Kapitel 29
Die Krankheit hat sich noch weiter ausgebreitet, fast jeder auf der Lichtung ist eigentlich schon mindestens einmal krank gewesen und am schlimmsten war die Zeit, in der auch einer der Sanis krank war. Der andere musste dann nämlich für diese Zeit die doppelte Arbeit erledigen, was eigentlich schon unmöglich war und ich noch immer nicht verstehe, wie sie das hinbekommen haben. Schon zwei der Lichter, einer der Jungs und ein Mädchen sind an einer Grippe gestorben, sie haben sehr hohes Fieber bekommen und sind dann in der Nacht verstorben. Das ist wie ein Schlag in die Magengrube für uns alle gewesen. Wir leiden alle mit den anderen und helfen in allen möglichen Situationen, in denen wir helfen können. Eines Tages, wir sind nun alle schon fast Klappergestelle, da wir alle so großen Hunger leiden, passiert das, wovor ich eigentlich schon die ganze Zeit solche große Angst habe: Newt erkrankt.
„Du kannst jetzt deine Mittagspause machen. Bis gleich und genieße sie", entlässt Gally mich vom Job der Baumeister für meine Pause. Wir sind die letzten Tage damit beschäftigt, dass wir eine Hütte wieder reparieren müssen, da sie mittlerweile fast auseinander fällt. Ich bin schon den ganzen Tag lang in Gedanken und konzentriere mich somit fast nicht auf meine Arbeit, ich muss immer nur an Newt denken und bete, dass es ihm bald schon wieder besser geht und er es auf jeden Fall überleben muss. Ich würde das sonst auch nicht überleben. Er ist stark, er muss das packen. Ich weiß, dass es ihm schlecht geht, doch ich habe das Gefühl, dass die Krankheit bei ihm nicht so schlimm wie bei manch anderen ist, die auch alle wieder gesund geworden sind. Er ist so ein Kämpfer und er schafft das, daran muss ich mich klammern, an diese Hoffnung. Ich würde den anderen Fall wirklich nicht verkraften, nicht einmal im Geringsten. Ich bin froh, dass ich jetzt Pause habe und Newt hoffentlich einen kurzen Besuch abstatten kann, wenn es die Sanis mir erlaben. Eigentlich ist es ja nicht gut für unsere Gesundheit wenn wir Kranken einen Besuch abstatten, aber da eigentlich die ganze Lichtung voller Bakterien steckt, ist es eigentlich auch schon egal. Denn wir würden uns anstecken, wenn unser Immunsystem schlecht ist, da spielt direkter Kontakt auch keine so große Rolle mehr. Es ist mir nur nicht erlaubt, ihn zu küssen, worunter ich leide. Ich sehne mich einfach nach seinen Lippen. „Hey, May", hält Sonya mich auf dem Weg zu den Sanis auf. Sie ist auch schon ganz bleich und man sieht ihr an dass sie deulich unterernährt ist, unter Schlafmangel leidet und sich zu sehr in ihre Arbeit stürzt. „Wir müssen bald sehr viel besprechen. Es ist Zeit, wir können hier nicht mehr lange bleiben. Die Stunden sind gezählt, wenn wir überhaupt noch ein paar Tage bleiben würden, würde das eigentlich schon an ein Wunder grenzen. Bereite die Sanis, Newt und die anderen Patienten darauf vor und ich gehe zu den anderen, um die Flucht vorzubereiten. Bratpfanne ist auch schon mit dem Essen, was wir noch haben, beschäftigt." Jetzt, da sie es ausspricht, dass unsere Flucht unmittelbar bevorsteht, spüre ich den Kloß, der sich in meinem Hals bildet und spüre, wie meine Brust sich zusammenzieht. Ich will hier eigentlich nicht weg, ich habe immer gedacht, dass die Lichtung uns noch eine Weile Sicherheit garantieren würde. Doch ich verstehe es, es ist unsere einzige Chance, zu überleben. Ich lege die Arme um Sonya und umarme meine beste Freundin, während ich daran denke, welche Auswirkung das auf Newt haben wird. Er ist krank und wenn wir bald gehen, wird er fit sein müssen und sich gegen die Griewer stellen müssen. Ich muss dann an seiner Seite sein und für uns beide kämpfen und aufpassen, dass er nicht das Bewusstsein verliert. Ich kann jetzt nur noch hoffen, dass es nicht mehr bergab mit seiner Krankheit geht, denn was dann ist, will ich mir gar nicht ausmalen. „Ich habe dich lieb, Sonya. Ich bin immer für dich da, das weißt du oder?" Sie drückt mich noch fester an sich, sodass ich beinahe das Gefühl habe, zerquetscht zu werden. „Und ich dich, May, das weißt du auch. Als wir das erste mal kommuniziert haben, muss ich zugegeben, dass ich nicht wirklich sehr begeistert von dir war, ich war total verwirrt, dass du mit mir sprechen konntest und wollte auch nicht mit dir reden. Aber mit der Zeit bist du mir immer mehr ans Herz gewachsen und spätestens seit du hier bei mir auf der Lichtung bist, weiß ich, dass du eine sehr wichtige Person bist. Du triffst wichtige Entscheidungen und hilfst mir immer, wenn ich deine Hilfe brauche. Es war so grausam, zu sehen, dass Newt und euch beide nicht traut, euch eure Gefühle einzugestehen und so musste ich euch einfach zusammenbringen. Das war meine Aufgabe und du glaubst mir nicht, wie viele Gedanken ich mir darüber gemacht habe, wie ich das gut anstellen könnte und ihr endlich zusammenkommt. Ich habe Newt auch wirklich gerne, wie du sicherlich weißt und wir beide verstehen uns so gut. Seit er mit dir zusammen ist, ist er wie ein anderer Mensch. Er strahlt, ist fröhlich und ausgegelichen und das hat er alles nur dir zu verdanken. Ich bin so froh, dass ihr zusammen seid." Sonyas Worte berühren mich so sehr, dass ich es anfangs gar nicht glauben kann. Unser Leben hier ist wirklich hart, doch ich habe so viele wichtige Menschen kennengelernt und in mein Herz geschlossen, dass ich daran dneken muss, dass das alles hier nicht nur negative Seiten hat. Selbst Gally hab ich ins Herz geschlossen und ich kann sagen, dass er mein bester Freund hier ist. Seine Gefühle für mich werden glaube ich zum Glück weniger und so können wir einfach auf der Ebene der Freundschaft miteinander auskommen, was wesentlich angenehmer ist. Ich löse mich aus Sonyas Umarmung, denn ich muss mich nun auf den Weg zu den Sanis und Newt machen, ihnen die Nachricht überbringen, denn sonst ist meine Mittagspause zu Ende, ohne dass ich Newt überhaupt zu Gesicht bekommen habe. Das will ich auf jeden Fall vermeiden. Sonya lächelt mich an, als ich mich von ihr abwende und zu Newt laufe.
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