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In der Nacht von Montag auf Dienstag wachte Jim von leisen Stimmen auf. William und der Alte standen im Flur und diskutierten.

„Ich weiß nicht genau, ob das funktionieren wird, Vater. Ja, ich kann die Weiche verstellen, das ist nicht das Problem. Die Frage ist nur, ob der Zug auch schnell genug sein wird!"

„Ja. Paul 1 hat da etwas grandioses vorgeschlagen. Wir werden dafür sorgen, dass der Zug Verspätung hat, Fred wird sich als einen Lokführer verkleiden, da hingehen und dem ordentlich Druck machen. Wird irgendwas sagen, das dafür sorgt, dass der Zugführer auf dieser scheinbar geraden Strecke Gas gibt.Du verstellst die Weiche, der Zug entgleist, die Sache ist gegessen."

William schien noch nicht überzeugt. „Und woher wissen wir, dass er tatsächlich im Zug ist?"

„Werden wir überprüfen. Fred spricht exakt sieben Minuten mit dem Lokführer. In dieser Zeit durchsucht jeder unserer Männer, bis auf Jim der bei mir bleibt und natürlich ich weil der Mann mich kennt, einen Wagon. Wir sind genug. Bis jetzt hatte keiner der Züge mehr als siebzehn Wagons."

„Okay. Und wer kümmert sich um die Leute die sich mir in den Weg stellen könnten?"

„Paul 1 und Paul 2. Das wird schon, Junge. Der Plan ist total sicher."

„Wir werden sehen..."

Jim hielt den Atem an, als sie am Wohnzimmer vorbei gingen und versuchte die eben gewonnenen Informationen zu verarbeiten.

Die wollten also eine Weiche verstellen. Damit der Zug entgleiste und ja... eine einzige Person ums Leben kam. Der Mann.

Und alle anderen Passagiere würden eben Pech haben.

Jim wurde schon von dem Gedanken daran schlecht. Leise stand er auf und verließ die Wohnung. Er eilte durch die stillen dunklen Straßen.

Drei Stunden hatte er Zeit, dann würde er wieder auf dem Sofa liegen müssen.

Er hatte ein ganz bestimmtes Ziel und nahm jede mögliche Abkürzung.

Zum Zuhause seines Vaters.

Das Türschloss hatte er in weniger als drei Minuten aufgebrochen. Jim grinste. Praktische Sachen brachte ihnen ihr Vater bei!

Er schloss die Haustür sorgfältig. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, wäre Aufmerksamkeit.

Im Schein einer Straßenlaterne durchsuchte er den Schreibtisch seines Vaters. Das wenige Licht, das durchs Fenster fiel würde genügen müssen.

Aber er fand nichts. Gar nichts. Enttäuscht ging er wieder zur Tür, als sein Blick auf das Portrait einer Frau mit einem sanften, liebevollen Lächeln fiel. Seine Mutter.

Jim stockte der Atem. Ein Zipfel weißen Papiers ragte hinter dem Bilderrahmen hervor. Langsam zog er ihn heraus.

Es war eine Mappe. Er ging mit ihr zum Fenster und im Schein des milden Lichts öffnete er sie.

Die Masse an Informationen überwältigte ihn.

Es ging um seine Mutter. Genauer gesagt, den Tod seiner Mutter.

Von klein auf hatte man ihm erzählt, es sei ein Autounfall gewesen. Sie sei mit dem Motorrad in einen Laster hinein gerast.

Aber das stimmte nicht, wie Jim diesen Papieren hier entnahm. Sie war umgebracht worden. Getötet als er gerade ein Jahr alt geworden war.

Jim würgte. Seine Mutter. Ermordet. Ermordet von dem Mann. Dem Mann, der in weniger als zwei Wochen in einen Zug steigen und nie ankommen würde.

Jim schluckte krampfhaft. Unfähig sich zu rühren.

Dann hörte er es. Jemand öffnete die Haustür. Panisch stopfte er die Zettel zurück in die Mappe legte diese auf den Schreibtisch und riss das Fenster auf.

Glücklicherweise lag das Wohnzimmer mit dem Schreibtisch im Erdgeschoss, so dass er sogar noch genug Zeit hatte, das Fenster zu zuziehen.

Dann sprintete er zurück in seine Wohnung, legte sich auf das Sofa und versuchte, zu vergessen.

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