Kapitel 1
Die angewiderten Blicke, das Abwenden und die Beleidigungen, wenn ich die Straße entlang gehe, das Abrutschen der älteren Dame, wenn ich mich im Bus neben sie setze, die Mutter die ihr Kind schnell weiterzieht, weil ich es anlächele, egal ob es zurück lächelt oder nicht, all diese vermeintlichen kleinen Gesten in meinem Alltag zeigen mir und meinen ebenfalls schwarzen Mitmenschen, dass wir immer noch nicht gleichberechtigt sind im richtigen Leben, sondern nur auf dem Papier.
Die Bevorzugung der weißen Schüler, die eher einen der begehrten Hochschulplätze bekommen oder bei einem Vorstellungsgespräch den Job, auch das zeigt, dass wir immer noch nicht den gleichen Wert haben, wir werden als geringer angesehen, nur weil unsere Haut nicht weiß ist.
Auch die Gewalt gegen uns, nur durch Worte, aber auch durch Handgreiflichkeit und Waffen zeigt, dass unsere Leben anscheinend weniger Wert sind, als die unserer weißen Mitmenschen.
Aber wir sind auch Menschen, unser Blut ist genauso rot, unsere Muskeln und Knochen sehen genauso aus, wie die von weißen Mensch, doch weil sie von schwarzer Haut bedecket werden, bin ich weniger wert?
Warum entscheidet meine Hautfarbe darüber, wie ich behandelt werde, warum nicht mein Charakter? Wieso werden wir immer noch benachteiligt, wo wir doch zu Beginn der Welt alle einmal schwarz waren?
All dies fällt mir jeden Tag auf und ich frage mich diese Fragen jeden Tag erneut und ich weiß, dass ich niemals eine berechtigte Antwort auf diese Fragen finden werde. Ich bin nicht weniger Wert und doch werde ich so behandelt.
Ich steige auf dem Bus und plötzlich rempelt mich ein Mädchen mit einer riesigen Tasche in der einen Hand und ihrem Handy in der anderen Hand an. „Mach Platz, du stehst im Weg rum", mault sie mich an und mustert mich dabei abschätzend, danach wirft sie mir einen abwertenden Blick zu und läuft den Gehsteig entlang. Genervt schüttle ich den Kopf, diese Menschen verderben einem den ganzen Tag.
Während ich meinen Rucksack auf den Rücken nehme, laufe ich los in Richtung unseres Hauses, dabei fällt mir wieder einmal auf, wie schlimm es hier aussieht. In den Straßen und in den Gehsteigen klaffen Löcher, am Wegrand liegt über all Müll und der Putz bröckelt von den Häusern. Meine Familie hat Glück, wir leben im guten Teil von Pogawo, oder umgangssprachlich Schandteil der Stadt. Wir haben ein intaktes Haus, meine Eltern arbeiten beide in verhältnismäßig guten Jobs und mein großer Bruder bringt auch Geld nach Hause. Doch so gut geht es eben nicht vielen in Pogawo, dem Südteil der Stadt Burzinda, Hauptstadt das Landes Zeriko. Hier leben die Schwarzen und die Armen, schwarze wie weiße, der niedere Teil der Gesellschaft, der Schandteil. Im Norden der Stadt, leben die Weißen teilweise mit Jobs, wie wir sie auch haben und die Reichen, die alle eine Hochschule besucht haben und jetzt einen hochangesehen Beruf wie Arzt oder Polizist inne haben.
Zuhause angekommen schließe ich dir Tür auf und lege meine Rucksack auf die Ablage, dann durchquere ich den engen Flur und betrete unsere Wohn-und Esszimmer, den größten Raum des Hauses. Mein kleiner Bruder sitzt am Esstisch und machte dort seine Hausaufgaben. „Hi Kyano, wie war dein Tag? Ist Moma noch in der Bäckerei? Weißt du, wann Pa und Yaris nach Hause kommen?", begrüße ich ihn mit einem Redeschwall. Der Dreizehnjährige sieht auf und antworte dann: „Hi Oryana. Moma ist noch in der Bäckerei, Teig für morgen vorbereiten, wann Papa und Yaris nach Hause kommen weiß ich nicht, halt dann wenn ihre Schicht zu Ende ist. Mein Tag war ganz gut, wir habe uns heute in der Schule fast die ganze Zeit nur über die Wahl unterhalten. Ich nickte bloß, es war klar, dass sich alles um die Wahl gedreht hatte.
Während ich mir etwas zu Essen macht und überlegte, was ich jetzt mache würde, machte ich mir Gedanken zur der morgigen Wahl des Präsidenten.
Morgen ist die Wahl, morgen ist es soweit, mit meinen Siebzehnjahren war ich endlich alt genug, um mit zu wählen. Entweder würde sich morgen am Wahltag unsere ganzes Leben zum guten ändern oder wir würden weiterhin Opfer von Rassismus sein und meine Stimme würde das erste mal dabei sein und mit entscheiden.
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01.07. 2020 - 690 Wörter
Hallo, hier kommt das erste Kapitel von „We need a change". Es ist etwas kürzer, doch ich wollte es nicht unnötig strecken.
Wie ihr schon wisst nehme ich an der Federchallenge 500 teil, damit die Kapitel eine gute Länge haben, werde ich alle drei oder vier Tage updaten.
Ich wünsch euch einen schönen Tag.
Liebe Grüße
Emilie
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