Cupido
Hallo ihr Lieben,
hier ein kleiner OS, der allerdings schon im Weihnachtskalender von HeartMeetsHead_x veröffentlich wurde. Ich wollte ihn aber auch gern noch einmal mit in meine Sammlung aufnehmen.
Also, wenn ihr ihn noch nicht gelesen habt, dann viel Spaß dabei. ☺️
Es war einmal... Nein, damit beginnen nur Märchen. Wir müssen anders anfangen, denn diese Geschichte ist wahr. So wahr wie, warmer Apfelkuchen immer besser schmeckt als kalter, aber ich schweife ab...
Es trug sich also zu...
dass zwei kleine Engel, nicht größer als ein fünfjähriges Kind, auf einer Wolke saßen und den strahlenden Sonnenschein genossen. Die Beine baumelten über den Rand der weißen, flauschigen Zuckerwatte und sie schauten auf die Erde herab.
„Sag mal, Cupido, warst du schon mal verliebt?" fragte Michael.
„Was soll die Frage? Ich bin der Engel der Liebe."
„Ja, das weiß ich, aber warst du selbst schon einmal verliebt? In einen anderen Engel oder gar in einen Menschen?" Cupido überlegte.
„Ich liebe die Liebe." bekam Michael zur Antwort und verzog dabei das Gesicht. Das war aber nicht die Frage.
„Wie verliebt man sich denn?" wollte Michael nun wissen.
„Ach, manchmal passiert es ganz von allein und wenn nicht, dann bin ich zur Stelle und helfe ein bisschen nach." schmunzelte Cupido.
„Aber wie? Und bleiben denn alle Menschen auch ihr Leben lang zusammen, denen du hilfst? Ich habe schon viele weinen sehen, da sie die Liebe wieder verloren hatten." Michael lag wohl heute Einiges auf dem Herzen.
„Ja, auch das geschieht. Aber für alles bin ich nun auch nicht verantwortlich. Es spielen viele verschiedene Umstände eine Rolle. Menschen sind kompliziert. Aber die Liebe, die sie anfangs füreinander empfanden, war echt. Was sie daraus machen, ist ihre Entscheidung." erklärte Cupido.
„Aber..." setzte Michael gerade an, da unterbrach ihn Cupido und forderte ihn auf,
„Begleite mich heute bei meiner Arbeit, dann wirst du sehen, was Liebe ist."
Cupido hüpfte von der Wolke und Michael flog ihm nach. Sie schwebten sanft zur Erde und landeten sicher in einem Park. Morgen war Weihnachten und die Stadt leuchtete in den buntesten Farben. Kinderlachen erfüllte die Luft und es duftete nach Süßigkeiten. Die ersten Schneeflocken fanden ihren Weg vom Himmel und sollten den Menschen dieses Jahr eine weiße Weihnacht bescheren. Michael drehte sich verzückt im Kreis und atmete einmal tief ein. Er war wohl noch nie zu dieser Zeit auf der Erde gewesen, dachte Cupido. Dabei war es die schönste Zeit. Genau richtig, um Liebe in die Herzen der Menschen zu bringen.
„Bereit?" wollte Cupido wissen. Michael nickte und dann schnippte der Engel der Liebe mit den Fingern und beförderte sie mitten in ein Großraumbüro. Hier saßen vielen Menschen, die wild auf ihre Tastatur einhämmerten und die Telefone klingelten in einem fort.
„Mein Gott, ist das laut hier! Wie soll man sich denn hier verlieben?" fragte Michael und hielt sich die Ohren zu.
„Nein, nicht hier. Komm mit." Cupido lief durch eine Tür und der wissbegierige Engel folgte ihm auf dem Fuße. Hier war es leiser und Michael blickte auf einen jungen Mann, der mit gequältem Gesicht auf seinen Laptop starrte.
„Das ist Louis und er wird sich heute noch verlieben." sagte Cupido mit stolz geschwellter Brust.
