37 | Finger weg

mit LonelyArktis

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My heart is so tired.
- Markus Zusak  -

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„Zuerst will ich wissen, was K so Wichtiges zu tun hat", sagte er ernst, „dann können wir zusammen in die Cafeteria gehen und vielleicht kann ich dir helfen." Er stockte kurz bevor er fortfuhr. „Ich habe mehr Möglichkeiten, als es scheint", fügte er verbindlich lächelnd hinzu. 
„Und die Cafeteria hier ist wirklich gut. Vor allem der Cappuccino und die Butterhörnchen." Am liebsten mochte er sie mit Marmelade.

Irritiert, aber vor allem verärgert zog sie die Brauen zusammen. Diese Selbstsicherheit mit der Peter davon ausging ausgerechnet ihr helfen zu können, kotzte sie an. Wer war er? Gott? Sicher nicht. Hatte sie einen besseren Ort zum 'Sein'? Nein, also erst hocken bleiben, auch wenn das hieß sie musste den Hals über strecken, um Peter beim Sprechen in die Augen sehen zu können, aber das wollte Aries gar nicht! Stur richtete sie die Augen auf dem staubigen Boden und malte kleine Kringel hinein.
"Ficken, was sonst", nuschelte sie ohne großartig darüber nachzudenken. Zu zweit, zu dritt, zu viert, fünf, sieben oder zehn Mal am Tag schienen die einzigen Punkte zu sein, in welchen die Bewohner hier unten sich unterschieden, in Häufigkeit und Anzahl der Bettpartner. Dass Peter nicht selbst darauf kam war das einzig Verwunderliche.  

"Du kannst mir den Weg zur Cafeteria zeigen." Ein Kaffee am morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Stimmt nicht, aber alleine würde Aries, das wusste sie selbst, sich mindestens drei Mal verlaufen. Mühsam rappelte sie sich auf und klopfte die Kleidung sauber. Ihre Zustimmung mit ihm zu gehen war hinter borstigen Worten versteckt, aber riefen dennoch ein Lächeln um Peters Mundwinkel hervor, der nur stumm voran schritt in dem Bewusstsein, dass sie ihm folgte. 
"Steck das Grinsen wieder ein. Ich habe keinen Hunger und helfen kannst du mir nicht, Engelchen." Möchtegern Engel vielleicht, oder nur ein armer Irrer.

Bei dem leicht daher gesagten Spitznamen zuckte Peter kurz zusammen, fing sich aber gleich wieder. Sein Herz hatte einen Hüpfer gemacht und kurz merkte er, wie sein Puls sich erhöhte, bevor er es schaffte, sich selbst gut zuzureden. Sie konnte es nicht wissen. Sie war nur eine kleine Seele. Es war unmöglich.

"Hast du Angst, dass K keine Kondome dabei hat?", fragte sie bissig und folgte Peter in einem gewissen Abstand. Vielleicht war ein Praktikant hier unten die Symbiose aus Balljunge und Kaffeekanne, sprich für die Verhütung zuständig, in einer Welt, in der die schönste Nebenbeschäftigung zur Hauptbeschäftigung wurde.

Gerade wandte er sich ihr zu um ihr zu sagen, dass Dämonen keine Kondome benutzten – nie – als er drei Gestalten nur wenige Schritte von ihnen entfernt auf dem oberen Absatz der Treppe erblickte.
 „Oh, heiliger Herrgott", zischte er, griff Aries Hand und zog sie zum Geländer, hinter den Schutz einer marmornen Säule. Beinahe wären sie zielsicher in die kleine Truppe rein gelaufen und er hätte sich in den Arsch gebissen, hätte er sich diese Gelegenheit, mehr heraus zu finden, entgehen lassen.
„Jetzt sei mal kurz still!", raunte er Aries zu. Mit dem Rücken zur Säule stehend hatte er sie mit einem Arm an sich gezogen, mit der Hand des anderen hielt er ihr den Mund zu.

