunruhigen, aber Sie sollten über die Vorkommnisse in Kenntnis gesetzt werden. Ihr Vater ist seit heute morgen leider unauffindbar. Falls er bei Ihnen sein sollte, melden Sie sich bitte umgehend. Entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten. Wir tun alles, um ihn so schnell wie möglich wiederzufinden.
Auf Wiederhören. '
Keine zwei Sekunden später hatte sie schon ihr Handy am Ohr und wartete ungeduldig, bis am anderen Ende der Leitung jemand abnahm. Eine Frau nahm ab: ''Guten Abend, Rehazentrum Hamburg in der Leitung, Sie sprechen mit Susanne Nordmann, was kann ich für Sie tun?''
"Wo ist mein Vater?"
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Auf der anderen Seite des Hörers war es einen Moment still. Dann antwortete die Frau: "Ich nehme an, Sie sind Ms. Bright? Ihr Mann-" Ungeduldig und die Angst unterdrückend redete Melody dazwischen: "Mein Vater. Ich bin die Tochter. Sagen Sie mir bitte nichts, was ich schon weiß. Ist er wieder aufgetaucht?"
"Leider nein. Ihr Vater ist gestern nicht zum Frühstück erschienen. Als wir ein paar Pfleger in sein Zimmer schickten, sahen wir nur den durchwühlten Schrank und -"
"Und was? Was war dort noch?" Die Dame am anderen Ende der Leitung räusperte sich und bemerkte ihren Fehler. Kleinlaut antwortete sie: "Her-hem, ein paar Blutflecken. Aber das ist nebensächlich. Wir haben schon die Polizei alarmiert und sämtliche-"
"Schicken Sie mir bitte sofort ein Flugticket nach Deutschland." Mit diesen Worten legte Melody auf, sank auf die alte Couch, die hinter ihr stand und überlegte, ob ihre Entscheidung nicht etwas überstürzt war. Jedoch sprang sie gleich wieder auf, schob den Gedanken beiseite und holte den alten Koffer ihrer Abuela aus dem Keller. Sie schleppte ihn in ihr Zimmer, schmiss ihn auf das Bett und fing an zu packen.
Drei Stunden später wusste Larissa über den spontanen Flug Bescheid, der ganze Koffer war voll gepackt und Melody bekam ihn trotz ihrer Bemühungen nicht mehr zu. Das war doch auch in allen Filmen immer das Problem, dass die reichen Damen ihren Koffer vor lauter Kleidung nicht mehr zu bekamen. Aber Melody war schlauer - zumindest glaubte sie das - und stieg auf ihr Bett. Sie zählte still bis drei und sprang mit voller Wucht auf den Koffer. Sie suchte nach dem Reißverschluss, zog ihn zu und grinste triumphierend über ihren Sieg. Dann bemerkte die Sechzehnjährige, dass sie komplett vergessen hatte, ihre Waschsachen und Handtücher einzupacken. Also musste sie wohl oder übel aufstehen und diese packen.
Unter Seufzen erhob sie sich von ihrem Koffer und schon hatte sie den Riss, welcher sich durch die Oberseite des Kofferdeckels zog, entdeckt. Genervt stöhnte sie auf und machte den Koffer wieder auf, um den Riss von innen zu untersuchen. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Gerade lief alles total schief. Da klingelte ihr noch funktionierendes Telefon, welches nicht schnurlos war, und sie ließ schnell alles stehen und liegen und joggte zu diesem.
"Ja, Melody Bright hier. Was kann ich für Sie tun?", meldete sie sich am Apparat. Ein leises Knacken war zu hören und dann erklang die Stimme der Frau von vor drei Stunden. Sie begrüßte Melody höflich: "Guten Tag nochmal, Ms. Bright. Glücklicherweise konnten wir ihren Vater finden! Mr. Bright hatte sich beim Rasieren geschnitten und äh, sich in der Apotheke ein paar Meter weiter ein Pflaster geholt. Es geht ihm gut, er ist gerade bei seiner Sprechstunde. Wie dem auch sei, ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend und wir entschuldigen uns für die Störung. Auf Wiederhören!"
Bevor Melody überhaupt zu Wort kommen konnte, hatte die Frau schon aufgelegt. Verwirrt starrte sie auf das Telefon in ihrer Hand, den Piepton, der das Zeichen des beendeten Anrufs war, ignorierend. 'Irgendwas stimmt da nicht!', dachte Melody skeptisch und zog ihre Augenbrauen in die Höhe.
Immer noch verwirrt schüttelte Melody den Kopf und legte das Telefon auf seinen Platz. Sie entschloss sich dazu, trotzdem nach Deutschland zu fliegen, nur um auf Nummer sicher zu gehen und vor allem, um ihren Vater zu besuchen und sich zu entschuldigen. Was konnte schon schiefgehen?
Hallo!
Wie findet ihr Melodys spontane Idee? Und was ist denn bitte mit Quentin passiert? :o
Ich will gar nicht so viel schreiben, also wir lesen uns :)
Postscript:
Es ist 00:05 Uhr und diese Zeile komplett unnötig XD
- ʟɪᴛᴛʟᴇꜱᴇᴄʀᴇᴛꜱᴛᴏʀʏ -
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