Oh du Fröhliche...
Ein Weihnachtsbaum, wie er perfekter, grüner, symmetrischer und schöner nicht sein konnte, stand in einem großen Wohnzimmer. Alles war festlich geschmückt und der Duft von frisch gebackenen Keksen hing in der Luft. An den Fenstern waren Lichterketten angebracht, die in den buntesten Farben leuchteten und auch der Weihnachtsbaum erstrahlte in einem hellen Glanz. Alles war wunderschön und wenn man ganz leise war und die Ohren spitzte, konnte man zwischen dem Tannengrün einen Engel hören.
„Hey, hallo, ist da jemand?" vernahm man ein zartes Stimmchen. Es war ein kleiner Engel aus Holz, der als Schmuck an dem Baum hing. Es versuchte ein wenig hin und her zu schaukeln, um einen Blick auf die anderen Figuren zu erhaschen. Aber es entdeckte nur Glaskugeln und die waren wenig gesprächig. Einfach nur total langweilig und selbstverliebt. Das Engelchen wollte aber hier nicht tagelang herumhängen und sich mit niemandem unterhalten.
„Ja, hier oben." hörte es eine tiefe Stimme.
„Wo? Ich kann dich nicht sehen." Leider konnte man als Holzfigur den Kopf nicht bewegen und das war echt eine Schande.
„Ich hänge ein paar Äste über dir. Ich bin der Schneemann mit dem glitzernden rosa Hut. Schräg rechts, neben dem ganzen Haufen Lametta."
Das Engelchen holte noch ein paar mal Schwung und dann konnte es tatsächlich einen Blick auf den Schneemann werfen.
„Oh, du siehst aber toll aus." bemerkte das Engelchen.
„Danke." sagte der Schneemann und freute sich darüber, da er sehr stolz auf seine funkelnde Kopfbedeckung war.
„Na endlich ist hier mal was los." sagte noch jemand.
„Und wer bist du?" fragte wieder der kleine Engel.
„Ich bin der Weihnachtsstern. Sitze ganz oben und habe alles im Blick."
„Schön für dich." entgegnete das Engelchen. Es hing nur auf halber Höhe und konnte nicht ganz so viel sehen. Das ärgerte es etwas. Aber immer noch besser als in einer Kiste zu liegen. Und das tat es ja die meiste Zeit im Jahr.
„Seit wann bist du schon in Harry und Louis Weihnachtsbaumschmuck, denn ich habe dich noch nie gesehen?" fragte der Stern das Holzengelchen.
„Sie haben mich vor ein paar Tagen auf einem Flohmarkt gekauft. Vorher habe ich immer den Baum in einer Kirche geschmückt, aber sie haben mich ausrangiert." antwortete es geknickt.
„Das ist aber nicht sehr nett." sagte der Schneemann.
„Ach, dir wird es bei uns gefallen. Hier ist zu Weihnachten immer was los. Es kommen Freunde und Familie. Es wird gelacht, gesungen und bis in die frühen Morgenstunden gefeiert." erklärte der Weihnachtsstern.
„Oh, das hört sich wunderbar an." Das Engelchen war trotz allem noch etwas traurig, dass es die Kirche verlassen musste. Es lauschte so gern dem Chor und der Messe am Weihnachtsabend. Aber sich darüber den Holzkopf zu zerbrechen, brachte sowieso nichts. Hier würde es ein neues zu Hause finden. Ganz bestimmt. Und es würde sich sehr viel Mühe als Weihnachtsschmuck geben. Durch es sollte der Baum noch schöner werden.
Plötzlich hörte es ein Geräusch von draußen und die Tür zum Wohnzimmer ging auf.
„Man ist das kalt." sagte Harry und blies sich seinen warmen Atem in die Hände.
„Habe dir doch gesagt, du sollst deine Handschuhe mitnehmen." antwortete Louis und nahm Harrys Hände in seine.
„Keine Ahnung, wo ich die hingelegt habe. Werden schon wieder auftauchen." Er zuckte mit den Schultern.
„Soll ich dich ein bisschen wärmen?" fragte Louis und schlang seine Arme um seinen verfrorenen Freund.
„Ja, das wäre schön." Harry erwiderte die Umarmung und küsste Louis auf die Stirn.
„Ich könnte dich ja auch noch anderweitig etwas erhitzen." sagte Louis und sah dabei in wunderschöne grüne Augen.
