Suspersplash

"Oh Lisa komm jetzt endlich" Laura schwenkt die Schwimmtasche. "Ich will looooos!"  "Ist ja gut!" Seufzend stecke ich mein Handy ein und packe meinen Conditioner in die Badetasche. Spielerisch wedelt Laura mit dem Autoschlüssel. 

Laura und ich beste Freundinnen seit der Kinderkrippe. Und ungefähr in diesem Alter haben unsere Familien auch gemeinsame Ausflüge gemacht. Auch ins "Supersplash" Dem Schwimmbad schlechthin. Nur haben wir in Kindergartenjahren im Babybecken geplanscht. Später haben wir im Nicht-Schwimmer-Becken geplanscht. Mit sechs konnten wir schwimmen aber haben auch noch viel geplanscht. Irgendwann fingen die Challenges an. Wer kann länger seinen Kopf unter Wasser halten? Wer kann weiter tauchen? Wer ist mutig genug vom Dreier zu springen? Ich war sieben und hatte panische Angst. Ich hätte mir wirklich fast in die Hose gemacht! Wirklich. Meine Blase hatte sich so komisch angefühlt. Gleichzeitig haben meine Knie so gezittert, dass ich dachte, ich fall gleich neben dem eingentlichen Brett runter. Und als ich es bis ans andere Ende geschafft hatte ist mir schwarz vor Augen geworden. Dunkle Flecken die immer größer geworden sind- Wahrscheinlich wäre ich komplett umgekippt (ich will nicht wissen in welche Richtung) wenn ich nicht einfach gesprungen wäre- Und Laura ist vor mir gesprungen, da konnte ich nicht einfach so einen Rückzieher machen. Mit acht haben wir es nochmal versucht und da war es plötzlich kein Problem mehr. Im Laufe der grundschulzeit kamen aber neue Aufgaben dazu. Rückwärts springen. Eine Schraube machen. Vom Startblock den perfekten Startsprung hinbekommen. Dann der fünfmeterturm. 

Weiter wagte sich auch die mutige Laura nicht und somit stellte sie uns keine Aufgabe mehr. Dann an unserem zwölften Geburtstag als wir wieder beide im Schwimmbad waren, forderte sie mich auf vom 10 Meter Turm zu springen. Der drei Meter Turm war mittlerweile kein Problem mehr. Selbst beim fünf Meter Turm hatte ich längst nicht so viel Angst wie damals beim drei Meter Turm. Aber als ich so die zehn Meter hochkletterte, wurde die Luft immer knapper und alles was ich denken konnte war, dass ich abrechen könnte aber das nicht wollte und konnte. Und dann habe ich geweint. Oben. Laura war auch nervös. Ganz ernst. Aber geweint hat sie nicht. Sie hat mich getröstet und umarmt. Dann hat sie gesagt: "Lisa wenn du magst, klettern wir zusammen wieder runter!" Aber das wollte ich nicht. Ich wollte nicht durchziehen, weil sie am Anfang sagte, wir sollen das machen. Nein, ich wollte es einfach für mich tun. Dann bin ich einfach gesprungen. Und gefallen. Und gefallen. Ich dachte nur: "Das ist viel länger als beim einser, dreier oder fünfer" Dann bin ich aufgekommen. Eingetaucht. Und getaucht. Ich bin tief eingetaucht. Dann wieder nach oben und nach oben. Bin zum Rand geschwommen und habe zu Laura hochgesehen und gedacht, dass ich jetzt weiß, dass ich alles schaffen kann.

Auf jeden Fall sind wir auch gerne gerutscht. Auch mit zwölf noch, obwohl wir uns von da an "Mutige Turmspringer" nennen durften. 

Die Rutscherei hörte auch in den Teenagerjahren nicht auf. Jetzt sind wir achtzehn. Und heute geht es das erste Mal ohne unsere Eltern und ganz alleine mit dem Auto in das Schwimmbad. Da kommt man nur mit Auto gut hin. Deswegen sind wir bis wir siebzehn waren immer mit unseren Eltern gefahren. Naja bis auf die Tatsache, dass mit siebzehn ab und zu einer von uns fuhr. Unsere Eltern als Begleitung. 

"Fahr vorsichtig!" ermahnt meine Mutter Laura. "Mama, du weißt doch wie sie fährt!" Ich steige zu Lisa ins Auto. Dennoch bin ich aufgeregt. Laura ist erst seit einem Monat 18. Ich bin nicht oft mit ihr alleine gefahren. Nur kurze Strecken. Zum Drive - in oder so.  Artig fährt Laura unsere Straße entlang, biegt ab und beschleunigt.  Dann kommt die Landtraße und sie gibt Gas. Ich verkneife es mich oben festzuhalten. "Gehen wir eigentlich auf die Party von Luis nächste Woche?", fragt mich Laura. "Muss noch überlegen. Ich denke schon."

"Was gibt es da zu überlegen?! Du magst ihn doch!" Laura zwinkert mir grinsend zu. 

"Ja, stimmt hast ja recht...", lenke ich ein.

Ein wenig später parkt Laura auf dem Parkplatz des Schwimmbads. "Na los!" 

Kurz darauf haben wir unsere Karte bezahlt und sind drinnen. 

Dann sind wir umgezogen. 

Und schon stehen wir im Innenbereich. 

