Kapitel 3 - Im Wald


Miriam war noch nie zuvor in einem richtigen Wald gewesen. Hier lag überall Laub und Äste versperrten ihr den Weg. Nach einer Weile setzte sie sich auf einen umgefallenden Baum. Die nackten Füße taten ihr weh und langsam bekam sie wieder Hunger. Außerdem war ihre nasse Kleidung sehr schwer und ihr wurde langsam kalt im schattigen Wald. Die Bananen hatte sie am Teich in der Zwischenwelt liegen gelassen. Sie musste sich also erneut auf die Suche  nach etwas Essbaren machen. Gleichzeitig wollte sie sich nach einem Bach oder Fluss umschauen, damit sie auch mit Trinken versorgt wäre. 

Miriam versuchte auf Moos zu laufen, soweit es ihr möglich war, um ihre Füße zu schonen. Doch immer wieder trat sie aus Versehen auf kleine spitze Stöcke oder Dornen. Sie nahm die Uhr aus ihrer Jackentasche, doch sie zeigte wieder wie jede gewöhnliche Uhr die Zeit an. Es war halb vier. Seufzend steckte sie die Uhr wieder weg. Sie hatte irgendeinen wundersamen Hinweis erwartet, doch sie war enttäuscht worden. Langsam fragte sie sich auch, ob wohl das leuchten das sie gesehen hatte nur eine Halluzination einer sterbenden Person gewesen war. 

Als sie eine Weile weiter gegangen war, hörte sie ein Plätschern. Sie folgte dem Geräusch und fand eine Lichtung an der ein kleiner Bach lang lief. Sie beugte sich zu ihm herunter und trank ein paar Schlücke des klaren Wassers. Dann legte sie ihren Mantel in die Sonne um ihn trocknen zu lassen. So saß Miriam in ihrem zerfetzten Shirt und ihrer durchlöcherten Hose am Bach und betrachtete den Himmel. Plötzlich kamen ihr die Tränen wieder hoch. Sie wollte nicht weg von Jona und Anton. Sie hatten ihr immer geholfen, wenn es ihr schlecht ging. Doch schnell wischte sie sich die Tränen wieder weg. Sie musste jetzt stark sein. Das hatte Anton auch immer gesagt mit seiner schroffen Art. Sie erinnerte sich daran wie sie ihn kennen gelernt hatte. Sie war an dem Tag auf dem Markt gewesen. 

Seit Tagen hatte sie nichts zu Essen gehabt und sie wusste, dass sie heute etwas stehlen musste, sonst würde sie verhungern. Doch sie war krank gewesen und deswegen noch wackliger auf den Beinen als sonst. Sie hatte sich einen Brotstand ausgesucht, an dem eine Reihe feiner Leute stand und einkaufte. Der Mann der das Brot verkaufte wirkte grimmig und machte ihr schon aus der Ferne Angst, doch der Stand war relativ breit. Wenn sie also wartete bis der Mann auf der anderen Seite stand und sich dann heimlich ein Brot nahm und unter den Mantel steckte, war die Chance erwischt zu werden etwas geringer. 

Sie wartete also und grad als er in der anderen Ecke war schnappte sie sich ein Brot, doch der Mann hatte es anscheinend schon erwartet und drehte sich blitzschnell um und packte sie am Handgelenk, da hörte sie von der anderen Seite einen Jubelruf. Ein größer, sommersprossiger Junge schaufelte mit einem Arm mehrere Laibe in seine Tasche und lief los. Der Verkäufer ließ sie los, um den Jungen zu fassen zu bekommen und sie lief schnell weg. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass es der Junge auch geschafft hatte. Sie lief ein paar Gassen entlang, als sie sicher war, das ihr niemand hinterher kommen würde. Setzte sie sich hin und  weinte erstmal. Der Schock saß tief. Auf stehlen stand hier die Todesstrafe. Sie war also dem Tod nur knapp entgangen. Plötzlich hörte sie Schritte aus der Gasse neben ihr. Um die Ecke kam keuchend der sommersprossige Junge. Er grinste breit. "Hey, Kleine. Danke für deine Hilfe. Dank dir hab ich den Jackpot geknackt." Dann sah er das sie weinte und sein Gesicht wurde ernster. "Schwächlinge leben nicht lange. Verkneif dir die Tränen, beiß die Zähne zusammen und kämpfe für dein Überleben." 

