Acht

"Ach Fehja,", setzte er an.

"Komm rein Fehja!", rief der Schulleiter von drinnen.

Ich stand auf und ging an meinem Dad vorbei ins Büro. Hinter mir hörte ich, wie er die Tür schloss.

"Setz' dich doch", sagte unser Rektor und wies, wie heute Morgen schon, mir einen Platz zu.

Jetzt standen zwei Stühle vor seinem Schreibtisch. Ich setzte mich auf den Linken und überließ meinem Vater den Rechten.

"Fehja,", begann der Schulleiter, "dein Vater und ich haben lange diskutiert, wie es weitergeht und was jetzt aus dir werden soll!"

Ich nickte nur.

"Wir sind letztendlich zu einem Entschluss gekommen und sind der Meinung, dass es das Beste wäre, wenn du auf ein Internat gehen würdest!"

Ich schaute meinen Vater ungläubig an. Das konnte er nicht ernst meinen. Das durfte nicht wahr sein!

"A-Aber...", setzte ich an.

Mein Dad ließ mich nicht ausreden.

"Du wirst dorthin gehen. Keine Widerrede!"

Ich wollte gerade zum Reden ansetzen, doch Dad beachtete mich gar nicht. Sein Blick war starr auf den Schulleiter gerichtet, als hoffe er auf volle Zustimmung, dass er das Richtige tat.
Noch bevor ich irgendetwas sagen konnte, begann er störrisch zu sprechen.

"Du hast jetzt genug Mist gebaut, junge Dame!", er schaute mich an, allerdings fand ich in seinen Augen neben Trauer und Wut etwas Neues. Es war Verachtung.
Verachtung für die Fehler, die ich begangen hatte.

Ich schämte mich dafür.

"Damit du deine schulische Ausbildung ab jetzt vollkommen ernst nehmen kannst, wirst du mit dem Beginn nächster Woche die Jamie-Johnson-High besuchen. Sie wird neben einem Ort zum Lernen auch noch dein neues Zuhause sein! Du wirst dort wohnen und dich vollkommenen aufs Lernen konzentrieren können!
Dein Rektor ist mit dem Leiter des Internats befreundet und konnte so einen Platz für dich ergattern. Am Samstag bezieht du dort dein Zimmer! Für wie lange das sein wird, steht noch nicht fest."

Ich war geschockt. Das ging nicht, sie brauchten mich zuhause! Wer sollte sich dann um Saria kümmern? Mum war krank und er ging den ganzen Tag arbeiten. Auch Tolim war nicht zuhause, wie wollten sie das machen?

"Aber Papa!", begann ich.
"Mum ist noch nicht gesund und du bist kaum zuhause. Wer soll sich um Saria kümmern?"

"Das lass mal unsere Sorge sein. Du wirst dich ab jetzt vollkommen auf die Schule konzentrieren!"

Jetzt war es bei mir an der Zeit enttäuscht zu sein. Ich versuchte meiner Familie zu helfen indem ich Aufgaben übernahm, die eigentlich meine Eltern erledigen müssten. Allerdings fanden sie dafür keine Zeit, weil sie sich um Anderes kümmerten. Und jetzt war ich mal nicht so gut in der Schule, da schickte man mich einfach auf ein Internat.

Das war nicht nur total unfair sondern auch noch bescheuert. Wie sollte ich so meiner Familie helfen können?

Ich wurde wütend. Dad hatte nicht das Recht mich so zu behandeln. Er glaubte er könnte mich herum kommandieren, wie es ihm passte, aber da hatte er sich getäuscht.

"Du kannst mich nicht dazu zwingen", sagte ich.

"Oh doch. Das kann ich und das werde ich auch. Du wirst dort deine Schulbildung absolvieren und wenn ich dich überwachen lassen muss!", sagte mein Vater.

"Tja, nur werde ich bald achtzehn und dann kann ich entscheiden, was ich mache!", sprach ich höhnisch.

Mein Dad erwiderte nichts. Er kniff die Augen zusammen und presste seine Lippen aufeinander.
Er wusste, dass ich recht hatte und ihm schon bald überlegen war. Nur wollte er es nicht wahr haben.

"Bis dahin wirst du jedoch das Internat besuchen!", mischte sich nun der Schulleiter ein, der vorher den Streit zwischen Vater und Tochter nur still beobachtet hatte.

Als ich mich empört zu ihm wandte, sah ich die Müdigkeit in seinen Augen. Währenddessen fasste sich mein Vater wieder.

"Du brauchst gar nicht so zu gucken, junge Dame!"
Er hatte meinen grimmigen Blick bemerkt.

Ich wusste, dass ich nichts mehr gewinnen konnte. Es stand zwei gegen eins. Aber nicht mehr lange, denn wenn ich erst einmal achtzehn war...

Oh, ich freute mich schon. Gedanklich rieb ich mir die Hände, allerdings schien nichts davon nach außen.

"Ist gut!", erwiderte ich knapp.

Ich stand auf und verließ das Zimmer.
Ich wusste, dass sich beide Herren jetzt stark und mächtig fühlten, aber meine Zeit würde auch kommen.
Vielleicht früher als gedacht...

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