55| 20 Fragen
Unruhig wippe ich mit meinen Beinen hin und her, da ich gleich mit Dale sprechen werde. Ich weiß nicht warum oder worüber, er meinte in der Cafeteria zu mir ich soll auf ihn warten und nun ja, hier bin ich. Ich warte nicht sehr lange auf ihn, vielleicht seit fünf Minuten.
Seine Stunden sind ein paar Minuten länger als meine, irgend so eine Regel von dem Direktor. Lustlos und gelangweilt versuche ich die Linien des Bodens nicht zu treffen, was ich in meiner Kindheit sehr oft gespielt habe. Trotzdem macht es keinen Spaß, weil ich weiß, dass keine Lava aus dem Boden raus spritzt.
»Hey, Avi, schön dich zu sehen«, ertönt es plötzlich von hinten. Ruckartig drehe ich mich um und sehe einen grinsenden Dale. Unsicher was ich jetzt tun soll, nicke ich einfach und kratze meinen Arm. Eine sehr auffällige Tat von mir, ich weiß.
Er steckt seine Hände in die Hosentaschen und sieht eine Weile die Decke an, was mich noch konfuser macht. »Du wolltest mich sehen, weil..?«, frage ich zögernd. Als sei ihm ein Licht aufgegangen hebt er seinen Zeigefinger hoch und sieht mich entschuldigend an. »Oh ja, fast vergessen.« Ich winke ab und warte geduldig auf seine Antwort.
»Wir alle hatten irgendwie keinen guten Start. Ich habe auch gestern mit Livian gesprochen und es ging dabei um dich. Bevor du jetzt irgendwie denkst ich habe mich in dich verliebt, nein. Ich habe ihm nur gesagt, dass mir bewusst ist wie nah ihr euch beide steht und wie ihr total aufeinander abfährt. Ich bin also keine Gefahr, weder für ihn, noch für dich.« Total sprachlos steht mein Mund offen.
Livian hat gestern wirklich mit Dale gesprochen? Um ehrlich zu sein bin ich ihm aus dem Weg gegangen, da ich dachte er steht auf mich. Dale streckt seine Hand aus und lächelt mir freundlich zu. »Hi, ich bin Dale und schwul.« Meine Augen weiten sich ungewöhnlich groß. »Du bist schwul?«, rufe ich flüsternd und drehe komplett am Rad. »Oh man, also hatte Nova doch recht. Aber wieso haben du und Livian euch so feindselig angesehen?«
Er zuckt mit den Schultern. »Ich glaube er war eifersüchtig auf mich, weil ich mich so gut mit dir verstanden habe. Um ehrlich zu sein warst du gar nicht mein Ziel, ich habe gehofft mit Livian reden zu können, was nicht so gut geklappt hat wie man sieht«, lacht er. »Du stehst auf Livian?« Mein Mund tut schon vom ganzen grinsen weh, trotzdem kann ich nicht damit aufhören.
Wow, Dale steht wirklich auf Livian.
Plötzlich kommt mir das Telefonat mit einem Kerl in den Sinn und wie sich Dale vor Ethan verhalten hat. »Mit wem hast du an dem Tag als Ethan gekommen ist telefoniert? Und wieso hast du dich so komisch verhalten?«
Es scheint als würde er nachdenken, da seine Stirn gerunzelt ist und seine Zunge zwischen seinen Zähnen klemmt. »Ach ja, richtig, das Telefonat. Ich wusste jemand war da!« Er klatscht sich auf die Stirn und spricht weiter. »Ich kenne Ethan von früher, wir waren damals gute Freunde. Ich ging auf eine andere Schule wie er, aber wir waren Nachbarn, weswegen ich ihn jeden Tag sehen konnte.
Er war immer nett zu mir, ein guter Freund eben. Er verhielt sich schon immer komisch gegenüber dem weiblichen Geschlecht, was ich nicht nachvollziehen konnte, da ich schwul bin. Er war..wie soll ich sagen«, er kratzt sich am Kinn, »er war eine eigenartige Person. Jemand für sich. Er sprach nie wirklich über seine Gefühle, aber seine Taten ließen meist für seine Worte sprechen.
