Gon sah mich kurz groß an, doch fing dann wie verrückt an zu grinsen. Seine Augen blinkten wie bescheuert und ich musste mich anstrengen, um nicht schreiend wegzurennen. Er war und blieb ein bescheuerter Kerl, kein Zweifel.

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Hier im Wald war es erfrischend kühl. Trotz der Dunkelheit war es doch wunderschön. Ich konnte Wälder nicht ausstehen -Natur allgemein nicht so-, doch war dieser anders als die bei mir zuhause.

"Es seien nur zwei Stunden zu Fuß? Diese zwei Stunden sind aber schon seit zwei Stunden vorbei, verdammt!" Man brauchte wirklich nur einmal zu raten, um zu wissen, wer da wieder herumnörgelte. Natürlich war es Leorio, wer auch sonst? Ich jedenfalls nicht. Ich würde mir meine Schwäche der Ausdauer doch nicht anmerken lassen.

Okay, das war nun auch nicht mehr nötig, weil ich, aus mir noch nicht so ganz erklärlichen Gründen, weit verbesserte Fähigkeiten hatte.

Hinter mir hörte ich, wie Leorio noch etwas zum beschweren fand, doch hörte ich es nicht, da ich glücklicherweise neben Gon und Kurapika ein paar Meter -noch immer zu wenige- vor ihm lief.

"Ich hab einen riesen Hunger! Und ich muss mal! Und ich-"

"Leorio! Wir lassen dich zurück!"

Boah! Dieser Teufel eines Anzugträgers! Was schrie er wieder so rum? Aber wenigstens sprach Gon diesmal ein Machtwort - zumindest etwas, was man damit gleichsetzen konnte, denn Gon war viel zu lieb, um sich wirklich über den Alten zu beschweren.

"Beweg deinen Arsch zu uns oder ich sorge dafür, dass dich die verdammten magischen Kreaturen aus dem Wald hier aufschlitzen und grillen!", schrie ich nach hinten zu dem Knacker.

Auf dem Weg durch den Wald, hatten wir unzählige Schilder gesehen, die vor magischen Kreaturen warnten. Anscheinend gab es diese Viecher wirklich in dem Anime, doch -zu meiner Erleichterung- war uns noch kein einziges davon begegnet.

Über meinen Kommentar fing Leorio natürlich wieder an zu toben. Ich hörte ihn herumschreien, doch konnte seine Worte nicht identifizieren; vielleicht war es auch besser so, wer wusste schon, was er da zu mir sagte.

"He! Da ist es!", rief Kurapika durch das Durcheinander hindurch. Als ich mich nach vorne drehte, sah ich es auch. Eine kleine Holzhütte unterhalb einer großen Zeder.

Ja! Wir waren endlich am Ziel! Meine Augen begannen zu glänzen. Stumme Tränen der Freude sammelten sich in ihnen. Die Erleichterung überkam mich.

Laut fing ich an zu jauchzen: "Nath!" Völlig verrückt lief ich urplötzlich an. Aus dem Stand aus, sprang ich über ins Laufen. Gleich würde ich Nath sehen; dann wäre ich gerettet!

"Hey! Ist das euer Ernst?" Ich vermutete, dass Leorio mir das hinterherbrüllte, doch was meinte er mit 'euer Ernst'?

Neugierig, doch noch immer rennend, blickte ich nach hinten. Zu meiner Verwunderung hatten auch der Blonde und der Grashüpfer angefangen zu laufen.

Irgendwie fühlte es sich gut an, zu sehen, dass sie freiwillig mit mir liefen. Es war ein Gefühl, welches ich schon lange Zeit nicht mehr gefühlt hatte.

Anscheinend hatte es auch bei Leorio klick gemacht, denn er lief nun ebenfalls. Zwar tat er dies nur unter der Bedingung, dass er weiter herumjammerte, doch das war ich von ihm irgendwie schon gewohnt.

Mein Kopf richtete sich wieder nach vorne und ich sah das Haus größer werden. Ich war so viel schneller als vorher. Unglaublich. In dem Anime sollte man eine Geschwindigkeitsbegrenzung einbauen, sonst rasten noch weitere Leute so durch die Wälder und Städte.

"Nath!" Wieder schrie ich, war mir sicher, dass sie mich hörte. Ich fühlte, wie mir inzwischen schon die Tränen aus den Augen flossen. Ich war nicht traurig, ganz im Gegenteil, ich war glücklich. Gleich würde ich meine beste Freundin wiedertreffen und alles würde gut. Ich wäre aus dem Anime bald raus und es würde wieder alles normal.

Ich nahm auf der kleinen Treppe vor der Hütte zwei Stufen auf einmal und bremste bebend vor der Tür ab. Ich hatte Nath nirgends draußen gesehen, also müsste sie in der Hütte sein. Sicher hatte sie sich schon mit dem Ehepaar angefreundet.

Ungeduldig starrte ich nach hinten. Gon und Kurapika gingen gerade die Treppe hinauf und Leorio hastete uns noch immer hinterher.

Das war akzeptabel, also konnte ich die Tür öffnen. Mir waren der gute Stil und die Manieren momentan egal, deshalb klopfte ich nicht an. Die Leute, die hier lebten, würde es bestimmt auch nicht weiter stören; sicher freuten sie sich über weiteren Besuch.

Vorfreudig riss ich die Tür auf. Das Mondlicht hinter mir, erhellte meine Sicht und gab ein Bild frei, welches ich lieber nicht gesehen hätte.

Augenblicklich ließ ich einen markerschütternden Schrei los. Panisch tasteten meine Augen den Raum ab. Wo war Nath?

Wieder wurden meinen Augen feucht, diesmal jedoch, weil ich Angst hatte. Angst, dass Nath etwas passiert war.

Mein Blick blieb an einem Körper auf dem Boden hängen. Er sah leblos aus und blutete. Der Raum war ein einziges Chaos; total verwüstet. Alles zerstört; das Holz komplett zersplittert.

Mein Blick verschwamm weiter. Das durfte nicht wahr sein, oder? Endlich war ich da, wo ich mich mit Nath treffen wollte, doch sie war nicht da. Sie war einfach nicht da. Stattdessen lag hier alles in Trümmern.

Hemmungslos ließ ich ein lautes Schluchzen ertönen. Das konnte alles nicht sein. War Nath etwa tot? Nein... nein... das konnte nicht sein.

Aus brennenden Augen sah ich etwas rotes zu mir hinblinken. Als ich meinen Kopf hob, traute ich meinen Augen nicht. Dieses DING hatte Nath auf dem Gewissen? Dieses Teil da, hatte meine beste Freundin getötet? Hatte sie womöglich auch schon gefressen?

Ich hörte, wie dieses Wesen vor mir anfing zu kichern. Es war bedrohlich, angsteinflößend - atemberaubend schrecklich. Augenblicklich machte es klick in meinem Kopf und ich wusste, was ich tun musste.