Teil XI: Grausamkeit


Gierig saugte ich ihm das Blut, welches in seinen Adern floss, aus. Dann ließ ich die bleiche Leiche mit den noch schreckgeweiteten Augen auf den Boden fallen. Niemand machte ein Geräusch. Man konnte nur meine unkontrollierte Atmung hören. Alle starrten mich mit diesem Blick an, der einem sagte, dass man in den Augen der anderen nur noch ein blutrünstiges Monster war. Und ich machte diesem Ruf alle Ehre.
Die Prinzessin schrie auf und wurde ohnmächtig.
"Interessant!" Der Anführer Kirai musterte mich überrascht. Ihm schien es nichts auszumachen, dass gerade einer seiner Freunde eines brutalen Todes gestorben war. Ich leckte mir das letzte Blut aus den Mundwinkeln. Ich hatte noch nicht genug...
"Ich hatte gar nicht gewusst, dass Konoha außer den Kyuubi noch einen Dämon hat", sagte er. Dann befahl er:
"Tsukimaru! Töte ihn!"
Der Angesprochene machte zögerlich einen Schritt nach vorn. Ich knurrte angriffslustig und zeigte ihm meine scharfen Zähne. Erschrocken wich Tsukimaru zurück. Er zitterte vor Angst und kalter Schweiß lief ihm den Nacken herunter. Ich rümpfte leicht die Nase. Sein Blut roch extrem abartig. Wahrscheinlich war er öfters drogenabhängig. Ich hatte keine Lust, solch ein stinkendes Blut zu trinken, also würde ich ihn einfach so töten. Mein Mund verzog sich zu einem Grinsen und meine rot glühenden Augen leuchteten noch intensiver. Zähnefletschend kam ich auf ihn zu.
"Tsukimaru!", rief der Anführer wütend. Tsukimaru versuchte sich zusammenzureißen, was ihm allerdings nur halbwegs gelang.
"Stirb, du Ungeheuer!", schrie er halbherzig und lief mit gezücktem Kunai auf mich zu. Ein leises, grausames Lachen war von mir zu hören, dann schlug ich Tsukimaru das Kunai aus der Hand und hielt ihn fest.
Meine weißen Reißzähne blitzten auf, als sie seine Kehle durchtrennten. Der Nuke-Nin schrie qualvoll und sein Blut spritzte in alle Richtungen. Es tropfte mir von meinen Zähnen auf die Unterlippe und lief mir das Kinn hinunter, als ich von ihm abließ. Ich blickte nun hungrig zu Kirai hinüber und fauchte ihn mordlustig an. Dieser hatte jedoch ein ausdrucksloses Gesicht, trotzdem konnte ich eine kleine Spur von Angst in seinen trüben grünen Augen erkennen.
"Dann wollen wir mal sehen, ob du es mit mir aufnehmen kannst!", rief er und schleuderte mir ein Kunai entgegen, welchem ich ohne Probleme auswich. Jedoch hatte ich etwas übersehen. Zu spät bemerkte ich das beinahe unsichtbare Drahtseil, welches an dem Kunai festgebunden war. Sofort spürte ich den Schmerz, als das Kunai durch einen Ruck am Draht zurück geflogen kam und sich in meinen Rücken bohrte. Ich merkte, wie mein eigenes Blut an mir hinunter lief und griff nach hinten, um mir das Kunai aus dem Rücken zu ziehen. Eine schwarze Flüssigkeit tropfte an der Klinge herunter. Es war mein Blut...
Ich hatte nicht gewusst, dass es seit dem zweiten Vorfall mit dem Akuma Bunshin no Jutsu so eine unnatürliche Farbe angenommen hatte. Aber es machte Sinn. Deshalb war ich auch noch nie auf die Idee gekommen mein eigenes Blut zu trinken. Jetzt fiel mir auf, dass es gar kein richtiges Blut sein konnte, denn es ätzte das Kunai in meiner Hand einfach weg. Es fügte also allem und jedem Schaden zu, die mit meinem Blut in Berührung kamen. Trotzdem tat die offene Wunde auf meinem Rücken höllisch weh. Mein Körper fing an leicht zu zittern. Ich spürte, wie sich eine unglaubliche Kraft in mir aufbaute.
Es war Wut.