Ich habe ihn einen guten Freund von mir vorgestellt, er hat eine Schwester. Ethan fand sie unglaublich anziehend und sprach ständig von ihr. Natürlich hat das meinem Kumpel nicht gefallen, es ist ja schließlich seine Schwester. Ethan ist ständig auf intime Gedanken mit ihr gekommen, mein Freund hat sich Sorgen um seine Schwester gemacht. Er wurde immer aufdringlicher und ist einen Schritt zu weit gegangen, weshalb mein Kumpel die Cops gerufen hat.
Zu der Zeit war er auf Bewährung und deswegen musste er für ein paar Wochen in den Knast. Wir haben nicht mehr mit ihm gesprochen, deswegen war es so überraschend als ich ihn gesehen habe. Ich hatte gehofft er würde mich nicht wiedererkennen, da es schließlich mein Kumpel war, der ihn in den Knast gesteckt hat.«
Diese Worte zu hören sind so erschreckend. Ich will nicht wissen was er mit Livians Schwester gemacht hätte, wäre er nicht auf ihn losgegangen. Ethan hat sich zwar entschuldigt und das aufrichtig, aber trotzdem kann man ihm nicht vertrauen. Vielleicht haben diese zwei Ereignisse sein Leben verändert und er hat daraus gelernt, jedoch verändert sich die Person niemals selbst, denn der Dämon in sich selbst schläft niemals für immer.
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»Komm schon, der Eiswagen fährt bestimmt gleich weg«, jammere ich und schlage die ganze Zeit schon auf Livians Arm, der schon ganz rot geworden ist. »Ich halte jetzt nicht für einen beschissenen Eiswagen an, ich fahr dich jetzt nachhause!« Seine Hände umklammern genervt das Lenkrad fester. »Aber ich will jetzt ein Eis..«, hauche ich traurig und spiele mit meinen Fingern auf meinem Schoß.
Seitdem ich ihm über das Gespräch von mir und Dale erzählt habe, verhält er sich so genervt und wütend. Ich kann es verstehen, trotzdem will ich jetzt ein Eis essen. Es ist ekelig warm und mein Hals fühlt sich wie die Sahara an. »Bitte, danach können wir gehen!« Er stöhnt genervt auf und biegt mit dem Auto nach links in den Park ab. Freudig fange ich an zu jubeln und schnalle mich schon mal ab, bereit diese Autotür zu öffnen.
Sein Kopf huscht sofort zu mir, mit seinem rechten Arm drückt er mich zurück gegen Sitz. »Bist du komplett gestört? Du kannst dich doch nicht einfach so abschnallen und die Tür versuchen aufzumachen, während ich noch fahre!« Ungeduldig verdrehe ich die Augen und schlage mit meinen Beinen wie ein kleines Kind gegen den Sitz. Als das Auto endlich stehen bleibt, schlage ich seinen Arm von mir und schmeiße dabei fast sein Handy von der Hand und öffne rasch die Autotür. Warscheinlich telefoniert er gleich mit jemanden, weshalb ich die Autotür gar nicht beachte und gleich zum Park renne.
Ich höre Livian noch ganz schwer hören wie er mir eine Beleidigung zu ruft, ehe seine Stimme verblasst und ich mitten im Park stehe. Genau in der letzten Sekunde sehe ich den Eiswagen vor mir wegfahren. »Nein!«, rufe ich hektisch und versuche dem Eismann zuzwinken, was er nicht sehen kann. Fluchend laufe ich auf eine Bank zu. Ein schwarzhaariges Mädchen sitzt am anderen Ende der Parkbank und sieht nicht gerade fröhlich aus.
Und da meine Laune gerade den Tiefpunkt erreicht hat, kann ich nicht freundlich bleiben. »Du siehst ja beschissen aus«, bemerke ich und sehe zu einer Frau mit einem Kinderwagen. Irritiert schwingt der Blick des Mädchens in meine Richtung. Nur ganz kurz, dann wendet sie den Blick wieder ab und gibt einen genervten Laut von sich.
