Kapitel 7 - Ungeahnte Kraft

Mrs. Creck war beeindruckt von Miriams Auffassungsgabe, was sie jedoch hinter einem künstlich wirkenden Lächeln zu verstecken zu versuchte.
"Das sieht schon ganz gut aus. Du hast die heutige Aufgabe auch gemeistert. Du darfst gehen."
Alle die wie Miriam eine anständige schwebende Kugel zustande bekamen konnten danach den Unterrichtsraum verlassen.
Miriam grinste als die Tür hinter ihr in die Angeln viel. Sie war erstaunt über ihre eigenen Fähigkeiten und das Gefühl, das die Magie ihr gab.  
Sie lief den Gang hinunter zum Burggarten. Hier waren nur wenige Schüler zu sehen. Viele hatten jetzt Unterricht. Sie ging zu einem kleinen Teich in der Mitte und fing an weiter zu üben. Immer wieder ließ sie eine perfekte, runde Wasserkugel steigen und zurück ins Wasser plumpsen.

Sie bemerkte nicht wie eine Truppe von Schülern in den Garten kam und sich ein Stück weit hinter sie setzten, bis schließlich vor ihr eine Wasserkugel aufstieg, die sie nicht beschwören hatte. Sie flog auf Miriam zu und hielt kurz vor ihrem Gesicht inne. Dann kreiste sie um ihren Kopf, schoss nach oben und zerstob in mehrere winzige Tropfen, die sich über den ganzen Garten verteilten. Es war eine schöne Abkühlung an einem heißen Tag wie diesem und Miriam drehte sich um, um zu sehen wem sie diese zu verdanken hatte.

Da saß der Junge aus dem Krankenzimmer zusammen mit seinen Freunden im Gras. Sie zählte einschließlich ihm fünf Leute. Er lächelte sie an.
"Du hast deine Magie anscheinend doch sehr schnell gefunden.
Das hier sind meine Freunde."
Er deutete auf die um ihn stehenden Personen.
"Wasser ist nicht so mein Spezialgebiet aber Malvin kennt sich gut damit aus."
Er deutete auf einen blonden Jungen. Seine etwas zu langen, strubbeligen Haare fielen ihm immer wieder in die wässrig blauen Augen. Er kam ein paar Schritte zu ihr rüber. Sein Klamottenstil glich Miriams. Eine schlichte abgetragene Hose und ein einfaches blaues, jedoch etwas zu großes T-Shirt.
Er lächelte Miriam freundlich an und streckte ihr die Hand entgegen und sie schaute ihn nur komisch an. Was sollte diese Geste bedeuten. Verlegen nahm Malvin die Hand wieder weg.
"Freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin Malvin zuständig als Sprecher der oberen Wasserschüler, also demnächst wohl auch für dich."
"Freut mich auch. Ich bin Miriam. Ganz neu hier."
"Ja, ich hab schon gehört. Mo hat dich aus dem Wald gerettet und ihr habt euch im Krankenzimmer unterhalten."
Mo, so hieß er also. Miriam dachte über den Namen nach. In ihrer Welt hatte es ihn nicht gegeben.
"Genau", sagte Mo nun, "und da wir uns schon ein bisschen kennen, haben mich die Lehrer für deine erste Woche zu deinem Ansprechpartner erklärt. Wenn du also irgendwelche Fragen hast, dann kannst du mich immer gerne Fragen."

