Wichtelpäckchen 26a ⭐
✨Letters for Santa✨
🎅🏼
präsentiert von HelenShadowhunter
🎁Stille Nacht · magenta · Stollen · dekorieren🎁
"Alec, Schatz!? Kannst du bitte noch zwei Flaschen Wein aus dem Keller holen? Inge und Oma Matzi sitzen schon wieder auf dem Trockenen", kichert meine Mom angeheitert.
"Klar", erwidere ich schmunzelnd und lasse meinen Blick durch die lustige Runde vor mir schweifen, ehe ich mich zum Keller aufmache.
Ich habe so langsam das Gefühl, dass diese weihnachtliche Zusammenkunft geradewegs zu einem Besäufnis ausartet.
Jedes Jahr am 1. Weihnachtstag veranstaltet meine Mutter ein weihnachtliches Kaffeekränzchen für meine Oma und ihre langjährigen Freundinnen. Viele von ihnen leben bereits in Seniorenheimen und freuen sich stets, wenn sie einmal ihrem eintönigen Alltagstrott entfliehen können.
Neben selbst gebackenen Plätzchen, Marzipanstollen und Baumkuchen, zaubert meine Mom jedes Jahr für dieses Treffen auch immer den leckersten Apfelstrudel, den ich je vernaschen durfte. Dazu serviert sie cremiges Vanilleeis und gesüßte Sahne. Mehr Glückshormone an einem Tag geht wohl nicht.
Ich glaube, für meine Mutter ist es Freude genug, Oma Matzi an Weihnachten bei sich zu haben und zu sehen, wie sie um Jahre jünger wirkt, sobald sie wieder mit ihren Freundinnen vereint ist und über längst vergangene Zeiten plaudern kann.
Heute hat sich Oma wieder besonders fein zurechtgemacht und stiehlt in ihrem magentafarbenen Fleece-Kostüm allen die Show. Sie trägt zudem ihre geliebten Perlenohrringe, die mein Opa ihr einst geschenkt hat. Ich vermisse ihn sehr und denke oft an unsere gemeinsamen Schachabende zurück.
Seit seinem Tod vor zwei Jahren, versuche ich meiner Oma Schach beizubringen, so wie es mir einst ihr liebevoller Mann gezeigt hat. Sicher, es ist nicht dasselbe und doch fühle ich mich dadurch meinem Opa wieder etwas näher und stelle mir hin und wieder vor, wie er uns in diesen Momenten glücklich beobachtet.
Ich bin sehr froh, dass Oma Matzi ihren Lebensmut durch den Tod ihres Mannes nicht verloren hat. Wenn man fast sein ganz Leben miteinander verbracht hat, muss es unglaublich schmerzhaft sein, seinen Seelenpartner plötzlich gehen lassen zu müssen. Gemeinsam alt zu werden ist ein Geschenk, welches leider nicht vielen vergönnt ist und was zudem nur die wenigsten zu schätzen wissen.
'Ob auch ich je diesen einen Menschen finde werde, der mich die Welt mit ganz anderen Augen sehen lässt und welcher für mich das größte Wunder überhaupt ist?' Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es für jeden Menschen den perfekten Partner gibt. Die Liebe in meinem Herzen ist groß und rein. Nur zu gern würde ich sie jemandem schenken ...
Gerade in der Weihnachtszeit werde ich immer ein wenig melancholisch und bedaure mein langjähriges Singledasein. Vielleicht ist es mit 25 Jahren etwas zu früh sich Sorgen zu machen, einmal alt und allein zu sterben und doch kann ich diese Gedanken nicht dauerhaft aus meinem Kopf vertreiben.
Die Treppen zum Keller knarren verdächtig bei jedem Schritt und ich warte nur noch auf den Moment, in dem sie mein Gewicht nicht länger halten können. Jedes Mal, wenn ich den Keller in meinem Elternhaus betrete, frage ich mich, wie meine Mutter bei dem ganzen Chaos von Ordnung sprechen kann. Angeblich hat hier jede Kiste seinen festen Platz und doch zweifle ich stark daran, dass man hier ohne großes Wühlen etwas findet.
Das verstaubte Weinregal, welches mein Vater vor Jahren selbst gefertigt und mit dekadenten Weinen bestückt hat, war das perfekte Geschenk für meine Mutter zum Hochzeitstag. Sie hatte sich immer eins gewünscht und nun wurde es hier in den Keller verbannt, neben dutzenden Kartons mit Dekoration und anderem Gerümpel.