Er war schon lange im Geschäft und spürte es in seinen Flügelchen, wenn er zwei Herzen miteinander verbinden konnte, die sich nacheinander sehnten, aber es selbst nicht hinbekamen.
„Ach, wirklich?"
„Ja und zwar genau in diesen Mann hier." Wieder schnippte Cupido mit den Fingern und sie fanden sich in einem Blumenladen wieder. Hinter der Kasse stand ein älterer Herr, der gerade ein Weihnachtsgesteck zusammenband. Michael schaute kritisch drein.
„Louis verliebt sich in den Floristen?"
„Nein." Cupido war entsetzt. Selbst er würde das nicht hinbekommen. Auch wenn der Herr bestimmt sehr nett war, aber er könnte Louis Großvater sein.
„Sieh da, hinter den roten Rosen. Das ist Harry. Er besitzt ein kleines Café, hier ganz in der Nähe. Louis geht jeden Mittag dorthin, trinkt seinen Kaffee und isst eine Kleinigkeit. Das macht er schon seit zwei Monaten, aber bisher hat er Harry nicht bemerkt, da er nur Augen für sein Handy oder seinen Laptop hat. Louis ist ein... wie sagen die Menschen... Workaholic."
„Und was ist mit Harry? Braucht er auch einen kleinen Anschubser von dir?" fragte Michael. Cupido schüttelte den Kopf und grinste. „Nein, er nicht."
Die beiden Engel verließen das Geschäft und liefen gemütlich über die Straße und schlenderten zu Harrys Café. Dort angekommen, setzten sie sich an einen kleinen Tisch und warteten.
„Woher weißt du so genau, dass diese beiden zusammengehören?"
„Ist einfach so. Ich fühle es eben. Louis ist dieses Jahr zu Weihnachten auch noch ganz allein. Aufgrund seiner Arbeit ist er nicht nach Hause zu seiner Familie geflogen, wie er es sonst tut. Aber ich sage dir, dieses Weihnachten wird er nie vergessen." Ein breites Lächeln breitete sich auf Cupidos Gesicht aus und steckte Michael damit an.
„Pünktlich auf die Minute." sagte Cupido plötzlich, als Louis eintrat und sich mit einem lauten Seufzer auf einen Stuhl, in der hinteren Ecke des Cafés, fallen ließ. Wieder war er damit beschäftigt irgendetwas auf seinem Handy zu lesen und beachtete nicht, was um ihn herum geschah.
„So, jetzt müssen wir nur den Moment abpassen, wenn Harry an ihm vorbeigeht." Cupido holte einen kleinen Pfeil aus seinem Köcher, an dessen Ende ein kleines Herzchen prangte. Er spannte ihn in seinen Bogen und sah sich nach Harry um.
„Es wird ihm doch nicht weh tun?" fragte Michael besorgt.
„Natürlich nicht. Er wird nichts weiter spüren. Ein kleines Zwicken vielleicht, mehr nicht. Manchmal muss einen die Liebe in den Hintern beißen."
„Was soll das denn bedeuten?"
„Weiß ich auch nicht so genau. Habe ich mal irgendwo gehört. Menschen haben komische Sprichworte und ich bringe sie ab und an auch etwas durcheinander. Aber das ist jetzt nebensächlich. Sei jetzt still, ich muss mich konzentrieren." bat Cupido.
Heute hatte Cupido Glück, denn Harry steuerte direkt Louis Tisch an. Noch einmal zielte er direkt auf Louis Herz und ließ den Pfeil los...
„Au, was war das denn?" fragte ich mich selbst und rieb mir über die Brust. Ich sah wieder auf mein Handy und las eine E-Mail, als mir plötzlich jemand einen Kaffee und ein Sandwich vor die Nase stellte.
„Ich hatte doch noch gar nicht bestellt." sagte ich und hob meinen Kopf, um zu sehen, wer wohl die Bestellung verwechselt hatte.
