Zwei
Ein zaghaftes Klopfen war zu hören, zu mehr war ich auch gar nicht imstande.
"Herein!"
Ich drückte die Klinke herunter und trat ein. Hinter mir schloss ich die Tür wieder und blickte nun in die Augen unseren Rektors.
Er war ein netter alter Mann, der es langsam müde wurde jungen ungezogenen Gören wie mir die Leviten zu lesen.
Allerdings konnten weder er noch ich das verhindern, zumal ich eigentlich auch gar nichts getan hatte.
"Fehja,", setzte er an. Seine Stimme brach und ich konnte die Enttäuschung in seinen Augen sehen.
"Na los, nimm' Platz", sagte er, bemüht freundlich zu sein, und wies auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
Ich gehorchte.
"Was ist es diesmal?"
Seine müden Augen lächelten mich an.
Die Atmosphäre war entspannt und ich lächelte zurück.
Als ich jedoch antworten wollte, stürmte meine Lehrerin ins Zimmer und ergriff das Wort.
"Schlafen?! Im Unterricht?!
Das ist nicht gestattet! Sie müssen etwas unternehmen. Erst fehlen Hausaufgaben und Hefte, gar manchmal Sie selbst. Und jetzt das! Es kann doch nicht ewig so weitergehen. Das arme Kind verpasst doch den gesamten Lernstoff. Was soll aus ihr mal werden?", rief die Lehrerin aufgebracht.
"Ist ja gut, alles gut, Frau Zeche! Ich kümmere mich darum", setzte der Rektor an.
Dann wandte er sich an mich.
"Also Fehja, schlafen im Unterricht? Schon wieder?", fragte er sanft.
"Schon wieder?", fragte die Lehrerin empört, stützte ihre Hände in die Hüften und sah mich ungläubig an.
"Ja Frau Zeche, schon wieder", sagte der Schulleiter.
"Allerdings ist das eine Sache zwischen Fehja und mir. Deshalb würde ich Sie jetzt bitten das Zimmer zu verlassen und zurück in die Klasse zu gehen!", sprach er.
Die Lehrerin nickte nur und bekam ihren Mund gar nicht mehr zu. Am liebsten hätte ich einen Kommentar darüber abgelassen, aber ich steckte auch so schon tief genug in der Scheiße.
Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, sah der Schulleiter mich enttäuscht an.
"Schon wieder, Fehja?", wiederholte er.
Als ich nicht antwortete, sprach er weiter.
"Ich war mir so sicher, du würdest es endlich schaffen, die Sache endlich in den Griff bekommen. So wie es scheint, habe ich mich wohl getäuscht!"
Traurig schüttelte er den Kopf.
Ich hielt den Kopf gesenkt. Ich konnte seine Blicke auf mir spüren, aber ich konnte ihm nicht in die Augen sehen.
Eine Träne rollte meine Wange hinab.
Ich hatte sie alle enttäuscht!
"Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll, Fehja!
Es ist ja nicht nur so, dass du deine Aufgaben nicht erledigst. Weder hier noch zuhause.
Nein, du schläfst auch noch im Unterricht. Und manchmal erscheinst du gar nicht erst."
Wieder schüttelte er den Kopf.
Mutig schaute ich ihm entgegen, konnte allerdings erkennen, dass er kein Vertrauen mehr für mich übrig hatte. Stattdessen las ich pure Enttäuschung in seinen Augen.
"Ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll!"
Es herrschte Stille. Wir schwiegen uns an, bis ich es schaffte mich zu entschuldigen.
"Es tut mir leid, Rektor, ehrlich", sagte ich stockend, während weitere Tränen das Weite suchten.
Ich wusste, dass ich den Bogen überspannt hatte, aber ich wusste nicht, wie ich es wiedergutmachen konnte.
"Eine Entschuldigung reicht dafür leider nicht aus, Fehja. Es wird ein Gespräch mit deinen Eltern geben."
"Aber, hören Sie, meine Mum ist sehr krank...", begann ich.
"Dann erscheint eben dein Dad. Heute Abend, 19:00 Uhr!", sagte er bestimmt und massierte sich seine Schläfen. Anscheinend bereitete ihm die Sache Kopfschmerzen.
Ich traute mich nicht zu widersprechen, sondern nickte nur.
"Für den Rest des Tages bist du suspendiert!", fügte er noch hinzu. Von der anfänglichen Freundlichkeit war jetzt nichts mehr zu merken.
Ich nickte erneut, stand unter seinem strengen Blick auf, ging zur Tür und verließ mit tränenüberströmten Gesicht sein Büro.
Manchmal hasste ich die Schule, und in letzter Zeit war manchmal echt oft!
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