Elf on the shelf
Hallo zusammen,
im Rahmen des wunderbaren Gemeinschaftsadventskalenders von Lashton_Fever ist diese Geschichte entstanden. Ich wollte sie euch hier nicht vorenthalten. Aber schaut bitte auch beim Adventskalender vorbei. Das lohnt sich.
https://www.wattpad.com/1479121530-larry-os-adventskalender-2024-%E2%9D%86-beginnings-%E2%9D%86
Meine Geschichte findet ihr am Nikolaus-Tag.
Viel Spaß beim Lesen mit den beiden kleinen Jungs!
Ich wünsche euch noch eine schöne Weihnachtszeit!
8.790 Wörter
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POV Louis
Ich riss in dem Moment die Haustüre auf, als das Auto am Straßenrand hielt. Schon eine ganze Weile hatte ich mir die Nase am Fenster plattgedrückt und auf meinen besten Freund gewartet.
„Boo, Boo, ich muss dir was erzählen!" Aufgeregt rannte Harry auf mich zu, seine Wangen glühten rot und seine Augen blitzten. Ich lief ihm entgegen, bevor er auf den zugeschneiten Stufen vor unserer Haustüre ausrutschen würde.
„Louis, lass die Tür nicht so weit offenstehen. Es ist kalt", rief Mom mir hinterher, doch ich hatte für so Nebensächlichkeiten wie die Haustüre keine Zeit. Schließlich musste Harry mir etwas Wichtiges erzählen.
Als ich bei ihm ankam, drückte er sich mir kurz entgegen und ich legte meine Arme um ihn. Wir begrüßten uns meistens mit einer Umarmung, auch wenn die anderen Kinder uns früher manchmal ausgelacht hatten – Jungs umarmen sich doch nicht einfach so - als ich auch noch im Kindergarten war. Jetzt war ich nämlich schon groß und im ersten Schuljahr. Harry musste leider noch ein halbes Jahr im Kindergarten bleiben, aber seine Mummy hat gesagt, dass er im Sommer auch in die Schule kommt. Dann würden wir uns endlich auch wieder vormittags sehen. Ich nahm seine Hand, die in einem dicken Handschuh steckte und zog ihn hinter mir her in Richtung der Haustüre.
„Was ist denn, Hazzy?", fragte ich ihn neugierig.
„Wir haben jetzt ein Baustellenßild in der Küche! Und davor lagen so kleine Steinchen." Er griff mit seiner anderen Hand in die Jackentasche, um die Steinchen herauszuziehen. „Guck mal, Boo."
Außer ein paar kleinen Kieseln hatte er noch einen Brief in der Hand.
„Liest du mir den vor?" Er sah mich aus seinen großen, grünen Kulleraugen fragend an. „Ich kann doch noch nicht lesen."
„Klar, gib her!" Ich nahm den Zettel und faltete ihn auseinander.
„Jungs, kommt bitte erstmal rein", bat meine Mom uns, „dann bekommt ihr auch Kakao und Weihnachtsplätzchen." Mom und ich hatten gestern nach der Schule gemeinsam gebacken. Und ich hatte so viel Plätzchenteig gegessen, bis mir ganz schlecht war. Heute, am Samstag, wollten Harry und ich die Plätzchen verzieren, deswegen hatte seine Mummy ihn zu mir gebracht.
Mom nahm Harry seine Jacke ab und hängte sie an den Haken neben meinem, während Harry seine Schuhe auszog und ordentlich neben meine stellte, die ich gestern einfach in den Flug geschleudert hatte. In der Küche setzten wir uns auf unsere TripTrap-Stühle – weil Harry so oft bei mir und ich so oft bei ihm war, hatten wir jeder einen Extra-Stuhl bei dem jeweils anderen, damit wir auch gut am Tisch sitzen konnten – und Mom stellte vor uns dampfende Tassen.
„Seid vorsichtig Jungs, der Kakao ist noch heiß", warnte sie uns.
„Wir haben jetzt eine echte Baustelle in der Küche. Mit ßild. Die war heute Morgen einfach da", erzählte Harry erneut.
„Baut ihr die Küche um? Anne hat gar nichts davon erzählt", mischte Mom sich ein.
„Nein. Das ist nur ein klitzekleines ßild. Und da lagen Steine", erklärte Harry und schüttelte den Kopf, „und ein Brief. Liest du mir den jetzt vor, Boo?"
Ich faltete den Brief auseinander und legte ihn vor mir auf den Tisch. Ich legte den Zeigefinger unter das erste Wort und fing langsam, Wort für Wort, an zu lesen.
„Hey-Ho Harry. Ich bin Gustav Twinkle. Ich bin ein Elf und ich ziehe hier bald ein. Weil so ein Umzug anstrengend ist, brauche ich viel Energie. Kannst du mir bitte heute Abend einen Teller mit Keksen und ein Glas Milch zu meiner Baustelle stellen? Ciao Kakao!"
„Boah, Hazzy, ein Elf. Das ist ja cool", rief ich und war ganz aufgeregt.
„Meinst du, der ist lieb, Boo?" Harry hatte immer noch ganz rote Wangen und seine Augen waren noch weiter aufgerissen als sonst.
„Klaro. Elfen sind doch die Helfer vom Weihnachtsmann. Und der Weihnachtsmann ist ja auch lieb", erklärte ich.
Harry nickte, schien aber noch nicht ganz überzeugt zu sein. Schnell drückte ich seine Hand und lächelte ihn aufmunternd an. In dem Moment stellte Mom auch das Backblech mit unseren Plätzchen von gestern vor uns. Auf dem Tisch standen auch noch ganz viele Schüsselchen mit bunten Streuseln und Nüssen und so Kram.
„Okay Jungs, damit Harry seinem Elf heute Abend auch Plätzchen hinstellen kann, solltet ihr jetzt vielleicht mal anfangen, diese zu verzieren. Schaut mal, ihr könnt die entweder hier in den Zuckerguss oder die Schokosoße tauchen und dann die anderen Sachen darauf streuen. Kriegt ihr das hin? Dann würde ich mal eben nach der Wäsche schauen."
„Klaro, Mom. Wir sind ja schon groß", bestätigte ich. Und auch Harry nickte so wild, dass seine Locken um den Kopf flogen. Eben waren seine Haare noch von der Mütze plattgedrückt gewesen, aber jetzt kringelte es sich schon wieder an den Haarspitzen. Gemeinsam machten wir uns an die Arbeit. Harry tunkte ganz konzentriert die Plätzchen ein und ich streute dann viele bunte Streusel darüber. Irgendwann klebten unsere Hände mindestens genauso wie der Tisch vor uns und überall waren Streusel und Nüsse verstreut. Und auf dem Backblech lagen viele bunte, überzuckerte Plätzchen.
Mom schickte uns ins Badezimmer, damit wir uns die Hände und Gesichter, die auch einiges abgekriegt hatten, waschen konnten. Als wir wieder in der Küche waren, sah es fast schon wieder ordentlich aus.
„Was haltet ihr davon, wenn wir noch Spritzgebäck machen", wollte sie von uns wissen, „Louis, du kurbelst dann hier und Harry kann die Plätzchen abschneiden und auf das Backpapier legen." Sie zeigte auf den Fleischwolf, den sie schon an den Tisch geschraubt hatte.
„Ist das eine Plätzchenmaßine?", fragte Harry und zeigte auf den Fleischwolf, während Mom oben den Teig reindrückte.
„Nein, Harry, eigentlich nicht. Andererseits können wir das gerne Plätzchenmaschine nennen. Für was anderes als Spritzgebäck benutze ich den alten Fleischwolf sowieso nicht", erklärte Mom.
Ich drehte an der Kurbel und Harry schnitt das erste Plätzchen ab. Das war aber irgendwie nur so lang wie mein Daumen dick.
„Das ist zu klein, Hazzy!", rief ich. Ich drehte die Kurbel schneller, damit mehr Teig rauskam. Das nächste Plätzchen war dann so lang wie mein Zeigefinger und sah aus wie ein kleiner Wurm. Würmer als Plätzchen fand ich aber doof. Also drehte ich noch schneller und es drückte sich eine dicke Plätzchenwurst aus der Maschine.
„Boo, warte, nicht so ßnell!"
Irgendwann hatten wir zu zweit den richtigen Dreh raus und produzierten Plätzchen wir am Laufband oder wie Harry gesagt hatte: mit einer Plätzchenmaschine. Als zwei Bleche voll waren, schob Mom diese in den Backofen und schickte uns erneut zum Händewaschen. Währenddessen klingelte es an der Haustüre und ich flitzte schnell hin, um zu öffnen.
