Kapitel 40 - Ashton (Finale; ü)

„Hört mir alle mal zu" sagt Mason, und wir horchen auf. Die Gespräche in der Halle verstummen sofort, und Milan erscheint neben mir.

„Zuerst möchte ich mich bei allen bedanken, die sich dazu bereiterklärt haben, und heute zu helfen. Wir sind euch alle etwas schuldig. Nun aber zu meinem Plan: In zehn Minuten möchte ich, dass sich alle Leute ausser Ashton, Milan, Levis und Ace verstecken. Blake wird euch ein eindeutiges Zeichen geben, sobald ihr angreifen sollt, welches aus drei Schüssen in die Luft besteht. Da ihr alle ein rotes Band um euer Handgelenk tragt und dazu noch einen Punkt am Hals, erkennt ihr eure Freunde und Feinde. Ziert euch nicht, eure Feinde umzubringen. Skylar, Kayden und Jace, ihr haltet euch im Hintergrund, und kümmert euch sofort um Nicolas, wenn er auf unserer Seite ist. Ich werde gleich zu euch stossen, aber die Aufgabe zu vermitteln erteile ich dir, Ashton."

Ich reisse die Augen auf, und auch Skylar schaut mich verwundert an.

„Du wurdest von Dad als mein Nachfolger und Stellvertreter festgelegt, wenn ich nicht da bin oder draufgehe. Blake wird dich nach dem Kampf hier genau einleiten und instruieren."

Ich schaue meinen Bruder an, der mich anerkennend anlächelt.

„Nun aber zum Ablauf: Unsere Spitzel haben mir gemeldet, dass Rodriguez mit ein paar Männern auftauchen wird, jedoch nicht mit vielen. Wir werden ihm zuerst das Geld geben, dafür wollen wir dann aber Nicolas. Sobald dieser ausser Sichtweite gebracht wurde, erteilt Blake das Zeichen, und wir greifen an. Haben das alle verstanden?"

Jeder hier nickt mit dem Kopf, und ich entdecke Mason hinter einer Glasscheibe im zweiten Stockwerk, während er das Mikro in der Hand hält. Er lächelt und sieht auf uns herab, dann nickt er. „Gut" murmelt er, dann werden die Lautsprecher ausgeschaltet.

Sofort bewegt sich jeder zu dem ihm zugewiesenen Platz, und ich laufe schnell zu Sky.

„Skylar?" sage ich, und sie dreht sich um. „Ich liebe dich, okay? Ich liebe dich so sehr, dass es wehtut. Pass bitte auf dich auf." Ich lehne meine Stirn an ihre, während ich ihr Gesicht in meinen Händen halte, und Sky nickt.

„Das hört sich an wie ein Abschied, Ash" flüstert sie, und Tränen bilden sich in ihren Augen. Ich schlucke laut, dann atme ich aus. „Ich will nur, dass du das nie vergisst, falls... falls ich das hier nicht überlebe. Du sollst dich immer daran erinnern, okay?" Sky nickt und presst ihre Lippen zusammen, um nicht loszuheulen.

„Ich liebe dich auch, Ash. Bitte versprich mir, dass du hier lebend rauskommst" flüstert sie, und eine kleine Träne verlässt ihr linkes Auge. Ich lächle, dann nicke ich. „Ich verspreche es" flüstere ich, und lege meine Lippen auf ihre.

Als ich mich von ihr löse sehe ich, wie Levis sie in den Arm nimmt.

„Mio piccolo, wir schaffen das, schliesslich sind wir die East Cobras. Sei tapfer, okay?" Sky nickt, und Levis fährt ihr über die Haare, ehe er sich zu mir gesellt.

Ace nimmt Sky ebenfalls recht emotional in den Arm und drückt ihr einen Kuss auf die Haare, und dann bleibt nur noch Milan übrig.

Sky lächelt ihn frech an, und Milan hebt eine Augenbraue, ehe er sie umarmt. „Wenn das hier vorüber ist buche ich uns ein Ticket nach Italien, und dann wirst du deine Italienerin besuchen gehen, okay?" Milan schaut Sky an. „Habe ich eine andere Wahl?" fragt er, und Sky schüttelt lächelnd den Kopf. „Nein" sagt sie frech, und wir lachen. „Also hopp, geh nach hinten. Wir sprechen uns nach dem Kampf."

Sky wirft uns einen letzten Blick zu, dann eilt sie zu Jace und Kayden, die beide einen Arm um ihre Schulter legen. Ich drehe mich zum Eingang um, und meine Freunde stellen sich hinter mich. Mason stösst dazu, und jetzt warten wir nur noch darauf, dass Rodriguez mit seinen Männern und Nicolas aufkreuzt.

Ich schaue kurz jeden an, der hinter mir steht und frage mich, wie ich so tolle Leute verdient habe. Leute, die immer hinter mir stehen, egal wann, wo und weshalb. Leute, die mich immer wieder hochziehen, sich jahrelang mein Leid angehört haben, ohne sich auch nur ein einziges Mal darüber zu beschweren.