Jetzt wirklich? Aries verstand nicht, wie es dazu kam, aber sie stand da, in einer wirklich festen Männerumarmung, hinter einer Säule als Sichtschutz versteckt. Andere würden denken sie seien ein Liebesprächen, dass ein stilles Örtchen zum Knutschen gefunden hat. Die Hand, die auf Aries Lippen lag und ihr den Mund verbot, zerstörte das Bild.
Die Hand auf ihrem Mund war weich, sanft, aber bestimmt, die Kraft, die im Körper dieses jungen Mannes steckte überwältigend, als würde sie zu einer ganz anderen Person gehören, nicht zu vereinbaren mit der Erscheinung, die er darbot.
'Sexuelle Belästigung', schrie ihr Verstand. "ex...elle...äst...ng", nuschelte sie gegen die Kraft der Sprachbarriere, Peters Pranke. Ihr Herz pochte kräftig, viel zu stark, erinnerte sie daran, dass der Mann sie viel zu sehr berührte, nicht an den kritischen Stellen, dem Hals oder der Brust, aber deutlich flächiger. Ihre gesamte Kehrseite, von oben den Schultern bis runter dem Hintern drückte sich alles an den Mann. Seine gedämpfte Stimme dicht an ihrem Ohr machte es nicht besser. 

„Wirklich, nur ganz kurz", flüsterte er noch an ihrem Ohr, bevor er den Kopf zu den Gestalten auf der Treppe umwandte, angestrengt lauschend. „Du brauchst den passenden Körper", hörte er Kharon sagen und dann den groben Befehl an Mephisto gewandt, er solle den Succubus herholen. Jeder einzelne Muskel in ihrem Körper war zum Zerreißen gespannt und doch sie kämpfte gegen den Schraubstock-Griff an, stoppte. Das einzige was es brachte war, dass sie sich geradezu an ihm rieb. Richtige Angst rauschte seltsamerweise trotzdem nicht durch ihre Adern. Steif hielt sie inne und spuckte in seine Hand. Lausiger Protest, aber besser als nichts. Wen er da belauschte? Interessierte Aries nicht die Bohne. 'Mona' ein Name, den er schon oft gehörte hatte – Kharons kleiner Favorit unter den Succubi. Aber nun schien es ihm ganz so, als habe Kahron einen neuen Liebling, eine Menschenseele. 

Peter kniff die Augen zusammen, um die Frau besser sehen zu können, als Kharon einen Schritt zur Seite machte. Erstaunt riss er die Augen auf, als er endlich einen Blick auf den Neuankömmling erhaschen konnte. „Oh...", hauchte er, „sie ist zurück."Doch da löste sich die kleine Truppe auch schon auf, Mephisto verschwand in die eine Richtung, während Kharon Luci sanft das Haar aus dem Gesicht strich und sie dann an der Hand nahm, um sie weg zu führen.


Sie war also zurück gekehrt.
 Persephone war wieder in der Unterwelt.
Das musste er unbedingt seinem Boss berichten.  

Er löste Aries aus seinem festen Griff. „Tut mir leid, dass ging nicht anders." Etwas verlegen strich er sich durch die Haare. „Ich muss zurück, nach oben. Ich meine...erzähl mir was du willst und ich gebe es dir. Als Entschuldigung." Schief lächelte er sie an. Er durfte nicht viel Zeit verlieren. Wer wusste schon, welche Umbrüche mit ihrer Ankunft verbunden waren?

Die zurückgehaltene Spannung entlud sich in ihre gesamte Länge, Gänsehaut überzog ihren Körper, verbalisierte sich in einem Fauchen und Hechtsprung zur Seite. "Geb' da einen Scheiß drauf." Ironisch lachte sie auf, der war auch nicht besser als die anderen. "Du willst es mir geben", kopfschüttelnd wiederholte sie seine eindeutigen Worte. Peter war auch nur ein Praktikant und auf dem besten Weg in die dämonischen Fußspuren zu treten. Oder warum sagte er ausgerechnet das?
 Eins, zwei, drei große Schritte rückwärts. Erst dann drehte sie Peter den Rücken zu, um vollkommen planlos in die entgegengesetzte Richtung zu marschieren. Der vielversprechendste Weg war der welcher am meisten desolat und unbewohnt wirkte, aber rennen durfte sie nicht. Niemand sollte wissen, wie genau sie empfand.

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