„Hazzy! Das ist deine Mummy", rief ich laut, damit Harry zur Türe kam.
„Louis, bitte doch Anne bitte eben rein", rief meine Mom aus der Küche.
„Du sollst reinkommen, sagt Mom", wandte ich mich an Harrys Mummy und trat einen Schritt zurück.
„Hallo Louis, das ist lieb, dann komme ich gerne noch einen Moment rein."
Anne kam rein und lief direkt zu Mom in die Küche. Dort ließen die beiden sich mit einer Tasse Tee nieder, während Harry und ich noch eine Runde mit der Holz-Schienenbahn in meinem Zimmer spielten. Irgendwann war es aber so weit und wir wurden nach unten gerufen. Mom drückte Harry eine große Dose mit den selbstgebackenen Plätzchen in die Finger und Harrys Augen strahlten.
„Danke, dass Harry mit euch backen durfte. Bei uns hätte das dieses Wochenende gar nicht geklappt. Im Moment ist so viel zu tun", sagte Harrys Mummy zu Mom.
„Ach, das ist doch selbstverständlich. Du weißt doch, dass ich Harry immer gerne hier habe. Und er war auch eine große Unterstützung beim Spritzgebäck, oder Louis?", erklärte Mom.
„Klaro! Wir sind ein super Team", rief ich schnell, während Harry nickte und schon wieder rote Wangen bekam. Dann verabschiedeten wir uns und Harry und seine Mummy fuhren heim.
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Am nächsten Morgen war ich früh wach, aber da ich Mom und Mark nicht wecken wollte, spielte ich noch ein bisschen in meinem Zimmer und baute die Schienenbahn weiter auf. Mittlerweile zog sich die Zugstrecke durch mein halbes Zimmer. Ich hoffte, dass der Weihnachtsmann mir noch mehr Schienen und Züge brachte. Das müsste ich wohl nochmal genauer auf meinen Wunschzettel schreiben. Oder vielleicht konnte Harrys Elf dem Weihnachtsmann ja Bescheid sagen? Irgendwann steckte Mom ihren Kopf durch meine Türe.
„Du bist ja schon wach, Lou. Ich habe dich heute gar nicht gehört. Kommst du zum Frühstück?"
Schnell lief ich zu Mom und drückte sie einmal und sie gab mir einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze. Dann gingen wir zusammen in die Küche, wo wir frühstückten. Während des Frühstücks piepste Moms Handy, was sie aber ignorierte. Als ich aufgegessen hatte – ich hatte immerhin drei ganze Pancakes verdrückt, wollte ich weiter an meiner Bahn bauen.
„Mom, darf ich jetzt wieder hoch?"
„Warte noch Louis, bis wir auch fertig gefrühstückt haben. Okay?"
„Aber das ist langweilig. Und ich muss die Strecke noch ausbauen."
„Hm, was hältst du davon, wenn ich dir dein Weihnachtsbuch hole und du ein bisschen liest, während wir weiter frühstücken? Du hast deinen Kakao ja auch noch nicht ausgetrunken. Deine Bahn läuft schon nicht weg."
„Okeee."
Sie holte mir das Buch, dass ich am ersten Tag im Adventskalender gehabt hatte. Ich guckte die Bilder und versuchte die Geschichte von heute zu lesen. Da kamen aber ganz schön schwierige Wörter vor. Irgendwann nahm Mom ihr Handy und guckte, warum es eben gepiepst hatte.
„Oh, das war vorhin Anne. Sie hat zwei Sprachnachrichten geschickt. Bestimmt von Harry", meinte sie. Dann legte sie das Handy auf den Tisch und startete die Nachricht, so dass wir alle sie hören konnten.
„Boo! Der Elf war da und hat alle Kekse gegessen. Da waren nur noch Krümel! Und statt dem ßild ist da jetzt eine Türe. In der Wand in der Küche. Und weißt du was, Boo? Der hat das Milchglas ausgetrunken und dann umgeßmissen. Und die restliche Milch war hellblau. Gar nicht mehr wie Milch sonst. Und neben dem Milchglas war ein neuer Brief. Warte kurz, Mummy soll den vorlesen", erklang Harrys aufgeregte Stimme aus dem Lautsprecher. Dann brach die Nachricht ab. Kurz darauf startete eine neue Nachricht.
„Gerade haben wir gefrühstückt. Und ich wollte Milch in meine Flakes ßütten. Aber weißt du was, Boo? Die Milch war auch hellblau. Erst wollte ich die dann nicht essen. Das sah so gruselig aus. Aber Mummy hat gesagt, dass ich ruhig mal probieren soll. Hast du ßon mal Flakes mit blauer Milch gegessen? Ich noch nie. Hat aber trotzdem geßmeckt..."
Wieder brach die Nachricht ab und ich schaute aufgeregt zu Mom, ob da jetzt noch mehr Sprachnachrichten waren.
„Sorry, Lou, da kommt nichts mehr", sagte sie und schüttelte den Kopf.
„Mom?"
„Ja, Louis?"
„Gar keine Nachricht mehr?"
„Nein, Lou. Keine Nachricht mehr."
„Meinst du, die blaue Milch war irgendwie schlecht und Hazzy hat jetzt schlimmes Bauchweh und kann deswegen nicht weitererzählen?"
„Nein, Schatz. Das glaube ich nicht. Mach dir keine Sorgen." Sie wuschelte mir durch die Haare. „Bestimmt ist blaue Milch nichts anderes als dein Kakao, der ist doch auch braun und nicht weiß wie normale Milch."
„Aber Hazzy hatte Angst vor der blauen Milch. Und was, wenn was passiert ist?"
„Schatz, es wird nichts passiert sein. Wenn du möchtest, können wir aber Anne anrufen, dann kannst du vielleicht mit Harry sprechen", schlug sie vor.
„Oder wir fahren direkt da hin und gucken nach?"
„Lou, Schatz, wir können jetzt nicht einfach am Sonntag-Vormittag zu den Styles fahren. Ich denke, anrufen ist die bessere Möglichkeit."
„Okeee."
Also nahm Mom ihr Handy und wählte Annes Nummer.
„Hallo Anne... Euch auch einen schönen zweiten Advent. Danke. ... Weißt du, ich habe hier einen aufgeregten jungen Mann, der gerne mit Harry sprechen würden... Oh, okay, dann geht es jetzt natürlich nicht..."
Ich hörte nur, was Mom sagte und leider nicht die Antworten von Harrys Mummy. Aber als Mom sagte, dass telefonieren nicht geht, riss ich unwillkürlich meine Augen weit auf und zog an Moms Arm.
„Ich will aber wissen, ob es ihm gut geht", flüsterte ich.
„... Anne, Louis ist wegen Harrys Sprachnachricht ein bisschen aufgeregt und macht sich Sorgen, dass Harry die Cornflakes mit der Milch nicht vertragen hat... Ja, das habe ich ihm auch schon gesagt. Du kennst ihn doch, wenn es um Harry geht... Ja, okay, sage ich ihm. Danke dir. Bis dann."
Mom drückte das Gespräch weg und legte das Handy auf den Tisch.
„Louis, Schatz, du musst dir keine Sorgen machen. Anne sagt, dass es Harry gut geht..."
„Aber wenn es ihm gut geht", unterbrach ich sie, „warum kann ich dann nicht mit ihm sprechen?"
„Weil Harry gerade, wie jeden Sonntag-Vormittag, in der Badewanne sitzt und da nicht telefonieren soll", erklärte sie mir.
„Oh. Okeee."
„Siehst du, Lou, du hast dir ganz umsonst Sorgen gemacht. Was hältst du davon, wenn du jetzt doch noch ein bisschen spielst, während wir den Tisch abräumen. Danach kannst du ebenfalls in die Wanne oder unter die Dusche und heute Mittag könnten wir zum Adventszauber fahren und die Fenster anschauen?"