Vor allem Milan bin ich unglaublich dankbar dafür, dass er seit meiner Jugend an meiner Seite steht. Ich wüsste nicht, wo ich jetzt stehen würde, wenn er und Levis mich nicht so toll bei sich aufgenommen hätten. Ich wüsste nicht, wer ich jetzt wäre. Und schon nur deshalb sehe ich es als meine Pflicht, Nicolas lebendig zurückzubringen, denn er ist die einzige wirkliche Familie, die die beiden Jungs noch haben. Er ist ihr kleiner Bruder.

Mir graut es ehrlich gesagt davor, dass wir uns gleich mit Rodriguez persönlich anlegen, und jemand von uns draufgehen könnte. Ich höre, wie vor der Halle ein Wagen hält, und wenig später öffnet sich die Türe.

Ich atme einmal tief durch, dann schaue ich Rodriguez, der mit einem schmierigen Lächeln auf mich zukommt, direkt in die Augen.

„Wie es scheint, hat Mason seinen Platz dir überlassen" sagt Fabio mit einem falschen Grinsen, und ich nicke nur. „Sieht so aus. Wo ist Nicolas?" Rodriguez ist von einigen Männern umgeben, doch sie sind immer noch in der Unterzahl. Mit einem Handzeichen winkt er einen Mann heran, der Nicolas hinter sich her schleift. Nicolas schaut uns an, und ich weiss, dass er eine Höllenangst in sich verbirgt.

„Wo ist das Geld, und wo sind die Papiere?" fragt Rodriguez, und ich lasse den schwarzen Koffer neben mir aufspringen.

„Die Papiere?" fragt Rodriguez, und schaut mich an.

„Ich bin nicht blöd. Für Nicolas bekommst du das Geld, dafür, dass du uns in Frieden lässt, die Papiere." Ein Grinsen schleicht sich auf Rodriguez' Gesicht, und er nähert sich mir. „Ich bin auch nicht blöd. Du wirst uns angreifen, nicht wahr?"

Humorlos lache ich auf und deute auf die paar Leute hinter mir. „Ich bin nicht lebensmüde. Du siehst doch, dass wir in der Unterzahl sind. Ich riskiere das Leben meiner Männer nicht unnötig, das solltest du doch wissen, Fabio. Sie sind nur Zeugen einer Verhandlung. Aber du verstehst sicherlich, dass ich Nicolas ungerne in der Schusslinie haben will."

Fabio überlegt sehr lange, und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Fabios Männer schauen uns böse und mit gehässigen Grimassen an, doch das lässt mich kalt. Ich stand schon oft solchen Gesichtern gegenüber, und noch jedes Mal bin ich als Sieger hervorgegangen.

„Nun gut, dann soll es so sein. Du bist tatsächlich in der Unterzahl, und wir werden euch vernichten." Fabio grinst mich an, und ich grinse zurück.

Er ist drauf reingefallen. Du bist so dumm, Fabio.

Der Mann, der Nicolas festhält, schubst ihn zu uns, und Milan fängt seinen Bruder auf. Sofort kommt Jace zu uns gelaufen und legt Nicolas' Arm um seinen Nacken. Wortlos dreht er sich um und geht zu den anderen, die mit Nicolas aus dem Hinterausgang verschwinden. Ich atme tief ein und aus, dann richte ich meinen Blick wieder auf Rodriguez.

„Weißt du, Ashton... ich bin sehr beeindruckt von dir. Als du neu zu den East Cobras kamst, hast du dich nicht um mich gekümmert, und bist bei jeder Konfrontation gleichgültig davongelaufen. Du hattest keine Schwachstelle. Doch jetzt hast du eine: deine Freunde. Deinen Bruder. Diese ganze Gang hier. Du setzt deine Freunde hinter dir aufs Spiel und verhandelst mit mir... du bist ein dummer Junge, Ashton, aber ich sehe es nicht oft, wie mir Leute mit solch einer ausdruckslosen Miene gegenüberstehen. Du hast viel gelernt, kleiner."

Immer noch ausdruckslos schaue ich Rodriguez an, der wohl immer noch davon überzeugt ist, dass er in der Überzahl ist. Er hat Recht, ich war früher kalt und habe mich nicht für Fabio interessiert. Er war nur eine nervige Person in meinen Augen, nicht mehr und nicht weniger. Doch als ich mich mit Milan und Levis angefreundet habe und von ihrer Vergangenheit erfuhr, hat sich meine Sichtweise auf Rodriguez verändert.

Damals hatte mein Leben noch nichts mit Rodriguez zu tun, und Blake und ich wurden nur bei den Cobras aufgenommen, weil unsere Eltern uns sonst noch zerstört hätten.

„Schön, dass du beeindruckt bist. Ich hoffe es enttäuscht dich nicht zu sehr, dass ich das nicht erwidern kann, denn du bist immer noch derselbe ekelhafte Bastard, den ich kennengelernt habe. Wie krank muss ein Mensch sein, um unschuldige Kinder auszuwählen, ihre Familie und ihr Leben zu zerstören, und dann zu hoffen, sie würden sich finden und zu einer kleinen Armee zusammenschliessen. Glückwunsch, du warst erfolgreich. Aber keiner hier wird zulassen, dass du dein Werk fortsetzt."