Miriam überlegte, ob ihr spontan etwas einfiel und als sie ihn anblickte fragte sie ohne wirklich darüber nachzudenken:
"Wo hast du die ganzen Verletzungen her."
Mo lachte.
"Ein paar habe ich von gescheiterten Portalsetzungen, ein paar von der Bestienjagd, ein paar von einigen Schulmissionen und dann noch von den Übungskämpfen, aber das ist doch nicht die erste Frage die einem einfällt, wenn man in eine solche Welt katapultiert wird."
Ein Mädchen meldete sich zu Wort. Ihre natürlich roten Locken reichten ihr bis zur Schulter und sommersprossen bedeckten ihr braungebranntes Gesicht.
"Ich finde die Frage ist gerechtfertigt, schließlich muss sie ja wissen, ob diese Schule für sie vielleicht ungeahnte Gefahren birgt."
Mo lachte wieder und es erinnerte Miriam an Jona. Sein Lachen war immer genauso herzhaft gewesen.
"Wo wir gerade von Gefahren sprechen", mischte sich Malvin ein, "du wurdest im Wald mit einer Vergiftung gefunden, aber es hätte dir viel schlimmer ergehen können. Im Wald leben Bestien. Je weiter du dich von der Schule entfernst desto gefährlicher wird es."
Miriam hörte immer wieder von Bestien.
"Was genau sind diese Bestien überhaupt?"
"Es gibt sehr viele verschiedene. Das besondere an ihnen ist, dass sie die Magie in ihrer Umgebung nutzen können und dadurch sehr viel stärker sind als normale Tiere."
Die Antwort kam wieder von dem rothaarigen Mädchen.
"Ina lässt alles immer so düster klingen. Mach dir keine Sorgen. Es dauert eine Weile bis du mit Bestien konfrontiert wirst", versuchte Mo sie zu beruhigen.
Malvin stimmte ihm zu:
"Und wenn du dich dafür entscheidest zu gehen, oder ein Grüni zu werden, dann wirst du gar nicht mit ihnen konfrontiert."
Miriam kam gar nicht mehr so richtig mit. "Was ist denn nun ein Grüni?" Sie erinnerte sich daran wie Mo so etwas im Krankensaal erwähnt hatte. Er hätte sie im Wald für einen verirrten Grüni gehalten.
Ina mischte sich erneut ein.
"Ihr erklärt das alles viel zu umständlich. Hör zu Miriam. Diese Schule hat hunderte von Schülern pro Jahr und natürlich müssen alle irgendwie versorgt und finanziert werden. Jede sechs Monate starten neue Anfängerkurse. Nachdem man seine ersten Anfängerkurse absolviert hat bekommt man Aufgaben zugeteilt, die dem eigenen können entsprechen. Wir Weltenwanderer sind die einzigen, die in andere Welten springen können. Es gibt deshalb verschiedene Aufgaben für uns. Zum einen das beschaffen und transportieren bestimmter Gegenstände in andere Welten. Dann das Mitnehmen von Personen in andere Welten, was jedoch nur etwas für Fortgeschrittene ist und dann die Erkundung und Schaffung von neuem Lebensraum für die Menschen.
Alle die nicht geeignet für die Aufgaben sind, müssen sich um die Grundversorgung hier auf dem Schloss kümmern. Die meisten sind Grünis. Sie arbeiten auf den Feldern, oder gehen manchmal an den Rand des Waldes um von den Obstbäumen zu ernten. Ein paar Windmagier helfen bei der Aufrechterhaltung der Schutzschilde um das Schloss herum und ein paar Feuerelemente sind für das aufwärmen des Wasser zuständig und dann gibt es auch noch ein paar die in der Küche helfen. Vielleicht gibt es auch noch andere Aufgaben, aber die sind mir dann nicht mehr im Kopf geblieben. Wir hier sind alle richtige Wanderer, die wirklich in die anderen Welten gehen können ohne sich dabei zu verletzen."
Miriam sah die Gruppe in einem neuen Licht. Sie waren zu etwas fähig, dass sie sich immer noch nicht so richtig vorstellen konnte, selbst in diesem Moment wo sie auch schon einmal gesprungen war.

Sie schaute auf eine der riesigen Uhren die überall auf dem Schlossgelände hingen und bemerkte, dass sie schon sehr viel Zeit hier verbracht hatte und ihr nächster Unterricht bald anfangen würde.

"Danke, dass ihr mir so viel erzählt habt, doch ich muss jetzt los zu meinem nächsten Unterricht." Da sprintete Miriam auch schon los. Sie wollte nicht zweimal an ihrem ersten Tag zu spät kommen. Als sie an der Truppe vorbei lief bemerkte sie, wie sie von den beiden Personen die nichts gesagt hatten gemustert wurde. Ein Junge mit schwarzen Haaren und blasser Haut und ein Mädchen genauso schwarze Haare, aber mit sehr dunklen Teint. Doch sie beschloss nicht weiter darüber nachzudenken und lief einfach weiter.

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