Ich nickte und sauste in mein Zimmer. Meine Bahn brauchte dringend noch eine Weiche, die ich in der Kiste suchte. Danach entschied ich mich für die Dusche. Anders als Harry fand ich es langweilig, lange in der Badewanne zu sein. Er hingegen konnte stundenlang spielen, dass er ein Wassermann, ein Fisch oder ein Kapitän war. Mittags fuhren wir dann in die Stadt zum Adventszauber. Da waren ganz viele Schaufenster weihnachtlich dekoriert und mit Spielzeug waren ganze Landschaften und Szenen aufgebaut. Besonders an dem Fenster mit der Schienenbahn blieb ich ewig stehen und überlegte, was ich noch alles brauchte und auf meinen Wunschzettel schreiben musste. Irgendwann kamen wir an einem kleinen Platz an, auf dem verschiedenen Buden standen.
„Willst du eine Bratwurst, Lou?", fragte Mark.
Ich nickte. Bratwurst war super.
„Willst du mitkommen und mir tragen helfen oder mit Mom hier warten?"
„Ich komme mit. Klaro!"
Mark und ich kauften drei Bratwürste, von denen ich zwei tragen durfte. Danach holte er noch an einer anderen Bude etwas zu Trinken. Wir setzten uns an einen langen Tisch, wo Mom uns Plätze freigehalten hatte. Über dem Tisch hing ein Heizstrahler und machte es ordentlich warm.
„Boo!", rief da plötzlich jemand meinen Namen. Auf der anderen Seite, zwei Tische weiter stand Harry mit seinem Dad und winkte mir.
„Hazzy!", rief ich zurück und winkte ebenfalls.
„Siehst du, Lou, Harry geht es gut", meinte Mom noch.
Die beiden kamen zu uns an den Tisch. Wie wir auch, hatten sie eine Menge Zeug zum Essen eingekauft: gebratene Pilze, eine Brezel und Reibekuchen. Kurz danach kam auch Harrys Mummy mit seiner Schwester und vier Trinkbechern. Alle setzten sich zu uns an den Tisch und wir verputzten unser Essen. Ich durfte auch an Harrys Brezel abbeißen und er meine Bratwurst probieren. Während die Erwachsenen sich über Erwachsenenthemen unterhielten, erzählte Harry mir noch einmal von der kleinen Wichteltüre, die jetzt in seiner Küche war. Ich war schon ganz gespannt und wollte die auch mal mit eigenen Augen sehen. Leider wollten Mom und Mark heute nicht noch zu den Styles fahren. Und morgen konnten Harry und ich uns auch nicht verabreden, weil er nachmittags in der Musikschule und ich beim Fußballtraining war.
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Als ich am Montag aus der Schule kam, wartete Mom schon mit dem Mittagessen auf mich. Schnell schaufelte ich mein Essen in mich rein, weil ich mich schon auf das Fußballtraining freute. Das war etwas, das den Montag immer cool machte und außerdem war das ein guter Start in die Woche. Das einzig Doofe war, dass Harry nicht auch beim Fußball war, aber Mom meinte, dass er dazu noch zu jung war.
„Louis, bevor du gleich Hausaufgaben machst, habe ich noch eine kleine Überraschung für dich", erkläre Mom mir, während wir den Tisch abräumten.
„Ohhh, ich liebe Überraschungen!"
„Anne hat wieder Sprachnachrichten von Harry geschickt, ich dachte, du freust dich darüber."
Sie nahm ihr Handy aus der Tasche und startete die erste Nachricht.
„Hallo Boo! Ich glaube, der Elf ist doch ein bisschen frech. Als Mummy eben gesagt hat, dass ich mich für die KiTa fertig machen sollte, konnte ich gar nicht meine Jacke anziehen. Meine Arme sind stecken geblieben. Weißt du was, Lou? Gustav hat einfach Knoten in die Ärmel gemacht. Ich steckte einfach in meiner Jacke fest und Mummy musste mich befreien. Das ist ganz ßön gemein, oder? Und meine ßuhe konnte ich auch nicht anziehen. Da stecken ganz viele Nüsse drin. Das tat ein bisschen an den Zehen weh. Ich will nicht, dass der gemein ist. Oh, Mummy sagt, dass wir jetzt wirklich los müssen zur KiTa, sonst kommen wir zu spät."
Die Nachricht endete mit Geräuschen, die darauf hindeuteten, dass Harry das Handy seiner Mummy wieder in die Hand drückte. Doch direkt danach startete schon die nächste.
„Ich bin jetzt zurück aus der KiTa. Und vor der Türe von Gustav lagen kleine ßokoladenbonbons und ein Zettel. Mummy sagt, dass auf dem Brief steht, dass er sich entßuldigt, dass er meine Jacke und ßuhe durcheinander gemacht hat. Und dass die Bonbons ein Geßenk für mich sind. Es ist doch immer gut, wenn man sich entßuldigt, das sagen die in der KiTa auch immer."
Wieder brach die Nachricht ab.
„Mom, warum wohnt hier kein Elf?", fragte ich.
„Ach Lou, du hast doch einen Adventskalender, reicht dir das nicht?"
„Hm, schon. Da sind viele kleine Geschenke für mich drin, das ist schon cool. Aber eine Türe in der Küche wäre auch super cool."
„Ja, mein Schatz, so eine Türe in der Küche wäre bestimmt cool. Aber ein Elf hätte ja gar keine Möglichkeit, hier Chaos anzurichten, so wie bei Harrys Jacke und Schuhen. Dafür sorgst du doch hier immer zuverlässig selbst", meinte Mom und wuschelte mir liebevoll durch meine Haare.
„Moooom, ich mache kein Chaos. Ich mache einfach Sachen und dann sieht es danach so aus. Da kann ich gar nichts für."
„Ach Lou. Das weiß ich doch. Weißt du, Schatz, ich kenne dich nämlich schon seit knapp sieben Jahren. Mein kleiner Chaos-Wichtel."
„Ey, Mom. Ich bin nicht klein! Ich bin schon in der Schule."
„Gut, dass du das erkannt hast. Dann kannst du jetzt ja auch Hausaufgaben machen gehen. Was hältst du davon?"
„Okeee."
Nach den Hausaufgaben spielte ich noch ein bisschen und baute meine Bahnstrecke weiter aus. Dann war es auch schon Zeit für das Fußballtraining. Das machte immer so viel Spaß. Ich liebte es, dem Ball hinterher zu rennen. Bestimmt würde ich mal Profi, wenn ich groß war. Dann könnte ich den ganzen Tag Fußball spielen und müsste gar nicht richtig arbeiten.
Heute holte uns die Mutter von Stan, einem meiner Kumpels aus der Schule, vom Training ab und brachte mich nach Hause. Mom wartete da schon mit dem Abendessen auf mich. Mark war auch schon zuhause, so dass wir uns heute zu dritt an den Abendbrot-Tisch setzten.
„Und, wie war es beim Training?", fragte Mark.
„Super. Ich habe ganz viele Tore geschossen."
„Das ist toll. Bald trainiert ihr wieder in der Halle, weil es draußen zu kalt wird, richtig?", hakte er nach.
„Jap. Ich glaube, wir waren heute zum letzten Mal draußen. Aber auf dem Rasen ist es viel cooler als drinnen."
„Da stimme ich dir zu. Aber ist nicht bald euer Hallenturnier? Da müsst ihr doch bestimmt vorher auch mal drinnen geübt haben", wollte er noch wissen.
„Ja, das Turnier ist direkt nach den Weihnachtsferien", beantwortete Mom seine Frage, „Lou, Anne hat mir geschrieben und gefragt, ob sie dich morgen von der Schule abholen soll. Dann könntest du dann direkt mit Harry spielen und ich sammel dich abends bei den Styles ein."
„Klaro!"
„Okay, dann schreibe ich ihr zurück, dass das passt. Du musst mir dann aber versprechen, dass du deine Hausaufgaben bei den Styles machst."
„Nee, kann ich nicht Hazzy anrufen und ihm das direkt selbst sagen?"
„Okay, kannst du. Warte ich rufe Anne an, dann kann sie dich direkt an Harry weitergeben. Sonst gibst du ja wahrscheinlich eh keine Ruhe."
Harry und ich telefonierten kurz und er erzählte mir, dass der Elf ihn gebeten hatte, ihm einen Schneemann zu malen und den morgen früh vor die kleine Türe zu legen. Das hatte er vorhin nach der Musikschule direkt gemacht und mit seiner großen Schwester dem Schneemann auch noch Wackelaugen aufgeklebt – „die wackeln nämlich ganz lustig hin und her, Boo." Wir erzählten uns noch ein bisschen, was wir heute erlebt hatten und ich sagte Harry, dass ich mich schon freute, endlich die Elfen-Türe anzuschauen. Das war so aufregend.
