05. Hexenküche
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S O P H I A
Gähnend räkelte ich mich auf dem Sofa. Im Fernsehen lief eine langweilige Doku, doch in meinen Gedanken spielte sich ein vollkommen anderer Film ab.
Die letzte Nacht steckte noch immer in meinen Gliedern und auch in meinem Kopf. Ich musste mir selbst eingestehen, dass der Sex mit Niall richtig toll war und das lag nicht nur am Genuss des Weihnachtspunsches. Allerdings machte ich mir Sorgen, wer uns denn da erwischt haben könnte. Hoffentlich hatte das kein übles Nachspiel.
Gelangweilt zappte ich mich durch die Fernsehkanäle und textete nebenbei mit Eleanor, da Niall nicht antwortete. Von ihr erfuhr ich, dass die Jungs sich bei Louis im Studio treffen wollten und von daher wunderte es mich nicht, dass von Niall keine Rückmeldung kam.
Ich beschloss, mir einen Tee aufzugießen und während der Teebeutel im Wasser zog, googelte ich nach Weihnachtspunschrezepten. Vielleicht konnte ich selbst einen zusammenbrauen und Niall als Versuchskaninchen verwenden. Hier, bei mir zu Hause, störte uns sowieso keiner und Spanner kamen nicht zum Zug, da vor allen Fenstern blickdichte Gardinen hingen, die ich nur zuzuziehen brauchte.
Als der Tee die farbliche Konsistenz aufwies, die ich bevorzugte, holte ich den Teebeutel heraus, fügte einen Teelöffel Zucker sowie einen Schuss Milch hinzu und pflanzte mich wieder auf das Sofa.
Kaum lag ich zwischen den Kissen, begann ich Ralph, meinen Hund, zu streicheln. Die Berührung sichtlich genießend, rollte er sich auf den Rücken und streckte die Pfoten in die Luft, als plötzlich die Klingel ertönte.
Wer störte mich denn sonntags um diese Uhrzeit?
Ein wenig umständlich erhob ich mich, lief in Richtung Eingangstür, wo ich die Sprechanlage betätigte.
„Hier ist Harry."
Einigermaßen überrascht drückte ich auf den Türöffner. Ihn hatte ich hier am allerwenigsten erwartet und war gespannt, welchen Grund es gab, mich zu besuchen.
„Hey Soph", seine grünen Augen funkelten mir entgegen, sein Lächeln wurde durch die charakteristischen Grübchen geziert und seine Locken hingen wie üblich wirr um den Kopf. „Komme ich ungelegen?", erkundigte er sich liebenswürdig und ich verneinte sogleich.
„Nein, komm nur rein. Ich wollte gerade eine Weihnachtspunsch ansetzen."
„Oh, das klingt interessant. Hast du ein besonderes Rezept dafür?"
Warum kam es mir nur so vor, als wolle er Smalltalk begehen, um den eigentlichen Grund seines Auftauchens noch ein wenig zu verschleiern?
„Ich bin noch auf der Suche danach, aber vielleicht möchtest du helfen", bot ich an.
„Klar, ich wollte das schon immer mal machen."
Mit einem Tablet in der Hand, googelte ich weiter nach brauchbaren Rezepten und wies Harry an, den Alkohol zu holen, der sich im Wohnzimmer, im Schrank befand. Zimtstangen hatte ich zur Weihnachtszeit vorrätig und irgendwo fand ich auch Anis sowie zwei Orangen.
Als alle Zutaten auf dem Küchentisch standen, legten wir los. Harry half kräftig mit und wurde zusehends gesprächiger. Schließlich haute er eine Aussage raus, die mich kurz schlucken ließ: „Ich habe dich und Niall erwischt, Sophia."
Für einen Moment blieb ich stumm, dann sprach ich das aus, was ich dachte: „Besser du, als irgendjemand anders, oder? Du wirst ja nichts ausplaudern."
Ein wenig druckste er herum. „Naja, ich habs Niall gesagt und-."
Just in dieser Sekunde ertönte die Klingel erneut. „Du entschuldigst mich kurz", rief ich und rannte zur Tür.
„Soph, hier ist Niall, bitte mach auf", ertönte die Stimme des Iren aus der Sprechanlage.
Auch ihn ließ ich hinein, doch als ich Niall zu Gesicht bekam, erschrak ich fruchtbar. Seine Nase leuchtete mir in zahlreichen Farben entgegen, wobei das Blau eindeutig dominierte. Auch sein rechtes Auge wirkte irgendwie in Mitleidenschaft gezogen und von seiner Oberlippe wollte ich gar nicht erst anfangen.
„Wie siehst du denn aus! Was um Gottes Willen ist passiert?", fragte ich verwirrt.
Niall kam sofort zum Punkt: „Das war Liam. Er hat mich verprügelt."
Mir schwante Schlimmes und ich bat ihn erstmal hinein, damit die Nachbarn nichts von unserer Unterhaltung mitbekamen.
„Ist noch jemand bei dir?" Misstrauisch blickte Niall in Richtung Küche, aus der Geräusche ertönten.
„Ja, Harry", erwiderte ich wahrheitsgemäß.
„Das trifft sich ja gut, denn ich wollte ihn sowieso etwas fragen." Mit diesen Worten stieß der Ire die Küchentür auf und ein überraschter Harry glotzte ihn an.
„Niall, was machst du denn hier?"
„Dasselbe könnte ich dich fragen, Hazza."
Solch eine kuriose Situation hatte ich selten erlebt, aber es sollte noch schlimmer kommen. Während Harry den Punsch umrührte, dabei von Niall beobachtet wurde, verrichtete die Türglocke zum dritten Mal an diesem Tag ihren Dienst.
