《 43 》- Die 4 Lira

Ich saß im Bus und wartete in der stickigen Hitze darauf, dass der Bus endlich losfuhr. Da ich bedenken hatte, dass der Bus ohne mich losfahren könnte, hatte ich mir trotz meines starken Durstes nichts zu Trinken gekauft. Als dann ein junger Mann, um die 10/12 Jahre in seinen dreckigen Klamotten mit einer 24-Flaschen Packung Wasser, die schon fast so groß war, wie er selber, einstieg und in die Runde fragte, ob jemand Wasser kaufen möchte. Ich rief ihm zu, dass er mir eine geben soll. Während er auf mich zu kam, suchte ich nach Kleingeld in meinem Portmonee. Da ich keine hatte, gab ich ihm 5 Lira. Der kleine Mann wischte sich den Schweiß, von der harten Arbeit, den 90% der Bevölkerung nicht mal kannten, mit dem Handrücken weg und warf seine Hand in seine Hosentasche. Er hatte ebenfalls nur noch 2 Lira klein und darauf sagte ich, dass es so passe und er die 5 Lira behalten könne. Er lehnte ab und sagte, dass er es eben wechseln geht. Ich bot ihm an, mir die zwei Lira zu geben und den Rest zu behalten. Erneut lehnte er ab und antwortete, dass das Wasser nur 1 Lira kostet. Darauf sagte ich dann, dass es okay ist und er dann eben Schulden bei mir hätte, was er wieder ablehnte, indem er sagte: ''Ich verschulde mich nicht, wenn sich unbedingt jemand verschulden soll, dann nimm das Wasser und verschulde du dich bei mir.''

''Okay, sei mir nicht böse. Na dann hier, geh und wechsel das Geld.'', antwortete ich ihm, während ich ihm die 5 Lira entgegenstreckte. Wieder lehnte er das Geld ab. ''Nein, behalte du das Geld, falls der Bus abfahren sollte. Ich gehe schnell und wechsel von meinem Geld.'' und darauf fragte ich ihn: ''Was ist, wenn der Bus tatsächlich abfährt. Was mache ich dann?" Er gab mir eine Antwort, die mir die Augen füllte: ''Wenn dein Geld bei mir bleibt, werde ich es niemandem wie dir geben können, aber die Straßen sind voll mit Kindern wie mir, die Wasser verkaufen. Wenn du es nicht mir geben kannst, dann einem von ihnen. Im Endeffekt teilen wir alle dasselbe Qadr." Mit gefüllten Augen und der 5 Lira in der Hand starrte ich ins Leere. Er ging und kam mit Kleingeld wieder, gab mir 4 Lira zurück. Ich streichelte seinen Kopf und fragte ihn, wie viel Wasser er am Tag verkauft. ''Normal ca. 200 Stück am Tag, aber heute habe ich das erste Wasser an dich verkauft.'' ''Wieso das?'', fragte ich und er entgegnete ''Ich hatte kein Wasser mehr und war gerade dabei neues zu holen. Als ich merkte, dass die Zeit zum Freitagsgebet nahte, bin zur Masjid gegangen, hab gebetet und dann Wasser gekauft.'' Ich fragte ihn wieder ''Wird das, was du heute verkaufst, dir reichen?'' Und er gab eine Antwort, die in unserem Luxus in Vergessenheit geraten war:

"Im wenigen liegt Baraqa, pflegte mein Vater zu sagen, Abi."

''Wo ist dein Vater?'' fragte ich. ''Er ist in Syrien gefallen. Ich bin der Sohn eines Shahids!'' Ich weinte und der gesamte Bus starrte uns an, bis der Busfahrer kam.

''Sodann kleiner Mann, wirst du mich in deine Bittgebete einschließen?'' fragte ich. ''Ja, aber du darfst auch meine Mutter, meinen Bruder und mich nicht vergessen. Bitte Allah darum, dass wir gesund bleiben, satt sind und in Geborgenheit schlafen können.'' ''Versprochen.''

Möge meine Zunge austrocknen, wenn ich mein Versprechen vergessen sollte. Mögen meine Zunge und mein Herz austrocknen, wenn ich dich vergesse und einen Bissen unbedacht essen sollte!

Ich werde diese 4 Lira mein lebenlang aufbewahren und mich bei jeder Versuchung der Verschwendung daran erinnern und verzichten, in sha Allah.

Das war mir eine Lehre fürs Leben. Möge Allah uns zu den Dankbaren gehören lassen, Allahumma Amin!

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*Aus dem Türkischem übersetzt.

Abi - Bruder
Qadr - Schicksal
Lira - türkische Währung
Masijd - Moschee
Shahid - Märtyrer

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