Kapitel 22

Als der Schrei durch die Luft schneidet und uns allen einen Schauer über den Rücken jagt, wir alle zusammenzucken, bin ich gerade mit Newt unterwegs. Wir sind gerade in unserer Mittagspause und wir beide lieben es einfach, unsere Pause zusammen zu verbringen. Ich bin immer so hibbelig und aufgedreht, wenn ich mit Newt zusammen bin, ich kann ihn immer nur aus meinem Augenwinkel anstarren und versuchen, nicht rot wie eine Tomate anzulaufen. Das ist immer so, eigentlich müsste er wissen, dass ich hoffnungslos in ihn verliebt bin. Immer noch meinen alle anderen, dass er mich auch lieben würde und wir beide einfach nur dumm wären, da wir beide uns unsere Gefühle nicht eingestehen. Doch da ich zu große Angst vor einem Korb habe, spreche ich ihn darauf gar nicht an. Und er tut es auch nicht, ob er sich nicht traut, weiß ich nicht. Auf jeden Fall geht auf der Lichtung das Gerücht um, dass wir beide ein tragisches Liebespaar sind, dessen Weg zueinander noch nocht beendet ist und dass wir schon sehr bald ein Traumpaar werden. Ich werde immer glücklich, wenn ich das von den anderen höre und ich wünsche mir einfach nur, dass es stimmt. Ich laufe gerade so nahe bei Newt, dass sich unsere Arme berühren und es ist, als würden Funken von seinem Arm auf meinen überspringen, als ich wegen des lauten und markerschütternden Schreis zusammenzucke. Der Schrei kommt aus dem Labyrinth. Komisch, eigentlich läuft doch immer alles ganz super. „Schnell, May, wir müssen zu den Mauern." Newt greift nach meiner Hand und zusammen rennen wir zu den Mauern, vor denen sich schon eine Gruppe von Lichten gesammelt hat, die alle den Ausgang verdecken und neugierig tuscheln. Mein Herz rast. Es kann nichts Gutes bedeuten, wenn aus dem Labyrinth ein solcher Schrei nach draußen dringt. Ich kann es gar nicht wirklich genießen, dass Newt meine Hand ergriffen hat, da ich viel zu angespannt bin. Das muss schon etwas bedeuten, normalerweise würde ich jetzt Schnappatmung bekommen und einen halben Herzinfarkt erleiden. „Es ist bestimmt nur ein Fehlalarm", versuche ich ihn zu beruhigen, als wir bei den anderen ankommen. Ich drücke seine Hand noch ein bisschen fester, um ihn und vor allem auch mich ein bisschen zu beruhigen. „Oh mein Gott! Es ist Gally! Minho, was ist mit ihm passiert?!", höre ich eines der Mädchen schrill kreischen und sehe, wie sich in der nächsten Sekunde Sonya an uns voreiquetscht und somit einen Blick auf das vor uns freigibt, damit ich auch mal sehen kann, was überhaupt passiert ist. Da liegt Gally auf dem Boden. Sein ganzer Körper ist von grün-bläulichen Adern überzogen und aus seinem Mund läuft ein gelblichef Schaum. Was ist mit ihm passiert? Ich habe das Gefühl, dass ich mich gleich übergeben muss, so widerlich ist dieser Anblick. Hat er deswegen so geschrien? Was hatte er überhaupt im Labyrinth zu suchen? Hat Minho ihn gefunden? Wer hat ihm das angetan? Ich habe solche Angst um ihn. Zwar gehe ich ihm seit ein paar Tagen aus dem Weg, seit diesem komischen Spiel, bei dem ich ihn küssen musste. Er sollte wissen, dass er keinerlei Hoffnung schöpfen sollte und ich hatte Newt klar machen müssen, dass ich nichts für ihn empfinde. Das hatte all meine Zeit beansprucht und meine Nerven, denn ich hatte solche Angst, Newt zu verlieren, das würde ich nicht verkraften. „Ein Griewer muss ihn wohl angegriffen haben. Ich bin gerade meine tägliche Route gelaufen, da lag er einfach da auf dem Boden, der Griewer hat sich gerade zurückgezogen." Heiliger Neppdepp, bin ich froh, dass ich als Baumeisterin so etwas nie zu Gesicht bekommen werde. Es ist zwar manchmal auch öde, den ganzen Tag lang Gallys Anweisungen zu folgen und irgendetwas zu hämmern, doch nach einer Weile gewöhnt man sich da dran und es ist gar nicht mehr so schlimm. Für Gally sieht es momentan auf jeden Fall nicht so aus, als könnte er sehr schnell wieder arbeiten gehen. Wenn er es überhaupt irgendwann wieder kann. Ich habe Angst um ihn, dass er das nicht überlebt. Ich finde ihn zwar manchmal recht eigenartig, aber er ist stets freundlich auf mich und ich fühle mich trotzdem geehrt, dass er mich mag, mehr als mag. Ich meine, jedes Mädchen freut sich über so etwas. „Clint! Jeff! Schnell!", ruft Sonya und schiebt uns alle ein Stück zur Seite, damit sie Platz haben, um Gally zu erreichen. Er gibt momentan ziemlich unmenschliche Laute von sich und windet sich. Minho hat sich auf seine Arme gesetzt, damit Gally nicht anfängt, um sich zu schlagen. „Das sieht gar nicht gut aus", raune ich Newt zu und lehne mich ein Stück näher an ihn, während wir darauf warten, dass Clint und Jeff auftauchen. Ist doch klar, dass wir hier warten, er ist trotz allem unser Freund und benötigt dringend Hilfe. „Aus dem Weg!", rufen die beiden Sanis, als sie sich einen Weg zu Gally bahnen. „Klonk", höre ich Jeff hervorbringen, als er Gally erblickt. Das kann er laut sagen! „Was ist passiert?", fragt Clint Minho, der ihm die Kurzinfo übermittelt. Die Sanis werfen sich einen verzweifelten Blick zu und fangen an, Gally auf ihre Trage zu hieven. „Ihr wisst aber schon, was ihr machen müsst, damit er wieder gesund wird oder?", fragt ein Mädchen die beiden. Sie ist vielleicht 14 Jahre alt und man sieht ihr an, dass sie kurz davor steht, in Tränen auszubrechen. „Wir tun alles, was wir können." „Moment mal", mische ich mich ein. Mir ist eine Idee gekommen. Ich sehe Newt an, um zu versuchen, dass er versteht, was ich meine. Ich habe ihm damals als ich bei den Sanis war, von einem Medikament im Schrank erzählt, von dem niemand weiß, für was es gut ist und dass sie es deswegen nie verwenden. Was ist, wenn es nun hilft? Sie müssen das versuchen, denn wenn er sonst stirbt, ohne dass sie es probiert haben, werden sie es für immer bereuen. Schnell schildere ich den anderen meine Ansicht, die mir alle mit erstaunten Blicken folgen. „Es ist riskant. Wir werden vorher alles andere versuchen, aber du hast recht, es könnte unsere letzte Chance sein", stimmt Jeff mir zu. Bitte, lass es Gally retten!

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