Kapitel 12

Ich laufe durch die Gänge, den Stick immer noch fest umklammert und suche nach einem der Kontrollräume, um zu schauen, ob ich meine Idee umsetzbar ist. „Der Verhörraum ist sicherlich überwacht, wäre dumm wenn nicht", denke ich während ich um eine Ecke biege und dann vor einem Raum mit der Aufschrift Kontrollraum, Zutrifft nur für Befugte stehenbleibe. Prüfend rüttle ich am Türknauf, doch wie zu erwarten ist die Tür verschlossen. Gegen die Tür lehnend überlege ich, wer mir wohl helfen könnte, als ich zwei Stimmen auf dem Gang höre. „Irgendwo muss sie doch sein, wir haben jetzt schon fast das gesamte Stockwerk nach ihr abgesucht", murrt ein der Stimmen, das hört sich nach Kyano an. „Ja und es gibt noch die ganzen unterirdischen Stockwerk, also hör auf zu meckern und komm mit, wir werden Oryana schon finden", antworte ihm jemand, das ist definitiv Saavik. Die Schritte kommen näher und da sind die beiden schon um die Ecke gebogen. „Was machst du denn da?", will Saavik wissen, während sie mich mustert,„ willst du etwa die Tür aufbekommen?" Mit einem schuldbewussten Lächeln trete ich von der Tür weg und nicke bloß. „Und was willst du da drin?", möchte Kyano wissen und schaut mich fragend an.

„Ich möchte schauen, ob das Gespräch zwischen Saavik und dem Mann der uns Angriff aufgenommen wurde. Man könnte doch eigentlich eine Art kurzen Film daraus machen und versuchen den im Fernsehen zu zeigen, um den Menschen die Augen zu öffnen, oder meint ihr dieser Plan ist zu verrückt, immerhin müsste man sich irgendwie in die Fernsehsender hacken und den Film einspielen", erkläre ich den beiden meinen Plan. „Die Idee ist doch gar nicht mal so schlecht", meint Kyano. „Wir helfen dir natürlich", fügt Saavik hinzu. „Dankeschön", dankbar lächele ich die beiden an. „Aber wie kommen wir hier rein, hast du einen Schüssel Saavik? Besagt schüttelt den Kopf, zieht aber eine Plastikkarte aus ihre Hosentasche, vermutlich ihr Personalausweis. „Die Türen hier sind noch so alt, man kann den Schnapp sehen, die die Tür verschließt, das heißt man kann die Tür noch einfach auf brechen", antwortet sie und drängt sich an mir vorbei, dann steckt sie die Karte an der Höhe des Schlosses in die Tür und bewegt die Karte etwas, nach nicht einmal zehn Sekunden ist die Tür offen. „Wenn ich bitten darf", bittet Saavik und grinst, während sie uns die Tür aufhält.

Erstaunt schaue ich meine Cousine an, das hätte ich von ihr nicht erwartet. Nachdem ich durch die Tür getreten bin, sehe ich mich aufmerksam um. Die Wand rechts von mir ist komplett weiß, doch an der linken hängt ein großer Bildschirm und an der Wand am Ende des Raumes steht ein riesiger Schreibtisch mit zwei Monitoren, einer Tastatur und mehreren großen, rechteckigen Boxen und viele, viele Kabeln gehen an der Wand hinter dem Schreibtisch hinunter. Während ich mich noch umgeschaut habe, haben sich Saavik und Kyano bereits auf die zwei Stühle fallen lassen und sind dabei die Monitore, sowie diese schwarzen, rechteckigen Kästen anzuschalten und hochzufahren, ich habe absolut keine Ahnung, für was diese Kästen gut sind.

„Seit wann kennst du dich so gut mit Computern aus, Saavik?", will ich von meiner Cousine wissen und stelle mich hinter sie. „Na ja, auskennen würde ich nicht sagen, ich kann Sachen sichern und auf Sticks kopieren, also das was mein Vater mit deinem Handy gemacht hat und Musik auf Handy spielen, so die Basics halt, dein kleiner Bruder, der kennt sich mit Computern aus", beantwortet sie meine Frage und öffnet dann eine Seite. Ein Feld poppt auf, das nach einem Passwort verlangt.

„Kennst du das Passwort?", will mein Bruder wissen, doch Saavik verneint, worauf hin mein Bruder sich die Tastatur rüberzieht und beginnt irgendetwas einzutippen. „Was machst du da?", frage ich verwirrt. „Na, was wohl, ich knacke das Passwort und hacke mich in das System", erklärt mein kleiner Bruder und macht dann hochkonzentriert weiter. Ich schaue wohl ziemlich verwirrt drein, den Saavik muss anfangen zu lachen, aber so etwas hatte ich von meinem Bruder echt nicht erwartet. „Woher kannst du so etwas?", möchte ich wissen, doch werde durch Kyano unterbrochen:„ Bitte sehr Ladys, wir können uns jetzt die Aufnahmen der Kameras ansehen." Saavik übernimmt die Tastatur wieder und scrollt durch die Daten. „Ta da, da ist sie", murmelt sie und streckt dann die Hand nach hinten aus. „Stick bitte" Ich reiche ihr den Stick, auf dem die Inhalte meines Handys drauf sind und sie steckt ihn in den Computer, drückt ein paar Tasten und nach zwei Minuten holt sie den Stick wieder hinaus. „Fertig!", ruft sie und schließt das Programm wieder, danach fährt sie alle Gerätschaften wieder herunter. „Jetzt lasst uns hier verschwinden, bevor uns noch einer erwischt", schlägt Kyano vor und zu dritt machen wir uns auf den Weg in Saaviks Zimmer.