„Hi." hörte ich eine tiefe sanfte Stimme und vor mir stand ein Mann, der mich mit schief gelegtem Kopf anlächelte. Ich betrachtete ihn eingehend. Er war groß, schlank, hatte ein umwerfendes Lächeln... kurzgefasst, einfach nur Wow. Wo kam der denn auf einmal her? Da ich nichts erwiderte, ergriff er wieder das Wort. Ich hing immer noch an seinem Gesicht fest und fand dann seine Augen, von denen ich mich nur schwer wieder lösen konnte.
„Ich war so frei, dir dein Essen zu bringen. Du kommst jeden Mittag hier her und bestellst immer dasselbe. Ich dachte, heute würdest du keine Ausnahme machen. Aber da wir Weihnachten haben, gibt es heute noch einen Cupcake dazu. Geht aufs Haus." erklärte er.
„Ähm... danke. Das ist sehr aufmerksam von dir." Arbeitete er denn schon länger hier? Ich hatte ihn noch nie gesehen. Bestimmt wäre er mir aufgefallen. Er grinste und dabei bildeten sich Grübchen in seinen Wangen.
„Dann lass es dir schmecken." sagte er und wippte mit seinen Füßen auf und ab. Wir sahen uns immer noch an und dann drehte er sich schwungvoll um und rannte dabei einen anderen Kellner über den Haufen. Ich sah ihm gebannt dabei zu, wie er versuchte einen Teller mit Kuchen aufzufangen. Es war wie in so einer Slapstick Komödie. Er ruderte mit den Armen, das Kuchenstück landete auf seiner Hose und der Teller fiel klirrend zu Boden. Er fluchte und sah kurz zu mir. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, da ich mir verkneifen musste, laut zu lachen. Gott, war er niedlich.
Ich aß mein Sandwich und den Cupcake, aber es blieb nicht aus, dass mein Blick immer wieder zu ihm hinüber wanderte. Er stand hinter dem Tresen und bereitete Kaffee zu. Ab und an sah er verstohlen zu mir und drehte sich aber immer wieder schnell weg, wenn er meinen Blick auffing. Ein paar Minuten später stellte ich fest, dass ich zurück ins Büro musste. Ich hob die Hand, um zu signalisieren, dass ich zahlen wollte. Ein anderer Kellner nickte mir zu und kam zu meinem Tisch. Schade, dachte ich gerade, als ich wieder seine Stimme hörte.
„Schon gut. Ich übernehme das." Er kam zu mir und fragte,
„War alles zu deiner Zufriedenheit?"
„Ja. Vor allem die Einlage mit dem Kuchen war sehr gut. Gehört das hier zur Erheiterung der Gäste dazu?" Er blickte zu Boden, musste aber schmunzeln und hob dann wieder seinen Blick, nur um mich durch seine langen Wimpern anzuschauen. Kurz fühlte es sich an, als hätte mein Herz einen kleinen Aussetzer und schlug dann wie wild gegen meine Rippen. Was zum Teufel...?
„Ja, ja, dass mache ich öfters. Leider hast du es noch nie bemerkt, da du immer anderweitig beschäftigt warst." Er zog die Augenbrauen nach oben und sein Blick fiel auf mein Handy.
„Oh..." entgegnete ich. Was wollte er mir denn damit sagen? War ich wirklich so auf meine Arbeit fixiert?
„Na, dann... schöne Weihnachten." Er machte plötzlich einen sehr nervösen Eindruck und irgendwie schwappte dies auch auf mich über. Ich hatte das Gefühl, ich müsste etwas sagen, aber ich litt gerade unter Wortfindungsstörungen.
„Dir auch." brachte ich gerade so über die Lippen.
Er lächelte verkrampft und ging zurück zum Tresen. Scheiße, dass hatte ich wohl verbockt. Aber wenn er hier arbeitete, dann würde ich ihn ja wiedersehen. Aber bestimmt erst im neuen Jahr. Während ich noch mit meiner eigenen Blödheit haderte, vernahm ich leise Stimmen.