„Ach, könntest du das?" fragte Harry mit einem anzüglichen Grinsen auf dem Gesicht.
„Mir würden da bestimmt ein paar Sachen einfallen."
„An was dachtest du denn?"
„Ich könnte dir ein Kirschkernkissen warm machen oder ein Feuer im Kamin entfachen..." Louis hielt inne als er Harrys Lippen auf seinen spürte. Sofort erwiderte er den Kuss, denn das war immer noch das schönste Gefühl auf Erden. Diese wahnsinnig weichen und sanften Lippen, die einen alles vergessen ließen.
„Entfache lieber ein Feuer in mir..." raunte er Louis ins Ohr.
„Nur zu gern, aber wir bekommen in drei Stunden Besuch und müssen noch Einiges vorbereiten." antwortete Louis, während Harry seinen Hals entlang küsste.
„Ich denke, solang werden wir nicht brauchen." Louis musste nicht lang überredet werden und kickte seine Hausschuhe von den Füßen und einer landete in den unteren Ästen des Weihnachtsbaums.
„Hey, wirf den Baum nicht um." sagte Harry lachend, aber verband sofort wieder ihre Lippen miteinander.
„Die Beiden sollten wirklich etwas besser aufpassen. Diese Kugeln können diese Schaukelei nicht vertragen und schon gar nicht überleben sie einen Absturz." bemängelte das Engelchen und drehte sich auch im Kreis, nach dem Louis Schuh im Baum gelandet war. Die Glaskugeln waren sehr empfindlich und hielten sich für etwas Besseres. Das hatte ihr mal ein größerer Engel erzählt. Ja klar, aber sprechen konnten sie nicht. Eingebildete Hohlkörper.
„Du gewöhnst dich dran. Vor zwei Jahren ist tatsächlich mal der ganze Baum umgefallen." erzählte der Schneemann und lachte.
„Oh nein, was ist denn passiert?" fragte das Engelchen und war doch etwas schockiert.
„Es war, glaube ich Niall, nein Liam, der mit Louis herumgealbert hat und dann ist Liam über Harrys neuen Smoothiemixer gefallen und in den Baum gekracht."
Der Weihnachtsstern fing bei den Erinnerungen daran ebenfalls an zu lachen, sodass der Baum leicht zu wippen anfing. Das Engelchen hüpfte sanft auf und ab und konnte nicht begreifen, was daran lustig sein sollte.
„Und weißt du noch, was Harry deswegen für einen Aufstand gemacht hat, weil sein neuer Mixer einen Kratzer hatte?" Der Schneemann schaukelte vor Lachen hin und her.
„Es ist auch wirklich nicht schön, wenn ein anderer dein Geschenk beschädigt." bemerkte das Engelchen und drehte sich immer noch wie ein Brummkreisel. Diese zwei Weihnachtsschmuckgegenstände waren echt unmöglich. Kein Verständnis. Innerlich schüttelte das Engelchen den Kopf. Na ja, anders ging es ja auch nicht. Steifer Nacken... Holz eben. Durch das ganze Gewackel hing nun das Engelchen nicht mehr richtig herum. Also nicht kopfüber, aber mit dem Gesicht im Gebüsch, wenn man es so ausdrücken konnte. Wieder versuchte es Schwung zu holen und sich zu drehen. Es wollte ja sein wunderschönes Gesicht zeigen und nicht seinen Popo aus hellem Holz.
Indessen drängte Harry seinen Freund Richtung Couch und zog ihm dabei seinen Pullover aus. Dieser fiel zu Boden und er machte sich an Louis Hose zu schaffen.
„Du hast eindeutig zu viel an." sagte Harry und mit einem Ruck, hatte er den Blauäugigen auch noch von seinem Shirt befreit und schmiss es im hohen Bogen durch den Raum.
Gerade als sich das Engelchen wieder in Position gebracht hatte, konnte es noch einen Blick auf die beiden Männer erhaschen und fragte sich, warum der eine obenrum nackt war. Vielleicht hatten sie den Kamin angemacht, wie Louis vorgeschlagen hatte. In den letzten Minuten konnte es sich nicht auf das Geschehen konzentrieren, da der Schuh alles ins Wanken gebracht hatte und dann ihre beiden Baumgefährten viel zu laut waren und... schlagartig wurde es dunkel.
„Was ist denn jetzt passiert?" fragte das Engelchen ganz aufgeregt.
