| TWELVE |
ℳ𝒾𝓉𝒸𝒽ℯ𝓁𝓁
»Auf keinen Fall!«, sagte sie ein wenig zu rabiat und versetzte mir damit einen Stich mitten ins Herz.
»Aber, wieso denn nicht?«
»Na, weil du ein alter Schwerenöter bist! Nick hat mich vor dir gewarnt. Er wusste, dass du mich das fragen würdest.«
Nick hatte was?
»Ach, und seit wann tust du das, was dein Bruder dir sagt, hm?«
»Seit ... Na ja ...«
»Gib zu, im Grunde hast du keine schlüssigen Argumente, die dagegensprechen würden, mich zu daten?«
»D-doch«, protestierte sie. »Die habe ich!«
»Okay, dann nenn' sie mir.«
»Wir sind nur noch eine Woche hier, danach reisen wir auf zwei unterschiedliche Kontinente.«
»Und was genau hat das mit der Hochzeit zu tun?«
»Na, du könntest dich Hals über Kopf in mich verlieben. Fernbeziehungen sind nicht so mein Ding und ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass du mit einem gebrochenen Herzen in Neuseeland allein versauern musst.«
»Island, nicht Neuseeland.« Ich prustete lauthals los. »Gott, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
»Ist es! Mein voller Ernst, um genau zu sein.«
Sie war sturer als eine Horde Esel. Jedoch würde ich deshalb nicht aufgeben. »Was, wenn ich dir mein Wort gebe, dass ich mich nicht in dich verlieben werde. Begleitest du mich dann auf die Hochzeit?«
»Nein.«
»Soll das heißen, du gehst lieber allein, anstatt einfach auf mein Angebot einzugehen?«
»Ja.«
Ich schüttelte den Kopf. »Könntest du vielleicht in ganzen Sätzen antworten?«
»Ja, ich gehe lieber allein auf die Hochzeit, als zusammen mit dir. Abgesehen davon verstehe ich nicht, was das für eine Rolle spielen soll, zumal wir ohnehin beide an diesem Tag anwesend sein werden.«
»Das spielt eine enorme Rolle, Lia.« Ich tat einen Schritt auf sie zu, was sie dazu veranlasste, zu mir aufzusehen. »Es macht einen Unterschied, ob man allein auf einer Hochzeit ist, oder in Begleitung. Eine Begleitung impliziert nämlich, dass man eine Tanzpartnerin hat.«
»Das ist alles? Du hast Angst, niemand würde dich zum Tanzen auffordern.«
»Es ist nicht nur das. Stell dir vor, dir schmeckt dein Nachtisch nicht. Wenn wir zusammen hingehen, verspreche ich, dass du meinen bekommst, sollte deiner nicht deinen geschmacklichen Vorstellungen entsprechen.«
»Das wird nicht nötig sein, weil es ein Buffet gibt«, kontert sie trocken. »War's das? Ich muss nämlich noch ein paar winzige Kreise aus gefühlt einem Dutzend Pom-Poms ausschneiden.«
»Klingt ja beinahe wie ein Vorwurf.«
»Ist es, weil du zwei linke Hände hast und ich deinen Anteil für dich mit ausschneiden muss.«
»Das stimmt doch gar nicht! Ich habe fast einen ganzen Pom-Pom allein ausgeschnitten.«
»Während ich in der Zeit zehn ausgeschnitten habe.«
»Diskutieren wir gerade echt wegen der blöden Pom-Poms?«
Sie zuckt mit den Schultern. »Scheint so. Wenn du dann fertig bist, würde ich auch mal wieder zurückgehen.«
»Warte«, sagte ich, während ich nach ihrer Hand griff. »Versprich mir wenigstens, dass du es dir nochmal überlegst. Mit dem Date, meine ich.«
»Ganz sicher nicht, Mitch.«
Schnaubend nickte ich. Doch tief in mir drinnen wusste ich, dass ich nicht aufgeben würde, bis sie Ja sagen würde.