„Jetzt geh schon... Stell dich nicht so an... Wie alt bist du denn?" Ich stand auf und glotzte wie immer auf mein Handy und prallte mit meinem Lieblingskellner zusammen.
Ich sah zu ihm auf, da er doch ein wenig größer war als ich und verhedderte mich in seinen wunderschönen grünen Augen.
„Ich... also... wollte dich fragen, was du morgen machst? Ich weiß, es ist Heilig Abend, aber wenn du noch nichts vorhast... Bestimmt hast du etwas vor... Warum solltest du nicht, blöde Frage..." Er stotterte vor sich hin und ich erlöste ihn von seinem Gequassel.
„Nein, habe ich nicht."
„... vielleicht, an einem anderen Tag..." Er schien mich nicht gehört zu haben. Ich grinste ihn an und schüttelte den Kopf. Er verstummte und atmete tief durch.
„Okay." sagte er und klang enttäuscht.
„Hey, ich habe morgen noch nichts vor. Also, was willst du mich fragen?" Sein Lächeln wurde breiter und er zeigte seine perfekten Zähne. Erwartungsvoll sah ich ihn an, denn wenn er mich jetzt nicht um ein Date bitten würde, dann ich. Warum war mir das auf einmal so wichtig?
„Komm morgen Abend zum Essen. Ich schließe das Café und es sind nur ein paar Freunde da und wir wollen etwas Feiern. Was meinst du?"
„Ja, sehr gern." sagte ich, ohne weiter darüber nachzudenken.
„Wirklich?" fragte er überrascht.
Ich lachte. „Oder lieber doch nicht?"
„Was? Nein, auf jeden Fall." Er kratzte sich etwas verlegen im Nacken und biss auf seiner Lippe herum. Er war so unfassbar süß und schüchtern. Mein Herz dehnte sich in meinem Brustkorb aus und erfüllte mich mit Wärme.
„Wann soll ich da sein?" fragte ich, denn ich war mich nicht sicher, ob er noch etwas sagen würde.
„Gegen 19 Uhr."
„Ich bin da. Ach... verrätst du mir noch deinen Namen?"
„Ja, klar. Harry." antwortete er.
„Freut mich. Louis." stellte ich mich der Form halber auch noch vor.
„Dann bist morgen, Harry." Ich konnte mir nicht verkneifen seinen Namen laut auszusprechen. Er lächelte mich an und ich ging ein paar Schritte rückwärts, nur um ihn noch länger ansehen zu können.
„Es hat tatsächlich funktioniert!" Michael klatschte in die Hände.
„Was dachtest du denn? Ich bin doch kein Stümper." entgegnete Cupido und war kurz etwas in seiner Ehre gekränkt. Aber auch er war froh, dass alles so reibungslos lief.
Den Rest vom Tag war ich total aufgeregt. Ich hatte ein Date. War es das denn überhaupt? Ich meine, er hatte mich zum Essen mit seinen Freunden eingeladen. Und das auch noch an Weihnachten. Sollte ich ihm etwas schenken? Aber was? Ich kannte ihn doch erst seit, keine Ahnung, ein paar Stunden und davon hatte ich mich vielleicht zehn Minuten mit ihm unterhalten. Grob geschätzt. Vielleicht auch nur fünf. Okay, dass spielte jetzt absolut keine Rolle. Was sollte ich anziehen? Leger, Anzug, meine alte Jogginghose... Wann hatte ich eigentlich mein letztes Date? Ich überlegte krampfhaft, aber es war bestimmt schon über ein Jahr her. Kein Wunder, dass ich irgendwie durchknallte. Aber warum, war ich so hibbelig und wieso war mein Kopf gefüllt mit tausend Fragen, auf die ich keine Antwort hatte? Ja, er war mit Sicherheit der attraktivste Mann, der mit jemals über den Weg gelaufen war. Aber warum überschlug sich mein Herz in seiner Gegenwart regelrecht? Irgendwie unsinnig? Konnte man sich denn so schnell in jemanden ver... Nein?! Um Himmels Willen.
