25.Dezember ~ Jo und Cady

Drei Personen liefen über einen Hof. Schnee knirschte unter ihren Schritten. Vorneweg ging eine etwas ältere Frau gefolgt von einem Mädchen und einem Jungen, beide zwischen 16 und 18 Jahre alt. Sie gingen schnurstracks in einen Stall. Die Frau ging einfach weiter und blieb schließlich stehen, als beide Jugendliche durch die Tür gingen. Beide blieben stehen und sahen die Frau fragend an, jene wies nach oben. Sofort machten beide einen Satz zur Seite. Ein Mistelzweig.

"Steffi! Nein!" der Junge verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich habe gesehen, dass ihr drunter standet" Die Frau hob eine Augenbraue. "Nein!" schaltete sich auch das Mädchen ein. "Cady! Johan! Tradition ist Tradition!" das Grinsen der Frau wurde breiter. Die beiden Jugendlichen wechselten verzweifelte Blicke, während ihre Trainerin schmunzeln musste. Sie wusste schon länger, das da etwas war, aber könnte es nur schwer mitansehen, wie schwer die beiden es sich doch mit ihren Gefühlen taten.

Das Mädchen sah inzwischen ein wenig unsicher zu dem Jungen rüber. Er hatte immer noch die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte, wie aus Stein gemeißelt, den Blick stur gerade aus gerichtet. Schnell sah sie wieder weg. Sie mochte ihn, nein mehr, sie hatte sich vor einiger Zeit in ihn verliebt. Sie sah zu Boden. Er stand dort immer noch, wie versteinert. Ein Kunstwerk so, wie es nur das Leben schaffen kann. Bei ihm muss man wirklich von einem Kunstwerk sprechen, wuschelige blonde Haare, blaue Augen und mehrere Piercings. Manche behaupten das wäre keine Kunst, sondern die ausleben des Charakters, aber Jo war vom Charakter her kein Piercingträger, dachte sie im Stillen bei sich. Sie hob den Blick wieder. Er hatte sich bewegt und den Kopf für einen kurzen Moment zu ihr gedreht.

Er sah sie kurz an. Ein kurzer Blick genügte und er wusste, dass sie eigentlich kein Problem damit hatte ihn zu küssen. In ihm tobte das Chaos. Einerseits wusste er, dass sie eigentlich genau das Mädchen war, das perfekt zu ihm passen würde, andererseits war da eine unsichtbare Barriere zwischen Ihnen. Sie hatten nie über Gefühle oder so etwa in der Art gesprochen. Warum auch? Sie wusste nicht was er für sie fühlt.

"So, ich glaube ich komme in 10 Minuten noch mal wieder und ihr schweigt euch weiter an." meinte die ältere grinsend und drehte sich um. Hoffte sie doch, dass sie dann endlich einmal ins reden kommen würden. Sie wusste nicht woran es lag, dass sie nicht miteinander sprachen. Selbstbewusst genug waren sie dazu.

"Sollen wir das wirklich tun?" fragte er etwas gequält. Das Mädchen zuckte mit den Schultern "Tradition ist Tradition!" und grinste. Er machte wieder einen Schritt in ihrer Richtung. Ihr Herz schlug schneller und auch sie machte einen Schritt auf ihn zu. Er atmete einmal tief durch und blickte kurz zu Boden. Schließlich nahm er ihren Kopf zwischen die Hände und beugte sich zu ihr runter. Sie war wie gelähmt. Passierte das gerade wirklich? Sie realisierte alles erst wirklich, als seine Lippen ihre trafen. Erst sah es so aus, als würde dieser Kuss nur ein paar Sekunden dauern, aber er wurde mit jeder Sekunde intensiver und Atem raubender. Ihre Hände waren inzwischen in seinen Nacken gewandert und sie genoss diesen Kuss in vollen Zügen. Ja, es war das gewesen was sie gewollt hatte. In ihm tobte inzwischen immer noch der Kampf zwischen den Gefühlen. Er wusste nicht warum er das hier überhaupt tat, aber es fühlte sich richtig an, so, als wären sie dazu bestimmt gewesen dort zu stehen und sich unter einem Mistelzweig zu küssen. Ja, schon fast perfekt. Vielleicht sollten sie wirklich so langsam mal über ihre Schatten springen und zu ihren Gefühlen stehen.

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