»Wow, danke. Genauso fühle ich mich auch«, es schwingen kaum Gefühle in ihrer Stimme mit. Auch ihre Augen folgen dem Kinderwagen. »Um ehrlich zu sein ist das nicht zu übersehen«, schmunzel ich leicht von ihrer Unhöflichkeit und lehne mich weiter gegen die Bank. Mein Blick fällt abwartend zu dem fremden Mädchen. »Na los, ich hab Zeit.«
Die Fremde folgt weiterhin dem Kinderwagen, in Versuchung stumm und durch Körpersprache zu zeigen, dass sie nicht in Rede- sondern in Nachdenklaune war. Sie seufzt pikiert. »Na los, nutz deine Zeit. Mit etwas produktiven zum Beispiel.« »Nein, das wird leider nichts. Komm schon, du versuchst meinen Blicken auszuweichen, ich weiß das du reden willst. Außerdem bin ich ein guter Zuhörer..naja, meistens jedenfalls.« Ich zucke mit den Schultern und spiele mit meinen Händen auf meinem Schoß, während eine Gruppe von Idioten zu uns sehen. Ich runzel die Stirn und lege den Kopf schief. »Sind das deine Pissbirnen? Ich hab nämlich auch welche, ziemlich anstrengend.«
Das Mädchen gibt es auf meinen Blicken auszuweichen und schenkt mir das erste Mal ihre volle Aufmerksamkeit. Erst mustert sie mich intensiv, dann folgt sie meinem Blick und schaut sich ihre "Pissbirnen" an. Sie verdreht ihre Augen, den Blick auf einen Kerl mit einer Jim Beam Flasche gerichtet. »Ja. Das sind meine Pissbirnen, wobei Presley die größte ist. Der da vorn, der schon am Mittag nicht mehr ganz bei sich ist«, sie deutet mit dem Finger auf den an seiner Flasche nippenden Presley.
Ich muss lachen und sehe grinsend zu Elvis Presley. »So einen hab ich auch, zwar nicht immer und überall benebelt, dafür ziemlich verrückt und eine totale Diva.« Schmunzelnd schüttel ich den Kopf. »Irgendwie mögen ihn alle, ziemlich bizarr wenn du mich fragst.« Mein Blick fällt erneut auf das schwarzhaarige Mädchen. »Wie ist dein Name?« Auch sie gibt ein augenverdrehendes Lachen von sich, bevor sie sich zu mir dreht. »Aggie«, kurz zögert sie, mustert jeden Gesichtszug von mir. Sucht nach etwas, was darauf hinweist, dass ich irgendetwas im Schilde führe. Sie findet nichts und hebt, wenn auch zögernd, ihre Mundwinkel. »Und du?«
Erfreut hebe ich meine Hand und sehe blinzelnd zu Aggie. »Aviola.« Ich mustere die Gesichtszüge von Aggie und bemerke, wie schön sie eigentlich aussieht. Die mittellangen, schwarzen Haare sehen durch das Strahlen der Sonne unglaublich gepflegt aus. »Ich glaube ich hab jetzt einen Crush«, grinse ich und streiche meine Haare aus dem Gesicht. Livian habe ich dabei komplett vergessen.
Auch Aggie kann sich ihr Grinsen nach meinen Wörtern nicht verkneifen. »Ich fühle mich geehrt, danke. Ich glaube aber ein Kerl wäre besser für uns«, kurz wandert ihr Blick wieder zur Gruppe, nur um ihre Schultern resigniert in sich zusammenfallen zu lassen und mit einem aufgezwungenen Lächeln wieder zu mir blickt. »Außer du fühlst dich... anderweitig hingezogen, versteht sich«, verlegen räuspert sie sich, bevor sie beschämt nach Fassung ringt und ein nervöses Lachen ihren Mund verlässt. Unsicher darüber nicht die richtigen Worte von sich gegeben zuhaben.
Ich winke ab und sehe verwundert zu ihr. »Was ist los, stimmt irgendwas nicht?« Verwundert sehe ich zur Gruppe und wieder zu Aggie, die jetzt noch nervöser scheint als zuvor. »Na klar, was soll schon großartig sein?«, ihre Stimme nimmt an Höhe zu, beinahe schrill verlassen die Worte ihren Mund. Sie räuspert sich. »Alles in bester Ordnung«, gibt sie mit Nachdruck von sich, um den forschenden Blicken von mir auszuweichen. »Okay, den Award für die schlechteste Lügnerin bekommst definitiv du«, sage ich belustigt und werde dann wieder ernst. »Du kannst es mir erzählen, wir sind sowas wie Fremde. Ich werde dich warscheinlich sowieso nie wieder sehen.«
»Vielleicht bin ich auch einfach nur eine Betrügerin und weiß wie ich mit meinen Schauspielkünsten umzugehen habe. Wir sind ja sowas wie Fremde«, sie zuckt mit ihren Schultern und grinst zum ende hin leicht amüsiert. Ich schüttel den Kopf und sehe sie intensiv von der Seite an. »Was hast du zu verbergen, Aggie.« Meine Stimme klingt am Ende wie ein schauerliches Hauchen, fast schon unheimlich. Aggies Augenbrauen zucken verärgert und teils sogar verblüfft zusammen. »Hast du sowas wie übernatürliche Kräfte oder warum kommt es mir gerade so vor, als könntest du mir in das Wirrwarr von Gedanken schauen?«, schaudernd sieht sie mich aus dem Augenwinkel an.
