33 | Escape

mit LonelyArktis

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Wenn Du durch die Hölle gehst, höre nicht auf zu laufen.
- Walt Disney-

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Eine Gestalt, in Umhang und in Dienergewand, blaue Hose, schwarzes Oberteil mit Puffärmeln, wartete an der Ecke, bis die groß gewachsene, stattliche Statur von K in die entgegengesetzte Richtung verschwand.
Mit dem Generalschlüssel der Bediensteten unter K bewaffnet, betrat er das geräumige Gemach, ein Tablett mit allerlei Leckereien in der Hand, das er achtlos auf dem kleinen, eleganten Tisch aus Rosenholz abstellte, und sich verwirrt umsah. M zog sich die Kapuze vom Kopf und sein Blick erfasste jeden Winkel des Zimmers, konnte jedoch die kleine Gestalt von Luci nirgends erspähen.
„Schätzchen? Wo bist du?", zischte er ungehalten. „Lass uns von hier verschwinden."

Luci hörte das verräterische Klicken sobald der Schlüssel sich im Schloss drehte. Klick, Klick und die zweite Scharniere öffnete sich. Ein Geräusch, das ihren Puls in die Höhe trieb und Adrenalin in ihrem Körper ausschüttete. Lucis Gedanken kreisten sich um Flucht, andererseits, sie wollte das Fegefeuer sehen.
Sie hielt die Luft an und hörte seine Stimme. "M!", rief sie freudig aus. Gegen alle Erwartungen ließ er sie nicht alleine! Fast kamen ihr die Freudentränen über dieses Glück. Folgsam kroch sie unter dem Bett vor, ihre Haare etwas zerstrubbelt und die Kleidung mit einer Staubschicht überzogen. Luci rannte auf den Dämon zu und presste sich fest an seinen Körper, zog ihn in eine Atemraubende Umarmung und schaute hoch in seine bekannten, dunkelroten Augen. "Du bist gekommen, du hast mich nicht vergessen und du willst mit mir zusammen fort?"

Lass uns hier verschwinden - Das müsste M nicht zweimal sagen. Sie war bereit, mit ihm überall hin zu gehen, aber erst zu den Feuern und sobald sie das kalte Zimmergefängnis hinter sich gelassen hatten, an verstaubten Fluren vorbei waren und Flackern rötlicher Flammen knisternd auf sich aufmerksam machte, war es mit ihrer Kooperation hinüber.
Fast hätte sie es vergessen. "M ich will die Höllenflammen sehen und wie sie brennen! Ich will es sehen!" Fest hielt sie ihn an der Hand und stemmte ihre Füße in den Boden. Weit waren die beiden nicht gekommen, nur zur Treppe, aber der Blick über das Geländer bot eine spektakuläre Aussicht hinunter. Hitze stieg von ganz unten auf und sie wollte nicht auf dem Erdgeschoss raus, Luci wollte runter in die unterirdischen Level. Ihr Dasein hatte nur noch diesen einzigen Sinn: Mutter, Onkel Doktor und Roger in den Flammen zu sehen, erst dann könnte sie beruhigt tot sein.

"K hat gesagt, er kann mir zeigen, wie sie leiden. Ich will das sehen. Bitte, M", flehte sie beinahe.

„Ich bin aber nicht K!", raunzte er ungehalten zurück. Er hatte dort unten keinen Zugang, das war Ks Reich. Er brachte die Seelen dorthin. M war bloß ein Zuschauer aus der Ferne.

Und es interessierte ihn auch nicht.
Sollte K sich mit diesen dämlichen Schatten, Abbilder ihrer vormaligen Selbst, alleine Vergnügen - M bevorzugte die Lebenden, oder die Succubi, oder Luci. Am meisten natürlich Mona.

Mit schreckgeweiteten Augen starrte Luci den komplexen Teufel an. In ihrem Kopf machte es klick. Von wegen Retter. Ihr Körper, ihre Stimme - auf Autopilot. Antivirusbedrohungsschutzprogramm im Ladevorgang.

"Nicht! Nicht schreien. Nicht schreien", wimmerte sie weinerlich auf, die Hände schützend vor das Gesicht haltend.

In einem Wort: Welpenschutzhaltung.

Aus schmalen Augen betrachtete er das Mädchen, fragte sich, was genau sie wollte. Wollte sie die beiden sehen für deren Tod sie verantwortlich war? Warum? M verstand es nicht. Er lebte im Hier und Jetzt, hatte seine Abneigungen, namentlich K, und seine Vorlieben, namentlich Mona, aber abgesehen davon, lebte er mehr in den Tag hinein, suchte sich etwas zum Spielen für die Zerstreuung - und Spielzeug hatte er genug.
Nur sein neues, frisch erworbenes, schien etwas schwierig zu sein.

Wenn sie einen Schwanz gehabt hätte würde der zwischen ihren Beinen geklemmt stecken. "Sperr mich nicht wieder ein. Bitte nicht! Ich sag auch nichts mehr. Bitte nicht!"

Anstatt sich auf den Rücken vor M zu werfen und in unterwürfiger Haltung den Bauch präsentieren, war die jüngste Witwe ängstlich zurückgewichen.
War die Reaktion übertrieben? Absolut.
Änderte das etwas? Nein.

Stumm betrachtete er ihre faszinierende Seele, die Kraft, die in ihr zu wohnen schien, die Kraft des neuen Lebens, und zugleich die Kraft des Todes, durch ein Wort von ihr an die richtige Person - es war eine Mischung, die jeden Dämon in seinen Bann gezogen hätte. Und sie gehörte ihm, per Vertrag.
Doch hätte er sie gegen Mona eintauschen können, dann hätte er es getan. Aber Mona gehörte niemandem, nicht K, nicht ihm, nur sich selbst - maximal noch dem Nachfahren von Salvatore Ferragamo, sollte es so jemanden geben.

„Was hast du hier zu suchen, Mephi?"

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