28.

Ich will unbedingt ganz viel wissen. Ich will philosophieren, ich will lesen, ich will die Geschichte kennen und die Naturwissenschaften verstehen. Ich will so viele Bücher, Dokus und Filme verschlingen wie ich kann. Ich will die besten Noten schreiben und immer die Antwort parat haben. Ich will wissen.

Ich will unbedingt ganz viel erschaffen. Ich will eine große Künstlerin sein. Ich will Unmengen an Leinwänden bedecken, aus allen Zeichenblöcken ein Kunstwerk schaffen, alle Seiten vollschreiben und jeden Raum mit Musik füllen.

Ich will turnen. Ich will so viel Training machen wie ich kann. Ich will die tollsten Sprünge können, die guten Plätze abräumen und besser werden. Ich will einen Körper, der alles schafft, den ich akzeptiere.

Ich will allein sein. Will niemanden sehen. Ich starre die Decke an, in der Hoffnung irgendwann alles zu erreichen, was ich mir vorgenommen habe. Doch Hoffnung bedeutet immer währendes Leid. Leider. Und ich will Zeit für mich, um zu wachsen. Damit ich es irgendwann allen zeigen kann. Ich bin genug. Ich bin schlau genug. Ich bin nett genug. Ich bin stark genug.

In solchen Nächten geht es mir nicht gut. Ich gebe mir die Schuld nicht gut genug zu sein. Die Gedanken bahnen sich einen Weg durch meinen Kopf bis sie die Überhand gewinnen und ich ihnen verfalle.
Doch eigentlich weiß ich es besser, oder nicht?
Ich weiß doch, dass ich genug bin.
Ich weiß doch, dass ich schlau genug bin.
Ich weiß doch, dass ich nett genug bin.
Ich weiß doch, dass ich stark genug bin.

Das dachte ich zumindest. Das denken alle anderen. Aber das ich all das bin und das ich es weiß heißt nicht, dass es mir gut geht. Denn ich glaube kaum, dass wenn man fertig mit allem auf dem Bett liegt, an die Decke starrt und einfach nur versucht klarzukommen. Aber hey, es ist okay. Es ist okay, dass ich genug bin. Es ist okay, dass es mir manchmal nicht gut geht. Es ist okay.
Mein Leben ist immer noch lebenswert. Denn auch wenn ich mir wünsche es wäre nicht so, bin ich dennoch glücklich. Ich lache. Lerne. Liebe. Lebe,
Und irgendwann, da gebe ich mich dann nicht mehr mit okay zufrieden. Irgendwann wird es gut. Und bis dahin, ist es okay.

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