● hallo liebling ●
Hallo Liebling.
Diese Zeilen sind nur für dich.
Vielleicht wirst du sie lesen, vielleicht auch nicht.
Wir sind gerade so glücklich. Glücklicher könnte es nicht laufen.
Aber man soll doch immer aufhören, wenn es sich am Schönsten anfühlt.
Gerade würde ich lieber in deinen Armen liegen, als weinend am Küchentisch zu sitzen, und diesen Brief für dich zu verfassen.
Einen Brief, der so viel Bedeutung enthält.
Einen Brief, in dem so viel Liebe, aber auch Verzweiflung steckt.
Ein vollkommener Brief, den ich nicht verfassen möchte, aber muss.
Weißt du noch, als du mir gesagt hast, dass ich das einzige bin, das du zum Leben brauchst?
Die Einzige?
Ich weiß es noch.
Ich weiß noch genau, wie du mich angesehen hast, strahlend vor Glück lagst du in unserem gemeinsamen Bett und hast mir erzählt, dass du nur mich brauchst.
Keine Familie, keine Freunde, keine Kinder.
Du hast mir gesagt, dass du Kinder nicht nur nicht brauchst, weil ich dir reiche, sondern weil du keine willst.
Dass du nie Kinder wolltest und nie haben wollen wirst.
Du hast es nicht bemerkt, aber meinem Herz ging es nicht wirklich gut nach deinem Geständnis.
Es hat geblutet.
Geblutet durch den kleinen, aber dennoch wahrnehmbaren Riss, den du mir mit deinen scheinbar leidenschaftlichen Worten zugefügt hast.
Der Riss wuchs ständig weiter, bis ich mich zusammenraffte, ihn mit einem starken Sekundenkleber schloss und mein Herz beinahe wieder ganz war.
Beinahe, denn in meinem Hinterkopf lauerte stets der Gedanke, dass mein Kindheitstraum, der Traum, den auch schon meine Mutter hatte, nicht auch nur ansatzweise in Erfüllung gehen konnte.
Der Gedanke lauerte auf der Hut und wartete auf einen Moment der Schwäche, um mich gänzlich zu überraschen und mich zu überwältigen.
Schockiert über meine Erkenntnis habe ich geweint, bis keine Tränen mehr übrig waren und nun sitze ich total aufgelöst hier und halte zitternd den ultramarinblauen Stift in der linken Hand, mit dem ich unkontrolliert auf dieses Blatt krakle.
Ich habe meinen Ehering beigelegt, weil ich dich verlassen werde.
Ich wusste nicht, ob die Scheidungspapiere schon zu früh sind, also lasse ich dir Zeit, um alles zu verarbeiten; denn die brauchte ich auch.
Viele Stunden.
Und das andere, das längliche weiße Plastikteilchen mit den roten Strichen darauf, ist ein Schwangerschaftstest.
Es sind zwei Streifen darauf.
Das heißt, dass er positiv ausgefallen ist.
Ich weiß nicht wie. Wir haben stets verhütet, aber das Schicksal wollte es wohl so.
Glaub mir, ich war genauso geschockt, wie du es jetzt bist.
Genauso geschockt wie damals, als mein Herz zerriss und diese Schäden immer noch nicht ganz verarbeitet hat.
Naja und jetzt verlasse ich dich.
Immer wieder hast du betont, dass du niemals Kinder möchtest und das habe ich verstanden.
Ich wusste, dass ich ohne Kinder niemals glücklich werden würde und doch habe ich gedacht, dass ich lernen könnte, nur mit dir zu leben.
Mit dir, als meinen liebenden Ehemann.
Aber da habe ich mich getäuscht.
Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll. Wenn das Kind da ist, weiß ich nicht, ob es deinen Namen annehmen soll. Ich würde es gerne nach dir benennen, nach seinem mich einst liebenden Vater, aber habe keine Ahnung, ob dir das Recht ist.
Ich weiß im Grunde genommen gar nichts, aber habe glücklicherweise genug Zeit, um mich für einen Weg zu beschließen.
Auch wenn er ohne dich holpriger sein wird, ist das die richtige Entscheidung.
Vielleicht hat Gott mir diese Schwangerschaft als ein Zeichen geschickt, dass es Zeit wird, mich von dir zu verabschieden.
Vielleicht aber auch, um zu realisieren, dass ich dieses kleine Etwas, das nun in mir wächst, jetzt schon zu sehr liebe, um es aufzugeben.
Ich liebe auch dich.
Also habe ich mich dazu entschieden, zu gehen, denn ich will nur das Beste für dich.
Und das Beste für dich sind keine Kinder.
Ich möchte dir nichts aufzwingen, was du nicht willst.
Ich möchte auch nicht, dass du nach mir suchst. Ich habe meine Handynummer ändern lassen und alle meine Kontaktdaten erneuert.
Du wirst wahrscheinlich schon ahnen, dass ich bei Mom Unterschlupf suche, bis ich etwas Eigenes gefunden habe. Ich möchte dich bitten, nicht dort aufzutauchen.
Ich weiß, dass du mich liebst und mich nicht loslassen möchtest, aber es ist besser so.
Früher oder später wären wir beide unglücklich, also beende ich es, bevor es zu spät ist.
Natürlich darfst du dein Kind kennenlernen, falls du jemals dazu bereit sein solltest, also hinterlasse ich dir doch meine neue Nummer.
Aber ruf nur an, wenn du es seinetwegen tust.
Wenn du dich ihm vorstellen möchtest.
Doch ruf niemals meinetwegen an.
Ich bitte dich darum.
Für dein Wohlergehen.
Für dich bitte ich dich darum.
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In Liebe,
dein Schatz.
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