Der nächste Morgen brach an und zum Glück musste ich noch einmal ins Büro, was mich kurzfristig etwas ablenkte. Trotz allem dachte ich fast ununterbrochen an Harry und den heutigen Abend. Auf dem Weg nach Hause kaufte ich noch eine Flasche Rotwein in der Hoffnung, dass er ihn mochte und besorgte noch ein paar Blumen. Ich entschied mich für einen farbenfrohen Strauß. Es erschien mir passend. Ich wollte ihm keinen Weihnachtsstern mitbringen. Nach einer nächtlichen Debatte mit mir selbst, kam ich am Ende tatsächlich zu dem Schluss, dass es sich um ein Date handeln musste, ergo gehörten Blumen dazu.
Nachdem ich meinen Kleiderschrank dreimal umgekrempelt hatte, fiel die Wahl auf eine schwarze Anzughose, die meinen Hintern sehr gut betonte, aber das nur am Rande, und ein rotes Hemd. Trotz allem war es ein festlicher Anlass und somit warf ich mir noch ein passendes Jackett über. Die Zeiger meiner Uhr jagten mir einen Schreck ein. Ich musste gleich los und meine Haare waren heute nicht in Bestform. Schnell ging ich ins Bad und versuchte nicht so auszusehen, wie ein Igel nach dem Winterschlaf.
„Denkst du, er wird jemals pünktlich zu der Verabredung mit Harry auftauchen? Ich wette, er zieht sich nochmal um." lachte Michael, während sie in Louis Wohnung standen und darauf achteten, dass er auch wirklich das tat, was sein Herz ihm sagte und nicht der Kopf dazwischenfunkte. Denn diese beiden waren sich doch ab und an recht uneinig.
„Ja, sicher. Sieh ihn dir doch an. Er ist total aufgeregt und ich denke, er ist Harry schon verfallen." gab Cupido mit strahlendem Gesicht zurück.
Eine Minute nach 19 Uhr stand ich vor dem Café und bekam feuchte Hände. Oh Gott, versaue es nicht Louis, ermahnte ich mich noch einmal selbst und öffnete die Tür. Sofort schlugen mir laute Stimmen entgegen und Gelächter schwebte durch den Raum. War ich der Letzte? Ich sah mich hilfesuchend nach Harry um.
„Louis. Hi, ich bin Niall. Schön, dass du da bist." begrüßte mich ein blonder Mann.
„Hi." entgegnete ich etwas verwirrt. Woher kannte er mich denn? Er wusste wohl, was ich dachte und fing an zu lachen.
„Harry schwärmt schon seit Wochen von dir. Nur wussten wir bisher nicht deinen Namen. Er ist noch in der Küche. Komm setz dich." Wer ist wir? Seit Wochen? Die innige Beziehung zu meinem Handy in der Öffentlichkeit sollte ich wohl nochmal gründlich überdenken. Er zog mich mit sich und bot mir einen Platz an. Danach stellte er mir die Leute der Reihe nach vor, die alle an der weihnachtlich geschmückten Tafel saßen. Mit Sicherheit würde ich mir keinen davon merken. Außer vielleicht noch von dem Typen, der aussah wie ein Teddybär. Liam.
Nach ein paar Minuten erschien zum Glück Harry. Er schenkte mir ein Lächeln und ich holte tief Luft. Meine Nervosität hatte sich in keinster Weise gelegt. Mit ein paar großen Schritten war er bei mir. Ich stand auf und reichte ihm den Strauß und den Wein. Er steckte seine Nase in die Blumen und roch daran.
„Danke. Ich habe noch nie Blumen bekommen, aber ich wollte schon immer mal welche haben. Das ist sehr lieb von dir." schmunzelte er.
