Fremdgehen
POV: Manu
Meine erste Stunde ist Chemie. Ich sitze weit vorne. Robin ist irgendwo hinten im Klassenzimmer. Ich kann spüren, dass sie da ist, und mein Herzschlag behält seine Hochfrequenz bei.
Es ist der letzte Schultag vor den Ferien. Der dreiundzwanzigste Dezember. Die Lehrer versuchen auf mehr oder weniger peinliche Art etwas weihnachtliches in ihrem Unterricht unterzubringen, und ich versuche, die Wut drinnen zu halten.
Die zweite ist Deutsch. Patricks Nacken direkt vor mir. Ich konzentriere mich ganz darauf, nicht hinzugucken.
So verraten zu werden ist ein körperlicher Schmerz. Immer, wenn früher jemand gesagt hat, dass er ein gebrochenes Herz hat, habe ich in Gedanken gelacht. Aber jetzt ist es da. Das physische Stechen in der Brust. Keine Metapher. Es tut so weh, dass ich nicht denken kann.
Meine Hand hält einen Stift und zieht harte Linien und spitze Winkel auf ein Papier. Ich schreibe oder zeichne nichts, ich gebe meiner Wut kein Ventil. Ich halte mich beschäftigt, damit ich sie nicht bemerken muss.
In der Pause hänge ich bei Greg und höre ihm nicht zu. Patrick ist am Tisch neben unserem. Ich müsste nur die Hand ausstrecken um seine Schulter zu greifen. Ich höre ihn, wie er sich mit Robin unterhält, und weiß nicht, wie ich den Krampf in meinem Kiefer lösen soll.
Als die Klingel zur nächsten Stunde mich erlöst, bin ich sofort auf den Füßen. Vor Patrick. Und so schaue ich auf ihn runter, als er Robin zum Abschied auf die Lippen küsst.
Auf die Lippen.
Sie hat es nicht eingefordert.
Er hat es einfach gemacht. Direkt vor meinen Augen.
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