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Leonard's Sicht:
Schleichend bewegen wir uns durch den dichten Wald. Leise knirscht der frisch gefallene Schnee unter meinen Sohlen, was ich eigentlich ganz gerne mag, doch bei der Jagd ist sowas wie ein Genickbruch! Das Wesen könnte uns hören und da Werwölfe einen ausgezeichneten Gehörsinn besitzen, macht es die Sache noch komplizierter. Anderseits hat der Schnee auch seine guten Seiten, denn es ist leichter seine Spuren zu erkennen.  Wir folgen gerade seinen Fußspuren, die er im Schnee hinterlassen hat. Dem Anschein nach, ging er langsam, hatte er es nicht eilig. Hat er sein Territorium umrundet? Aber warum sollte er? Er besitzt schließlich kein Rudel mehr oder waren die Informationen fehlerhaft? Außerdem sind die Spuren nicht ganz so frisch! Er muss vor ungefähr 3 Stunden hier hergelaufen sein.
Verwirrt gehe ich weiter, weiter hinter seinen Spuren her. Die Mächtigen Fußspuren führen uns tiefer in den Wald. Viel erkennt man nicht mehr, da die Sonne noch nicht komplett am Himmel steht und das Blätterdach der Bäume ist so dicht, das kaum ein Lichtstrahl hindurch kommt.
Obwohl ich kaum was erkennen kann, da meine Augen sich langsam an die Dunkelheit gewöhnen, gehe ich tiefer hinein, dennoch mit Vorsicht um unnötige Geräusche zu machen. Andere wären vielleicht jetzt umgekehrt, da die Chance wirklich gering ist den Wolf überhaupt aufzuspüren, doch ich werde nicht aufgeben. Warum sollte er so tief in den Wald gehen? Wahrscheinlich ist hier irgendwo sein Unterschlupf, wo in der Nähe ein Bach fließt. Schließlich musste das Tier auch was trinken! Außerdem musste er schnell an die Weiden der Tiere heran kommen, deshalb vermute ich, das er am Rand seinen Unterschlupf gewählt hat. Ich hatte mir vor meiner Prüfung den Verlauf des Waldes angeschaut und mir alles ins kleinste Detail gemerkt. Deshalb bin ich auch durch den dunklen Teil gelaufen, da ich weiß das hier in der Nähe ungefähr eine Lichtung liegt. Dort liegt auch ein See, wie eine alte Jagdhütte, die aber ewig keiner mehr genutzt hat. Dort vermute ich mal rastet er, denn die Weiden befinden sich nur ein Stück weit dahinter. Kein Wunder das die Bauern seine Fährte so schnell verlieren. Er versteckt sich einfach tief im Wald, bis die Gefahr vorbei ist und er wieder raus kommen kann. Zwar sehe ich nicht viel, dennoch höre ich die Schritte meiner Prüfer, die versuchen leise hinter mir her zu schleichen. Aber wenn ich sie hören kann, kann der Wolf sie bestimmt hören. Kopfschüttelnd gehe ich weiter, doch bemerke ich das die Luft sich verändert hat. Nun bleibe ich stehen, hebe die Hand um den anderen zu symbolisieren, dass sie ebenfalls stehen bleiben sollen. „Was ist los?", fragt mich die junge Prüferin leise, um keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Die Luft hat sich verändert! Ich glaube ein Sturm kommt auf uns zu!", antworte ich.
„Damit könntest du recht haben, junger Mann.", ertönt nun die tiefe Stimme von einem meiner Prüfer.
„Die Wolken ziehen sich zusammen, aber in welcher Geschwindigkeit?", staunt nun einer der anderen Prüfer. Keine zwei Minuten dauert es und es fängt an zu schneien. Dicke Flocken prasseln auf uns herab, wie Pinguine die sich ins Wasser stürzen. Meine Sicht wird durch den dichten Schnee behindert und auch die Kommunikation ist schwierig. Der starke Wind pfeift um meine Ohren. Meine Schritte sind schwer, doch gehe ich weiter. Schließlich habe ich mir alles genauestens eingeprägt, deshalb sollte ich ungefähr wissen, wohin ich gehen muss. Je weiter ich gehe, desto schwächer wird der Sturm. Merkwürdig, denke ich mir. Auch wenn wir uns tief im Wald befanden, hielt es den Sturm nicht auf.
