Schlafabteil
POV: Manu
Die Betten sind schmal und draußen wird es dunkel. Sonnenuntergänge haben mich nie beeindruckt, aber aus einem fahrenden Zug heraus sind sie tausend Mal schöner. Manchmal prasselt Regen auf das Zugdach und hört dann wieder auf, als hätte er sich entschieden, doch keine Lust zu haben.
Wir reden langsam, aber pausenlos. Wenn wir beide die Hände ausstrecken, können wir einander berühren, und Patrick reicht mir seine immer herüber, wenn einer von uns etwas trauriges erzählt.
Irgendwann gebe ich für ihn wieder, wie ich mich vor meiner Mutter geoutet habe. Da reicht Pat dieses sanfte Anstupsen meiner Hand nicht mehr, und er hält sie fest als müsste er mich aus dem Wasser fischen. "Sowas hätte sie nicht sagen dürfen."
Ich streiche über seine Finger und ziehe meine Hand zurück. "Ich finds okay. Sie hätte liebevoller reagiert, wenn sie nicht selber so viel Stress hätte. Und sie hat gesagt, dass sie kein Problem damit hat."
"Aber das reicht nicht!" Er schaut mich wirklich entrüstet an. "Sie hat gesagt es ist nur eine Phase, weißt du, was das für ein Klischeesatz ist? Das ist homophob. Das kann sie so nicht sagen, du bist ihr Sohn!"
"Wie würden deine Eltern denn reagieren?"
Er schaut weg. Ich strecke meine Hand wieder herüber, er nimmt sie. Fragt: "Worauf reagieren?"
Ich will ihn küssen, aber dafür müsste ich aufstehen. "Du musst ja in irgendeiner Weise queer sein. Oder bin ich für dich einfach ein Mädchen?"
Er lässt sich zum Lachen bringen. "Nein. Sie würden... ich wüsste gar nicht, als was ich mich outen müsste. Woher wusstest du, dass du schwul bist?"
Ich bin verlegen, und dann bin ich horny. "Ich... wusste das einfach. Hab irgendwann gemerkt, dass ich Mädchen nur gedatet hab, weil ich gerne der Typ war, der Mädchen abkriegt. Und an Typen fand ich dann vieles toll."
Er lacht, weil ich stottere. Das Vorhaben, zu zweit auf eines dieser schmalen Betten zu passen ist wahnsinnig, aber er scheißt darauf und klettert zu mir. Wir beide sitzen aufrecht, den Blick zum Fenster gerichtet, und seine Arme sind von hinten um meine Schultern geschlungen. "Ich bin mir da nicht so sicher wie du", murmelt er mir in den Nacken. "Ich weiß nicht, wer ich bin oder wie ich mir meine Zukunft vorstelle. Vielleicht ist queer sein auf dem Dorf auch was Anderes. Aber ich weiß, dass ich dich in allen Betrachtungspunkten schön finde."
Die Frage, in welchen Betrachtungspunkten er Robin schön findet, liegt mir auf der Zunge. Sie herunterzuschlucken ist schmerzhaft, doch sie quetscht sich an dem Kloß in meinem Hals vorbei ohne dass meine Kehle zerberstet. Seine Arme um meine Schultern lassen mich wieder vergessen, dass es sie gibt.
Ich habe die Tatsache, dass er eine Freundin hat, schon angesprochen. Ich trage keine Verantwortung mehr. Es ist nur noch Patricks Schuld, dass er fremdgeht.
Seine Hand wandert über den Rand meines Shirts im Nacken. Seine Finger tanzen am Bund entlang nach vorne, springen über meinen Kehlkopf. Wandern meine Brust herunter. Mein Atem zittert als hätte er meine Lunge geschüttelt. "Magst du?", fragt er.
"Mag ich was?" Eigentlich weiß ich was er meint.
"Magst du mit mir schlafen?"
Ich nicke. Seine Hand verschwindet unter meinem Shirt.
Na?
Ja, ich weiß, unrealistisch und unromantisch, das erste Mal in einem Zug. Aber ich wollte einen Lemon unterbringen, und er hat nirgendwo anders reingepasst. Triggerwarnung fürs nächste Kapitel: Sexuelle Inhalte.
Tut mir leid, dass letzte Woche keine Kapitel kamen. Es war sehr viel zu tun und ging alles drunter und drüber. Zwei Sitzungen bei ner Psycharterin, zwei mit Bluttest-Ärzten und dem ganzen Scheiß, ne Weile verhandelt mit ner komischen Apothekerin. Aber es hat alles geklappt. Jetzt folgt die wahrscheinlich spannenste Phase meines Lebens.
Wie geht es euch allen so? Was bedrückt euch in letzter Zeit, und was macht euch glücklich? Was wollt ihr sagen, was gerade niemand hören will? Ich hab Bock zu quatschen XD
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