Kapitel 5 - Die Flamme

Nachdem Mrs. Mavel darauf bestanden hatte, dass sie sich noch eine Weile ausruhen solle. War Professor Gallewin gegangen mit dem Versprechen Miriam später abzuholen. Jetzt wurde es langsam Abend. Der Junge war auch gegangen ohne weiter mit ihr zu sprechen. Irgendwann war Miriam aufgestanden und hatte sich an eines der riesigen Fenster gestellt, von denen aus man einen guten Blick auf die Weiden und Felder hatte. 

Es war so unglaublich schön und doch gleichzeitig so unglaublich traurig, da sie diesen Anblick mit keinen ihrer Freunde teilen konnte. Verkneif dir die Tränen... sie musste daran denken wie oft sie im Inneren schon Antons Worte wiederholt hatte... Wie ging es ihm wohl?

Die Tür öffnete sich und Professor Gallewin kam herein. "Wie ich sehe, bist du schon wieder auf den Beinen." Miriam nickte und wandte sich vom Fenster ab. "Hätte mir jemand vor einer Weile erzählt, dass das alles passieren würde; ich hätte ihm kein Wort geglaubt."

"Das glaube ich dir. An deiner Kleidung erkenne ich, das du nicht aus einer der Aristokratenfamilien kommst. Sie werden von Geburt an auf das alles hier vorbereitet. Du muss aus einer der Außenwelten kommen, die kurz vor dem Zerfall stehen."

Kurz vor dem Zerfall, es war für sie verständlich, dass er so dachte, da ihre Welt wirklich nicht mit dieser zu vergleichen war. Trotzdem kränkte es sie. Es gab immer noch gute Seelen dort, die versuchten ihre Welt zu retten. 

Professor Mavel bedeutete ihr ihm nach draußen zu folgen. Sie kamen in einen schlichten Flur, der zu einer Wendeltreppe führte, die sie hinab stiegen. 

"Zuerst gehen wir am besten zu den Unterrichtsräumen. Zu dieser Zeit sind sie meist leer. Außer ein paar Novizen treffen sich zum lernen oder es gibt eine Unterrichtsstunde in Nachtmagie."

Unten an der Treppe angelangt war wieder ein kurzer Flur, doch dieser öffnete sich in einen großen, runden Schlossgarten mit ganz vielen Blumen. Dort saßen auch ein paar Leute, die die letzten Sonnenstrahlen genossen. "Das hier ist unser Burggarten, immer gut besucht und wundervoll gepflegt von Mrs. Bloomer. Reizende Dame." Als sie kurz am Rande des Gartens stehen blieben, kamen zwei Novizen zu ihnen herüber.

"Professor, haben sie sich die Arbeiten schon angesehen? Wir alle sind uns ziemlich unsicher wie wir abgeschnitten haben."

"Bis jetzt habe ich mir nur wenige angesehen, aber ich kann euch beruhigen, bis jetzt ist noch niemand durchgefallen", sagte Professor Gallewin schmunzelnd.

Die Mädchen schienen beruhigt und gingen wieder in den Garten, setzten sich zu einer Gruppe dazu und fingen an mit den Leuten zu reden. 

Miriam und Professor Gallewin gingen weiter. Sie bogen in einen Flur ab, der wieder vom Garten wegführte. "Die ganze Burg ist in Sternenform aufgebaut, der Garten ist das Zentrum. Dort treffen alle Flure aufeinander, also werden wir noch etwas häufiger daran vorbeikommen. In diesem Flügel liegen nun alle Klassenzimmer und alle anderen Unterrichtsräume. Oben sind die Unterrichtsräume der Fortgeschrittenen und hier unten die der neuen Novizen", erklärte Gallewin. Dann blieb er stehen. "Wie du vielleicht bemerkt hast, haben die Türen unterschiedliche Farben. Es gibt unterschiedliche Klassen der Magie, je nachdem zu welchen du gehörst wird dein Stundenplan aussehen. Es gibt Leute die nur für eine Art der Magie Talent haben und andere die für mehrere Arten geeignet sind, die haben dem zufolge auch mehr zu lernen und dem entsprechend mehr Unterricht. Ich werde dir später, nachdem wir dich geprüft haben, deinen persönlichen Stundenplan mit den entsprechenden Räumen geben."

