19. Dezember
Soley ist so motiviert, dass sie dich und Elina unmittelbar nach eurer Streuselschlacht aus dem Haus scheucht.
„Wir gehen jetzt shoppen", verkündet sie fröhlich und hakt sich bei euch ein. Schnellen Schrittes und Weihnachtslieder vor sich her summend zieht sie euch ins Dörfchen, und schon gleich fühlst du dich wie in einem kitschigen Weihnachtsfilm. Überall funkelt und glitzert es nur so um die Wette. Menschen haben sich um euch herum zum Glühweintrinken versammelt und lachen heiter. Aus der Ferne kommt leise Musik. Es ist ein Chor, der gerade „Leise rieselt der Schnee" singt. Du seufzt verzückt. Es sind unverkennbar Kinder, mit hohen klaren Stimmen, die dich an Engel erinnern. Du stellst dir vor, wie das Christkind vom Himmel herab geschwebt kommt und sich auf dem Kirchturm niederlässt. Wie seine goldenen Haare im Wind wehen und wie sein schneeweißes Kleid flattert. Wie die goldenen Flügel des Christkindes den Mond spalten und wie seine sanften Augen auf den Menschen ruhen. Auf dir.
Du erwachst aus deiner Tagträumerei, als dich Soley in ein buntes, schillerndes Geschäft zieht. Die Glastür quietscht ein wenig, als sie sie aufreißt und Glöckchen bimmeln, als diese wieder ins Schloss fällt.
Du findest dich in einer chaotischen Sammlung an Hängeschmuck (der unpraktischerweise überall an der Decke befestigt ist und bis zu deinen Augen reicht), Porzellangefäßen und Tellern wieder. Auf dich wirkt der Schmuck wie bunte Tropfsteine, die dir allerdings die Sicht versperren. Als du dich mit Soleys Hilfe durch den Laden gekämpft hast, siehst du eine alte Frau an der Theke stehen, die euch über ihre kleinen runden Brillengläser hinweg ansieht und anlächelt. Du begrüßt sie freundlich, Soley und Elina jedoch haben sie nicht einmal bemerkt.
Soley ignoriert den Schmuck, der sich auf ihrem Kopf ansammelt und zieht Elina begeistert von Ecke zu Ecke. Diese jedoch duckt sich ständig und erschrickt, wenn etwas gegen ihren Kopf baumelt. Die beiden stecken sich einiges ein, ehe sie voller Tatendrang zur Kasse stürmen und der verwirrten Kassiererin zwanzig Euro in die Hand drücken.
„Sie haben mir fünf Euro zu viel gegeben, junge Dame", sagt diese gerade, doch Soley macht eine wegwerfende Bewegung. „Ach, das passt schon so."
Dann geht es in den nächsten Laden. Diesmal ist die Deko dran. Als ob Soley davon nicht schon genug hat, denkst du dir, doch du behältst diese Bemerkung lieber für dich. Sie holt sich einige Sterne zum Aufhängen und drückt auch dir einen Einkaufskorb in die Hand. „Schlag zu. Schließlich ist unser Stand der coolste, was heißt, dass er auch am meisten funkeln soll."
Du entscheidest dich für eine Lichterkette, ein LED-Rentier und einige Kleinigkeiten. Neben einem Weihnachtsmann aus Lichterketten findest du außerdem ein kleines silbernes Päckchen. Ein Wichtelgeschenk. Du musst lächeln und liest die Aufschrift. „Für Brennnesseltanz"
Vorsichtig wagst du einen Blick in die Tüte hinein und bist überrascht und zugleich entzückt.
Gut gelaunt suchst du wieder deine Begleiterinnen auf und ihr bezahlt rasch.
Soley kommt auf die verrückte Idee, einen Weihnachtsbaum zu kaufen, den ihr neben den Stand stellen könnt. Und schon reißt sie euch zu dem ersten Anbieter, den ihr finden könnt. „Wir nehmen einen großen", entscheidet sie begeistert und winkt den Verkäufer zu sich. „Wir suchen nach einem großen, dichten, schönen Baum."
Doch letztendlich braucht sie ewig, bis sie mal mit einem zufrieden ist. Du siehst dich unterdessen nach Wichtelgeschenken um und findest eine kleine Geschenktüte, auf der ein Rentier zu sehen ist. Sie befindet sich unter einem prächtigen Weihnachtsbaum, der so schön ist, dass du vor Begeisterung in die Hände klatscht. Wenn Soley einen kaufen möchte, dann den.
Schnell schaust du dir das Geschenk an, das ebenso toll ist wie das letzte.
Diesmal ist es für Luzixera.
Dann machst du dich rasch auf den Rückweg und zeigst Soley, was du gefunden hast. Endlich werden ihre Augen groß und auf ihren Lippen bildet sich ein begeistertes Lächeln.
„Freunde", flüstert sie, jedoch ohne euch anzusehen, „ich hab's zwar nicht so mit Wahrsagerei und diesem Quatsch, aber eins kann ich euch sagen: Diese Weihnacht wird der Wahnsinn!"
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