Verliebt

POV: Patrick

Ich liege auf der Matratze in Manus Kinderzimmer und lese. Seine Familie strengt mich auf andere, angenehmere Weise an als meine eigene. Es fühlt sich an, als würde die Arbeit sich hier wirklich auszahlen. Aber anstrengend ist es trotzdem, und ich bin froh, dass ich hochgehen und das Bücherregal seiner Mom durchstöbern darf, wenn ich das möchte.

Ich erkenne Manu schon am Geräusch seiner Schritte, als er die Treppe zu mir hochkommt. Mit einem Stöhnen lässt er sich neben mich auf die Matratze fallen, und wimmert dann leise auf, als er mit der Schulter auf meinen herumliegenden in-Ear-Kopfhörern aufschlägt. Ich muss lachen und küsse die Stelle an seinem Oberarm, als er mich daraufhin beleidigt anschaut. Er hat sein eigenes Bett, aber im Moment liegt er lieber direkt bei mir.

Er sieht ein bisschen fertig aus. Ich ziehe ihn an mich und stelle keine Fragen. Sein wohliges Seufzen zeigt mir, dass ich es richtig mache.

Vielleicht reden wir deshalb nicht miteinander. Vielleicht tun wir deshalb so, als sei es völlig normal, nur befreundet zu sein und miteinander rumzumachen. Weil wir so immer alles nur richtig machen.

"Ich bin froh, dass du da bist", sagt er.

"Ich bin froh, hier zu sein", antworte ich. "Ist es normal, wie deine Brüder mit dir umgehen? Ich will immer einschreiten und auf dich aufpassen."

Er lacht. "Süß. Aber denen geht es schlimmer als mir. Manchmal sind sie jetzt halt gemein. Das sind nicht sie, das ist die Sucht. Es ist schon viel besser geworden."

"Viel besser?"

Er schweigt kurz. Ich streiche ihm das Haar zurück, und er rückt näher zu mir. "Als ich meiner Mutter das erste Mal von den Drogen erzählt habe... da haben sie mich gehasst. Richtig gehasst."

Mein Arm schlingt sich um Manus Rücken und stützt ihn. "Haben sie dir wehgetan?"

Er windet sich unruhig. "Ja, aber das war nicht das Problem. Nur... die haben mich großgezogen, und dann haben sie mir plötzlich so klar gezeit, dass sie nie wieder Zuneigung für mich übrig haben werden. Mama war auch so sauer auf mich. Und ich hab keine Freunde. Ich hatte niemanden mehr, und in der Situation war das-"

Er bricht ab. Ich küsse ihn. "Jetzt hast du mich."

Er nickt. Sofort schäme ich mich dafür, die Sache auf mich bezogen zu haben.


Wir reden noch und schauen Serien. Manu ist aufgewühlt, aber ich merke, dass er nicht will, dass ich weiter nachfrage. Aber irgendwann zwinge ich ihn, schlafen zu gehen, obwohl es noch früh ist. Er umarmt mich so lange, dass ich weiß, dass er mir dafür dankbar ist.


Er ist schnell eingeschlafen. Ich greife mir mein Buch erneut, und lese. Von außen sieht es aus wie ein Roadmovie, aber innen drin ist nur eine Liebesgeschichte. Mein Herz schlägt viel zu schnell, dafür, dass ich nur liege.

Ich hab nie ohne diesen analytischen Blick gelesen, der einem im Deutschunterricht anerzogen wird. Nie einfach eine Geschichte aufgenommen, ohne jedes Wort auf seine Wirkung zu befühlen. Jetzt tue ich es. Jetzt werde ich Adelaide und lerne Jack kennen. Spüre, wie es sich in uns aufbaut, bis wir uns nur noch entladen können. Bis es nicht mehr anders geht, und sich Seelen verbinden müssen. Bis man Liebe sagen und Hände berühren muss, weil alles andere einen umbringen würde, weil das Innere sich aneinander festgeklebt hat.

Ich betrachte Manus schlafenden Körper. Lausche dem leisen Atmen schräg über mir. Ich kann Jack nicht sehen, als würde eine Schablone Manu in alles einfügen, was Liebe bedeutet. Ich kann es nicht leugnen. Ich bin verliebt. So verliebt, dass die Explosion schon bald folgen muss.





Heute nur zwei Kapitel, weil ich mir ohne meine Lektorinnen so unsicher bin. Sorry! Und Kommentare bitte!


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top