Kapitel 11

POV Johanna

Ich war 5 Jahre alt als ich es bemerkte...das mein Bruder anders war.
Er vergaß Dinge, hatte manchmal Schmerzen oder verhielt sich komisch.

Eine Zeit lang dachte ich sogar das es normal wäre, das er einfach ein wenig verwirrt ist. Aber er verhielt sich so komisch und manchmal schrie er einfach in der Nacht.

Als ich ihn eines nachts schreien hörte, hielt ich es nicht mehr aus und rannte in den Keller. Dort versteckte ich mich immer wieder, wenn er erneut schrie.
Am nächsten Morgen wollte ich mit Raphael reden, aber ich traute mich doch nicht.

Er konnte...aufbrausend sein.

Nun während ich älter wurde, viel mir vieles auf. Mir viel auf das Lavajette immer weniger die Welt verstand und sich scheinbar selbst hasste. Damals fand ich es komisch und tat einen Fehler. Ich hatte es Raphael erzählt.

Raphael schien es damals nicht erfreut zu haben das ich es bemerkt habe, vielleicht wollte er es vor mir verheimlichen...
Damals drohte er mir mich in den Keller einzusperren, aber davor hatte ich keine Angst.

Mit 6 einhalb Jahren wurde ich weg geschickt. Ich sollte bis zu meinem 8ten Lebensjahr feines Benehmen in einem anderen Schloss lernen. In dieser Zeit hatte ich keinerlei Kontakt mit meinen Brüdern.

Wäre etwas passiert hätte ich es nicht mitbekommen...nein, ich habe es mitbekommen, nur nie verstanden.

In dem fremden Schloss waren Bücher meine einzigen Freunde. Ich las damals Bücher über Medizin, Monarchie, Kriegsführung und Geschichte.

Von Zeit zur Zeit verlor ich mein Lächeln immer mehr und nahm das mir aufgezwungene Verhalten an.

Als ich 8 Jahre alt war und wieder nach Hause gebracht wurde, erwartete meine Familie mich bereits. Nun ja, alle außer meinem Bruder.

Diesen sah ich erst einen Monat später wieder. Den genauen Grund fand ich nie heraus.

Eines nachts bemerkte ich das er aus dem Schloss ging und folgte ihm. Nachts über saß er im Wald und sammelte kleine Tierchen.

Dies tat er sehr oft und ich folgte ihm genauso oft, jedoch tat er immer das selbe bis er mich einmal entdeckte.

Jedoch war er nicht böse auf mich, er schien sich damals sogar zu freuen das ich da war. Gemeinsam verbrachten wir die Nächte und unterhielten uns manchmal.

Manchmal saßen wir für mehrere Stunden nur da und starrten in den Sternenhimmel. Auch wenn ich es nicht genau sagen konnte, glaube ich daß er es damals genauso sehr brauchte wie heute.
Einfach Zeit wo er niemand sein musste, wo er ganz in seinen Gedanken vertieft war.

Manchmal verwickelte ich ihn in Gespräche, weil ich mich dann doch auch ein wenig einsam fühlte. Während ich ihn Dinge fragte viel mir schnell etwas auf:
Er lebte in der Gegenwart, er dachte kaum oder gar nicht an seine Vergangenheit oder an seine Zukunft.

Vielleicht war sie ihm auch egal...oder... vielleicht würde er sie auch gar nicht erleben?...

Als ich ihn darauf ansprach, schaute er mich verwirrt an bevor er lächelnd antwortete: "Für mich ist die Vergangenheit eine verblasste Erinnerung, die Zukunft ein Geheimnis und die Gegenwart meine Bühne. Also wieso meine Zeit verschwenden?"

Damals verstand ich ihn nicht genau, aber danach bettelte er mich fast schon an ihm Tanzen bei zu bringen als er es einmal zufällig bei meinen Proben gesehen hat.
Seitdem brachte ich ihm das Tanzen bei und korrigierte ihn wenn er etwas falsch tat.

Als ich meinen 10ten Geburtstag hatte, bemerkte ich schon früh das etwas an diesem Tag nicht stimmte. Was es jedoch genau war, verstand ich erst später.

Der Tag verlief ganz normal bis wir draußen waren um wie bei jeden meiner Geburtstage Tee zu trinken und Kuchen zu essen.

Als wir alle am Tisch saßen unterhielten sich alle und es war ganz friedlich bis mein Bruder husten musste.

Er konnte damals nicht aufhören zu husten was Raphael störte. Raphael begann ihn anzuschreien, meine Eltern hörten weg und mein Bruder griff sich an die Brust.

Im nächsten Moment kotzte er Blut auf den Tisch und kippte vom Stuhl. Erschrocken starrte ich zu ihm und Raphael war der erste der zu ihm rannte.

Etwas was ich nie verstand...

An dem Tag haben wir nicht weiter gefeiert. Ich verschloss mich in meinem Zimmer und hielt mir die Ohren zu wenn jemand kam. Ich wollte ihre Lügen nicht hören, ich wusste genau das etwas nicht stimmt und ich würde ihnen nicht zuhören bis sie es mir nicht sagen.

Irgendwann kam Raphael in mein Zimmer und setzte sich mir gegenüber auf das Bett. Er beobachtete mich seelenruhig einige Zeit bevor er mich darauf aufforderte meine Hände zu senken.

Erst nach fast einer halben Stunde ließ ich meine Hände sinken und Raphael atmete tief ein.

Er erklärte mir das Lavajette bereits krank geboren war und wahrscheinlich bald sterben wird, da man nichts gegen seine Krankheit direkt machen konnte.

Laut den Ärzten soll er an der weißen Pest erkrankt sein.

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