24. Dezember~ Ole und Liz
Eine kleine Gruppe von drei Personen stand vor der Eingangstür eines recht modernen, mit einem Hang ins Nordische gestaltetem Haus. Die beiden Erwachsenen wechselten Blicke, während der Junge auf seinem Smartphone rumtippte, bis er von seiner Mutter angestoßen wurde und darauf hingewiesen wurde, dass er das 'Ding' wegpacken solle. Im selben Moment wurde die Tür geöffnet von eine schon etwas ältere Frau, jene begrüßte ihren Sohn etwas kühl auf Schwedisch, ihre Schwiegertochter begrüßte sie sehr herzlich auf Deutsch und ihren Enkel wieder etwas kühler auf Schwedisch, wobei sie ihn abschätzig musterte. Trug er doch über seinem hellblauen Hemd eine schwarze Sweatshirtjacke und noch dazu Tunnel im Ohr und nicht wie verabredet Plugs.
Als die drei das Haus betreten hatten und die Jacken ausgezogen kam ein älterer Mann dazu. Er begrüßte alle sehr freundlich und herzlich, anders als seine Frau. Er freute sich endlich einmal wieder, die ganze Familie zusammen zuhaben.
Nach dem Essen hatte sie ihre Schwiegermutter noch gefragt, ob sie ihr helfen solle, was jene, aber sofort verneint hatte. Ihr Sohn befand sich in einem mehr oder weniger anregenden Gespräch auf Schwedisch mit seinem Großvater, der Ausnahmsweise viel zu sagen hatte. Worum es ging wusste sie nicht und sie hatte das Gefühl, sie müsse das auch nicht so unbedingt wissen. Sie suchte mit den Augen nach ihrem Mann und sah ihn schließlich auf dem Sofa sitzen mit seinem Handy in der Hand. 'Gutes Vorbild' dachte sie schmunzelnd und begab sich zu ihm. "Ole! Du bist echt ein wunderbares Vorbild! Ich habe gerade unserem Sohn gesagt, er solle sein Smartphone ausmachen und du...?" sie musste schmunzeln über seinen Gesichtsausdruck, der soviel sagte, wie 'Ich habe nichts gemacht'. Schließlich machte auch er sein Handy aus und streckte die Arme nach ihr aus. Langsam ließ sie sich neben ihn auf das Sofa sinken und kuschelte sich an ihn, genoss seine Nähe und vor allem diesen Moment der Zweisamkeit. Solche Momente hatten sie eher selten. Sie waren ständig unterwegs, in der Woche am arbeiten, nach der Arbeit am trainieren und an den Wochenenden jetteten sie schon mal um die Halbe Welt, mit zwei-drei Pferden im Gepäck. Von den Orten an denen sie waren sahen sie oft nur die Turnierplätze, die Hotels und vielleicht einmal eine Sehenswürdigkeit im vorbei fahren, aber das war das Leben für, dass sie sich entschieden hatten. Würden sie für die selbe Nation reiten sähe das vielleicht anders aus und sie würden vielleicht öfter zusammen reisen. Genießerisch schloss sie die Augen und genoss den Moment in vollen Zügen. "Müde?" fragte er und sie konnte den Spott aus seiner Stimme hören. Sie schüttelte den Kopf. Er zog leicht die Augenbrauen hoch und musste, dann schmunzeln. Sah er seine Frau doch eher selten so friedlich. Sie war ständig unter Strom, nie wirklich ruhig! Manchmal eine kleine Katastrophe, weil sie sich mit jedem anlegte, außer wenn er da war. Ihm war eigentlich nie wirklich seine Wirkung auf sie bewusst geworden. In seiner Gegenwart war sie ruhiger und etwas gelassener. Er hatte das immer nur für einen Witz gehalten und hatte nicht wirklich daran geglaubt, aber wenn er genauer darüber nachdachte schien es ihm plausible. Vielleicht war genau das der Grund, warum ihre Beziehung so lange schon hält. Er legte einen Arm um sie und sie griff nach seiner Hand. Es war wieder ein bisschen so, wie früher, als sie noch jung waren. Er schenkte ihr ein liebevolles Lächeln und sie streckte sich etwas um ihn küssen zu können. In jenem Moment hatte sie sich einfach danach gesehnt seine weichen Lippen auf Ihren zu spüren. Es war nicht, wie früher dieses schon fast unkontrollierte rumgeknutsche, nein ein kurzer, alles sagender, liebevoller Kuss auf die Lippen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top