Unbekümmert hebe ich die Augenbrauen und zucke gleichgültig mit den Schultern. »Man sieht es dir an. Deine ungefähr fünf Oktaven höhere Stimme oder das ständige hin und her schauen. Wie gesagt, du kannst wirklich schlecht lügen.« »Oder ich bin, wie gesagt, einfach eine verdammt gute Schauspielerin«, auch sie zuckt gleichgültig mit den Schultern, doch gibt letztendlich nach. »Aber ich bin anscheindend doch eine ziemlich schlechte Lügnerin, was? Sicher das du bereit für ein gigantisches Gefühlschaos einer Fremden auf der Parkbank bist?«, Aggie schmunzelt leicht und lässt forschend den Blick über mein Gesicht sausen. »Und vielleicht sogar eine Betrügerin ist?«, ergänzt sie, mit einem wachsenden Grinsen.
»Betrüger find ich cool, hauptsache du bist kein Ex-Knasti, die heimlich versucht mich abzustechen. Ansonsten bin ich komplett frei«, lächel ich und krempel meine Ärmel nach oben, da es ziemlich heiß geworden ist. »Wenn du beschlossen hast, nicht mehr auf Secret Woman zu machen und es mir erzählst, würde ich dir sehr dankbar sein, denn ich schwitze und schwitzen ist eklig.« Wir können das ganze auch einfach verkürzen - ich tue weiterhin auf Secret Woman und du kannst nach Hause gehen, etwas für die Schule tun und währenddessen einen weiteren Schweißausbruch entkommen, unschuldig lächelt sie, doch merkt schnell das es eigentlich keinen Sinn mehr macht mir zu entkommen. »Da ich so schnell keinen Menschen abstechenden Ex-Knasti auffinden kann, scheint es wohl aussichtslos für mich«, sie fechelt sich ächzend Luft zu, bevor sie sich eine dunkle Haarsträhne von der verschwitzten Stirn streicht.
Ich verdrehe die Augen und mustere Aggie eindringlich. »Es war schon bei deinem ersten Versuch mich loszuwerden aussichtslos.« »Habe ich mir schon fast gedacht, aber man darf sich ja wohl auch an den letzten, kleinen, mikroskopischen Rest Hoffnung klammern.« Aggie knetet nervös ihre Hände, holt tief Luft und lehnt sich anschließend ruckartig gegen die Bank, sodass diese ein morsches Knirschen von sich gibt und Aggie ihr Gesicht verzog. »Wie nennen wir mein Problem am besten? - 'Jungsprobleme' klingt viel zu verallgemeinert«, nachdenklich kratzt sie sich an ihrem Oberarm und blickt mit schief gelegtem Kopf an mir vorbei. »Nennen wir es einfach 'Die-Extreme-Und-Nicht Allzu-Verallgemeinerte-Form-Von-Jungsproblemen'.«
Überrascht hebe ich eine Augenbraue und fange schelmisch an zu grinsen. »Warte, du hast Jungsprobleme? Du kommst mir eher wie eine Person rüber, die alle verschrecken würde anstatt sich mit ihnen anzufreunden.« Ich lehne mich genau wie Aggie gegen die Bank und sehe nachdenklich in den Himmel. »So ein Problem hab ich auch..irgenwie.« »Ich bin mir nicht sicher ob ich deinen Kommentar jetzt in die Kompliments- oder in die Beleidigungsschublade stecken soll, deswegen lasse ich das jetzt einfach mal so stehen und bestätige dir hiermit feierlich, dass auch eine fremde Betrügerin Jungsprobleme haben kann.« Aggie legt den Kopf in den Nacken und beobachtet ein Flugzeug zwischen den Wolken.
»Erzähl mir mal von deinem Lover, Zeit habe ich genug«, brumme ich fröhlich und beobachtet ein Paar, das sich streitet und dann wieder küsst. Dieses Szenario passiert ungefähr drei mal, weswegen ich angeekelt die Nase rümpfe und von dem Paar wegsehe. »Ich hoffe mal es ist nicht so ein Problem«, murmel ich und zeige unauffällig auf das Paar.
