Reitstunde Klappe die Erste
»Ach komm schon, Lou«, meckerte Gemma und zerrte an meiner Hand, aber ich blieb nur unwillig stehen.
Mit Reithose, Stiefeln und Helm war sie vor fünf Minuten zu mir gekommen, als ich eine der beiden Sattelkammern aufgeräumt hatte. Schon als ich ihren Blick gesehen hatte, ahnte ich Böses.
Und da stand ich nun, auf dem Putzplatz. Soweit hatte sie mich schon bekommen. Dort stand eine hellbraune Stute namens Ellie fertig gesattelt bereit und schaute treu zu mir herüber.
»Du brauchst keine Angst haben, Ellie ist total lieb. Ach bitte, Louis. Vielleicht macht es dir ja Spaß? Und außerdem ich das hier ein Reiterhof, da reitet man auch mal. Selbst wenn man nur die Schwestern begleitet«, flehte sie weiterhin.
Ich seufzte. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nicht auf den Rücken eines Pferdes zu steigen, aber ich hatte mir schon fast gedacht, dass ich an Gemma nicht ungeschoren vorbeikam. »Okay«, murmelte ich und ließ mir von ihr die Kleidung in die Hand drücken. »Aber nur eine Stunde.«
Um ehrlich zu sein, merkte ich den wilden Ritt mit Harry von vor drei Tagen immer noch in den Knochen und ich konnte schwören, dass meine Oberschenkel hin und wieder noch schmerzten.
»Ja, ja, das sehen wir dann. Geh dich umziehen, im Stall gibt es ein kleines Bad. Ich und Ellie warten auf dem Round Pen!«, flötete die Brünette fröhlich und machte den Strick der Stute los.
Das kleine Bad fand ich schnell. Ich schloss die Tür zu und tauschte Jeans und Vans gegen die dunkelgrüne Reithose und die schwarzen Stiefel, die mir sogar gut passten. Meine Alltagskleidung verstaute ich in der naheliegenden Sattelkammer. Niall streckte mir nur zwei Daumen hoch entgegen. Er stand in der Stallgasse und schob die Schubkarre für den Mist eine Box weiter.
Ich zeigte ihm nur den Mittelfinger, auch wenn das nicht ganz ernst gemeint war. Der Ire lachte und machte sich daran, das schmutzige Stroh in die Karre zu hieven. Ich hingehen verließ den Stall wieder und ging quer über den Hof zu den Reitplätzen.
Auf dem größeren Platz sah ich Harry auf Lilly über einige Hindernisse springen. Shit, bei dem sah das alles so einfach aus. Die zwei waren ein gut eingespieltes Team, während Ellie und ich uns erst kennenlernen mussten. Hoffentlich blamierte ich mich nicht komplett.
Ich kletterte über das Gatter des runden Platzes und betrachtete Gemma dabei, wie sie Ellie einige Runden an der Longe laufen ließ, bis sie mich sah und die Stute zum Halt brachte. »Da bist du ja, ich dachte schon, du kneifst«, grinste sie und stellte sich neben das Pferd, das schon fast als Pony durchgehen konnte, um den Sattelgurt nachzuziehen.
»Wir fangen erstmal ganz einfach an. Du steigst auf und ich lasse sie ein paar Runden im Schritt laufen, damit du ein Gefühl für die Bewegung bekommst. Halt dich gerne in ihrer Mähne fest, aber reiß nicht dran, ja?«
Ich nickte und kam zu ihr auf die Seite. Im Sand stand ein kleiner Hocker, auf den ich mich stellte. Den linken Fuß setzte ich in den Steigbügel, hielt mich dann am Sattel fest und schwang mich rauf. Nach kurzen Herumrutschen saß ich richtig und Gemma half mir, mit dem anderen Fuß auch den Steigbügel zu finden.
Dann stellte sie sich neben Ellies Kopf auf die linke Seite und schnalzte. Das Tier setzte sich gemütlich in Bewegung. Es war ein angenehmes Tempo für den Anfang und ich hatte nicht das Gefühl, durch den Schwung vom Sattel geschmissen zu werden. Nach ein, zwei Runden entwickelte ich langsam ein Gefühl für die Bewegung und ließ meine Hüfte sich automatisch anpassen.
»Jetzt verlagere dein Gewicht mal auf die linke Seite und dreh deinen Oberkörper auch ein Stück nach links, damit sie merkt, wo du hinwillst«, sagte Gemma irgendwann. Ich folgte ihren Anweisungen und stemmte mich etwas in den linken Steigbügel und drehte mich nach links. Tatsächlich bog Ellie nach links ein und verkürzte somit den Kreis, den sie sonst gegangen war. »Sehr gut. Lob sie ruhig ein wenig, das hat sie gut gemacht.«
Sanft klopfte ich ihren hellbraunen Hals und richtete mich dann wieder auf. Gemma ließ uns noch einige Runden an der längeren Longe gegen, wobei ich nicht einmal die Zügel in die Hand nehmen musste, weil Ellie auf meine Körpersprache und Gemmas Signale hörte. Sie war wirklich ein Profi.
»Super, und jetzt schließ mal deine Augen.«
»Was?« Nicht sicher, ob ich sie gerade richtig verstanden hatte, sah ich sie stirnrunzelnd an.
»Mach die Augen zu. Vertrau Ellie, sie wird dich führen«, sagte Gemma animierend.