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Am nächsten Tag holte Harrys Mummy mich wie versprochen aus der Schule ab. Harry saß auch schon im Auto und freute sich, mich zu sehen. Ich warf meine Schultasche in den Kofferraum und kletterte auf das Sitzkissen, das ich immer benutzte, wenn ich mit den Styles fuhr. Eigentlich gehörte das Harrys Schwester, aber die war ja jetzt nicht dabei.
„Boo, du musst gleich unbedingt die Türe in der Küche gucken", erzählte Harry aufgeregt.
„Klaro! Hat Gustav heute keinen Quatsch gemacht?", fragte ich zurück.
„Nee. Ich habe nur das Bild mit dem ßneemann dahin gelegt. Aber sonst war da nichts." Zur Bestätigung schüttelte er den Kopf.
„Hm, komisch. Bis jetzt hatte der doch immer nachts irgendwas gemacht."
„Vielleicht hat er geßlafen? Oder er wollte keinen Quatß machen, weil er ja vorher meine Jacke verknotet hat?"
„Jungs, ihr könnt gleich nachgucken, ob der Elf irgendwas angestellt hat", mischte sich Harrys Mummy in unser Gespräch ein, „aber danach möchte ich, dass Louis seine Hausaufgaben macht, während ich mich um das Mittagessen kümmere. Das habe ich Jay versprochen. Und du kannst dabei ein bisschen malen, Harry. Ist das okay für euch?"
„Aber Mummy, ich habe heute ßon in der KiTa gemalt. Kann ich nicht auch Hausaufgaben machen?"
„Vielleicht gibt Louis dir ja was von seinen Aufgaben ab, Harry. Aber ansonsten muss ich leider darauf bestehen, dass Louis die macht. Du kannst aber derweil auch ein Buch gucken."
„Okeee. Guck mal, Hazzy, ich muss als Hausaufgabe einen Adventskranz malen, das können wir doch zusammen machen?"
„Na gut. Dann mal ich halt doch. Aber nur mit Boo zusammen!"
„Super Jungs. Dann haben wir das ja geklärt. Wir sind auch gleich zuhause. Möchtet ihr noch etwas trinken, während ihr die Hausaufgaben macht?"
Wir schüttelten die Köpfe. Bei den Styles angekommen, bestand Harry darauf, dass ich meine Jacke ordentlich aufhängte und meine Schuhe neben seine stellte. Eigentlich hatte ich die Jacke auf meine Schuhe werfen wollen. Schließlich wollte ich schnell in die Küche und die Elfen-Türe gucken. Stattdessen machten wir uns dann gemeinsam auf den Weg in die Küche.
„Oh guck mal, Boo, mein Bild ist weg!", rief Harry.
Vor der kleinen Türe stand ein großer blauer Teller voller Wasser, in dem eine Möhre, zwei Wackelaugen und mehrere Knöpfe schwammen. Daneben lagen ein leeres weißes Blatt und ein kleiner, zusammengefalteter Zettel.
„Hoi? Was ist denn hier passiert?", fragte ich, „aber die Türe ist ja cool. Darf ich die mal aufmachen?"
„Nee! Der Gustav hatte geßrieben, dass ich die nie aufmachen darf. Sonst zieht er wieder aus", rief Harry schnell.
„Okeee. Schade."
„Liest du mir den Brief vor, Boo?"
„Klaro. Gib her."
Ich faltete den Zettel auseinander und wollte schon anfangen vorzulesen, wurde jedoch von Harrys Mummy unterbrochen.
„Jungs, ich möchte euch ja nicht stören, aber es wäre super, wenn ihr euch jetzt an den Tisch setzt. Ich habe euch Tee hingestellt. Und wenn Louis dir den Brief vorgelesen hat, Harry, dann macht ihr bitte die Hausaufgaben."
„Na gut, Mummy."
„Okee."
Wir setzten und uns ich begann zu lesen.
„Hey-Ho Harry. Und Hey-Ho Harrys Freund. Danke für das Bild. Ich wollte den Schneemann lebendig machen und habe den vom Blatt gezaubert. Aber ich muss irgendwas falsch gemacht haben: Der ist einfach so geschmolzen! Tut mir leid. Dann wollte ich den wieder gefrieren, aber das hat auch nicht geklappt. Aber was anderes habe ich dann versehentlich eingefroren. Ich habe das dann deiner Mummy gegeben, damit sie es im Gefrierfach aufbewahrt. Sie gibt euch das nach dem Mittagessen, Harry. Aber ich warne euch schon mal vor, zieht am besten Handschuhe an und seid vorsichtig mit dem Hammer. Ciao Kakao, dein Gustav! Ach und könnt ihr mir nachher den Hammer hinlegen? Ich muss noch weiter ausbauen."
Während ich vorlas wurden Harrys Augen immer größer und eine kleine Träne schlich sich in seinen Augenwinkel, als ich an der Stelle mit dem geschmolzenen Schneemann angekommen war.
„Das ist ja gemein, dass der ßneemann jetzt nur noch Wasser ist", schniefte er, „ich hatte mir so viel Mühe gegeben beim Malen. Und wir haben extra Wackelaugen angeklebt."
Ich drückte kurz Harrys Hand.
„Aber Hazzy, du musst nicht traurig sein. Du kannst ja einen neuen malen, wenn ich Hausaufgaben mache. Und bist du nicht neugierig, was er eingefroren hat? Ich finde deinen Elf gar nicht gemein. Der ist lustig", versuchte ich Harry zu beruhigen.
„Na gut."
Ich setzte mich dann an meine Hausaufgaben, während Harry einen neuen Schneemann malte. Danach gab es Mittagessen: Harrys Mummy hatte für uns Apfelpfannkuchen gebraten. Die waren super lecker. Danach holte sie uns die eingefrorenen „Dinger" von Gustav aus dem Gefrierfach. Das waren sowas wie große Eiswürfel oder so, sah aber ein bisschen aus wie Eier aus Eis. Und innendrin konnte man ein Tier oder sowas erkennen. Dazu gab sie uns eine große Plastikbox, zwei Hämmer und unsere Handschuhe. Mit den Hämmern konnten wir das Eis dann nach und nach Zerbrechen und das Innere freilegen. Voll cool, das waren kleine Dinosaurier. Wir hatten Dino-Eier geknackt. Und dabei dachte Harry, dass der Elf gemein wäre, aber gefrorene Dino-Eier waren jawohl um einiges cooler als Schneemänner. Das sagte ich ihm auch. Nachdem wir vier Dinos befreit hatten, spielten wir mit den Figuren, bis es leider an der Zeit war, dass meine Mom mich abholte. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag, an dem Harry dann zu mir kommen würde. Er wollte dann die Dinos mitbringen, da die ja jetzt irgendwie uns beiden gehörten. Wir umarmten uns noch kurz und dann fuhren wir nach Hause. Abends im Bett erzählte ich Mom noch von dem Elf, der Schneemänner aus Bildern zaubern und Dino-Eier gefrieren lassen konnte. Und auch wenn Geschenke aus dem Adventskalender wirklich toll waren, so ein Elf der zaubern konnte, war schon auch cool, irgendwie.
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Am Mittwoch klingelte es an unserer Haustüre, als ich gerade alle meine Schulsachen zurück in die Tasche gepackt hatte. Das war ja ein gutes Timinig. Schnell lief ich zur Tür, die Mom schon geöffnet hatte. Wie erwartet stand Harry davor, in seinen Händen hatte er eine große Plastikbox mit Deckel.
„Hallo Harry. Schön, dass du da bist. Was hast du denn mitgebracht?", begrüßte Mom ihn.
„Hallo. Das ist Baumaterial. Hat Gustav vor die Türe gestellt und Mummy hat gesagt, dass ich das mitbringen soll", erklärte Harry und bekam rote Wangen.
„Hallo Jay, oh hallo Louis", wurden wir dann auch von Harrys Mummy begrüßt, „Harrys Elf hat ihm einen Brief geschrieben, dass er das Baumaterial heute zum Spielen mitbringen soll. Ich möchte euch aber den Tipp geben, eine große Plastikdecke drunter zu legen, wenn die beiden damit spielen. Wann soll ich Harry wieder abholen?"
„Wenn es für euch passt, kann Harry gerne hier mit zu Abend essen. Wenn du ihn dann gegen 18:30 abholst, sollte das passen", erklärte Mom. Bevor die beiden sich weiter unterhalten konnten, zog ich Harry schon mal rein, damit wir endlich spielen konnten. Wie immer hängte er seine Jacke ordentlich an den Haken und stellte seine Schuhe an den dafür vorgesehenen Platz. Dann gingen wir ins Wohnzimmer, wo er die große Box auf den Tisch stellte.