»Nein, nein, nein. Um Gottes Willen - das muss ich mir jeden Tag anschauen und es ekelt uns nicht nur an, sondern tut auch dem Kühlschrank nicht so gut. Von einem Moment auf den anderen ist unser Essen futsch.« Aggie tut es mir nach und rümpft die Nase. Dann widmet sie sich meiner ersten Aufforderung. »Soll ich eines meiner Probleme einfach so, ohne viel Schnickschnack, rausballern?«, unsicher tippeln ihre Zehenspitzen dem Kies hin und her. »Würde ich sonst fragen?« Ich fummel an meinem Shirt rum und hechel förmlich nach kalter Luft. »Warum zum Teufel ist es nur so warm?«
»Das frage ich mich auch, in Lincoln war das ganz anders«, ihre Hand saust den Kragen ihres Shirts entlang, dann legt sie angestrengt die Stirn in Falten. »Woher weißt du, dass du irgendetwas für einen Kerl empfindest und es nicht einfach nur die Sehnsucht nach den Gefühlen für einen Kerl sind?«, verwirrt beißt sie über ihre eigenen Worte auf die Unterlippe. Ich unterdrücke mir ein Grinsen und stütze meinen Arm auf die Banklehne, damit ich Aggie besser sehen kann. »Nun ja, ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht. Das Gefühl ist eben einfach da. Wenn du die Augen von dieser einen Person nicht lassen kannst oder unbewusst in die Nähe dieser Person sein willst. Wenn du ständig an diese Person denkst und plötzlich alles mit ihr verbindest. Wenn sie dich glücklich fühlen lässt und alles andere vergessen lässt, wenn du dich wohl in ihrer Nähe fühlst und es sich wie Zuhause anfühlt. Wenn das Glück der Person dein Glück ist..«, murmel ich am Ende und denke über Aarons Worte nach. Unabsichtlich habe ich alles mit einer Person verbunden, die mir etwas bedeutet. Die ich liebe.
»Ja, furchtbar poetisch, gefühlvoll und all dieses Zeug. Dein Herz schlägt schneller, du willst immer in der Nähe sein - dieses Gedöns. Habe ich mir schon fast gedacht - sag mal, bin ich schon so tief gesunken, dass ich mir von einer vielleicht Sechzehnjährigen Ratschläge im Themenbereich Jungs hole?«, frustriert schlägt sie sich die Hände übereinander auf den Kopf, dabei rauft sie sich ihre Haare und lenkt den Blick wieder in Avis Richtung. »Scheint so als hättest du im Gegensatz zu mir mehr Erfahrungen im Themenbereich 'der perfekte Loverboy'. Hau raus, Aviola.«
Ich winke bloß mit der Hand ab und schüttel den Kopf. »Keine Sorge, ich weiß selber nicht wieso ich das gerade gesagt habe«, schmunzel ich leicht in mich hinein. »Also es gibt tatsächlich einen Jungen, der ein totaler Idiot ist. Unsere Beziehung zueinander ist irgendwie kompliziert, komisch, verrückt und doch irgendwie besonders schön. Ach ich weiß auch nicht«, murmel ich am Ende. »Wer hat dir den Kopf verdreht?« Neugierig sehe ich zwischen Aggies Augen hin und her. »Noch bin ich mir überhaupt nicht sicher, ob mir nun offiziell der Kopf verdreht wurde - pure Unsicherheit. Inoffiziell hat mir ein Streuner, den ich irgendwie seit einem Clubbesuch an der Backe habe, den Kopf verdreht. Also; kein Hund, schon ein Mensch«, nach Luft schnappend blickte sie wieder zu der Gruppe, in ihrem Kopf legt sie sich die nächsten Worte zurecht. »Inoffiziell habe ich - vermutlich, mit einer geringen Wahrscheinlichkeit, weil ich überhaupt keine Ahnung von irgendetwas habe - ein bisschen zu viel Gefallen an seiner Nähe und Aufmerksamkeit gefunden«, beinahe hysterisch schaut sie wieder in meine Augen und rückt ein minimales Stück näher an mich heran. »Und das, liebste Aviola, ist der Punkt. Der Haken. Das Fettnäpfchen.«
Wissend nicke ich mit dem Kopf und denke ein paar Minuten still über Aggies Worte nach. »Du stehst also auf ihn?«, frage ich Augenbrauen wackelnd und beiße mir in die Innenwange, um ja keinen Ton zu sagen. Geniert fährt sich Aggie mit beiden Händen über die Wangen, die einen roten Ton annehmen. »Du bist ein ziemlich direkter Mensch, Aviola«, sie steckt sich, gegen ein Schmunzeln ankämpfend, eine Strähne hinters Ohr. »Aber - vermutlich - stehe ich inoffiziell auf den Streuner -«, sie bricht ab, sobald ein Kerl lachend zu der Gruppe läuft und Presley mit einem Ruck die Jim Beam Flasche aus den Händen zieht.