Rodriguez lacht dreckig auf, dann verfinstert sich seine Miene wieder etwas. „Nun, es war schön, kurz mit dir zu sprechen. Aber jetzt hätte ich gerne die Papiere, ich habe noch andere Termine heute."

Ich grinse ihn an, dann schüttle ich den Kopf. „Weißt du, du hast jetzt nichts mehr gegen uns in der Hand. Wieso also sollten wir dir alles überlassen?"

Fabio verzieht wütend sein Gesicht und nähert sich mir, bis er direkt vor mir steht. „Du bist wirklich sehr naiv. Deine armen Freunde werden das hier nicht überleben." Ich schmunzle, und entferne mich etwas von Fabio.

„Nun, da wäre ich mir nicht so sicher."

Ich hebe die Hand, drei Schüsse ertönen, und aus allen Ecken und Räumen schiessen meine Männer hervor. Rodriguez schaut mit grossen Augen um sich, und ich lache.

Sorpresa, stronzo" flüstere ich, und weiche Fabios Faust mit Leichtigkeit aus.

„Wir werden euch trotzdem erledigen" ruft er, und ich lache nur, während ich ihm immer wieder ausweiche. Um mich herum kämpft jeder, und die Männer von Rodriguez fallen wie Dominosteine.

Als mich Fabios kläglich scheiternde Versuche mich zu schlagen langsam nerven, hole ich aus und treffe ihn mitten im Gesicht. Geschockt taumelt er ein paar Schritte zurück, doch ich laufe ihm sofort nach.

Mit jedem Schlag baut sich die Wut in mir auf, und für jede Person in meinem Umfeld, die er verletzt hat, wird er jetzt büßen.

Ich erinnere mich dunkel daran, wie ich Milan oft hab weinen sehen, doch meistens hat er Levis getröstet, der völlig am Ende war.

Ich denke daran, wie zerstört Kayden war, als sein eigener Vater ihn aus dem Haus geprügelt hat, und wie lange es gedauert hat, bis er wieder jemandem vertrauen konnte.

Ich erinnere mich, wie kaputt Ace war, und wie er jede Nacht geschrien hat, weil er von Albträumen geplagt wurde. Er konnte seinem kleinen Bruder und seiner Mutter lange nicht mehr in die Augen sehen.

Und dann Mason, der mit ansehen musste, wie fast alle Schüler in seiner Klasse qualvoll ermordet wurden, während er mit dem Leben davongekommen ist. Daraufhin wurde er privatunterrichtet, und er hat glaube ich nie mehr ein Schulgelände betreten.

Und dann habe ich vor fast einem Monat Sky richtig kennengelernt, die gegen aussen so stark wirkt, während sie innerlich immer wieder zusammenbricht.

Für alle meine Freunde schlage ich Rodriguez immer wieder so heftig, dass meine Fingerknöchel mittlerweile bluten, doch es ist mir egal.

Fabio landet auch einige Schläge, und mit einem schafft er es sogar, mich für ein paar Sekunden ausser Gefecht zu setzen, doch meine Wut verleiht mir eine Kraft, von der ich bisher gar nichts wusste. Mir wird klar, dass ich hier nicht nur für mich und für mein Leben kämpfe, sondern auch für das aller anderen, die sich hier in diesem Raum befinden.

Ich kämpfe für das Leben der East Cobras, und ich tue es mit Stolz und Freude.

„Ich werde dich und deine ranzige Firma zerstören, Rodriguez. Deine Machenschaften werden hiermit beendet, und in die Welt der Gangs wird Frieden einkehren. Verabschiede dich von deinem Leben, denn du wirst diese Halle nicht mehr lebend verlassen."

Meine Stimme ist trotz meiner Wut immer noch kühl und ruhig, Rodriguez hingegen atmet schwer, und auch seine Schläge werden schwächer. Er gerät ans Ende seiner Kräfte.

Ich trete ihn auf den Boden, stelle einen Fuss auf seinen Rücken und zücke meine Waffe, die ich Fabio an den Kopf halte.

„Buenanotte, Fabio Rodriguez."

Ich beuge meinen Finger, und ein Schuss ertönt. Ich richte mich auf und schaue auf den leblosen Körper vor mir, ehe ich mir den Schweiss von der Stirn wische. Ich lasse meinen Blick durch die ganze Halle wandern, und entdecke, wie Sky gerade einem Mann einen Kinnhaken verpasst, ehe sie ihn kaltherzig erschiesst.

Das ist mein Mädchen denke ich mir.

„Pass auf du Idiot!"

Ein Schuss ertönt hinter mir, und Sky schreit auf. Ich drehe mich wie in Zeitlupe um und sehe, wie Levis kreidebleich wird, während Mason einen Mann erschiesst, der seine Waffe auf mich gerichtet hat.

Mit offenem Mund schaue ich langsam an mir herab und entdecke eine Menge Blut, dass sich auf dem Boden verteilt.

Nein,das kann nicht wahr sein.

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Der finale Kampf :3 Was haltet ihr davon? Und was denkt ihr, dass am Ende passiert ist?

- Xo, Zebisthoughts


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