Der erste Advent
Reader Pov:
In meinem Zimmer in der Schulunterkunft der UA, sah ich aus dem Fenster. Die Vorhänge gerade von der Nacht zurückgezogen, war eine dicke weiße Schicht auf meiner Fensterbank und viele Schneeflocken tanzten in der Luft.
„Es schneit!", jubelte ich und riss gleich das Fenster auf, worauf mich der kalte Wind erfasste und frösteln ließ. Ein paar Flocken mit der Hand aufgefangen, betrachtete ihr filigranes Muster, ehe die Wärme meiner Handflächen sie schmelzen ließ.
Es war nicht mehr weit bis Weihnachten und zum ersten Mal freute ich mich so richtig auf das Weihnachtsfest, denn ich würde nicht allein feiern oder im Jugendheim, weil ich keine Eltern hatte, nein, ich würde das Fest der Liebe mit meinem Freund und mit den anderen aus der UA verbringen. Wenn es an die Feiertage ging, würde Katsuki mich mitnehmen zu seinen Eltern, da ich dort eh während des Auslandsaufenthaltes bei ihm untergekommen war.
Unsere Beziehung hatte sich recht schnell entwickelt, dennoch hielt sie und auch wenn wir uns gerne mal die Köpfe einschlugen, war ich mit Katsuki glücklich. Er war ein Miesepeter, lachte selten, schrie gerne herum und war ein Stinkstiefel vor dem Herren, aber dennoch hatte er ein gutes Herz und trotz allem liebte ich ihn.
Seine schlechten und fragwürdigen Eigenschaften türmten sich, wenn man ihn das erste Mal richtig kennenlernte und so mancher fragte sich, wie wir beide überhaupt so lange schon zusammen sein konnten. Naja, ich war auf kein Unschuldslamm und sicherlich trieb ich Katsuki mit meinem Verhalten oder, wie er es nannte, Mädchenallüren, gerne mal in den Wahnsinn und dennoch sah er es mir nach und ertrug mein Verhalten.
Sprich es war bei uns ein Geben und Nehmen. Die Hauptsache war, dass wir gerne viel Zeit verbrachten, egal ob wir etwas unternahmen oder einfach nur die Zweisamkeit im Bett genossen. Wir viel zusammen lachten und uns gegenseitig vertrauten.
Mich vom Anblick der fallenden Schneeflocken lösend, fragte ich mich, ob Katsuki sich wohl auch schon auf Weihnachten freute? Das Fenster schließend, ging ich zu meinem Bett und zog darunter eine Schachtel hervor und hob achtsam den Deckel ab.
Schmunzelnd strich ich über den selbst gestrickten Schal, den ich für Katsuki eigenhändig gemacht hatte. Er lag mir nämlich schon seit Wochen damit in den Ohren, dass sein Schal viel zu klein war, aber einen Neuen holen wollte er sich auch nicht. Mit den Nerven fast am Ende und meinen geliebten Freund fast erwürgt, weil er mir so auf den Sender ging, hatten wir einen Schal gekauft. Leider stellte dieser sich als zu lang heraus und nervte ihn auch. Rutsche hier und da, war an der einen Stelle zu locker, da lag er doof am Hals und dann hatte er noch ständig Fusseln im Mund.
Ich hoffe, das dieses leidige Thema mit meinem selbstgestrickten feuerrotem Schal ein Ende hatte und er ihm passte.
Die Schachtel wieder verschlossen, schob ich diese wieder unter mein Bett und ging Duschen. Seit geraumer Zeit lebten wir alle auf dem Gelände der Schule in Unterkünften, die alle wie ein U aufgebaut waren. Auf der einen Seite des U's wohnte die Mädchen und auf der anderen die Jungs. Im Bauch des U's befanden sich die Gemeinschaftsräume.
Mein Zimmer hatte ich recht normal eingerichtet, wie ein Studentenzimmer eben. Ein Schreibtisch, Kleiderschrank, Bett und Kommoden. Ein großer Teppich auf den Boden und einige Bilder an den Wänden, machte alles recht gemütlich. Verschiedene Bücher in den Regalen und sonst noch die einen oder anderen persönlichen Sachen von mir.