Mein Grinsen wird breiter, als ich Aggies Blick folge. »Das ist also dein Prince Charming?« Mein Grinsen ist unglaublich breit, fast schon erschreckend unheimlich. Aggies Gesicht sieht unglaublich rot aus, wie eine kleine Tomate. »Er ist alles andere als ein Prinz, diese Sache haben wir schon vor einiger Zeit geklärt«, murrt sie angestrengt die Wörter aus ihrem Mund. »Wo bleibt deiner? Du scheinst gerade aus der Schule gekommen zu sein und ich kann weit und breit niemanden sehen? Ist es ein Trend seine Flamme alleine nach Hause laufen zu lassen?«, lacht sie mir schwach entgegen. Ich mache eine wegwerfende Handbewegung und murmel irgendwas vor mich hin, als die nächsten Worte meinen Mund verlassen. »Er fährt mich eigentlich nachhause, nur wollte ich in den Park wegen einem Eiswagen und er war gerade dabei zu telefonieren. Entweder hat er mich vergessen oder er bleibt im Auto, einfach weil er eben Livian ist«, zucke ich mit den Schultern und sehe dann zu der Gruppe, die sich prächtig zu amüsieren scheinen.
Seufzend lehnt sie sich wieder an die Bank und lässt auch ihren Blick nun ungeniert zur Gruppe wandern. Presley versucht sich die Flasche aus der Hand des Kerls zu schnappen, währenddessen sich ein Paar der Gruppe küsst. »Also doch ein kleiner Gentleman«, sie verschränkt ihre Arme vor ihrer Brust, während sie stumm den Bewegungen der anderen folgt. »Dieses ganze Spektakel macht mich ganz wuschig, ich habe das Gefühl mein Kopf explodiert gleich. Vielleicht sollte ich es mal mit Presleys Jim Beam versuchen«, sie hebt ihren rechten Mundwinkel in die Höhe und lächelt mich neckend von der Seite an.
Ich schmunzel und sehe zu Presley. »Ob er dich wohl trinken lassen würde?« Nachdenklich legt sie die Stirn in Falten. »Nein, um ehrlich zu sein nicht. Er wird zur richtigen Furie, wenn es um seinen Jimmy Neutron geht.« Gerade als ich etwas ansetzen will, ergattert jemand anderes ihre Aufmerksamkeit. Wie aus dem nichts erscheint Livian in seiner großen Gestalt, die Hände in den Hosentaschen gesteckt und das Shirt perfekt am leicht verschwitzten Körper anliegend. Sein Blick schweift über den ganzen Park, bis er bei mir stehen bleibt. Unwillkürlich wird mir warm ums Herz, mein Blick wird weich. Mit einem verwirrten Schmunzeln auf den Lippen verfolgt Aggie das Gesichtzugspiel auf meinem Gesicht. Dann wandert ihr Blick zu Livian. »Aha, Prince Charming also.«
»Wohl eher Prince Asshole«, lache ich und pickse ihr kurz in den Arm, ehe ich von der Parkbank aufstehe und zu Livian laufe. Ich stehe jetzt unmittelbar vor ihm und weiß nicht, wie ich ihn begrüßen soll. Eine Umarmung oder doch einen Kuss? Livian nimmt mir die Last von den Schultern und plaziert einen hauchzarten Kuss auf meine Wange. »Wir sollten jetzt gehen, es ist schon etwas spät geworden«, lächelt er und streicht mir meine verschwitzte Haarsträhne von der Stirn.
Ich deute ihm an im Auto zu warten und drehe mich dann um, um mich von Aggie zu verabschieden. Dieser eine Kerl von vorhin steht direkt vor ihrer Nase und sie besprechen irgendwas miteinander. Ohne lange warten zu müssen räuspere ich mich und sehe dann zwischen den beiden hin und her. »Ich bin dann wieder weg, hat mich sehr gefreut, Aggy Baggy«, schmunzel ich und winke ihr zum Abschied zu.