Mit Mühe und Not erkämpfe ich mir schließlich einen Weg zum Weinregal und bleibe nicht davor verschont über den ein oder anderen Karton zu klettern. Meine Mutter wusste schon, weshalb sie mich hier herunter geschickt hat.
Eine Kiste mit der Aufschrift "Alec" sticht mir plötzlich ins Auge und fordert meine ungezügelte Neugier zu einem Duell heraus. Es sind immerhin meine Sachen, weshalb sollte ich dann nicht einmal einen Blick hineinwerfen.
Ich stapele vereinzelte Kisten um und bin mir sicher, dass meine Mutter die Veränderung nicht bemerken wird. Und selbst wenn, wird das wohl erst nach den Feiertagen passieren und dann bin ich schon wieder zu Hause in New York und etliche Flugstunden von meinem Elternhaus in Himmelpfort entfernt.
Neugierig lugse ich nun in den braunen Karton vor mir und finde zu meiner Überraschung kein Spielzeug und kitschige Kuscheltiere darin, sondern Fotoalben und eine kleine Mappe mit alten Malbildern und Basteleien von mir. Ich schmunzle über mein schon damals wenig ausgeprägtes Talent der Kreativität und wundere mich nicht, dass aus mir kein ambitionierter Künstler geworden ist.
Auf der letzten Seite entdecke ich überraschend einige Briefe, die mir nur allzu bekannt vorkommen. Es sind meine Wunschzettel-Briefe an Santa Claus, die ich als kleiner Junge an ihn geschickt habe. Meinen Eltern ist es während meiner Kindheit sehr lange gelungen, mich an das Wunder vom Weihnachtsmann glauben zu lassen. Eines Tages jedoch war die knallharte Realität plötzlich nicht mehr mit dem Zauber kindlicher Träume vereinbar.
Ich wundere mich, dass meine Mutter die Briefe hat, immerhin habe ich sie jedes Jahr an den Weihnachtsmann adressiert und auch persönlich abgeschickt. 'Wie kommt sie dann an die Briefe? Hat sie noch mehr davon? Weiß meine Mom, dass es noch viele weitere Briefe gibt und ich nie aufgehört habe, an Santa zu schreiben?'
Nur dieses Jahr habe ich es irgendwie nicht geschafft, die Ruhe und Geduld aufzubringen, Santa Claus meinen Wunschzettel und Weihnachtsbrief zu schreiben. Mittlerweile ist er für mich zu einem langjährigen Brieffreund geworden, der über die wichtigsten Ereignisse in meinem Leben bestens Bescheid weiß.
Ich weiß selbst nicht, weshalb ich noch immer an dieser kindlichen Tradition festhalte. Vielleicht weil die Antworten auf meinen Brief jedes Jahr so wundervoll und einfühlsam waren, dass ich mich nicht von der Brieffreundschaft mit dem Weihnachtsmann trennen wollte. 'Wer wohl in all den Jahren meine Briefe beantwortet hat? Anhand der Handschrift und dem Ausdruck
kam es mir so vor, als wäre es immer dieselbe Person gewesen.
Mittlerweile weiß ich natürlich, dass es Sonderpostämter gibt, die in weihnachtlich klingenden Orten wie Krippendorf, Engelskirchen oder Morgenstern liegen. Dort wird sämtliche Post an den Nikolaus, den Weihnachtsmann oder das Christkind von dutzenden Angestellten beantwortet.
Was für ein Glück für meine Eltern, dass ich in Himmelpfort aufgewachsen bin und die nächste Postfiliale von Santa nicht weit entfernt war. Hier sammeln angeblich Santas Helferlein all die vielen Wunschzettel der Kinder ein, um sie dann dem Weihnachtsmann zum Nordpol zu bringen.
Ich erinnere mich noch an die vielen kleinen roten 'Mail for Santa Claus' - Briefkästen, die vermutlich immer noch im ganzen Stadtteil verbreitet sind.
Seufzend streiche ich nun mit dem Daumen über einen der Briefe, der nach den malerischen Kunstwerken zufolge, mein erster Brief an den Weihnachtsmann sein müsste. Vorsichtig entfalte ich ihn und lese die ersten Zeilen meines siebenjährigen Ichs.
An den Weihnachtsmann
Weihnachtspostfililale 16798 Himmelpfort
Lieber Santa,
ich heiße Alexander und wohne in Himmelfort. Meine Mama hat gesagt, du kommst auch zu uns. Mit deinen Rentieren. Kannst du mir bitte einen kleinen Hund mitbringen, damit ich immer mit ihm knuddeln kann? Ich male dir auch ein Bild von ihm und freue mich auf dich.
