27.
Die Welt.
Die unendliche Weite der Wüste. Da, wo die winzig kleinen, goldenen Sandkörner durch die Gegend rollen, und als das große Ganze ein Meer aus wehender und verschwimmender Sonne ist. Die Hitze auf der obersten Schicht der Dünen. Die Wärme die durch die Luft zieht. Die alles übertönende Stille. Nur der Wind bläst, knattert um die Ohren. Und weit weit entfernt sind Pyramiden zwischen den Dünen, die aus Sandstein geformt sind. Viele riesige Blöcke, aufgetürmt zu der geometrischen Figur, vor so langer Zeit, dass es schwer zu begreifen ist. Und so zieht sich die Landschaft. Nur der blaue Himmel, die Sonne auf der Haut und den heißen Sand under den Füßen.
Laut und scheppernd prasseln die schroffen Wellen auf das glatte Eis der Arktis. Das Wasser ist so kalt, dass man darin vermutlich sterben würde, wenn man nicht zufällig ein Eisbär ist. Der Ausblick auf den Ozean, so dunkel das tiefblaue Wasser, so vernebelt der Horizont. Die abgebrochenen Schollen aus Eis treiben durch die unsanfte, stürmische Flut, immer weiter. Die großen Berge aus Eis hin nach Norden. Der Boden so glatt wie poliert. So kalt. Die raue See dominiert jegliche Wahrnehmung, das laute Platschen gegen die Eisklippen.
Tausend verschiedene Vögel fiepen, flattern, singen, piepsen und rufen. Alle Töne im Ganzen ergeben ein komplettes Musikstück. Das Brummen und Zirpen der Insekten auf und in der feuchten Erde gibt den Takt an. Egal wo man hinschaut, riesige Baume, die bis zum Himmel ragen, sodass dieser nicht zu sehen ist. Links, rechts, oben und unten, vorne, hinten und schräg von da drüben, überall die Farbe Grün. Sattes, kräftiges Grün. Es sprießt nur so voller Leben, voller Freude. Die verschiedensten Blätter, Blüten und Sträucher. Und die grenzenlose Vielfalt an Lebewesen lässt jeden staunen, der diese vollkommene Unberührtheit erkundet. Gigantische Raubtiere, giftige Frösche, schwingende Affen, würgende Schlangen. Die lästigen umherschwirrenden Moskitos, deren Summen einem nach einiger Zeit im Ihr hängen bleibt und einen immer wieder erschaudern lässt. Und ganz in der Ferne das Rauschen eines breiten Flusses, der durch die gesamte Weite des Kontinents wandert. Die feuchte Luft, die sich über die Sicht hinaus erstrecken, die unglaubliche Vielfalt von Tieren und Pflanzen.
Unter Wasser. Wenn man nach oben blickt, kann man die sonnige Wasseroberfläche erkennen. Die hellen Strahlen bahnen sich einen Weg hindurch, bis zum naheliegenden Grund des Riffs. Korallen in den komischsten Formen. Die einzelnen astartigen Abzweigungen strecken sich als Stäbe, Blüten, schlängelnde Finger oder kleine Erhebungen raus zu den Sonnenstrahlen. Zwischen ihnen die Fische, in orange, gelb grün blau und allen Tönen die man sich erträumen kann. Die Wasserschlangen, Aale Rochen, Katzenhaie und Quallen in ihren Verstecken und Ecken des warmen Wassers. Es tummeln sich die vielen Bläschen umher, die bei nahezu jeder Bewegung entstehen, und blubbern schließlich zur Oberfläche. Es ist hell, es ist nass, es ist leise. Und vor allem ist es wunderschön.
Hoch oben wird die Lust dünn. Das Gestein der hohen Berge Bröckelt under den Schritten, die man tut. Staub weht auf. Einzelne angelatschte Gräser am Rand des natürlich aus unzähligen Fußabdrücken entstandenen Weges. Die Sonne ist da, doch es ist unfassbar kalt in solch einer Höhe, quasi in den Wolken, die wie klitzekleine Wollknäuel durch die Luft ziehen. Unten die Weite Landschaft des Berges, die holprigen Wege, die vereinzelten Sträucher, die im Winde verwehen. Oben der fast klare Himmel, ausgestattet mit mini Wolken, einer Sonne, und einem kreisenden Vogel. Dazwischen der Horizont. Klar und eindeutig. Mit jedem Höhenmeter wird es schwieriger zu atmen. Doch hier oben scheint die Welt so klar.
Ich beschrieb euch fünf Orte. Fünf. Nur fünf von Abermillionen. Ich wünsche mir ihr könnt sie spüren. Ich hoffe ihr konntet euch die Sonne auf der Haut und die Welt um euch rum fühlen. Ich selbst war an noch keinem dieser Orte. Aber so stelle ich sie mir vor.
Doch so wie ich sie beschrieb, sind sie schon lange nicht mehr. Die Wüste wird immer riesiger und breitet sich aus. Das Eis wird immer weniger, die Pole schmelzen. Die Tiere sterben, die Bäume brennen bis nur noch verkohlte Reste übrig sind. Die Meere voller Müll und Mikroplastik. Die Korallen sterben auch. So wie die Fische.
Es ist traurig. Aber leider ist es auch wahr.
Ich schreibe das hier nicht einfach so. Ich will in meinem Kopf in ferne Länder reisen und allein mit meiner Vorstellung nehme ich euch hier mit. Seht es als Pause. Doch wenn ihr gleich wieder zurückkehrt, bitte ich euch zu reflektieren und euch schlau zu machen. Ich möchte, dass ihr Sorge tragt für unsere Erde. Keine Angst, ich werde hier nicht zur Klimapolitikerin oder sonst irgendwas. Aber dieses Thema geht alle etwas an und ich denke eben viel darüber nach. Denn ich fühle mit der Welt. Ich habe Mitgefühl, weil ich ohne sie nicht leben kann.
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