„Louis Shirt hängt im Baum." antwortete der Schneemann. Ah ja, dann brannte das Feuer wohl doch schon ziemlich heiß hier im Raum. Frieren war bestimmt nicht schön, aber schwitzen auch nicht. Aber eigentlich wusste das Engelchen gar nicht, wie sich so etwas anfühlte.
„Oh Gott..." hörte das Engelchen plötzlich.
„Was machen die beiden denn jetzt?" wollte es von ihren, mit am Baum hängenden Bekanntschaften, wissen.
„Gott... verdammt..."
„Ach, ich weiß es." kicherte es. „Da muss ich noch nicht mal etwas sehen. Ich war ja lang genug in der Kirche und weiß, wenn Menschen zu Gott beten. Aber man sollte dabei nicht fluchen..."
„Beten?" fragte der Weihnachtsstern und klang dabei etwas verwirrt.
Ein leises Stöhnen erfüllte den Raum und der Schneemann fing wieder an zu lachen. Er war wohl einer von der ganz fröhlichen Sorte.
„Also eigentlich betet man ja im Stillen, aber wenn sich viel in einem angestaut hat, dann muss man es eben auch mal herauslassen." gab das Engelchen zu bedenken und war wirklich froh, dass es bei so netten Menschen gelandet war, die noch den echten Gedanken hinter Weihnachten nicht verloren hatten. Dabei ging es eben nicht nur um Geschenke und ein Übermaß an Essen.
Wieder bahnte sich ein „Oh Gott... Himmel..." durch Louis Shirt an die Engelsohren.
„Sie beten aber sehr intensiv." meinte es.
„Ja, sehr intensiv. Sogar auf den Knien." bestätigte der Weihnachtsstern.
„Ich denke, sie werden bald zum Ende kommen." warf noch der Schneemann prustend ein. Dieser Rosa-Glitzer-Schneeheini hat auch wirklich kein Benehmen. Sich darüber lustig zu machen, wenn zwei Menschen...
„Ich komme..." hörte nun das Engelchen und die Stimme klang etwas atemlos.
„Hast es denn geklingelt? Ist der Besuch etwa schon da? Sie kommen wohl etwas zu früh." sagte das Engelchen.
„Nein, sie kommen genau im richtigen Moment." entgegnete der Weihnachtsstern.
Das verstand das Engelchen nicht, aber was solls. Es würde trotzdem Freude bei dem Weihnachtsfest haben und alles ganz genau beobachten und würde denjenigen, der Geschenke kaputt machte, auch ganz böse ansehen. Aber das ging nicht wirklich... Holzkopf.
„Komm steh auf, wir müssen uns beeilen." sagte Harry und half seinem Freund von der Couch. Er lief zum Weihnachtsbaum und fischte Louis Shirt vorsichtig aus den Ästen. Gerade wollte das Engelchen sich von seiner schönsten Seite zeigen, da es ja jetzt endlich wieder Tageslicht zu Gesicht bekam und starrte auf Harrys nackten Hintern.
„Ahhhhh..." schrie es und hätte sich am liebsten die Augen zugehalten. Aber das funktionierte ja auch nicht. Es zappelte und schaukelte, aber es nützte nichts. Sie war verdammt auf diesen perfekten Hintern zu schauen. Der Weihnachtsstern und der Schneemann konnten sich kaum noch halten vor Lachen und der Baum fing wieder leicht an zu zittern.
„Hast du das gesehen?"
„Was denn?" fragte Louis und stellte sich neben Harry.
„Ich hätte schwören können, der Baum hat sich bewegt und es hat jemand geschrien." meinte Harry irritiert.
„Ja klar. Wie viel Punsch hattest du heute schon?" fragte Louis.
„Idiot."
„Komm lass uns noch kurz unter die Dusche springen, bevor wir ein volles Haus haben." drängte Louis.
„Ich liebe dich und danke fürs Aufwärmen." scherzte Harry und gab Louis einen Klaps auf den Po.
„Liebe dich auch."
„Frohe Weihnachten Engelchen." dröhnte der Weihnachtsstern und der Schneemann gluckste vor sich hin. Das Engelchen war immer noch entsetzt, über das, was es gesehen hatte und war sich nicht sicher, ob es dieses Bild jemals wieder aus seinem wohl geschnitzten Kopf bekam.
„Euch auch frohe Weihnachten."
Ende.
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