"Was ist los? Bist du schon am Ende?", fragte Kirai spöttisch. Meine Wut und mein Hunger vermischten sich und wurden zu einer gewaltigen Kraftquelle. Etwas passierte mit mir. Ich spürte schon wieder einen Schmerz, aber diesmal kam er nicht von der Wunde, die Kirai mir zugefügt hatte. Er durchströmte meinen ganzen Körper. Ich fiel auf die Knie und stützte mich am Boden ab. Es fand wie nach dem Anwenden des Dämonendoppelgängerjutsus, eine körperliche Veränderung statt, mit dem Unterschied, dass dieses mal meine Wut und mein Hunger die Auslöser waren.
Meine Finger- und Fußnägel wurden länger und formten sich zu gebogenen, schwarzen und scharfen Krallen. Meine Augen wurden schwarz umrandet und man konnte nicht mehr zwischen Pupille, Iris oder dem Rest des Auges unterscheiden, alles glühte einfach blutrot und war gefüllt mit der Lust zu Töten. Ich schrie kurz auf, als sich schwarze, fledermausartige Flügel aus meinen Schulterblättern bohrten und sich ausbreiteten. Meine Reiß- und Eckzähne wurden noch länger und ich kannte keine Gefühle mehr, außer Hunger und Wut.
"Also hast du nun gar nichts Menschliches mehr an dir..." Auch Kirai schien langsam Angst zu bekommen und wich vorsichtig zurück, doch ich hatte nicht vor ihn entkommen zu lassen. Brüllend sprang ich ihn an und wehrte die Kunais, die er warf, mit meinen Flügeln ab. Als ich ihn erreichte, stach ich ihm meine Krallen in seine Schultern, sodass er aufschrie. Dann schlug ich meine Eckzähne in seine Halsschlagader und nahm ihm all sein Blut.
"Fahr zur Hölle, Dämon...", flüsterte Kirai noch, bevor seine Augen ihren Glanz verloren und sein Körper unter meinem Griff erschlaffte.
Meine Flügel und Krallen zogen sich wieder zurück. Auch meine Augen und Zähne wurden, soweit man das so ausdrücken darf, wieder normal.
Der Mann, der meine Wut entfacht hatte, war gestorben, doch mein Hunger blieb.
Ich wollte mehr...
Langsam drehte ich mich zu meinen Teamkameraden um. Sie waren immer noch in ihrer Schockstarre und sahen mich mit unterschiedlichen Blicken an. In Sakuras Augen konnte ich Traurigkeit erkennen, ebenso in Narutos, welche allerdings mit Angst vermischt war.
Die Augen meiner anderen Freunde sagten mir nur, dass sie gleich versuchen würden mich zu töten, da sie nur noch das Monster in mir erkannten.
Ich lächelte leicht und fragte mich, wen von ihnen ich mir als erstes vornehmen würde.
Die Prinzessin war immer noch ohnmächtig. Ein leichtes Ziel...
Fauchend sprang ich nach vorne, doch etwas hielt mich fest. Ich war in Kommandant Yamatos Mokuten no Jutsu gefangen. Ich wehrte mich vergeblich und knurrte wütend meine Freunde an, als sich die Holzranken immer fester um meinen Körper zogen. Ich versuchte mich laut zischend zu befreien, doch das Mokuten no Jutsu war zu stark.
BAAMM!
Es war wie ein Schlag gegen den Kopf, der allerdings nur in meinem Gehirn stattfand. Als würde ich gerade aufwachen, realisierte ich, was hier eigentlich gerade passierte. Mein Hunger war verschwunden, zurück blieb ein Gefühl von Traurigkeit, schlechtem Gewissen und die Gewissheit, von meinen Kameraden nur noch als dämonisches Ungeheuer, das versucht hat sie zu töten, angesehen zu werden.
"Aber das bist du ja auch", flüsterte eine Stimme in meinem Kopf leise.
"Du weißt, dass du ein Monster bist, du willst es nur nicht wahrhaben..."
Meine Bewegungen erschlafften und ich ließ meinen Kopf hängen. Eine Träne bahnte sich ihren Weg über mein Gesicht. Ich konnte noch weinen. Man sagt doch immer, dass schlechte Personen oder Ungeheuer nicht weinen können, oder? Ich konnte es. Meine Träne fiel auf die Holzfesseln von Kommandant Yamato. Dort wo sie aufkam, spross ein winziger Zweig mit einem noch kleineren Blatt daran, hervor. Ich lächelte traurig. Meine Freunde konnten mir nicht mehr vertrauen. Weitere Tränen tropften auf die hölzernen Fessel.

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