Das ist ein ehrlicher Brief an dich. Du warst mein ganzes Leben da. Auch wenn du dich immer im Hintergrund gehalten hast, du warst da. Du warst mein Schlappohr und ich deine Frau Huber. Ich weiß nicht einmal mehr wie wir darauf gekommen sind, aber es war unser Ding. Ich hab es gemocht, deine viel zu große Brille auf meiner Kindernase zu tragen und du mich Frau Professor genannt hast. Wie ich auf deinem Knie saß. Oder du mir, als ich am Tisch eingeschlafen bin, die leere Weinflasche in die Hand gedrückt hast.

Eine der vielen kleinen Erinnerungen die ich in mir trage. 

Als Kind war mir vieles ein Rätsel, doch jetzt wo ich erwachsen bin, verstehe ich leider vieles. Manche Dinge wollte ich nie wissen oder wahrhaben. Zum Beispiel einen geliebten Menschen zu verlieren, war als Kind nur halb so schlimm, einfach, weil ich nicht wusste was 'tot' bedeutet. Aber jetzt schwebt er über dir. Der Tod. Er streckt langsam seine Hände zu dir aus. Und du? Du wehrst dich nicht. Du könntest noch so viel noch ändern. Du könntest hier bleiben und nicht alles aufgeben. Nicht mich und auch nicht deine Familie. 

Ich weiß nicht, ob dich meine Erfolge gefreut haben, du hast nie etwas der Gleichen gesagt. Ob du jemals auf mich stolz warst. 

Ich habe dich immer bedingungslos geliebt. Aber manchmal hasse ich dich, einfach aus Egoismus, weil ich weiß, dass ich dich nicht beschützen kann. Jedes Mal, wenn ich vorbeikomme, habe ich Angst es könnte das letzte Mal sein, wo ich dich sehe. Etwas in mir weiß, dass es nicht mehr aufzuhalten ist, dass ich dich noch dieses Jahr verlieren werde. Ich weiß, dass du nicht auf meiner Hochzeit dabei sein wirst, oder deine Urenkel im Arm halten wirst. Doch du wirst immer in meinem Herzen dabei sein. Auch wenn ich dich hassen werden, weil du einfach gegangen bist. Weil ich dir beim Sterben zu sehen musste. Wie du dich langsam zugrunde gerichtet hast. 

Mit dir, wird ein Licht erlöschen. Ein Teil wird  verschwinden. Mein Herz wird ein Stück mehr gebrochen sein. Ich werde dich vermissen. Ich werde um dich weinen, auch wenn du das nicht verdient hast. Du wirst Spuren hinterlassen und dann doch verschwinden, als wärst du nie hier gewesen. Schon jetzt. Ich kann mit dem Gedanken nicht einschlafen, dass ich dich verlieren werde. Dass du einfach ersticken wirst. 

Ich weiß nicht wie es weitergehen soll. Ich kann mich nicht um die beiden kümmern. Ich muss auf mich achten, um nicht den Anschluss zu verlieren. Damit mein Leben etwas besser verläuft als deins. 

Nina

So hard to face, that I can't feel you anymore
Hard to face, that I can't see you anymore