Er drehte sich unvermittelt um. 

"Das war auch schon alles was ich dir über diesen Flügel erzählen wollte. Gehen wir weiter."

Sie gingen wieder zum Garten. Diesmal bogen sie in einen prunkvoll geschmückten Gang ein. 

"Hier geht es zum Speisesaal und zum Prüfungsraum." Gallewin öffnete die vor ihnen liegende Tür und sie kamen in einen riesigen Saal in dem es nach köstlichem Essen roch. An den Wänden waren Treppen zu höheren Ebenen, wo auch Tische standen. Die Ebenen schienen zu schweben. Überall waren Menschen sie aßen, lernten oder spielten mit ihrer Magie herum. Was ein unglaubliches Bild abgab. 

Gallewin gin im Gegensatz zu Miriam unbeeindruckt weiter. Sie war gefesselt von dem Anblick und konnte ihren Blick nicht von den schwebenen Ebenen lösen. 

"Miss, kommen sie." Gallewin war vor einer kleinen, unauffälligen Tür stehen geblieben und Miriam eilte ihm schnell hinterher. "Das hier ist der Prüfungsraum. Komm rein."

Miriam betrat die Kammer. Sie war sehr dunkel, doch sie konnte ein rundes Podest in der Mitte ausmachen. 

"Bitte stell dich dort hin", sagte Gallewin und zeigte auf das Podest. "Du brauchst keine Angst haben. Entspann dich einfach. Du kannst auch die Augen schließen. Das wäre vielleicht sehr gut für dich, wenn du in der Weltenprüfung links gegangen bist. Ich möchte nicht, dass du in Panik ausbrichst."

Miriam stellte sich mit einem unguten Gefühl auf das Podest, doch sie befolgte seinen Rat und schloss die Augen. Sie hörte ein Quitschen, als würde er einen schon alten verrosteten Schalter umlegen und sie spürte, dass es wärmer wurde. Gleichzeitig merkte sie durch ihre geschlossenen Augen hindurch, dass es heller wurde.

Irgendwann hielt sie die Spannung nicht merh aus und blinzelte. Da sah sie eine Feuerwand auf sich zuhalten. Von allen Seiten war sie eingeschlossen. Nur Sekunden und es würde ihre Haut berühren und sie verbrennen. Was sollte sie bloß machen? Sie konnte nicht entkommen. Da spürte sie, wie die erste Flamme ihre Haut berührte. Sie zuckte zurück, merkte dann aber, dass die Flamme zwar heiß gewesen war, doch sie nicht verbrannt hatte. Miriam kniff die Augen wieder fest zu und atmete einmal tief ein. Sie klammerte sich an den Gedanken, dass es vielleicht weh tat, sie es aber trotzdem überleben würde. 

Dann griffen die Flammen auf ihren gesamten Körper über. Für mehrere Sekunden musste sie die Hitze aushalten, sie schien sich bis tief in ihr inneres zu bahnen. Dann auf einmal schien sie einfach nach außen zu strömen. Die plötzliche Kühle ließ Miriam frösteln. 

Sie öffnete die Augen und sah das die Flammen immer noch da waren, doch sie hatten sich zurückgezogen und verschiedene Farben angenommen, die sich jetzt umkreisten und gegenseitig anzugreifen schienen. Die Rote war die kleinste und sie wurde von der Blauen verschlungen, doch die anderen Flammen schienen sich gegenseitig nicht besiegen zu können. Geblieben war eine grüne, eine blaue, eine gelbe und eine weiße Flamme. 

Für einen Moment wirkte Gallewin abwesend, dann schien er wieder zu sich zu kommen. "Hier haben wir dein Ergebnis. Das sieht für mich nach sehr viel Unterricht aus. Das dreifache Pensum. Komm mit wir werden in mein Büro gehen und den Stundenplan besprechen, dann werde ich dir dein Zimmer zeigen und wenn du Lust hast kannst du schon morgen in den Unterricht mit einsteigen. Das Halbjahr hat gerade erst begonnen, also sind die Anfängerkurse noch nicht sehr weit fortgeschritten. Ich muss sagen, jemand talentierten ohne Feuerelement sieht man selten."

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