Das Badezimmer bestand auf einer großen Dusche, Toilette und Spülbecken. In dem Unterschrank und Spiegelschrank bunkerte ich alle meine Mädchensache, angefangen von Duschgel, Cremes, Seifen, Parfüm, Bodylotion, Make-Up, Lidschatten, Nagellack und was man eben so als Mädchen alles brauchte.
Das heiße Wasser angestellte, zog ich mich aus und stellte mich unter den prasselnden Wasserstrahl. Es war herrlich warm und ich begann mir die Haare zu waschen und den Körper einzuseifen.
Ab und an, wenn Katsuki mal nach einem Duschgel suchte, das nicht nach irgendwelchem Obst roch suchte, fischte er gerne mal irgendwas von meinen Schminksachen heraus und fragte mich, was ich denn damit machte. Letztens hatte er meinen Mascara unter die Lupe genommen, ehe er dies als unnötigen Quatsch abstempelte. Dennoch fand er es hübsch, wenn ich mir damit meine Augen schminkte. Lag zwar nicht sein Hauptaugenmerk drauf, aber er stimmte mir zu, dass meine Augen betontet waren und es halt gut aussah.
Oft konnte er mir erzählen, was er wollte, er schien das ganze Equipment interessant zu finden, mit den wir Mädchen uns bemalten. Sonst würde er nicht immer wieder wegen irgendwas fragen.
Das Wasser abgestellt, wrang ich meine >D/HF< Haare aus und band mir ein Handtuch um den Kopf, ehe ich mich ganz abtrocknete und in das flauschige Duschhandtuch einwickelte. Der Spiegel war ganz beschlagen, sodass ich ihn mit der Hand grob freimachen musste. Viele Wassertropfen perlten nun an der glänzenden Oberfläche, ehe sie hinabglitten. Mein Gesicht betrachtend, fing ich an zu lächelnd und freute mich irgendwie auf heute. Die Weihnachtsmärkte eröffneten heute und es fielen weiße Flocken vom Himmeln.
Mein Handy zu Hand genommen, schrieb ich vorfreudig Katsuki.
Ich:
Hey, gehen wir heute auf den Weihnachtsmarkt? :-)
Meinen Föhn zur Hand genommen, begann ich meine Haare zu trocknen und mir meine Kleidung aus dem Kleiderschrank zu holen. Ein Rock mit einer dicken Wollstrumpfhose, mit einem kuscheligen Pullover angezogen, band ich meine Haare zusammen und ging zurück ins Bad, um mich komplett fertig zu machen. Zähne zu putzen und zu schminken.
Während ich die Zahnbürste bewegte, sah ich wieder auf mein Handy.
Katsuki 💥:
Nein, kein Bock.
Die Augen verdrehend, beschimpfte ich ihn in Gedanken als Miesepeter und Muffel. Hatte er schon wieder schlechte Laune? War ich doch eh schon kurz davor sein Bett zu verrücken, damit er nicht mehr zur linken Seite aus dem Bett steigen konnte. Aber inzwischen war ich davon überzeugt, dass es unerheblich war, mit welchem Fuß er aufstand, dass er immer schlechte Laune hatte.
Ich:
Ach komm schon😊 wir können doch mit den anderen alle zusammen gehen.🤩
Katsuki💥:
Du kannst ja gehen, aber ich hab keine Lust.
Ich:
Wieso willst du denn nicht mitkommen? Ich würde mich freuen 😔
Katsuki 💥:
Ich hab keine Lust auf den Quatsch, reicht schon, dass meine Mutter mir mit dem ganzen Scheiß auf den Sack geht. Jetzt nicht du auch noch! Ich sag es also noch einmal und das, weil ich dich liebe. NEIN!😡😤
Ich:
🙄😑
Der hatte ja wieder eine Laune und das gleich am frühen Morgen... Doch wusste ich bereits aus Erfahrung, dass man an solchen Tagen bei ihm nicht viel erreichte. Er hockte wütend auf seiner Palme und da würde er so schnell erst einmal nicht herunterkommen.
Katsuki 💥:
Geh mir nicht auf den Sack.
Ich:
Du bist ja heute wieder ganz charmant 😑 keine Sorge ich geh dir schon nicht weiter auf den Sack, aber lass du mich dann heute in Ruhe. Auf das Theater habe ich nämlich keine Lust.😤
Katsuki 💥:
Zicke!
Ich:
Vollidiot!
Katsuki 💥:
Wo ist dein fucking Problem?
