Kapitel 12
Als ich wieder aufwache, blicke ich in das Gesicht von Clint und Jeff, die tuscheln, während sie mich beobachten. Wie lange sehen sie mich schon an? Ich hoffe doch sehr, dass es noch nicht so lange ist, denn der Gedanke, dass ich hier bewusstlos liege und sie mich einfach anstarren, ist wirklich merkwürdig und ist nicht wirklich gerade beruhigend für mich. Ich muss sowieso erst einmal nachdenken, warum ich denn genau hier bin und was passiert ist. Soweit ich das beurteilen kann, befinde ich mich im Gehöft, in dem mich die Sanis wohl auch versorgen. Ich erinnere mich noch, dass ich meinen ersten Tag bei Winston, dem Hüter der Schlitzer, hatte und dann auf Grund des Geruchs und des Anblicks von Blut das Bewusstsein verloren hatte, Newt allerdings noch bei mir gewesen war und ich nun wohl einfach hier hergebracht wurde, damit ich mich wieder erholen kann. Mir ist immer noch ein bisschen schwummrig und wenn ich daran denke, was passiert ist, die Eindrücke, die ich aufgenommen habe, wird mir wieder schlecht. Lenk dich ab, Maria! Ich darf da nicht dran denken, sonst können sie mich hier schon als Dauerpatientin einstellen und ich kann vergessen, noch ein gescheites Leben zu haben, da ich von allen als Verrückt abgestempelt werden würde. „Wo ist Newt?", frage ich die beiden und ich wundere mich, dass es tatsächlich die erste Frage ist, die mir einfällt. Aber wenn mein Unterbewusstsein das fragen will, wird es schon einen Grund haben. Clint und Jeff sehen sich an, als wüssten sie nicht, ob sie mir etwas Bestimmtes sagen sollen oder lieber verschweigen. „Was verschweigt ihr mir?", frage ich sie und versuche, sie mit meinem Blick etwas unter Druck zu setzen. „Newt ist gerade sehr beschäftigt", antwortet mir Clint und Jeff nickt eifrig. „Es ist etwas passiert und er und Alby müssen jetzt erst einmal rausfinden, was es damit zu tun hat." Wovon reden die beiden bitte? Es kann doch nicht sein, dass ich so lange ohnmächtig war, dass ich alles verpasst habe, was in der letzten Zeit passiert ist. Ich war doch nur ein paar Stunden nicht anwesend gewesen oder? Panisch blicke ich um mich, als würde ich am Bau des Gehöftes irgendetwas sehen, was mich in meiner Vermutung, dass viel Zeit vergangen ist, bestätigen könnte. Doch ich finde nichts, alles ist so wie immer. Nun bin ich wirklich sehr verwirrt, da ich nicht weiß, was ich nun glauben soll. Ich will einfach nur aufgeklärt werden, was los ist. Das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt. „Clint, Jeff, ihr müsst schnell kommen, ihn versorgen, er ist ebenfalls ohnmächtig, wie Maria!" Gally tritt ins Zimmer und zuckt zusammen, als er mich erblickt. Sein Gesicht hellt sich automatisch auf. „Da bist du ja wieder, ich habe mir riesige Sorgen gemacht, als du auf einmal umgekippt bist. Ich habe aber schon zu Winston gesagt, dass er es nicht übertreiben soll." Er setz sich auf einen Stuhl neben mich auf die Liege, während er Clint und Jeff mit einer Handbewegung zu verstehen gibt, dass sie sich auf den Weg machen sollen, um diesen einen speziellen Jungen zu behandeln, von dem ich keine Ahnung habe, wer er ist. „Na, wie geht es dir? Ist alles wieder in Ordnung?" Er legt mir eine Hand auf die Schulter und ich muss ihn anlächeln. Es ist nett, dass er sich um mich sorgt und mir nun Gesellschaft leistet. Vielleicht erfahre ich von ihm, was los ist und was da draußen vor sich geht, mit dem Newt beschäftigt ist. Es geht wohl um einen Jungen, den ich nicht kenne. „Es ist wirklich merkwürdig, Maria, sehr sehr merkwürdig. Die Box kam vor wenigen Stunden, kurz nachdem du ohnmächtig wurdest, wieder hier hoch. Sie kam doch erst vorgesten, um neue Waren hier herzubringen und man hat gleich an den Schreien gehört, dass sich ein Junge in ihr befindet. Der neue Frischling soll doch erst in etwa drei Wochen wieder kommen, das ist total merkwürdig. Dieser Junge hat etwas merkwürdiges von Gruppe B und Sonya und Harriet gemurmelt und ist dann ebenfalls bewusstlos geworden. Wir wissen nicht, was passiert ist, es ist einfach alles so merkwürdig. Seit du da bist, ist alles komisch, nichts läuft mehr normal ab." In meinem Kopf rattert nach Gallys Worten alles. Das heißt ja wirklich, dass ich nur ein paar Stunden ohnmächtig gewesen bin. Und dieser Junge, wenn er von Gruppe B redet und auch Sonya erwähnt, muss er sie ja kennen. Dann müsste dieser Junge Aris sein! Mein Herz schlägt schnell wie eine Maschine, während ich aufspringe, um aus dem Gehöft zu laufen und zu Aris zu rennen. Doch Gally packt mich am Handgelenk und setzt mich wieder auf die Liege. „Gally, ich muss zu Aris, es ist wirklich wichtig!", versuche ich, ihn zu überzeugen, mich gehen zu lassen. Doch er bleibt strikt bei seiner Meinung. „Maria, was weißt du? Wer ist Aris?" [Sonya, er ist hier! Aris ist hier bei uns auf der Lichtung bei Gruppe A, keine Ahung, warum er hier ist oder was mit ihm ist, denn er ist ohnmächtig und die Sanis versorgen ihn gerade.] Sonya wartet nicht lange mit der Antwort. [Was?! Du musst mich auf jeden Fall auf dem Laufenden halten, es muss einen Grund haben, dass er hier ist. Ich weiß nicht, was ich nun machen soll, denn ich will meine Freunde zwar beruhigen, doch sie wissen nichts von diesem Telepathiezeugs und ich habe eigentlich auch nicht vor, es ihnen zu sagen.] Ich weiß auch nicht, was Sonya nun machen soll, ich will nicht in dieser Zwickmühle stecken. Ich muss nun alles daran legen, zu versuchen, hier rauszukommen und wenn Aris bei Bewusstsein ist, so schnell wie möglich mit ihm sprechen. „Schickst du Newt zu mir, Gally? Bitte, ich muss dringend mit ihm sprechen!" Gally sieht mich leicht verletzt an, als er sich erhebt. Ist er sauer, weil ich mit Newt sprechen will? Ist er etwa eifersüchtig? Grummelnd schließe ich die Augen und lasse mich wieder auf die Liege fallen. Warum muss alles nur so verdammt kompliziert sein?
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