»Ich frage dich jeden einzelnen Tag, bis zur Hochzeit.«
»Dann wirst du jeden Tag ein Nein von mir zu hören bekommen.« Ein diabolisches Lächeln umspielte ihre perfekt geformten Lippen. »Bist es wohl nicht gewohnt, eine Abfuhr zu bekommen, hm?« Als ich nicht antwortete, wird ihr Grinsen breiter. »Mal sehen, wie viele Neins zu verkraften kannst, bist du am Verzweifeln bist und durchdrehst.«
Auf das Spiel ließ ich mich nur zu gerne ein.
»Ich wette mit dir, dass du mir bis spätestens einen Tag vor der Hochzeit vollends verfallen wirst.«
Ein empörter Laut entfuhr ihren Lippen. »Das werde ich auf keinen Fall!«
»Gut, wenn das so ist, dann ... lass uns doch eine kleine Wette daraus machen.«
»Eine Wette?«, hakte sie nach. »Soll das ein schlechter Scherz sein?«
»Nein. Ich mache keine Scherze.«
»Okay, dann ... lass mal hören. Was soll der Wetteinsatz sein?«
»Schaffe ich es, dich zu einem Date zu überreden, buchst du deinen Heimflug um und kommst zwei Wochen zu mir nach Island. Sollte ich es nicht schaffen, buche ich meinen um und fliege mit dir nach Kapstadt.«
»Bitte, was?« Sie krümmte sich vor Lachen. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich das tun würde, oder?«
»Wieso nicht? Hast du Angst, Nick könnte es dir verbieten?« Ich Lächeln verstummte. »Jetzt, da er von deinem Unfall weiß, wird er um dich herumeiern, wie eine wildgewordene Glucke.«
»Es ist unfair, dass du diese Karte ausspielst, Mitch.«
»In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt, Süße. Ich lege sogar eine Schippe drauf – wenn ich es schaffe, dich zu küssen, ziehe ich nach Kapstadt.«
Noch bevor ich die Worte ausgesprochen habe, entgleisen ihr sämtliche Gesichtszüge. »Du willst ernsthaft ...«
»Ja, das ist es mir wert.«
Nick hatte mir zwar verboten, seine Schwester zu daten, allerdings war sie alt genug, um selbst zu bestimmen, mit wem sie sich traf und mit wem nicht.
Lia streckte mir ihre Hand entgegen und sagte: »Na, schön. Die Wette gilt. Pack schon mal deine Sachen. Ach ja und vielleicht solltest du dich mit einem höheren Lichtschutzfaktor eindecken. Die Sonne in Afrika kann einen ziemlich üblen Sonnenbrand verursachen.«
Ich schlug ein und zog sie an mich heran. »Leg du dir mal lieber eine dicke Jacke zu. Im Vergleich zu den Temperaturen hier, ist es in Island zu den späten Abendstunden recht frisch.«
»Auf keinen Fall, weil ich nicht nach Island reisen werde. Und jetzt entschuldige mich, ich habe eine Mission.«
Gott, diese Frau machte mich wahnsinnig.
Sie war wie die verbotene Frucht aus dem Garten Eden – eigentlich sollte ich meine Finger von ihr lassen, aber ich konnte und wollte es einfach nicht. Lia hatte etwas an sich, dass mich wie magisch anzog. Seitdem ich ihr begegnet war, kreisten meine Gedanken nur um sie herum und ich wusste, dass sich das auch in Zukunft nicht ändern würde, nur weil wir nach der Hochzeit wieder in entgegengesetzte Richtungen flogen.
Ich war mir sicher, egal wie die Wette ausgehen würde, am Ende des Tages würde ich sie im Arm halten und küssen. Natürlich wusste ich, dass man Gefühle nicht einfach erzwingen konnte. Aber im Zweifelsfall könnte ich mir wenigstens nicht nachsagen lassen, ich hätte es nicht versucht.
Nick war mein Freund und ich würde nie etwas tun, dass Lia verletzen könnte. Andererseits war ich auch nur ein Mensch mit Bedürfnissen. Und mein Bedürfnis war es nun mal, in ihrer Nähe zu sein.
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Würdet ihr auf die Wette eingehen?
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