„Nur so eine Frage Oryana, wieso hast du nicht einfach Onkel Erwaen nach der Datei gefragt, warum mussten wir uns selber Zutritt verschaffen", will mein kleiner Bruder wissen, während wir die Treppe zu den Untergeschossen hinabgehen, wo auch das Zimmer meine Cousine liegt. „Öhm, weil ich eventuell nicht daran gedacht habe", gebe ich zu und Saavik und Kyano sich gleichzeitig die Hand gegen die Stirn klatschen. „Manchmal bist du echt verpeilt", sagt Saavik und schüttelt dabei den Kopf.
„Sorry", gebe ich nur zurück, das ganze ist mir echt peinlich.

Wir betreten gemeinsam Saaviks Zimmer und ich sah mich um, das Zimmer war um einiges größer, als das Zimmer welches sie hatte, bevor sie verschwunden waren, auch die Ausstattung ist anders, ein riesiger Schreibtisch, der über Eck geht, auf dem zwei Monitore stehen und unter dem Tisch auch wieder so ein schwarzer Kasten, sonst sehe ich auf dem Tisch nur das übliche Chaos aus Papier, Büchern und Stiften. Was mir als nächstes auffällt ist das riesige Bett, es ist bestimmt einen Meter achtzig breit und das große Bücherregal, sowie der Fernseher, der an der weißen Wand hängt. „Schickes Zimmer", sagen mein Bruder und ich gleichzeitig und setzen und stellen uns dann rechts und links neben Saavik, die sich auf ihren Schreibtischstuhl gesetzt hat. „Also, was hast du dir überlegt, wie wollen wir das ganze gestalten?", möchte Saavik wissen, während sie ein Programm auf ihrem Computer öffnet. „Ich weiß nicht, vielleicht könnte man am Anfang einen kurzen Text einsprechen und dann die Aufnahme der Überwachungskamera zeigen und danach vielleicht noch kurz etwas dazu sagen", erzählte ich den beiden von meinen Überlegungen.
„Gut, dann überlegen wir uns zu erst einen Text", meint Saavik und öffnet ein anderes Programm auf dem Monitor.
Die nächste Stunde verbringen wir damit uns einen gescheiten Text zu überlegen, bis wir zufrieden sind. „Ich würde den Text gerne einsprechen", bitte ich meine Cousine dann, aus einer inneren Eingebungen heraus, habe ich gemerkt, wie wichtig es für mich ist, das selber zu machen, um noch einmal wirklich etwas dafür zu tun, Yaris letzten Wunsch zu erfüllen. Saavik nickt und steht auf, nachdem sie den zweiten Monitor ebenfalls hochgefahren und ein Programm geöffnet hat, mit dem wir gleich meine Stimme aufnehmen werden. Ich lasse mich auf dem Stuhl nieder, atme durch, starte die Aufnahme und beginne den Text  so frei wie möglich vorzutragen und ohne zu stocken vorzutragen, damit man nicht hört, dass ich den Text eigentlich ablese.
Mit der dritten Aufzeichnung sind wir zufrieden und Saavik nimmt ihren Stuhl wieder in Beschlag, dann öffnet sie ein weiteres Programm und beginnt unseren Clip zusammenzuschneiden. „Fertig", murmelt sie irgendwann und gemeinsam schauen wir uns das Ergebnis an. „Das ist wirklich gut geworden", meint Kyano und ich nicke zustimmend.

Zu dritt machen wir uns auf den Weg wieder nach oben und Saavik führt uns zu dem großen Raum, wo sich ihre Eltern anscheinend immer aufhalten. Sie klopft an die Tür und kurz darauf bittet mein Onkel uns reinzukommen. „Oryana hat eine gute Idee gehabt, wie wir den Menschen zeigen können, das Rassismus einfach unnötig ist", fällt Kyano direkt mit der Tür ins Haus und ich ernte erstaunte Blicke von den Erwachsenen, das hatten diese wohl nicht erwartet. Saavik ist währenddessen  auf den Tisch geklettert und hat den Stick in den Beamer gesteckt und diesen gestarrt und plötzlich hört man mich reden, während der Bildschirm einfach nur schwarz ist.
Wir sind alle Menschen, wir alle bestehen aus den selben Knochen, Muskeln, Sehnen, Adern, Knorpel und dies wird entweder von heller oder dunkler Haut verdeckt. Warum ist unsere Hautfarbe entscheidend, wie wir behandelt werden?
Als nächstes sieht man die Aufnahme der Überwachungskamera, während sie den Mann fragt, warum seine weiße Hautfarbe ihn besser macht und seine Antwort und Saaviks Reaktion darauf.
Das Bild wird wieder schwarz und erneut hört man mich reden: Niemand ist besser als andere, nur weil er oder sie helle oder dunkle Haut hat, worauf es ankommt ist der Charakter. Man sollte niemanden auf Grund seiner Hautfarbe beurteilen, sondern wegen seinem Charakter.
Das schwarze Bild ist noch einige Sekunden zu sehen, dann ist der Clip zu Ende.
„Das war wirklich eindrucksvoll", meinen mein Onkel und mein Pa gleichzeitig und Moma lächelt mich stolz und beeindruckt an und mir wird warm ums Herz, froh darüber, dass es ihnen so gut gefällt. „Das habt ihr wirklich gut gemacht Kinder, aber wie seid ihr an die Aufnahme der Überwachunskamera gekommen?", sagt Tante Darja, doch eine Antwort bekommt sie darauf nicht. „Was meint ihr, können
Baika und Nathan das in das Fernsehe ausstrahlen?", fragt Saavik da und mein Onkel nickt. „Ich denke, das sollten die beiden schaffen."

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