„Ich dachte, zu unserem..." ich räusperte mich „ersten Date..." antwortete ich und spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg.
„Dann bin ich ja gespannt, was es zum zweiten Date gibt." entgegnete er mit leuchtenden Augen.
„Genug mit dem Geturtel. Harry, wir haben Hunger." Gleichzeitig drehten wir unsere Köpfe Richtung Niall.
„Du frisst mir nochmal die Haare vom Kopf." Alle lachten und Harry ging wieder seiner Arbeit als Gastgeber nach. Erst jetzt kapierte ich, dass es sein Café war. Ich stand wohl etwas auf dem Schlauch. Niall schien recht nett zu sein und er band mich gleich in ein Gespräch mit ein, sodass ich mich nicht ganz so fehl am Platz fühlte.
Als Harry endlich wieder den Raum betrat, klappte mir die Kinnlade nach unten. Er hatte sich umgezogen und trug ein hellblaues Hemd, eine dunkle enge Hose und seine braunen Haare fielen ihm bis über die Schultern. Herr im Himmel, am liebsten hätte ich meine Hände in dieser Mähne vergraben. Scheiße, ich stand auf lange Haare und er sah atemberaubend damit aus.
Er hatte fantastisch gekocht und alle überhäuften ihn mit Komplimenten für sein Essen. Und sie hatten Recht, es war wirklich eine Gaumenfreude.
„Wieso hast du kein eigenes Restaurant?" fragte ich ihn.
„Ist in Arbeit." flüsterte er mir ins Ohr. „Die anderen wissen noch nichts davon. Es dauert noch eine Weile bis zur Eröffnung." Sein warmer Atem streichelte mein Gesicht und ich biss fest die Kiefer aufeinander. Mein Herz schlug nicht mehr im Takt der langsamen Weihnachtsmusik, sondern eher zu Heavy Metall und mein Mund wurde ganz trocken. Ich würde mich jetzt gern an ihn lehnen, dachte ich, aber es waren eindeutig zu viele Menschen in dem Raum und es war ja auch unser erstes Date. Was gab es da nochmal für Regeln?
Plötzlich fing mein Handy an zu klingeln. Ich stellte es ab und sah entschuldigend in die Runde. Aber es gab einfach keine Ruhe und es hatte ja auch einen guten Grund.
„Sorry, ich muss da kurz rangehen." sagte ich zu Harry und stand auf.
Ich suchte mir eine ruhige Ecke, von der aus die anderen mich nicht sehen konnten und nahm den fünften Anruf entgegen.
„Hi Mum."
„Hallo mein Schatz. Ich wünsche dir alles Liebe und Gute zum Geburtstag." flötete sie ins Telefon.
„Danke, das ist lieb von dir." Ich drehte mich um und betrachtete ein paar Fotografien an der Wand.
„Es ist so Schade, dass du nicht hier bist. Den Geburtstag allein zu verbringen ist doch nicht schön." sagte sie.
„Es ist alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen. Ich bin nicht allein."
„Ach nein? Gibt es da etwas, dass ich wissen müsste?" Ich seufzte.
„Ich habe ein Date."
„An deinem Geburtstag. Oh, wie romantisch. Wie ist er so?" fragte sie und kicherte dabei.
„Mum, komm schon. Er weiß nicht, dass ich heute Geburtstag habe, denn es hat sich gestern erst ergeben. Und er ist... ich weiß nicht... Ich glaube, mich hats erwischt." Ich fuhr durch meine Haare und musste kurz lachen, da ich es gerade laut ausgesprochen hatte. Wahrscheinlich wurde ich von Amors Pfeil getroffen, denn anders konnte ich es mir nicht erklären, wieso ich innerhalb von ein paar Minuten von einem Mann hin und weg war. Meine Mum gab ein quietschiges Geräusch von sich und danach würgte ich das Gespräch mehr oder weniger ab. Harry dachte vielleicht schon ich hatte die Flucht ergriffen und das war nun nicht im Entferntesten mein Ansinnen.