Überrascht blickt sie in meine Augen, von leichter Panik geleitet verlassen die nächsten Worte ihren Mund. »Warte doch mal eben, Aviola!«, schnell springt sie von der Bank auf, um den Abstand zwischen uns wieder zu verringern und meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Verwundert drehe ich mich wieder um und sehe abwartend zu ihr. »Ist irgendwas? Hast du was vergessen?«, frage ich und lasse meinen Blick durch die Gegend schweifen.
»Ja, ich habe tatsächlich etwas vergessen, liebste Aviola«, sie geht noch einen Schritt auf mich zu und legt mir mit einer vertrauenswürdigen Geste die Hand auf die Schulter. »Ich habe vergessen dir eine Weisheit auf den Weg mit zu geben.« Mit einem Schmunzeln auf den Lippen greift sie mit der anderen Hand nach meiner. »Es war ein tolles Gespräch - wirklich, danke. Nur ist es nicht immer von Vorteil ein so offener Mensch zu sein, der ohne groß nachzudenken auf eine Person zu geht«, sie lässt mein goldenes Armband in die Hand gleiten und wartet still auf eine Reaktion.
Stumm sehe ich von dem goldenen Armband in meiner Hand hoch in Aggies Augen. Es ist still, keiner sagt auch nur ein Wort. »Das war klasse!«, rufe ich lachend und wedel mit dem Armband hin und her. »Ehrlich, den Trick musst du mir zeigen«, grinse ich und tätschel Aggies Schulter. Lachend schüttel ich den Kopf, als ich das Armband wieder um mein Handgelenk befestige. Auch Aggie verdreht lachend ihre Augen. »Auch Menschen die vertrauenswürdig aussehen, können betrügerisch sein. Schätz dich glücklich, Avi - das nächste mal lasse ich mir so ein hübsches Armband vielleicht nicht entgehen.« Aggie hebt zwinkernd ihre Hand zum Abschied. »Pass gut auf dich und deine Lover-Pissbirne auf!«
Ich hebe schmunzelnd den Mittelfinger in die Höhe und winke ihr zu. Als ich mich umdrehe und aus dem Park laufe und die Autotür von Livian öffne, denke ich noch über Aggie nach. Sie ist definitiv eine der verrücktesten Personen, die ich jemals getroffen habe. Ganz so schnell werde ich sie nicht vergessen.
»Du hast also eine neue Freundin gefunden?«, fragt Livian und streichelt ganz sanft über meinen Arm. Diese Geste bereitet mir eine wohlige Gänsehaut. Ich liebe seine Berührungen so sehr. »Ja, sie ist echt cool, aber sie ist nicht von hier. Ich frage mich wieso sie so einen weiten Weg genommen hat.« Livian runzelt die Stirn und kratzt seinen Kinn. Ein kleiner Schweißtropfen fließt seine Schläfe entlang. »Woher kommt sie?«
»Lincoln«, antworte ich knapp und beobachte ihn währenddessen einfach weiter. Gott, wie kann ein Mensch nur so unglaublich gut aussehen. »Hör auf mich so anzustarren«, brummt er und drückt seine große Hand gegen mein Gesicht. Unabsichtlich knallt mein Kopf gegen die Autotür, weshalb er sofort zu mir sieht. »Scheiße, ist alles okay?« Ich lege meine Hand auf die pochende Stelle und fange an zu lachen.
So laut und stark habe ich noch nie gelacht. Besorgt wischt er meine Tränen von den Augen weg und biegt in den Highway ab um dort anzuhalten. »Ist wirklich alles-«, er stoppt, als er mir ins Gesicht sieht. »Was ist los? Verdammt, meine Augen sind von der Mascara schwarz, oder?«, fluche ich und wische mir unter die Augen.
Ich sehe auf meine beiden Zeigefinger, jedoch ist keine schwarze Farbe zu erkennen. Warum also sieht er mich so intensiv an? »Kannst du mir sagen warum du-«, er unterbricht mich schnell, »sei still.« Abrupt halte ich meinen Mund und sehe verwirrt zu ihm.