„Wird ganz schön voll hier, Soph, oder?", zog Niall mich auf, bevor ich den bereits routinierten Gang zur Tür absolvierte.
Wieder betätigte ich die Sprechanlage und erlebte eine weitere Überraschung: „Hier ist Liam, bitte mich auf."
Entsetzt schnappte ich nach Luft. „Liam, was möchtest du denn? Ich glaube nicht, dass wir noch etwas miteinander zu besprechen haben."
„Doch, das denke ich schon und Louis denkt das auch."
„Louis ist also bei dir?" Konfus fuhr ich mir durch die langen Haare, da vernahm ich auch schon die Stimme des Erwähnten: „Ja, das bin ich. Bitte Sophia, lass uns herein. Ich verspreche auch, dass Liam sich benehmen wird."
Sich vorzustellen, wie Liam Louis nun anblickte, war nicht weiter schwer und ich musste mir das Lachen verbeißen. Zur Not erhielt ich sicher noch Verstärkung aus der Küche.
„Also gut, kommt rein."
One Direction hier in meiner Wohnung versammelt zu haben, mutete reichlich komisch an und berechtigterweise fragte ich mich, was sie alle von mir wollten. Bei Niall verstand ich es noch am ehesten, dass er hierhergekommen war, aber die anderen sollten wirklich triftige Gründe vorweisen können.
Schneller als gedacht kam Licht in das Dunkel, denn kaum hörten Liam und Louis die Stimmen ihrer Bandkollegen aus der Küche, stürmten sie diese. Eilig lief ich hinterher, um nichts zu verpassen und betrat gerade den Raum, als Liam zielstrebig auf Harry zusteuerte.
„Du!", fauchte er mit ausgestrecktem Finger, „woher weißt du, dass es Sophia war, die von Niall genagelt wurde?!"
Scheiße! Liam wusste über alles Bescheid, naja, fast.
„Ich-. Also ich-." Harry verhedderte sich gehörig beim Sprechen und schließlich rückte ich mit der Wahrheit heraus: „Er weiß das, weil er mich selbst schon gevögelt hat!"
Drei Augenpaare starrten mich fassungslos an, nur Harry schloss seine Lider.
„Was?!" krächzte Niall, während Louis sich vor Lachen den Bauch hielt. Er schlug Liam auf den Arm und meinte schadenfroh: „Das fragt sich doch glatt, wer hier mit einer Schlampe zusammen war."
Nun platzte mir allerdings der Kragen: „Das verbitte ich mir! Es passierte, als Liam und ich kurz getrennt waren! Da kann ich vögeln mit wem ich will, oder?"
„Meine Rede." Louis zuckte mit den Schultern und warf Liam einen mitleidigen Blick zu.
Bevor wir es alle realisierten, stürzte mein Ex-Freund auf Harry zu und stieß ihn mit voller Wucht gegen die Wand, sodass die Gläser im Schrank zu wackeln begannen.
„Hört auf!", schrie ich und im gleichen Moment gingen Louis und Niall dazwischen. Eine blaue Nase war dem Iren wohl nicht genug.
„Liam, hör auf! Du hast versprochen dich zu benehmen", herrschte Louis seinen Kumpel an, während er ihn in den Schwitzkasten nahm. Auch Niall hing wie ein Pitbull an Liam und gemeinsam schafften es die beiden, dass er von Harry abließ.
„Ja, Liam, ich habe Sophia genagelt, nachdem du mit ihr Schluss gemacht hattest. Aber nur einmal und wir waren auch betrunken. Also werfe mir das nicht vor", verteidigte sich der Lockenkopf.
„Moment mal", mischte Niall sich ein, „Soph und ich waren auch betrunken, als wir es taten aber ich bekam von dir einen Anschiss. Misst man hier jetzt mit zweierlei Maß?"
Ein Irrenhaus war nichts gegen das, was sich gerade vor meinen Augen und Ohren abspielte und ich wollte nur noch eines: das ganze Drama beenden.
„Wäre es zu viel verlangt, wenn ihr mich alleine lasst?", horchte ich nach. „Ihr könnt eure Streitigkeiten auch draußen austragen."
„Sophia", wimmerte Liam, „bitte sag mir wieso du das getan hast."
Er sah wirklich erbärmlich aus, doch ich entschloss mich die knallharte Wahrheit zu verkünden.
„Das mit Harry passierte, weil ich Trost brauchte. Das mit Niall, weil ich ihn geil fand und heiß auf ihn war. Und ehrlich Liam, Niall konnte mir das geben, was du mir nie geben konntest! Er fickt wie ein Gott, nur damit du es weißt! Und er schert sich einen Dreck darum, wo wir es tun. Nicht so wie du, immer nur um Bett oder auf dem Sofa oder höchstens unter der Dusche. Ich habe es so satt, immer nur in den eigenen vier Wänden gevögelt zu werden, das ist langweilig hoch zehn!"
Eine unheimliche Stille breitete sich in der Küche aus, die schließlich von Louis unterbrochen wurde. Er stieß kurz die Luft aus, kreuzte die Arme vor seiner Brust und meinte: „Das nenne ich mal ein Statement, aber ein verdammt ehrliches."
Das Letzte, was ich an diesem Abend sah, war, wie die anderen drei Jungs Liam heulend aus meiner Wohnung transportierten.
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Wie versprochen, ein Kapitel Weihnachtspunsch. Noch mehr Chaos, noch mehr Wahrheiten, die ans Tageslicht gekommen sind.
Hätte ihr gedacht, dass Sophia auch mit Harry geschlafen hat?
Und am 23.12. , irgendwann Abends, kommt das letzte Update. Seid ihr gespannt darauf?
LG, Ambi xxx
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