„Sollen wir die schon aufmachen?", wollte ich wissen.
„Nee, da war auch ein Brief bei. Vielleicht liest du mir den erst vor, Boo?"
„Klaro."
Harry gab mir den zusammengefalteten Zettel und ich legte ihn sorgfältig neben die Box. Mit den Fingern unter dem Text fing ich an die Nachricht vorzulesen.
„Hey-Ho Harry. Vielen Dank für den Hammer. Ich hoffe, es war nicht zu laut, als ich heute Nacht weitergebaut habe. Weil ich das Baumaterial irgendwohin schaffen musste, habe ich es in die Box gefüllt. Das ist irgendwie spezielles Material. Deswegen dachte ich, dass du mit deinem Freund von gestern damit spielen könntest. In der Box findet ihr auch noch mehr Material zum Spielen. Viel Spaß dabei. Ciao Kakao, dein Gustav."
„Sollen wir die Box mal aufmachen, Hazzy?"
„Nee, wir sollen warten, bis deine Mom eine Plastiktißdecke geholt hat. Mummy hat gesagt, dass wir da drunter legen sollen."
„Okeee", sagte ich ein bisschen enttäuscht, „dann gehen wir mal gucken, wo Mom mit der Decke bleibt."
Mom verabschiedete sich gerade von Harrys Mummy, als wir in den Flur kamen. Sie holte uns schnell die Decke und dann konnten wir endlich die Box aufmachen. In der Kiste war irgendeine komische Pampe. Das sah ein bisschen wie flüssiger Sand aus. Schnell streckte ich meine Hand da rein und holte ein bisschen raus. Ich knetete das in meiner Hand und hatte plötzlich einen festen Klumpen in der Hand. Als ich dann die Finger wieder öffnete floss der Klumpen auseinander und zwischen meinen Fingern durch. Das war ja seltsam. Rasch nahm ich noch eine Portion Baumaterial in meine Hände und formte eine Kugel. Die Kugel sah toll aus. Sobald ich sie aber losließ, zerfloss sie wieder zu einer Pampe.
„Hoi? Was ist das denn?"
„Ich will auch mal fühlen, Boo!"
„Komm, Hazzy, wir füllen das mal in die Becher."
„Au ja, das machen wir."
Wir spielten eine Weile mit dem Material, was wirklich komisch war. In einem Moment war es flüssig, aber dann doch wieder irgendwie fest und ließ sich formen. Wie Sandkasten-Sand nur in cool. Und halbflüssig. Burgen ließen sich hiermit wohl nicht bauen.
Wir schütten die Pampe in die unterschiedlichen Becher, ließen sie zwischen unseren Fingern durchfließen und formten immer wieder Würste und Kugeln. Und obwohl die Pampe so komisch war, blieb sie nicht an unseren Fingern kleben und unsere Hände und Arme waren immer noch sauber. Irgendwann holte Mom noch Lebensmittelfarbe und wir sollten die Pampe einfärben. Jeder von uns bekam einen Löffel und Mom tropfte grüne und blaue Farbe in die Box.
Ich wollte die Farbe schnell verrühren, aber das ging nicht. Dauernd blieb mein Löffel stecken. Harry rührte wesentlich langsamer als ich und hatte dabei keine Probleme. Bei ihm vermischte sich alles und er bliebt auch nicht stecken.
„Hazzy, können wir mal die Löffel tauschen?" Ich hielt ihm meinen Löffel hin.
„Na gut. Taußen wir."
Er reichte mir seinen Löffel und rührte seelenruhig mit meinem Löffel weiter. Ich tauchte seinen Löffel in die Pampe und wollte wieder schnell rühren. Und schon wieder ging das nicht.
„Lou, vielleicht solltest du auch mal langsam rühren", meinte Mom, „dann klappt das bestimmt."
Weil sie eine Mom war, hatte sie natürlich recht. Mit langsamem Rühren verteilte sich die Farbe und die Pampe hatte mittlerweile ein cooles Türkis.
„Taucht doch mal eure Hände in die Masse", forderte Mom uns auf.
Langsam schoben wir unsere Hände hinein und auch mit den Händen ließ sich problemlos die Pampe verrühren.
„Und jetzt zieht die Hände mal wieder raus und klatscht mit der flachen Hand darauf."
Ich haute auf die Masse und nichts passierte. Obwohl ich ja eben noch darin gerührt hatte, blieb meine Hand jetzt auf der Oberfläche liegen. Komisches Zeugs, was Harrys Elf da gezaubert hatte.
Wir spielten noch weiter und experimentierten, was man noch alles machen konnte. Irgendwann forderte Mom uns dann aber auf, alles zurück in die Box zu räumen und Hände waschen zu gehen. Es würde gleich Abendessen geben. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass so viel Zeit vergangen war. So viel Spaß hatte es gemacht, mit der Zauberpampe zu spielen.
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Am Donnerstag konnten wir leider nicht miteinander spielen, weil Harry zu seiner Oma fahren musste. Irgendwas mit Adventskaffee, obwohl Harry doch gar keinen Kaffee trank. Aber er schickte mir noch vor der KiTa eine Sprachnachricht, die Mom mir beim Mittagessen vorspielte.
„Hallo Boo! Du glaubst nicht, was Gustav jetzt gemacht hat. Der wollte ein Glas Wasser trinken und ist dazu am Küchenßrank hochgeklettert... Weißt du, in der KiTa im Toberaum haben wir doch so Griffe an einer Wand, damit wir klettern können. Solche Griffe hatte der auch. Aber das waren keine richtigen Griffe. Stattdessen klebte eine Kletterspur aus Gummibärchen am ßrank. Und überall waren Spuren aus Mehl. Aber ich glaube, dass der abgestürzt ist. Unten vor dem ßrank war nämlich ein Mehlhaufen und da war in der Mitte so ein Abdruck, wie als wir letztes Jahr ßnee-Engel gemacht haben. Meinst du, der hat sich wehgetan? Und den Wasserhahn hat der auch verzaubert. Da kam gar kein Wasser raus. Da war nur so eine Spur von Streuseln. Weißt du, die flossen aus dem Wasserhahn. Aber getrunken hat der trotzdem. In der Spüle lag nämlich ein Glas, in dem auch ein paar Streusel noch klebten. Meinst du, unser Waßbecken ist jetzt kaputt? Wenn da nur noch Streusel rauskommen? Gut, dass wir heute Nachmittag bei Oma sind. Danach ist das hoffentlich wieder repariert..."
Harrys Elf war schon echt lustig. Aber ich glaube, Mom hätte es nicht gut gefunden, wenn bei uns in der Küche Gummibärchen am Schrank geklebt hätten und aus dem Wasserhahn nur noch Streusel gekommen wären.
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Auch am Freitag war unser Nachmittag getrennt voneinander verplant. Harry war beim Schwimmkurs und ich hatte wieder Fußball. Eigentlich sollte ich auch zum Schwimmkurs, weil ich zwar schon das Seepferdchen hatte, aber Mom meinte, dass ich ruhig noch weiter üben sollte. Aber jetzt hatten wir ja freitags in der Turnhalle Fußball. Und das war zur gleichen Zeit wie das Schwimmen. Statt mit Harry im Schwimmbad spielte ich also mit Stan, Oli und den anderen in der Turnhalle. Wir mussten uns erstmal daran gewöhnen, dass der Boden ganz anders war als draußen auf dem Rasen. Am Ende des Trainings durften wir noch gegeneinander spielen und ich hatte schon wieder ganz viele Tore geschossen und war mehr denn je überzeugt davon, dass ich irgendwann Fußballprofi werden würde. Abends spielte mir Mom wieder zwei Nachrichten auf ihrem Handy vor, die Harrys Mummy ihr geschickt hatte.
