Seit dem Gespräch mit Hava, sind jetzt schon einige Tage vergangen und in zwei Tagen ist Weihnachten. Eigentlich hatte ich ja vor, mich an ihr zu rächen, aber mein Gefühl sagt, dass sie keine Schuld trägt, sondern etwas anderes dahintersteckt.

Irgendwas muss damals passiert sein, dass sie so vor paar Tagen mit mir gesprochen hat.

Ich muss versuchen herauszufinden, was damals passiert ist. Und ich muss meinen Fehler wieder in Ordnung bringen. Bevor alles zerstört wird.

Mit vollen Geschenktüten laufe ich wieder nach Hause. Gerade als ich die Tür öffnen wollte, höre ich schon geschreie.

Was ist denn hier los?

,,Wir wollen dich hier nicht mehr haben! Du bist nicht die Hava, die wir kennen! Raus mit dir! Du gehörst nicht mehr zu uns!"

,,Ich weiß nicht einmal, was ich getan haben soll, dass ihr mich rausschmeißen wollt. Und dieses Haus steht in meinem Namen, ihr könnt mich nicht rausschmeißen! Ich habe dafür gesorgt, dass es allen gut geht und ihr wollt mich rausschmeißen?"

,,Dieses Haus gehört nicht dir! Es gehört Zayn!"

,,Was ist denn hier los? Wer will wen hier rausschmeißen?"

,,Oh Zayn, du bist ja auch da, erklär mir mal, wieso die Kinder denken, dass das Haus dir gehört?"

,,Ich weiß nicht wieso."

,,Es reicht! Hava, wir wollen dich nicht mehr haben! Du bist für uns gestorben!"

Ich sehe nur, wie eine Tasche vor ihren Füßen liegt. Sie selbst kniet sich zur Tasche hin. Und öffnet diese.

Da drinnen liegt ihre Kleidung und ein Bilderrahmen.

,,Ihr habt mein Zimmer aus geleert?"

,,Wir schmeißen dich raus! Du wolltest uns nicht, wir waren doch nur ein Grund, damit du nicht arbeiten musst! Du wolltest uns nicht! Und jetzt wollen wir dich nicht!"

,,Wer hat denn so was gesagt?"

,,Wir haben alles gehört, du kannst jetzt nicht mehr lügen!"

,,Josh, ich habe so etwas niemals gesagt, das weißt du doch. Ich habe doch alles für euch getan."

,,Du hast uns all die Jahre angelogen!"

,,Das stimmt nicht, wer hat das gesagt?"

,,Das spielt keine Rolle mehr, du hast gesagt, dass du uns nicht mehr willst! Und das Haus hier gehört Zayn! Das steht sogar auf diesen Papieren! Du hast selber dort drauf unterschrieben! Du wolltest uns nicht mehr haben! Wir brauchen so eine Verräterin wie dich hier nicht!"

Scheiße! Die Kinder waren in meinem Zimmer! Sie haben die Papiere und das Handy wahrscheinlich abgehört. Verdammt! Jetzt wird alles nur noch mehr schief laufen, als so schon!

Ich wollte doch nicht, dass es so weit kommt.
Ich wollte doch heute alles klären.
Jetzt kann ich wohl nichts mehr klären.

,,Das kann nicht sein. Zayn, bitte sag mir, dass es nicht so ist, wie ich denke."

,,Ich-"

Doch mir fällt nichts ein, wie ich mich erklären soll.

,,Alle unsere Momente hast du mir vorgespielt. Alle Gespräche hast du ausgenutzt und versucht gegen mich zu sprechen. Du hast alles geplant und mich nur verarscht. Wie konntest du mir das antun? Ich habe dir vertraut, ich habe gedacht, aus uns könnte mal was werden. Wir würden zusammen passen, aber du wolltest nur das Haus haben. Jetzt hassen mich alle für etwas, was ich noch nicht einmal gesagt habe!"

,,Ja, jetzt schiebst du alles auf Zayn oder was raus! Wir wollen dich hier nie wieder sehen!"

Mit Tränen in den Augen schaut sie uns alle an.

,,Okay, wie ihr wollt, ab heute werde ich ein neues Leben anfangen, ohne euch, so wie ihr das wollt. Aber damit das klar ist, alles was ihr gesagt habt, stimmt nicht. Ich habe nie so etwas gesagt, ich dachte, ihr kennt mich, anscheinend kennt ihr mich nicht und ich euch wohl auch nicht."

Während ihr Gesicht Tränen runterlaufen, nimmt sie ihre Tasche und läuft aus dem Haus.

Schnell schmeiße ich den Einkauf auf den Boden und renne ihr hinterher.

,,Hava warte bitte-"

Dabei halte ich sie an ihrem Handgelenk fest.

,,Lass mich los! Es ist alles nur deine Schuld! Du hast mein ganzes Leben ruiniert! Was hab ich dir jemals getan, dass du so etwas machst?"

,,Ich kann dir das alles erklären, bitte komm wieder rein und lass uns alles in Ruhe klären."

,,Es gibt nichts mehr zu klären! Du hast mein Leben ruiniert. Ich hatte nie eine Familie, nie einen Freund oder sonst was. Aber als du gekommen bist, dachte ich, ich hätte endlich jemanden gefunden, der mich so mag wie ich bin, der mir diese Liebe gibt, die ich schon immer haben wollte. Die ich schon immer mal spüren wollte. So wie alle anderen Mädchen auf dieser Welt. Im Waisenhaus damals gab es immer einen Typ, der mich gemobbt hat, er hat mich so beschissen behandelt, dass ich dachte, ich finde niemals den richtigen. Immer wenn ich auf dem Spielplatz war, hat er mich aufgefordert, wieder ins Waisenhaus zu gehen. Er hat mein Handy genommen und ich habe es nie wieder zurück bekommen. Und als er zusammengeschlagen kam, hat er seine Wut an mir raus gelassen. Er hat mich mit Gegenständen beworfen und angeschrien. Nur weil ein anderer ihn geschlagen hat. Ich konnte nie so leben wie ich wollte, bis ich mit achtzehn auszog und ein neues Leben angefangen habe. Und jetzt hast du mir, was ich alles aufgebaut habe, kaputt gemacht. Ich habe dir noch nicht einmal was getan, dass du mir so etwas antust!"

,,Es tut mir alles so leid, Hava. Bitte lass mich das alles erklären und wieder gerade biegen. Bitte, ich habe erst nach unserem Gespräch gemerkt, dass alles was ich getan habe falsch war. Bitte lass es mich wieder hinbekommen. Seitdem ich dich das erste mal gesehen habe, wollte ich dich schon kennenlernen."

,,Was für-"

,,Hier nimm diesen Schlüssel und fahr zur Adresse, die ich dir zuschicke. Ich komme später zu dir und werde alles klären. Bitte gib mir eine zweite Chance. Ich werde alles dafür tun, nur damit alles wieder besser wird. So wie davor."

,,So wird es aber niemals wieder werden."

,,Bitte vertrau mir."