Ich atmete tief durch und sammelte mich, bevor ich tatsächlich die Augen schloss. Es fühlte sich ein wenig wahnsinnig an, das zu tun, weil ich eben nicht sehen konnte, wo Ellie hinlief. Aber sobald sich meine Lider schlossen, nahm ich die Bewegungen plötzlich ganz anders wahr.
Ich spürte viel deutlicher, welches Hinterbein Ellie vorsetzte und wann sie eine engere oder weitere Kurve ging. Im Hinterkopf wusste ich, dass Gemma sie bewusst führte, aber ich merkte, wie ich mich auf Ellie verließ, nicht auf Gemma. So erkannte ich auch, als sie plötzlich rechts herum lief. Automatisch verlagerte sich mein Gewicht und ich fing an, zu grinsen.
Es machte Spaß, auch wenn ich es nicht so in Erinnerung hatte.
Als ich nach einer Weile wahrnahm, dass Ellie stehen blieb, öffnete ich die Augen und grinste Gemma breit an. »Das ist der Ausdruck, den ich sehen wollte. Gut, das wars für heute. Sehen wir uns morgen wieder?«
Ich musste gar nicht lange überlegen, bis ich nickte und von Ellie abstieg. Als ich ein Klatschen hörte, hob ich meinen Blick und sah Harry auf dem Zaun sitzen. Sein Gesicht war verschlossen und die Haare zerzaust. »Respekt, dass du nicht heruntergefallen bist. Ellie ist ja richtig durchgegangen«, spottete er und pfiff, woraufhin die Stute schnaubend den Kopf in die Luft reckte und Gemma somit fast die Longe aus der Hand riss.
»Man, Harry!«, schnauzte diese. »Halt doch einfach mal die Klappe und kümmere dich um deinen Kram.«
»Oh, ich kann mir aber doch nicht entgehen lassen, wenn Tomlinson zum ersten Mal auf einem Pferd sitzt.« Er grinste süffisant.
Ich verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Louis hat das sehr gut gemacht, dafür, dass sein letztes Mal lange her ist«, konterte Gemma und betonte meinen Namen besonders.
»Und außerdem war das nicht das erste Mal, dass ich geritten bin«, fügte ich trotzig hinzu.
Sein Grinsen wurde schmutzig und er wischte sich mit dem Daumen über den Mundwinkel. »Oh ja, das kann ich mir vorstellen.«
»Bor, du bist unmöglich!« Gemma verzog das Gesicht und öffnete das Gatter, worauf Harry saß, der sich durch den Ruck festhalten musste, um nicht herunterzufallen. Er ließ sich auf den Boden gleiten und klopfte Ellie auf den Hals, als seine Schwester mit ihr an ihm vorbeiging.
»Wir sehen uns morgen, Louis. Wenn Harry sich scheiße benimmt, zögere nicht, ihm eine zu verpassen!«, rief sie über ihre Schulter.
»Hey«, sagte der Lockenkopf leicht empört. »Als ob ich mich immer daneben benehme.«
»Was mich angeht, leider ja«, brummte ich und versuchte, den Verschluss meines Helms zu öffnen, was mir aber nicht gelang. Leise verfluchte ich das Ding. Dabei entging mir der belustigte Blick, der auf mir lag, nicht. »Musst du nicht irgendwas machen oder so?«
»Nö«, grinste er einfach und zog eine Augenbraue hoch, als ich es immer noch nicht schaffte, den Verschluss zu öffnen.
»Fooking Mistding! Das kann doch nicht so schwer sein«, knurrte ich und ging einige Schritte von Harry weg, weil mir sein Starren zu blöd wurde.
Plötzlich drückte sich ein großer Körper von hinten gegen mich und schlanke Finger griffen um meinen Kopf herum. »Lass mich dir helfen«, raunte seine tiefe Stimme in meinen Nacken, was mir eine Gänsehaut verpasste.
Automatisch hielt ich die Luft an, als ich spürte, wie er sich an dem Verschluss zu schaffen machte und ihn mit einem gekonnten Handgriff löste. Dabei berührte er auffällig oft die Haut an meinem Hals, was mich schlucken ließ. Ein raues Lachen drang an mein Ohr. Shit, viel zu dicht, aber ich konnte mich nicht rühren.
Ich wusste nicht, wie lange wir so da standen. Die elektrisierende Spannung in mir ließ mich Raum und Zeit vergessen. Verdammt, was sollte das? Warum brachte der Kerl mich so aus der Fassung?
»Lass mich endlich in Ruhe«, wisperte ich irgendwann und schaffte es mit Müh und Not, mich aus seinem Bann zu befreien. Himmel, war ich froh, dass ich ihm nicht Auge in Auge gegenüberstand. Mit leicht zittrigen Händen trat ich einen Schritt vor, hoffte, dass er mir nicht folgte, und eilte schnellen Schrittes zum Stall, um meine Kleidung zu holen.
// Und schon wieder Donnerstag. Meine Güte, die Zeit vergeht im Moment echt schnell. Bald ist schon Weihnachten ._. Habt ihr schon alle Geschenke? Ich nicht, hahah
Na, was sagt ihr zu Louis erster Reitstunde seit langer Zeit. Und was sagt ihr zu Harry?
Lass mir gerne eure Meinung da!
Bis dann,
Lea
PS: Auf dem Foto, das ich oben eingefügt habe, seht ihr Ellie. (Credits an Pinterest und die Userin, die dargestellt ist)
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