„Boo, als ich heute Morgen die Zähne putzen wollte ging das gar nicht. Meine Zahnbürste war im Zahnputzbecher festgefroren. Einfach so war da Eis unten drin. Aber ich glaube, Gustav ist am Waßbecken hochgeklettert, um das zu machen. Da war nämlich eine Strickleiter am Waßbecken. Aber das war nicht das Einzige, was der gemacht hat. Neben der Toilette, wo sonst das WC-Papier hängt, waren jetzt Luftßlangen aufgewickelt. Aber damit kann man sich doch gar nicht den Po abwißen *kicher*... Unter dem Waßbecken hat Mummy dann doch noch eine Rolle WC-Papier gefunden. Die muss Gustav da versteckt habe. Und aus den ersten Blättern hat der lauter ßneeflocken ausgeßnitten. Die lagen auch überall rum... Und dann wollte ich Pipi machen. Aber in der Toilette war eine Quietßeente. Die ist da geßwommen. Das war ein bisschen doof, weil ich ganz doll Pipi musste. Wir sind dann aber zum Gäste-WC gegangen. Da war alles okay. Mummy hat dann noch einfach eine neue Zahnbürste geholt, damit ich mir damit die Zähne putzen kann... Ich sag dir, Boo, so ein Elf ist ganz ßön anstrengend. Der macht ganz ßön viel Quatß."
„Ich muss dir noch was erzählen. Eben beim ßwimmen habe ich kurz geweint und die anderen haben fast gelacht. Ich habe aber nicht geweint, weil du heute nicht da warst, obwohl ßwimmen mit dir viel ßöner ist! Nee, Gustav war wieder gemein. Der hat einfach in meine ßwimmtaße eine ßwimmwindel gepackt. Dabei brauche ich die doch ßon ganz lange nicht mehr. Ich bin doch ßon groß. Gut, dass Mummy noch eine zweite Badehose eingepackt hatte. Sonst hätte ich gar nicht mitßwimmen können. Und das wäre ja richtig doof gewesen. Das war echt nicht nett von Gustav... Aber ich bin heute ganz tief getaucht. Wenn du wieder dabei bist, zeige ich dir das mal. Und wie ein Wassermann unter Wasser geßwommen. Das war auch cool... Boo, Mummy sagt, dass du morgen zum Kinoabend kommst und bei mir ßlafen darfst. Da freue ich mich ßon ganz doll drauf! Bis morgen, Boo!"
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Am Samstag-Nachmittag packte ich mit Hilfe von Mom alle wichtigen Sachen in meinem Rucksack: Schlafanzug, Zahnbürste, meinen Kuschelhund, saubere Sachen für den nächsten Tag. Dann wollte ich noch meinen Adventskalender einpacken, schließlich musste ich am nächsten Morgen auch mein Päckchen aufmachen.
„Louis, lass den Adventskalender bitte hier."
„Aber ich will doch wissen, was da morgen drin ist."
„Kannst du ja auch. Aber erst, wenn du wieder zuhause bist."
„Aber Mom, ich will das direkt nach dem Aufwachen wissen."
„Das glaube ich dir, mein Schatz, aber du nimmst den trotzdem nicht mit. Ich glaube, dass ihr bei Harry genug andere Sachen direkt nach dem Aufstehen machen könnt. Vielleicht hat sein Elf ja auch wieder irgendwas angestellt, was ihr euch dann anschauen könnt."
„Okeee."
Mom lieferte mich bei Harrys Familie ab und quatschte noch kurz mit Harrys Mummy, während ich meinen Rucksack schon in sein Zimmer trug. Die Matratze neben seinem Bett war schon ausgezogen und Bettzeug mit Dino-Bettwäsche lag darauf. Es war schon ein paar Wochen her, dass ich bei Harry oder er bei mir übernachtet hatte. Deswegen freute ich mich jetzt besonders darauf.
„Hazzy, hat Gustav heute schon was gemacht?"
„Nee, ich glaube nicht."
„Okeee. Meinst du, der macht noch was? Meinst du, wir können den dabei beobachten?"
„Nee, ich habe den noch nie gesehen. Der macht immer nur Sachen, wenn ich nicht dabei bin."
„Schade."
„Ja, ßade."
„Und wenn wir heute Nacht heimlich aufstehen und uns auf die Lauer legen?"
„Aber heute Nacht ßlafen wir doch!"
„Schade."
„Ja, ßade."
„Harry? Louis? Kommt ihr mal bitte nach unten, wenn ihr Louis' Sachen ausgepackt habt", rief uns dann Harrys Mummy und wir konnten nicht weiter überlegen, wie wir den Elf vielleicht erwischen könnten. Ich legte noch schnell meinen Kuschelhund auf das Kopfkissen und dann liefen wir die Treppe nach unten in die Küche.
„Da seid ihr ja, Jungs", wurde wir von Harrys Mummy begrüßt, „ich habe mir gedacht, ihr könntet mir helfen, einen Obstsalat zu machen. Nachher beim Kinoabend stopft ihr schon genug Süßkram in euch rein, da schaden ein paar Vitamine vorher nicht."
Wir nickten. Wir hatten ihr schon häufiger beim Kochen oder Backen geholfen.
„Super. Harry, hol du mal die Obstschale aus dem Wohnzimmer. Louis, du kannst mir helfen, die Schneidebretter und Messer auf den Tisch zu legen."
Wir taten wie geheißen und ich setzte mich dann auch schnell auf meinen üblichen Platz und wartete auf das Obst. Kurz danach stellte Harry die Schale auf den Tisch.
„Guck mal, Boo, da sind Wackelaugen an der Orange."
Ich nahm die oberste Orange aus dem Korb und drehte sie in meiner Hand. Harry hatte recht, die Orange guckte mich mit Wackelaugen an.
„Cool. Und guck mal, Hazzy, auf der Banane sind auch welche!"
Auf jedem einzelnen Obststück klebten Wackelaugen. Und die sahen wirklich lustig aus.
„Das ist ja cool, Hazzy. Meinst du, das war Gustav?"
„Bestimmt. Aber heute Morgen waren die noch nicht da. Das hat der bestimmt ßon wieder gemacht, als ich nicht aufgepasst habe. Jetzt haben wir den ßon wieder verpasst."
„Hm, irgendwann sehen wir den bestimmt. Ich will echt wissen, wie der aussieht."
„Jungs, könnt ihr das Obst auch kleinschneiden, statt nur zu quasseln? Harry, nimm du mal die Banane, Louis kann den Apfel schneiden. Ich schäle derweil mal die Orange."
Wir nickten synchron und begannen konzentriert das Obst zu schneiden. Die kleinen Stückchen schütten wir dann in eine Schüssel. Als nächstes sollten wir noch Kiwi und eine Nektarine schneiden, während Harrys Mummy noch die Orange und Beeren und sowas in die Schüssel füllte.
„Danke Jungs, das sieht doch lecker aus. Harry hat gestern aus der KiTa noch ein Experiment mitgebracht. Möchtet ihr das jetzt machen? Ich finde, jetzt wo wir hier so schön am Tisch sitzen, wäre das ganz praktisch."
„Klaro!"
„Ja, Mummy. Ich bin ßon ganz ßön neugierig."
„Super, dann hole ich mal die Sachen und während ihr experimentiert, kann ich die Sachen vom Obstsalat schneiden wegräumen. Dann machen wir Teamwork."
Harrys Mummy stellte vor jeden von uns einen großen weißen Teller und daneben ein kleines Schüsselchen mit bunten Smarties.
„So ihr zwei, dann legt die Smarties mal an den Rand vom Teller. Ihr könnt euch dabei ein Muster ausdenken, oder die in Regenbogenfarben hinlegen oder einfach nur so, wie sie euch in die Hände fallen."
Ich legte immer zwei gleichfarbige Smarties nebeneinander, bis ich einen Kreis um den Tellerrand gelegt hatte. Harry sortierte seine Smarties erst nach Farben und legte dann erst alle blauen, dann alle grünen, dann alle gelben, alle orangen, alle roten und alle lilanen an den Rand, bis auch er einen Kreis gelegt hatte.
„Ihr seid ja schon fertig. Das sieht hübsch aus. Seid ihr bereit für den Zauber?"
Wir nickten und schauten mit großen Augen zu Harrys Mummy, die aus einer großen Karaffe vorsichtig lauwarmes Wasser auf die Teller goss.
„Na dann schaut mal ganz genau hin."
Wir starrten jeder auf unseren Teller. Langsam entstanden bunte Farbstreifen, die sich in die Mitte vom Teller ausbreiteten.
„Cool!", rief ich.
„Mummy, das sieht ja toll aus."
Wir schauten weiter, weil die Farben immer intensiver wurden.
„Wollt ihr noch ein bisschen mit den Mustern spielen?"