Alexander
Schmunzelnd betrachte ich meine Kunstwerke für Santa und möchte gerade die anderen Briefe öffnen, als ich die Stimme meiner Mutter höre.
"Alec? Alles in Ordnung?"
"Ja, alles gut. Ich habe den Wein!", rufe ich ihr zu und renne todesmutig die knarrenden Treppenstufen hinauf und geradewegs in die Arme meiner Mutter.
"Hier, der Wein für Oma", keuche ich und reiche ihr zwei verstaubte Weinflaschen.
"Danke ... Wie ich sehe, hast du deine Weihnachtsbriefe gefunden," stellt sie verdutzt fest und betrachtet die verblichenen Briefe in meiner Hand.
"Weshalb hast du sie? Ich hatte sie doch immer persönlich in den roten Santa-Claus Briefkasten gesteckt", wundere ich mich lautstark.
Meine Mutter scheint sich ertappt zu fühlen und ringt offensichtlich mit ihrer Antwort.
"Ich habe damals bei der Leitung der Weihnachtspostfiliale angerufen und sie gebeten, mir nach Beantwortung deines Briefes, ihn wieder an mich zurückzuschicken. Glücklicherweise wird dort jeder eingegangene Brief kategorisiert und archiviert. Und so bekam ich jedes Jahr deinen ursprünglichen Brief an Santa zurück.
Ich musste ja wissen, was du dir zu Weihnachten wünschst, ohne dass du den Glauben an den Weihnachtsmann verlierst", erklärt mir meine Mutter liebevoll. Ich erinnere mich noch genau. Santa war wirklich der einzige, dem ich damals mitteilte, was ich mir zum Weihnachtsfest wünschte. Für meine Eltern muss das äußerst frustrierend gewesen sein.
"Verstehe. Sind das die einzigen Briefe, die du hast?", frage ich sie zögerlich und blicke in ihr verwundertes Gesicht.
"Ja. Sollte es noch mehr geben?"
"Nein, alles gut. Ich wusste nur nicht mehr, wie viele ich geschrieben hatte. Ist ja auch schon eine ganze Weile her", erwidere ich nervös und hoffe, dass diese Notlüge überzeugend rübergekommen ist.
"Das stimmt. Obwohl es mir manchmal so vorkommt, als wäre es erst gestern gewesen, dass ich dich in meinen Armen gehalten habe", seufzt meine Mutter und zieht mich fest in eine Umarmung.
"Es ist so schön, dass du hier bist. Vielleicht bekomme ich dich nächstes Jahr mal wieder öfter zu Gesicht?", fährt sie weiter fort.
"Ich gebe mir Mühe, Mom. Dieses Jahr war alles ein wenig stressig", erkläre ich ihr mit entschuldigender Miene. Liebevoll streicht sie mir über die Wange und mustert mich nachdenklich.
"Sag mal, wäre es in Ordnung, wenn ich ein bisschen frische Luft schnappen gehe?", erkundige ich mich und begleite meine Mutter zurück ins Esszimmer, aus dem fröhliches Gelächter dringt.
"Natürlich. Tut mir leid, dass du den Weihnachtstag mit einem Haufen gackernder Weiber verbringen musst."
"Es ist alles gut, Mom. Wirklich. Ich freue mich, hier bei euch zu sein. Wo könnte es weihnachtlicher sein, als bei den Lightwoods? Dieses Jahr hast du dich beim weihnachtlichen Dekorieren wieder selbst übertroffen", gestehe ich ihr und weiß, wie sehr sie sich über solche Komplimente freut. Es ist mir rätselhaft, wie meine Mutter das neben ihrem Vollzeit Job alles schafft und dabei noch tiefenentspannt wirkt.
"Zieh dich warm an. Draußen sind es frostige Temperaturen und es hat wieder zu Schneien begonnen", erklärt mir meine Mutter fürsorglich.
"Genauso erwarte ich das vom Winter", lache ich und ziehe mir meinen dicken Wintermantel an. Mütze, Schal und Handschuhe folgen im Nu, sodass ich mich startklar und entschlossen nach draußen wage.
"Ich wollte gegen sieben Uhr essen machen. Bis dahin bist du wieder zurück, oder?", erkundigt sich meine Mutter noch hastig.
"Mmhh, ich würde sagen, bis dahin bin ich erfroren. Ich gehe nur eine kleine Runde durchs Dorf", versichere ich ihr lachend und stapfe durch den glänzend weißen Schnee in unserem Vorgarten.
Mit großer Begeisterung betrachte ich die vielen festlich dekorierten Häuser, an denen ich vorbeikomme und die sich perfekt in das Panorama einer weißen Winterlandschaft einfügen. Auch ich scheine allmählich zu diesem Bild zu gehören, denn dutzende Schneeflocken haben mich bereits in einen weißen Mantel gehüllt.