»Du..ich.. scheiß drauf«, murmelt er, ehe er meinen Kopf mit meinen Händen greift und stürmisch seine Lippen gegen meine presst. Diese Situation gerade überrascht mich sehr, da es das erste Mal ist, dass wir uns so küssen. Und gott, es gefällt mir irgendwie.
Ich versuche irgendwie mitzuhalten und lasse mich ganz von den aufkommenden Gefühlen gleiten. Er zieht mich zu seinem Schoß und streicht meine Haare zur Seite, ehe er küsse auf meinen Hals plaziert und darauf saugt. Meine Hände krallen sich in den Sitz des Autos, mein Mund ist zusammengepresst. Seine rechte Hand drückt immer wieder in mein Oberschenkel, seine linke Hand hält meinen Hals fest. Er weiß ganz genau wie oder was er tun muss.
Und ich fühle mich zum ersten Mal frei, wenn auch ein bisschen nervös, wenn ich einen Stück weiter denke. Ohne groß herumzuzupfen zieht er mir mein Oberteil über den Kopf und schmeißt es auf den Beifahrersitz. Und jetzt sitze ich ganz ohne Shirt und mit hochrotem Kopf auf dem Schoß von Livian, unwissend was ich ich jetzt tun soll. Unabsichtlich verkrampfe ich mich, werde unglaublich nervös.
Ich vertraue ihm und er würde nichts tun, was mir unangenehm wäre. »Ich uhm, ich hatte noch nie..du weißt schon«, murmel ich peinlich berührt und senke leicht den Kopf. »Du meinst Sex?«, schmunzelt er und streicht meine Haare aus dem Gesicht. Ich nicke und sehe in seine Augen.
»Vertraust du mir?«, fragt er mich schließlich ernst. »Natürlich«, flüster ich und bin von seinen Augen hypnotisiert. »Lass uns ein Spiel spielen, damit du nicht so nervös bist, okay?« Lachend nicke ich mit dem Kopf und lege meine Arme um seinen Nacken. »Zwanzig Fragen?«
»Jup«, grinst er und küsst mich auf die Wange. »Wie hieß dein erstes Haustier?« Seine Lippen wandern wieder runter zu meinem Hals. Total benebelt von dem Gefühl versuche ich ihm zu antworten. »Shark«, hauche ich und schließe die Augen. Er lehnt meinen Körper zum Beifahrersitz und legt sich dann über mich. »Welche Serie liebst du am meisten?« Er plaziert hauchzarte Küsse auf meinem Bauch und arbeitet sich immer weiter hoch. Ich könnte schwören er lächelt bei jedem Kuss!
»How to get away with murder«, presse ich stoßend heraus. Es ist so schwer sich auf die eigene Stimme zu konzentrieren, wenn jemand anderes dein ganzes System lahmlegt. »Sag mir einen Satz mit drei Wörtern«, flüstert er und lässt seine Hände ganz langsam unter meinen Rücken gleiten. »Ich liebe Essen!«, rufe ich glücklich und lege den Kopf in den Nacken.
Sein raues Lachen ertönt ganz nah an meiner Haut, ich kann die Wärme seines Atems spüren. »Und jetzt du«, schnaufe ich, da mich seine Berührungen echt fertig machen. Kurz bevor seine Hände den Verschluss meines BH's öffnen, sieht er mir ganz tief in die Augen.
»Ich liebe dich.«
•ENDE•
A/N:
OMG GUYS FINALLY DAS LETZTE KAPITEL. ICH WEIß NICHT WIE ICH MICH FÜHLE.
ich finde das ende ist so besonders, vorallem für aviola. was danach passiert kann man sich denken ;)
das kapitel ist total lang, aber ich hab mir gedacht wenn das kapitel eine 5er zahl enthält, dann dieses kapitel auch. und wir sind zu unglaublichen 5k wörtern gekommen, omg.
HOW ARE YOU GUYS FEELING??
es kommt noch ein kapitel aus livians sicht und dann wird das buch auf abgeschlossen verändert. (mit der danksagung natürlich.)
für das kapitel mit livian könnt ihr hier jetzt abstimmen: (nur 1 mal)
- ihre erste begegnung
- ihr erster kuss
- dieses kapitel
ich danke crypticallyy für die kooperation dieses kapitels. die szenen mit aggie waren einfach nur der hammer. thanks to you my babe. (an alle die wissen wollen aus welchem buch der charakter ist -> the fraudulent crew von crypticallyy)
ich hoffe ihr alle habt einen schönen tag und genießt den restlichen sonntag!!
spit, a
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