Es gab Dialoge, die man nicht über What's App führen sollte. Dieses gehörte sicherbar und lesbar dazu, aber aufhören zu schreiben konnte ich nicht.
Ich:
Du und deine beschissene Laune sind mein Problem! Ich hab mich sehr auf den Weihnachtsmarkt und generell Weihnachten gefreut!
Katsuki 💥:
Nur weil du dich auf so einen Bullshit freust, ist das doch nicht mein Problem.
Dieser... ich merkte, wie das Blut bereits an meiner Halsschlagader pochte und die Wut in mir hochkochte.
Ich:
Lass mich einfach in Ruhe!
Katsuki 💥:
Ach jetzt ist das wieder meine Schuld? Geh doch auf den Scheiß Weihnachtsmarkt, warum muss ich mit?
Kurzweilig überlegte ich, ob ich ihn auch mit seinem Weihnachtsgeschenk erdrosseln konnte. Vielleicht hätte ich das beim Stricken mit einplanen sollen.
Ich:
Tue ich auch! Ist sowieso besser, wenn du so eine beschissene Laune hast!
Damit stellte ich seinen Chat auf stumm und packte mein Handy weg. Meine gute Laune von eben war dahin. Ich wollte mich eigentlich nur in mein Bett verkriechen und heulen. Hatte ich mich so sehr auf dieses Fest gefreut und das ich es nicht allein verbringen würde. Insgeheim hatte ich es mir so schön vorgestellt mit jemanden im dunkeln über die leuchtenden Weihnachtsmärkte zu gehen, dem ich viel bedeute und der mich liebte. Tja, hatte dieser nur keine Lust.
Seufzend ließ ich den Kopf hängen und kämpfte leicht mit dem Wasser in meiner Sicht, das stetig zunahm.
Ein Klopfen riss mich aus meinem Trübsal.
Mich erhebend und den Rock glattstreichend, öffnete ich die Tür und sah in die Gesichter meiner beiden Freundinnen. Kyoka und Mina.
Das rosafarbene Mädchen fiel mir gleich um den Hals und betrachtete mich. „>D/N! Was ist los?", wollte sie wissen und sah mich mit ihren dunklen Kulleraugen an, dass ich unweigerlich schmunzeln musste.
Kyoka neigte nur ihren Kopf leicht und wickelte eines ihrer langen Stecker, die mit ihren Ohrläppchen verbunden waren um den Finger. „Katsuki?"
Das Lächeln auf den Lippen fiel in sich zusammen. „Ja", murmelte ich nur betreten und Kyoka verdrehte die Augen, ehe sie sich mit verschränkten Armen vor der Brust, gegen den Türrahmen lehnte. „Was hat er diesmal gemacht?"
Mina, die meinen Hals noch nicht losgelassen hatte, sah blinzelnd zu mir. „Kommt ihr auch mal ohne zu Streiten aus?"
Gute Frage...
„Isch wollte auf den Weihnachtsmarkt und er nischt", sagte ich schmollend und schlang meine Arme um Mina, während ich zu Kyoka sah. Der Akzent in meiner Stimme war immer noch vorhanden, obwohl ich schon eine ganze Zeit an der UA war. Besonders schwer tat ich mich immer noch mit dem >ch<. Es kam fast immer ein >sch< herum.
Unter ihren asymmetrischen Pony zu mir hervorblinzelnd, massierte sich Kyoka den Nasenrücken mit zwei Fingern, als könnte sie nicht glauben, dass wir und deswegen in die Haare bekamen.
„Dann gehen wir eben", schlug Mina vor und drückte mich, ehe sie mich losließ und sich gegenüber von Kyoka stellte. „Ich wollte sowieso dorthin."
Zustimmend nickte Kyoka. „Ich wollte euch beiden ohnehin fragen, ob wir nicht eine Runde draußen drehen wollen, wenn es schon schneit." Mir zuzwinkernd legte sie mir eine Hand auf die Schulter. „Die Runde können wir ebenso über den Weihnachtsmarkt machen."
Eigentlich dachte ich, dass ich dies mit Katsuki machen würde, aber die Aussicht mit meinen beiden inzwischen besten Freundinnen darüber zu laufen, war auch schön. „Gerne!", freute ich mich und zog beide in meine Arme.