Genau diesen Satz wiederholte sie jetzt innerlich - verkneif dir die Tränen, beiß die Zähne zusammen und kämpfe für dein Überleben - und stand auf. Sie machte sich auf die und schnell wurde sie fündig. An einem Strauch am Rand der Lichtung stand ein Busch voller blauer Beeren. Sie aß welche und ihr Gesicht verzog sich bei dem sauer-süßlichen Geschmack zu einem Grinsen. Ihr Magen bedankte sich indem er aufhörte zu knurren. Sie entdeckte auch noch kleine rote Früchte, doch sie sahen so komisch aus, dass sie es nicht wagte sie zu essen. 

Dann als Miriam fertig war, überlegte sie sich, wie sie sich einen halbwegs guten Unterschlupf bauen konnte. Langsam nahm ein Plan in ihrem Kopf gestalt an. Ob sie ihn umsetzen konnte wusste sie noch nicht genau, jedoch wollte sie es zumindest versuchen. Am Bach machte sie sich auf die Suche nach einem Stein mit scharfer Kante. Nach einer Weile fand sie einen. Dann ging sie in den Wald und fing an nach jungen, noch sehr dünnen Bäumen zu suchen. Sie fand den ersten und versuchte ihn mit den Stein zu fällen. Es war schwieriger als sie dachte, doch nachdem etwas Zeit vergangen war hatte sie es geschafft. Sie schleifte ihn auf die Lichtung. Dies wiederholte sie einige Male, bis sie Acht zusammen hatte. 

Dann fing sie an sich nach kleinen biegsamen Pflanzen umzusehen, die sie ähnlich wie ein Seil verwenden konnte. Dies fiel ihr um einiges schwerer doch schließlich hatte sie ei paar gefunden. Sie fing an ein Loch auszuheben. Doch ihre Hände taten ihr schnell weh, also versuchte sie mit dem Stein den Boden aufzulockern. Es funktionierte nicht ganz so, wie sie es sich erhofft hatte. Doch am Ende hatte sie vier Löcher in einem Viereck angeordnet gegraben. 

Sie beschloss eine Pause zu machen, wusch sich die Hände und trank ein paar Schlücke. Dann ging sie zu ihrer Jacke hinüber, die die ganze Zeit in der Sonne gelegen hatte. Sie war immer noch feucht, aber um einiges trockener als vorher, doch das war nicht was sie interessierte. Sie schaute auf die Uhr. Es war schon halb sechs. In ihrer alten Welt wäre es bald dunkel geworden und auch hier stand die Sonne schon etwas tiefer als ihr wohl war. 

Sie machte weiter - entfernte alle Äste von den Stämmen der jungen Bäume; stellte die Stämme in die ausgehobenen Gruben und bog sie dann soweit, dass sie alle in der Mitte des Vierecks zusammenbinden konnte. Als sie fertig war wiederholte sie den ganzen Prozess mit den anderen vier Stämmen leicht versetzt zu denen die sie schon aufgestellt hatte. Wieder musste sie vorher vier Gruben ausheben. Als sie alles soweit zusammengebunden hatte, das es hielt setzte sie sich erneut erschöpft hin. Die kleinen Äste die sie als Seil verwendet hatte waren oft gerissen und sie hatte sich neue suchen müssen, was sie viele nerven gekostet hatte. Jetzt würde sie jedoch noch viel mehr davon brauchen. 

Sie machte sich erneut auf die Suche und kam mit einem Arm voll von Ästen zurück. Sie fing an die Äste horizontal an den Stämmen festzubinden. Ihre Finger warfen schon Blasen von der ganzen Handwerksarbeit, die sie leistete, doch sie ignorierte sie - beiß die Zähne zusammen und kämpfe für dein Überleben. Als sie schließlich auch damit fertig war, dämmerte es schon. Müde und mit blutenden Händen machte sie sich schließlich auf die Such nach belaubten Ästen die sie einfach auf ihre Konstruktion legte um sich vor Wind und Regen schützen zu können. Irgendwann beschloss Miriam, dass sie den Rest auch morgen machen könne und legte sich in ihre provisorische Hütte um zu schlafen. 


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