Wir nickten und starrten immer noch auf unsere Teller um ja nichts zu verpassen. Harrys Mummy gab jedem von uns einen Zahnstocher, mit dem wir Muster in die Farben malen konnten. Harry malte ganz vorsichtige Kreise, wodurch sein Regenbogen ein hübsches Wellenmuster bekam. Ich kritzelte Zick-Zack-Muster und auch die sahen toll aus.
„Na, da hast du ja einiges in der KiTa am Montag zu berichten, Harry", meinte seine Mummy, „und du kannst das auch in der Schule erzählen, Louis. Das ist ein wirklich spannendes Experiment, oder?"
Wir nickten immer noch fasziniert von den Farbwirbeln auf unseren Tellern.
„Nun Jungs, ich glaube, jetzt tut sich da nicht mehr viel. Möchtet ihr die kleinen Schüsselchen mit den restlichen Schokolinsen schon mal ins Wohnzimmer tragen? Dann könnt ihr die nachher beim Film essen."
Wir standen auf und brachten die Schüsseln weg. Auf dem Rückweg hielten wir bei der kleinen Elfen-Türe an.
„Guck mal, Boo, da steht eine ßüssel mit Popcorn und ein Brief!"
„Ohhh und schon wieder haben wir Gustav verpasst."
„So ein Mist. Liest du mir den Brief wieder vor?"
„Klaro!"
„Hey-Ho Harry, hey-ho Harrys Freund! Ich habe gehört, ihr macht heute einen Kinoabend. Deswegen habe ich euch mein Lieblingspopcorn hingestellt. Viel Spaß beim Film gucken. Ich hoffe, ihr guckt nicht den Grinch. Den mag ich nämlich gar nicht. Ciao Kakao, euer Gustav!"
„Uhhh, ich mag gerne Popcorn", rief Harry und stopfte sich direkt eine Handvoll in den Mund. Ich griff ebenfalls zu und steckte mir ein Stück in den Mund. Wir kauten und gucken uns an.
Dann nahm Harry eine Serviette und spuckte sein Popcorn wieder darauf. Ich kaute weiter und schluckte mein Stück todesmutig hinunter.
„Bääääh, das ist ja fies. Mummy, das Popcorn ist vergiftet!", rief Harry.
„Harry, Schätzchen, ich kann mir nicht vorstellen, dass hier irgendein Popcorn vergiftet ist."
„Aber das ist richtig ekelig", stimmte ich zu.
„Gustav hat bestimmt ßon wieder einen gemeinen Zauber gemacht." Große Tränen bildeten sich in Harrys Augen. Schnell legte ich meinen Arm um seine Schulter und drückte ihn an mich.
„Hazzy, das war bestimmt keine Absicht. Der hat sich bestimmt nur vertan."
„Boo, der will mich immer nur ärgern."
„Ach Harry, ich glaube nicht, dass er dich nur ärgern will. Der hat doch auch schon viele Sachen gemacht, die du gut fandest, oder?", meinte Harrys Mummy und zog ihn auf ihren Schoß, „Louis, gib mir mal das Popcorn, dann probiere ich mal."
Sie nahm sich ein Stück und kaute vorsichtig darauf rum, bevor sie es schluckte.
„Entwarnung, Schätzchen, das Popcorn ist nicht vergiftet. Das ist nur salziges Popcorn. Du hast sonst immer nur süßes Popcorn gegessen."
„Das ßmeckt ja auch viel, viel besser."
„Also ich mag das salzige auch nicht", stimmte ich Harry zu.
„Bestimmt hat Gustav sich nur vertan. Ihr dürft jetzt schon mal ins Wohnzimmer gehen und einen Film aussuchen und ich gucke mal, ob ich in der Vorratskammer noch anderes Popcorn habe. Was haltet ihr davon?"
„Okeee."
„Ja, Mummy." Harry rutschte von ihrem Schoß, nahm meine Hand und zog mich ins Wohnzimmer.
Wir guckten die Filme durch und konnten uns zuerst nicht entscheiden, weil Harry lieber Arielle, ich aber Nemo gucken wollte. Irgendwann schlug seine Mummy uns vor, dass wir doch beide Filme gucken könnten. Während wir zuerst Arielle anschauten, aßen wir den Obstsalat, den wir eben gemacht hatte. Außerdem die restlichen Schokolinsen. Und das frisch gemachte, süße Popcorn. Danach schickte Harrys Mummy uns hoch, damit wir schon mal unsere Schlafanzüge anziehen könnten. Im Schlafanzug machten wir es uns dann auf dem Sofa unter der Decke gemütlich und verputzten noch ein paar Waffeln, die Harrys Mummy für uns gebacken hatte, während wir Nemo und Dori und deren Reise verfolgten. Das war so ein schöner gemütlicher Abend. Irgendwann kamen auch Harrys Dad und seine Schwester dazu, die vorher beim Eislaufen gewesen waren. Als Nemo zu Ende war, sollten wir unsere Teller und Tassen in die Küche bringen und dann nach oben zum Zähneputzen gehen. Harrys Eltern meinten, dass es langsam Schlafenszeit für uns würde.
In der Küche lagen vor Gustavs Türe ein Bilderrahmen und wie so oft ein kleiner Brief. Ich faltete den Brief auseinander und begann zu lesen.
„Hey-Ho Harry, hey-ho Harrys Freund. Tut mir leid. Ich dachte, ihr mögt das Popcorn genauso wie ich. Ich wollte euch nicht ärgern. Mir hat jemand zugeflüstert, dass ihr gerne sehen würdet, wie ich aussehe. Stimmt das? Wenn ihr das so gerne wollt, dann müsst ihr gleich vor dem Einschlafen folgenden Zauberspruch sagen. Und wenn ihr ganz feste daran glaubt, dann ist morgen ein Bild von mir in dem Bilderrahmen. Ciao Kakao, euer Gustav! Ach so, jetzt hätte ich fast den Zauberspruch vergessen: ON ANSIRIM HIRZIN SOND WOR ELLI WIOHNECHTSILFIN"
„Boo, das ist ein viel zu ßwieirger Zauberspruch."
„Hazzy, wir nehmen einfach den Zettel mit, dann lese ich den nochmal vor. Dann klappt das schon."
„Meinst du? Ich würde ßon gerne wissen, wie Gustav aussieht."
„Klaro!"
Und so machten wir das dann auch. Ich legte den Zettel unter mein Kopfkissen, damit er nach dem Zähneputzen noch da wäre. Als wir bettfertig waren, las uns Harrys Dad noch eine Geschichte vor und wünschte uns dann eine gute Nacht. Er lies das kleine Licht über Harrys Bett an, weil Harry nicht so gerne im ganz Dunklen schlief. Als auch Harrys Mummy uns eine gute Nacht gewünscht hatte, kramte ich den Zettel hervor und las extra leise einmal vor und dann noch einmal, während Harry mir Wort für Wort nachsprach.
„On ansirim hirzin sond wor elli wiohnechtsilfin. ON."
„ON."
„ANSIRIM"
„ANSIRIM"
„HIRZIN"
„HIRZIN"
„SOND"
„SOND"
„WOR"
„WOR"
„ELLI"
„ELLI"
„WIOHNECHTSILFIN"
„WIOHNECHTSILFIN. Das letzte Wort ist komiß, Boo", flüsterte Harry.
„Hazzy, die Wörter sind alle komisch."
„Meinst du das klappt jetzt?"
„Klaro."
„Boo? Kommst du zu mir unter die Decke?"
„Kann ich machen." Also stand ich auf, nahm meinen Kuschelhund in die Hand und kletterte in Harrys Bett, um mich neben ihm unter seine Decke zu kuscheln.
„Gute Nacht, Hazzy."
„ßlaf ßön, Boo."
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Am nächsten Morgen wurde ich von Harry geweckt.
„Boo, wach auf. Wir müssen gucken, ob jetzt ein Bild von Gustav in dem Bilderrahmen ist."
„Okeee."
Wir tapsten auf nackten Füßen die Treppe hinunter in die Küche und gingen zur Elfen-Türe. Vor der Türe lag der Bilderrahmen mit der Rückseite nach oben. Harry nahm den Rahmen in die Hand, drehte ihn um und schaute hinein.
„Hä? Der sieht ja aus wie ich. Nur mit einem Herz auf der Nase."
„Gib mal her!"
Ich nahm den Bilderrahmen und schaute ebenfalls hinein.
„Hoi? Nee, der sieht aus wie ich. Aber mit einem Herz auf der Nase."
„Wir gucken mal zusammen, okay Boo?"