Mir kommen während meines Spaziergangs nur wenige Passanten entgegen, die mich dennoch alle mit einem herzlichen Weihnachtsgruß bedenken. In New York wäre das undenkbar, dass dich fremde Menschen auf der Straße grüßen. Hier in Himmelpfort ist irgendwie alles anders.
Aus der Ferne vernehme ich liebliche Kinderstimmen, die mit jedem Schritt klarer werden und das Lied der stillen Nacht ertönen lassen.
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
Nur das traute hochheilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar,
Schlaf in himmlischer Ruh!
Schlaf in himmlischer Ruh!
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb aus deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund'.
Christ, in deiner Geburt!
Christ, in deiner Geburt!
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Die der Welt Heil gebracht,
Aus des Himmels goldenen Höh'n
Uns der Gnaden Fülle lässt seh'n
Jesus, in Menschengestalt,
Jesus, in Menschengestalt
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Wo sich heute alle Macht
Väterlicher Liebe ergoss
Und als Bruder huldvoll umschloss.
Jesus, die Völker der Welt,
Jesus, die Völker der Welt.
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Lange schon uns bedacht,
Als der Herr vom Grimme befreit,
In der Väter urgrauer Zeit
Aller Welt Schonung verhieß,
Aller Welt Schonung verhieß.
Stille Nacht! Heilige Nacht!
Hirten erst kundgemacht
Durch der Engel Halleluja,
Tönt es laut von ferne und nah:
Christus, der Retter, ist da!
Christus, der Retter ist da!
Es ist nicht gerade eins meiner Lieblingsweihnachtslieder und doch wirkt es in diesem Moment nahezu magisch. Ich habe kein konkretes Ziel, sondern lasse mich einfach von meinen Füßen tragen.
Schon etliche Meter vor mir kann ich nun einen riesigen roten Letters-for-Santa-Briefkasten ausmachen. Mit Sicherheit ist es der größte den ich je gesehen habe. In etlichen Sprachen erkenne ich die Worte 'Frohe Weihnachten' darauf und frage mich, wie unterschiedlich das Weihnachtsfest wohl in jedem einzelnen Land ist.
Je näher ich dem eindrucksvollen Briefkasten komme, desto mehr habe ich das Gefühl, dass es kein Zufall ist, der mich hierher geführt hat. Neugierig sehe ich mich um und entdecke zu meiner rechten ein großes Gebäude mit der Aufschrift 'Weihnachtspostfiliale'. Angrenzend dazu ein überaus prächtiges Grundstück und rotes Backsteinhaus mit festlicher Weihnachtsdekoration.
Von bunten Lichterketten über kaltweiße Eiszapfen, bis hin zu einem großen hölzernen Schlitten und einem Gespann aus funkelnden Rentieren, bleiben hier keine Wünsche offen.
Es ist das schönste Haus, was ich auf meinem Spaziergang gesehen habe und bin mir sicher, dass die Menschen, die hier wohnen, Weihnachten wirklich lieben müssen.
'Wie könnte man auch nicht? Ist es nicht die Zeit im Jahr, die oftmals die besten Seiten an uns hervorbringt?' Gut, bei einigen sicherlich auch die schlechtesten und doch hat Weihnachten seit jeher etwas Magisches an sich, dass Jung und Alt förmlich verzaubert.
Ich starre noch lange auf den riesigen Briefkasten vor mir und erinnere mich an die Weihnachtsbriefe, die ich vorhin in meinem Elternhaus gefunden habe. Vorsichtig ziehe ich die drei Briefe aus meiner Manteltasche und öffne einen von ihnen.
Auch bei diesem erinnere ich mich daran, wie ein kleiner 8-jähriger Alexander, voller Hoffnungen und Träume, vor vielen Jahren an Santa Claus schrieb:
Lieber Santa,
dieses Jahr habe ich nur den Wunsch, dass meine Eltern nicht mehr streiten. Ich habe sie beide doch sooo doll lieb, genauso wie unseren Hund Joey, den du mir letztes Jahr geschenkt hast.
Bitte mach, dass die beiden sich auch wieder lieb haben.
Danke, Santa und fröhliche Weihnachten.
Ich habe dir auch wieder ein Bild gemalt und hoffe, du freust dich.
Alexander
Mit Tränen in den Augen lese ich die Zeilen dieses kleinen Jungen, der zu früh lernen musste, dass Santa nicht alle Wünsche erfüllen kann. Meine Eltern trennten sich im darauffolgenden Jahr und brachten meine ganze Welt zum Einsturz.
Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass Menschen nicht immer dazu geschaffen sind, ein Leben lang zusammenzubleiben.
"Verzeihen Sie, ist alles in Ordnung bei Ihnen?", reißt mich eine liebliche Stimme aus meinen Kindheitserinnerungen.
Mit wässrigem Blick sehe ich auf und erkenne verschwommen die Umrisse eines jungen Mannes in einem grauen Wollmantel.
"Ja, alles in Ordnung", schniefe ich und wische mir verlegen die Tränen aus dem Gesicht.
"Möchten Sie noch ihren Wunschzettel für Santa abgeben?", fragt er mich plötzlich.
"Ist es dafür nicht schon zu spät?"
Die Mimik des anderen Mannes ist sanft und liebevoll. In seinen Augen erkenne ich Wärme und Gute, die mich zugleich umhüllt.
"Dafür ist es nie zu spät", versichert er mir entschlossen.
"Wäre es nicht seltsam, wenn ein erwachsener Mann noch an Santa Claus schreiben würde?"
"Aber nein. Wir bekommen jedes Jahr etliche Briefe von Erwachsenen. Einige von ihnen schreiben uns, seit sie selbst noch ein Kind waren", erzählt er mir.
"Sie arbeiten also hier in dieser Weihnachtspostfiliale?", erkundige ich mich überrascht.
"Unter anderem. Sie wird von meinen Eltern geführt und ich greife ihnen natürlich unter die Arme. Wir haben jedes Jahr dutzende freiwillige Helfer, die uns beim Beantworten der Weihnachtsbriefe helfen."
"Das ist wirklich schön. Ich habe meine eigenen Briefe aus Kindertagen heute in meinem Elternhaus gefunden", verrate ich dem Fremden, der mir doch auf unerklärliche Weise sehr vertraut vorkommt.
"Oh, wundervoll. Ein großartiges Andenken. Darf ich sie vielleicht sehen?", fragt er mich nun.
Kurz zögere ich, dieser Bitte nachzukommen, reiche ihm dann aber die Briefe an Santa.
Mit größter Sorgfalt öffnet er sie und bestaunt kichernd meine malerischen Meisterwerke.
"Ja, ich weiß. Nicht meine beste Arbeit", murmle ich und bringe den anderen Mann lauthals zum Lachen. Es ist zauberhaft und lässt mich meinen Gegenüber nun noch interessierter betrachten.
Ich kann nicht abstreiten, dass ich ihn äußerst attraktiv finde und muss mich arg zusammenreißen, den fremden Mann nicht allzu offensiv anzustarren.
"Alexander Lightwood?... Ich kannte einmal einen Jungen aus Himmelfort, der Santa jedes Jahr schrieb. Er war wirklich ein liebes Kind und voller Hoffnungen und Träume. Doch mit den Jahren musste er viele Schicksalsschläge erleben und er verlor einen Teil seiner kindlichen Unbeschwertheit. Heute lebt er allein in New York und versucht in dieser großen Metropole seinen Platz zu finden. Ich habe dieses Jahr wieder sehnsüchtig auf seinen Brief gewartet und gehofft zu erfahren, wie es ihm in den letzten zwölf Monaten ergangen ist. Vergebens", erzählt er mir betrübt.
Mir fehlen die Worte, die dieses Erlebnis gerade ansatzweise beschreiben können.
"Santa?", krächze ich mit rauer Stimme und kann es immer noch nicht glauben.
"Nenn mich ruhig Magnus", schmunzelt er und reicht mir seine Hand. Zitternd erwidere ich den Gruß und habe das Gefühl, einem alten Freund 'Hallo' zu sagen.
"Was hälst du davon, wenn wir uns in meinem Haus etwas aufwärmen. Es gibt heißen Kakao und leckere Plätzchen. Ich leihe dir auch gern einen Stift und Briefpapier."
"Wofür?", frage ich verdattert und lasse mich von Magnus zu dem roten Backsteinhaus führen.
"Ich glaube, du schuldest mir noch einen Wunschzettel, Alexander", antwortet er und lässt mich wieder daran glauben, dass es Wunder überall und für jeden gibt.
The End.
🎄💫🎁✨🎀
Ho, ho, ho!
Euch allen einen bezaubernden 2. Weihnachtstag. Ich hoffe, ihr seid alle wohlauf und genießt die Zeit mit euren Liebsten.
😇✨🎀💫🎄🎁
Rentierstarke Grüße an euch.
Eure Helen 😘🎅🏼
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