Mina erwiderte meine Umarmung sofort, Kyoka ließ es mehr über sich ergehen, mit leicht geröteten Wangen. Knuddeln und Kuscheln unter Freundinnen war nicht ganz so ihr Ding, trotzdem ließ sie es gerne mal für Mina oder mich über sich ergehen. Mina hingegen bekam man gar nicht mehr so leicht von sich los, wenn man einmal mit den Knuddeln angefangen hatte.
Als es Kyoka eindeutig reichte, befreite sie sich schnell von Mina und mir und strich sie die Kleidung, die aus einer schwarzen Strickjacke, einem quergestreiften Shirt mit einer Gitarre drauf bestand und eine dunkle Jeans. „Dann treffen wir und gleich unten? Ich muss noch meine Jacke und Tasche holen."
Mina, deren Hautfarbe ohnehin schon auffällig war, nämlich rosa. War genauso knallig Farben angezogen. Ein giftgrüner Strickpullover mit einer Maus drauf und einer blauen Jeans. Aber egal, welche Farben Mina kombinierte. Sie sah immer gut aus, aber vielleicht lag es auch an ihrer Art und Weise, dass ihr selbst ein Kartoffelsack stehen würde. „Ja, ich muss auch noch meine Sachen holen. Also dann gleich in 5 Minuten unten?"
„Ja, in 5 Minuten unten", bestätigte ich und sah meinen beiden Freundinnen nach, wie sie in Richtung ihrer Zimmer verschwanden. Wir waren auf dem gleichen Flur, daher hatten wir es nie weit zueinander.
Schnell die Tür geschlossen, suchte ich meine Sachen zusammen und sah auf mein Handy. Hatte ich noch drei Nachrichten von Katsuki bekommen, doch wollte ich sie mir nicht ansehen und streckte mein Handy in die Handtasche. Ich würde mir heute nicht mehr die Laune von ihm verderben lassen und den Tag dann eben mit Mina und Kyoka genießen.
Katsuki Pov:
Meine Augenbrauen zuckten, während ich auf den Whats App Verlauf zwischen mir und >D/N< noch einmal durchlas. Sie hatte die letzten drei Nachrichten von mir nicht mehr angesehen und ignorierte mich. Ich hasste es, wenn sie mich mit Ignoranz strafte und einfach die Diskussion beendete, indem sie einfach nichts mehr dazu sagte.
Ich wollte nicht abstreiten, dass dies ab und an der diplomatischere Weg war, aber ich hasste es trotzdem, besonders, wenn ich noch weiter schmorte.
Mein Handy auf die Bettdecke geworfen, drehte ich mich auf die Seite und knurrte frustriert. Ich wäre mit ihr ja noch dahingegangen, aber nicht jetzt und nicht heute, weil ich noch eine Runde pennen wollte. Die Nacht hatte ich einfach zu beschissen geschlafen und anstatt auf meinen Vorschlag einzugehen, dass sie sich zu mir ins Bett kommen konnte, ging sie nicht mal ein. Dafür musste man schon meine Nachrichten lesen, tat sie aber nicht, da sie ihren Dickschädel ja durchsetzen musste.
Ich liebte meine Freundin ohne Frage, doch gerade wollte ich sie in die Luft jagen. Diese Dickschädel und ständig musste sie gegen mich anreden. Hielt ich mich bei ihr doch für wirklich Kompromissbereit, würde ich so ein Verhalten sicherlich nicht bei jedem durchgehen lassen. Aber was ertrug man nicht alles, wenn man ein Mädchen liebte. Dämliche Zicke. Mein Handy gegriffen, tippte ich noch einen Nachricht.
Katsuki 💥:
Ich will zu dem Thema nichts mehr hören und du bewegst jetzt deinen Arsch zu mir.
Weihnachten war eh nicht mein Fest und ich konnte auf den ganzen Scheiß wirklich verzichten. Dieses Gesinge, diese gezwungene Förmlichkeit und diese Geschenkewahnsinn, damit konnte mir jeder gestohlen bleiben. Hier machte ich nicht einmal eine Ausnahme für meine Freundin.
Gähnend streckte ich mich und zog mir die Decke über die Schultern, ehe ich einschlief. >D/N< würde mich schon wecken, wenn sie mich aus meinem Bett trat und dann konnte sie sich für das Theater auch gleich entschuldigen.
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