„Okeee."
Wir nahmen den Rahmen und hielten ihn jeder an einer Seite fest und schauten gemeinsam auf das Bild.
„Hoi? Da sind ja jetzt zwei Elfen. Und der eine sieht aus wie du und der andere wie ich."
„Ist das ein Zauberbild?"
„Bestimmt."
Dann guckten wir uns an.
„Hazzy? Warum hast du ein Herz auf der Nase?"
„Weiß ich nicht. Aber du hast auch ein Herz auf der Nase, Boo."
„Hoi? Wie ist das passiert?"
„Weiß ich nicht."
Wir hörten ein leises Lachen und merkten erst jetzt, dass Harrys Mummy im Türrahmen stand.
„Guten Morgen ihr beiden Elfen. Hübsche Nasen habt ihr da. Lasst ihr mich auch mal auf das Bild schauen?"
Wir nickten und Harry gab seiner Mummy den Bilderrahmen.
„Hm, ich sehe hier gar keinen Elf. Weder einen, der aussieht wie du Schätzchen, noch einen, der aussieht wie du, Louis. Stattdessen sehe ich ein Bild von mir. Und das sieht genauso aus, wie eben im Badezimmerspiegel. Jungs, ich schätze, Gustav hat euch wieder einen kleinen Streich gespielt. Das hier ist gar kein Bild, sondern ein Spiegel."
„Ach Menno!", rief ich.
„Aber ich wollte doch sehen, wie der aussieht, Mummy", meinte Harry und schmollte.
„Ich schätze, Weihnachtselfen haben doch noch ein paar Geheimnisse", erklärte Harrys Mummy, „Jungs, was haltet ihr davon, wenn ihr jetzt ins Badezimmer geht, eure Gesichter wascht, damit die Herzchen von euren Nasenspitzen verschwinden. Ich fange dann schon mal an, das Frühstück vorzubereiten und danach könnt ihr mir dabei helfen?"
„Okeee."
„Ja, Mummy."
Als wir wieder in der Küche waren, bat sie uns, ihr die Eier anzugeben, damit sie Omelett machen könnte. Harry holte vorsichtig den Eierkarton aus dem Kühlschrank und stellte ihn auf den Tisch.
„Harry, kannst du die Eier aufschlagen und in die Schüssel tun?"
„Ja, mache ich."
Er öffnete den Eierkarton und acht Eier guckten uns an. Offenbar hatte Gustav denen Gesichter gemalt mit dem gleichen Stift, wie die Herzen auf unseren Nasen. Außerdem waren noch zwei Kinderüberraschungseiner in dem Eierkarton und im Deckel klebte ein kleiner, zusammengefalteter Brief.
„Guck mal Boo, das sind Guck-Eier", kicherte Harry.
„Gib mir mal den Brief, Hazzy, ich lese dir den vor."
„Hey-Ho Harry, hey-ho Harrys Freund. Ich schätze, ich habe euch gestern den falschen Zauberspruch gesagt und da irgendwas verwechselt. Tut mir leid. Als Entschuldigung habe ich euch die Überraschungseier hierein gelegt. Viel Spaß damit. Ciao Kakao, euer Gustav!"
Wir nahmen uns die Überraschungseier und packten diese direkt aus.
„Jungs, muss das sein, dass ihr vor dem Frühstück schon Schokolade esst?"
„Ja, Mummy, die war ein Geßenk von Gustav."
„Na gut, ausnahmsweise. Dann schlage ich jetzt selbst die Eier auf für das Omelett und ihr schaut euch an, was in den Überraschungseiern ist."
Irgendwann war das Omelett fertig, der restliche Frühstückstisch gedeckt und auch Harrys Dad und seine Schwester mittlerweile am Tisch. Wie frühstückten gemütlich. Kurz danach wurde ich schon von meiner Mom abgeholt.
„Hast du gut geschlafen, Lou? Und hattet ihr einen schönen Abend", begrüßte sie mich.
„Klaro."
„Waren die beiden lieb, Anne, oder haben sie was angestellt?"
„Alles bestens. Zusammen sind sie doch meistens lieb. Und der Einzige, der Quatsch gemacht hat, war unser Hauself", entgegnete Harrys Mummy.
„Vielleicht müsst ihr dem Elf eine Socke schenken, wie bei Harry Potter?", schmunzelte meine Mom.
„Ach, ich glaube, unserem Harry hier gefällt meistens ganz gut, was Gustav macht, oder Harry?", wandte sich seine Mummy an Harry.
„Ja, der ist oft lustig. Aber manchmal auch gemein."
„Wenn der gemein ist, beschütze ich dich, Hazzy."
„Danke, Boo."
„Louis, Harry, geht ihr beiden jetzt mal nach oben, um Louis' Rucksack wieder einzupacken? Ich trinke noch mit Jay einen Kaffee."
Wir liefen die Treppe hinauf und begannen zu packen.
„Meinst du, wir erfahren irgendwann, wie Gustav aussieht, Hazzy?"
„Weiß ich nicht, Boo."
„Schade."
„Ja, ßade."
Kurz darauf fuhren Mom und ich wieder nach Hause. Dort öffnete ich als erstes meinen Adventskalender und freue mich über ein neues Tunnelelement für meine Schienenbahn.
„Und, Lou, wie war der Kinoabend bei Harry?", wollte Mom von mir wissen.
„Richtig gut. Wir haben zwei Filme geguckt und durften ein Experiment machen. Mit bunten Schokodingern. Das war lustig. Haben wir noch Skittles? Dann kann ich dir das mal zeigen."
„Das klingt spannend. Ich gucke nachher mal im Wohnzimmerschrank. Und wie war sein Elf? Habt ihr ihn gesehen.?"
„Nein, Mom. Der zeigt sich nie. Und der hat uns reingelegt. Wir wollten ein Bild von ihm gucken, aber das war ein Spiegel und da waren wir drin." Wie zur Bestätigung meiner Worte schüttelte ich wild mit meinem Kopf.
„So Elfen sind scheue Wesen. Harrys Exemplar scheint mir ein bisschen frech, aber vor allem doch recht nett zu sein, oder?"
„Das stimmt. Aber Mom?"
„Ja, Lou?"
„Ich glaube, ich will doch keinen Elf. Der Adventskalender reicht mir."
„Sicher?"
„Ja."
„Okay, was hältst du dann davon, dass wir den neuen Tunnel in deine Bahn einbauen?"
„Klaro, Mom!"
„Na dann los, Großer." Sie wuschelte mir noch einmal durch die Haare und wir machten uns auf in mein Zimmer. So lustig Harrys Elf war und so sehr ich mich auf seine Berichte freute, die Weihnachtszeit, so wie ich sie gewohnt war, fand ich doch am besten. Und dazu gehörte mein Adventskalender und kein frecher Elf. Und Harry. Harry gehörte auch dazu.
ENDE
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Falls jemand Lust hat, ein paar der Wichtelstreiche nachzumachen:
Gefrorene Dinoeier: Plastikspielfiguren in einen Luftballon stecken, den Ballon dann mit Wasser füllen, zuknoten und ins Gefrierfach legen. Wenn das Ei gut durchgefroren ist, den Luftballon vorsichtig vom Eisklumpen abmachen.
Baumaterial/Pampe: hier handelt es sich um die nicht-newtonsche Flüssigkeit Oobleck. Die kann man ganz einfach herstellen, indem man eine Tasse Wasser mit zwei Tassen (Mais-)Stärke vermischt. Wer mag fügt für die Haptik noch einen Esslöffel Kaffeesatz und Lebensmittelfarbe hinzu. Sollte die Masse zu fest sein, etwas Wasser ergänzen, wenn sie noch zu flüssig ist, einfach noch Stärkemehl hinzufügen.
Streusel aus dem Wasserhahn: einen langen Streifen durchsichtiges Klebeband mit Streuseln bekleben, dabei an beiden Enden ein Stück freilassen. Das eine Ende oben am Wasserhahn und das andere Ende unten am Ausfluss festkleben. Ein Wasserglas mit ein bisschen Wasser füllen, Streusel reinstreuen und dann das Glas umgekippt ins Spülbecken legen.
Ich wünsche euch allen eine schöne, weitere Adventszeit. Und lasst euch nicht von Elfen ärgern.
Stomp3rstylins0n
P.S.: Falls jemand den Zauberspruch nicht entschlüsseln konnte. Eigentlich steht da „in unserem Herzen sind wir alle Weihnachtselfen"
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