Wir springen vom Dreier, chillen im Sprudelbecken, lassen uns von den Wellen des Wellenbades mitreißen und rutschen eine Rutsche nach der anderen. Dafür ist man mit 18 auch nicht zu alt. Wir rutschen mit und ohne Reifen, einzelne Reifen, Doppelreifen. "Und jetzt die Long Tube!", bestimmt Laura. Ich kann das nicht abschlagen. Die Long Tube ist eine Rutsche mit Einzelreifen. Wir steigen die Treppe des Turmes hinauf. Die Schlange ist nicht lang. Laura rutscht zuerst. Ich setze mich in meinen Reifen, halte mich oben an der Stange fest und  warte bis die Ampel grün ist. Dann lasse ich los. Ich sause um die vertrauten Kurven, denn ich bin diese Rutsche schon oft gerutscht. Sie ist sehr lang, daher auch ihr Name: "Long Tube"  Aber heute ist sie wirklich verry, verry long. Ich bin schon eine Weile gerutscht, als es noch eine Kurve und noch eine macht. Okay kann sein, dass ich die kürzer in Erinnerung habe, aber sooo lange war die definitiv nicht. Außerdem war die doch früher rot . Ich hätte schwören können, das dies weiter oben auch der Fall war. Doch jetzt ist sie blau. Wurde sie vielleicht umgebaut? Aber wo soll diese lange Rutsche entlang führen? Von außen hat man nichts gesehen. Es geht nach rechts und spiralen förmig abwärts. Okay das war definitiv nicht so! Zumindest nicht so weit unten und nicht so lange! Zumal die Fahrt definitiv nicht sooo lange war! Vorhin war da der Lichtertunnel als die Rutsche noch rot war. Danach kämen normalerweise ein paar Kurven, ein bis zwei mal drehen also als Spirale und dann auf eine kleine Halfpipe und dann nach draußen. Ich weiß gar nicht wie lange die Rutsche schon grün ist. Grün? Die ist mitlerweile blau - türkis. Mein Herz rast. Eben hatte ich vor, dass ich gleich Laura darüber anspreche. Wenn ich wieder unten bin. Aber diese Rutsche nimmt wirklich kein Ende. Ich rase auf eone Halfpipe zu. Eine große. Ich werde zurückgeschleudert und nun geht es über verschiedene Hügel die gelb sind. Die Farbe der Wand kann ich nicht ausmachen. Es ist so dunkel. Der Weg ist lang und gerade. Ich sehe nicht wo er aufhört. Ich kreische lauthals los während ich mich am Reifen festklammere. Bei jedem Hügel muss ich aufpassen nicht rauszufallen. 

Das ist doch albern. Ich weine wegen einer Rutsche. Aber ich kann nicht anders. Es ist auch so still. Sowohl hinter mir, obwohl doch vorhin eine Mutter mit einem Kind hinter mir stand. Ich wette die musste es davon abhalten mir nach zu rutschen. Normal passiert es mir, dass mindestens ein Auffahrunfall verursacht durch unvorsichtige Kinder mir wiederfährt. Und das Gekreische hinter mir ist nicht zu überhören. Okay bei der Long Tube vielleicht wirklich nicht. Zumindest wenn nicht so viel los ist. Aber ab einem gewissen Punkt wurde mir der Lärmpegel von unten entgegenschlagen. Doch nichts. 

Und so hüpfe ich weiter mit den Reifen auf und ab durch die gespenstische Stille. Die nächsten Rutschen würde ich nur noch mit Laura in Partnerreifen verbringen. 

Die Hüpfer haben aufgehört. Jetzt geht es um eine Kurve in einen großen Raum. Und da der Ausgang. Große Erleichterung breitet sich in mir aus als ich durch das Tor gespült werde in das kleine Auffangbecken. Doch Laura hat nicht gewartet. Das Becken sowie der Raum sind leer. Und es ist immer noch so still. Okay das Becken muss man auch umgehend verlassen aber warum ist der Raum leer? Und spätestens jetzt muss doch jemand aus der Rutsche mir nach kommen? Oder aus der anderen. In dieses Becken führen nämlich zwei Rutschen. Doch nichts. Ich drehe mich um. Die blau-türkise Rutsche von gerade und eine in lila. Normal wären sie rot und gelb gewesen. Seltsam. Ich fühle wieder mein Herz rasen. 

Noch nicht mal Schwimmreifen liegen hier herum. Ich klettere aus dem Becken und stelle fest, dass es nach rechts auch einen Durchgang zu einem weiteren Raum gibt. Hier ist normalerweise nur Wand. In diesem Raum  befinden sich jetzt zwei Auffangbecken. In eins münden drei Rutschen und in das andere zwei. Ich drehe mich um und laufe zurück. Dann durch den linken Durchgang der zurück in die große Halle führt. Und tatsächlich. Ich bin in einer großen Schwimmhalle voller Rutschen. Auch wenn ich mir sicher bin einige dieser Rutschen noch nie gesehen zu haben. Generell ist diese Schwimmhalle nicht die, die ich kenne! Und vor allem ist sie eines. Gespenstisch leer.

Die Erkenntnis schießt mir in den Kopf. Ich kneife mich in den Arm und blinzle. Ich lasse mich auf eine Bank sinken, die an der Wand angebracht ist. Während sich die Panik in mir versucht auszubreiten versuche ich den aufkeimenden Gedanken zu verdrängen. Wenn ich nicht träume oder irgendwie bewusstlos geworden bin und jetzt träume oder total verrückt werde, gibt es nur eine Möglichkeit. 

Ich bin in den Backrooms gelandet.  

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Tags: #creepypaste