Mein Handy verschwand in meiner Hosentasche und ich drehte mich um und blieb wie angewurzelt stehen. Ein überaus fröhlich dreinblickender Harry stand vor mir und seine Grübchen bohrten sich tief in seine Wangen.
„Wie lang bist du schon hier?" fragte ich, denn ich hatte noch genau meine Worte im Kopf, die ich meiner Mum mitteilte und dass nicht gerade leise.
„Eine Weile."
„Du weißt sicherlich, dass es nicht sehr höflich ist, andere beim Telefonieren zu belauschen." Er legte seinen Kopf etwas auf die Seite und seine langen Haare umspielten sein Gesicht. Ich bekam weiche Knie, schon allein davon, wenn er mich so ansah.
„Ich wollte nur wissen, was für ein Dessert du magst?" fragte er unschuldig.
„Ist heute wirklich dein Geburtstag?" Oh Gott, er hatte alles gehört. Ich nickte.
„Happy Birthday, Louis." und sein warmes Lächeln brachte Schmetterlinge in mir zum Fliegen, von denen ich gar nicht wusste, dass sie auch schon da waren.
Er hielt eine kleine Schüssel nach oben und fragte „Mousse au Chocolat?" und kam einen Schritt näher.
Aber es viel mir schwer zu antworten, denn ich war komplett gefesselt von ihm. Von seinen Augen, seinen rosigen Lippen und seinen verdammten, braunen Locken.
„Stehst du auf Süßes?" fragte er und schob sich einen Löffel von der Mousse in den Mund. Dabei sah er mich die ganze Zeit an und mir wurde urplötzlich heiß. Von der Schüchternheit und seinem tollpatschigen Verhalten von gestern, war nichts mehr zu erkennen. Er wusste genau was er tat.
„Willst du probieren? Ist echt gut."
„Ja." sagte ich leise und starrte nun unentwegt auf seinen Mund. Meine Augen fanden wieder die seinen und ich hatte einen Moment das Gefühl, dass das Grün in seinen Augen aufloderte. Er beugte sich noch ein kleines Stück weiter zu mir und bedeckte vorsichtig meine Lippen mit seinem Mund. Schlagartig fielen meinen Augen zu und ich erwiderte den Kuss sofort. Seine Hand berührte sanft meine Wange und dann spürte ich seine Zunge und öffnete bereitwillig meinen Mund. Er schmeckte einfach himmlisch schokoladig.
Für meinen Geschmack endete der Kuss viel zu schnell, aber er legte seine Stirn an meine, sodass sich unsere Nasenspitzen berührten.
„Und?" wollte er wissen.
„Wahnsinnig lecker." sagte ich leise und griff in seinen Nacken und schob meine Hand weiter nach oben in seine Haare. Wie Wasser flossen sie durch meine Finger.
„Lass mich nochmal kosten." flüsterte ich und wir versanken wieder in einem süßen Kuss, der meinen Körper in Brand setzte und...
„So, Michael, unsere Arbeit ist erledigt." sagte Cupido und schritt beschwingt durch das Café Richtung Ausgang.
„Und denkst du, sie bleiben zusammen für den Rest ihres Lebens?" wollte Michael wissen.
„Ja." antwortete Cupido ohne einen Zweifel.
„Woher willst du das so genau wissen?"
„Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass diese beiden füreinander bestimmt sind."
„Danke Cupido, dass du mich mitgenommen hast. Aber... ähm... könntest du eventuell auch einen Pfeil auf mich abfeuern?" fragte Michael.
„Nein."
„Aber warum nicht?"
„Das geht nicht, du bist ein Engel." antwortete Cupido leicht genervt und spannte seine Flügel und erhob sich in die Lüfte. Michael flatterte ihm eilig hinterher.
„Nur einen ganz kleinen... ? Komm schon, Cup... biiitttteeee."
Ende. 💚❤️💙
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