Kapitel 9
Ich bin nun bei den Sanis angekommen, die mich freudig begrüßen. Sie scheinen wohl froh zu sein, dass ich ihrer Arbeit nicht von Anfang an komplett abgeneigt bin, da das andere wohl nicht wirklich zu schätzen wissen. Ich schätze ihre Arbeit schon, denn ohne die Sanis würde das Leben der Lichter ganz schön anders ablaufen. Sie würden sterben, an einfachen Infektionen, weil ihnen niemand helfen könnte. Das heißt natürlich nicht, dass ich ein Sani werden möchte. Doch ich werde mich trotzdem anstrengen, schließlich kenne ich die Lichter noch nicht so wirklich und will keinen schlechten Eindruck bei ihnen machen. Die stickige Luft des Gehöfts schlägt mir ins Gesicht, nachdem Newt gegangen ist, um sich seiner täglichen Aufgabe zu widmen und ich muss meine Augen weit aufreißen, um irgendetwas zu erkennen. Von draußen höre ich das Gehämmere der Baumeister und Gallys Stimme, die Befehle bellt, was mich zum Schmunzeln bringt. Die Lichter sind eigentlich schon ganz in Ordnung. Langsam laufe ich auf die erste Tür zu, die nur angelehnt ist und aus der ich leise Stimmen vernehmen kann. Ich schlucke kurz und hebe meine Hand, um an die raue Holztür zu klopfen. Mit Schwung schwingt sie auf und offenbart mir den Blick auf den Raum, auf die beiden Sanis, Clint und Jeff und einen Jungen, der auf einer kleinen Liege im Raum liegt. Der Raum ist ziemlich schlicht eingerichtet. Außer der Liege befinden sich nur noch ein Stuhl und ein kleiner Tisch, auf dem die Materialien, Verbandszeug, Spritzen, etc. liegen. Es ist sehr dunkel im Zimmer, nur ein sehr kleines Fenster lässt ein paar Strahlen des Sonnenlichts hereinfallen. Clint und Jeff heben ihre Köpfe und halten in der Bewegung inne, als sie mich erblicken. Sie sind wohl gerade dabei, einen Verband anzulegen. „Guten Morgen, Maria", begrüßt Jeff mich und tritt einen Schritt auf mich zu. Ich kann leichte Augenringe ausfindig machen, was wohl zeigt, dass die Arbeit hier wirklich nicht so einfach ist, wie man sich das immer vorstellt. „Ich habe mitbekommen, dass dich einige Leute hier May nennen. Dürfen wir das auch?", fragt mich der Junge, der auf der Liege liegt und gerade behandelt wird. Er will wohl davon ablenken, dass es ihm gerade nicht so gut geht. „Hmm, ich weiß nicht genau, vielleicht wäre es besser, wenn ihr mich weiterhin Maria nennt", antworte ich mit einem schlechten Gewissen. Eigentlich habe ich nichts dagegen, wenn mir jemand einen Spitznamen gibt, doch es ist Newt, der mich so nennt und ich weiß nicht, wieso, aber ich habe kein so gutes Gefühl, wenn andere mich auch so nennen. Es ist einfach ein persönlicher Name, den er mir gegeben hat und das ist mir wichtig. Ich weiß, eigentlich könnte mir das egal sein, doch das ist es nichts. Was ist nur mit dir los, Maria? „Komm, wir zeigen dir mal, was wir bei Jack machen, um ihn zu versorgen, dann hast du schon einmal die wichtigste Grundlage gelernt", sagt Clint und ich weiß nicht, ob er das nur sagt, um von der peinlichen Stille abzulenken. Ich trete auf Jack, den Jungen, der auf der Liege liegt, zu und betrachte sein Bein. Es sieht gar nicht gut aus. Was ist mit ihm denn nur passiert? Die Sanis bekommen das aber doch wieder hin oder? Ich habe Angst, dass Jack etwas Schlimmes passieren wird, die Wunde, die sich auf seinem Bein befindet, ist ziemlich eitrig und blutet. Was hat er denn nur angestellt? „Wir müssen den Verband wechseln. Wir müssen Jack außerdem eine Spritze geben, damit die Entzündung gehemmt wird. Gereinigt haben wir die Wunde schon, bevor du kamst. Du kannst uns einfach zusehen." Jeff greift nach dem Verband und wickelt ihn behutsam um Jacks Bein, der die Zähne vor Schmerzen zusammengebissenen hat. Er tut mir wirklich leid. Doch ich muss zusehen und lernen. Ich hoffe einfach nur, dass sie mich heute nichts selbst durchführen lassen, denn ich bin wirklich nicht in der Stimmung dazu. „So, Maria, jetzt brauchen wir deine Hilfe", sagt Clint und sieht mich an. Mir stellen sich die Nackenhaare auf. Bitte nichts zu Schlimmes. Ich kann einfach kein Sani werden, das passt gar nicht zu mir! Jack sieht mich ebenfalls panisch an. Na super, das kann ja sehr lustig werden. „Du musst Jack einfach nur festhalten und aufpassen, dass er sich nicht zu stark bewegt, da wir ihm eine Spritze geben müssen. Diese Aufgabe wird sicherlich nicht zu schwer sein." Na super, jetzt kann ich einem der Lichter, den ich noch nicht wirklich kenne, näher kommen, als ich es Newt jemals gekommen bin. Keine Ahnung, warum ich gerade daran denke, wie nahe ich Newt schon gekommen bin. Dieser Ort tut mir wirklich nicht gut. Was ist nur mit mir los? Newt ist doch nur einer der Lichter, genau wie Gally und die anderen. Ich gehe näher an Jack heran und halte ihn am Bein und der Schulter fest, damit er nicht zu sehr strampelt. Doch das scheint alles in weiter Ferne zu liegen, Jack beäugt mich mit einem musternden und interessierten Blick, dass mir schon fast schlecht wird. Warum muss ich das nochmal machen? Naja, Hauptsache Clint und Jeff sind zufrieden und können Jack die Spritze geben. „Wie ist das überhaupt passiert?", frage ich Jack, um abzulenken und seinen Blick von mir abzuwenden, was sogar klappt. Er fängt leicht an, zu grinsen. „Ich habe einen kleinen Streich gespielt und dann musste ich wegrennen, dabei bin ich leider irgendwo hängen geblieben, an einem Stock und bin hingefallen, wobei ich mir einen Stein in das Bein gerammt habe. Diese schöne Wunde hat sich entzündet und nun bin ich hier." Jack lacht sogar leicht, während er das erzählt, er streicht sich seine braunen Haare aus der Stirn. Was ein Missgeschick. Ein Glück, dass die Sanis hier sind, denn sein Bein sieht wirklich nicht gut aus. Doch ich glaube fest daran, dass Clint und Jeff das wieder hinbekommen werden, sonst hätten sie mir bestimmt schon irgendwie mitgeteilt, dass es schlecht um ihn steht.
Clint und Jeff zeigen mir noch ein paar weitere Sachen, zeigen mir die wichtigsten Utensilien der Medizin und erklären mir, wie sie angewandt werden. Ich habe das Gefühl, dass mir der Schädel vor lauter Informationen platzt. Dann kommt auch noch Sonyas Stimme dazu und ich weiß gar nichts mehr. [May, Aris ist verschwunden. Wir suchen ihn schon den ganzen Tag, aber er ist weg!]
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