Mittlerweile sehe ich langsam wieder Licht. Die Lichtung, ich habe sie tatsächlich gefunden. Nun drehe ich mich um, doch sehe ich keinen hinter mir. Scheisse?! Ich habe sie verloren! Andererseits kein Wunder! Der Sturm war viel zu stark, doch was mache ich jetzt? Fuck?! Was mache ich jetzt? Nach ihnen suchen? Nein, das kostet mich zu viel Zeit, außerdem sind es Profis, die sollten es doch schaffen mich wieder zu finden! Hoffe ich zumindest! Dann bring ich es eben alleine fertig! Kurz hole ich Luft bevor ich näher an die Lichtung heran gehe. Sanft glitzert die eingefrorene Fläche des Sees durch die Sonnenstrahlen .
Hinten am See steht eine kleine Hütte. Das muss die Jagdhütte von der Karte sein. Das Holz wirkt morsch. An manchen stellen sieht man sogar, wo sie auseinander fällt. Hinter einem paar Büschen mache ich es mir im Schnee bequem. Nun heißt es zu warten, falls er nicht auftaucht muss ich mir was anderes überlegen.
Minuten vergehen oder vielleicht sogar mehr? Leider besitze ich keine Uhr, doch der Stand der Sonne verrät mir, dass ich noch gar nicht so lange warte. Seufzend schließe ich meine Augen. Ich hoffe es dauert nicht ewig. Das Knirschen von Schnee lässt mich aufhorchen. Sofort schaue ich zum See. Tatsächlich steht dort ein riesiger, majestätischer Wolf. Sein Fell ist schwarz wie die Nacht und dicht. Er scheint nicht mager zu sein. Sein Fell ist gesund, nur an den Pfoten sind kleine Narben zu erkennen. Das mächtige Tier schüttelt sich, läuft nun auf die kleine Hütte zu. Meine Chance.
Schnell ziehe ich einen Pfeil aus meinen Köcher und lege ihn an. Mein Atem halte ich an, damit ich den Pfeil so präzise wie möglich schießen kann. Der Wolf bleibt stehen. Seine Ohren sind in die Höhe gereckt, schaut sich aufmerksam um. Hat er mich bemerkt? Sofort lasse ich die Sehne los und mit einem surren schwirrt er durch die Luft. Leider streift mein Pfeil, bloß den Wolf. Jaulend dreht er sich in meine Richtung. Seine roten Augen, starren mich an. Jetzt muss ich handeln. Schnell zücke ich das Silberschwert und laufe auf den Wolf zu. Knurrend fängt er an zu bellen, wie ein Hund. Ich weiß nicht was er mit dem Verhalten bezwecken will? Hofft er auf Hilfe? Ich dachte er sei Rudellos? Falsche Informationen?
Das aggressive bellen wird zu einem Angst erfüllten jaulen, doch nun rennt er auf mich zu. Startet den Gegenangriff. Anstatt mir auszuweichen, rammt er seinen Schädel gehen meinen Brustkorb, weswegen ich erschrocken die Luft einziehe. Ächzend schlage ich ihm das Schwert in den Rücken, weswegen er erneut jault. Immer wieder schlage ich auf ihn ein, versuche die Unterseite seines Körpers zu treffen. Zähnefletschend startet er erneut einen Angriff. Mein Schwert trifft im am Bauch. Jaulend stürzt das Tier zu Boden. Blut tränkt den unschuldigen, weißen Schnee. Vor schmerzen wimmernd versucht der Wolf zu fliehen, doch werde ich ihm jetzt den Gnadenstoss geben. Er soll nicht weiter leiden. Erneut hebe ich mein Schwert, platziere mich vorne an seinem Kopf. Ein Hieb und es wäre vorbei.
Ächzend fliege ich zur Seite. Meine Hand löste seinen Griff und das Schwert liegt nun irgendwo im Schnee. Keuchend schaue ich auf. Ist ihm ein Wolf zur Hilfe gekommen oder was hat mich umgestoßen? Meine Sicht ist kurz verschwommen, doch als sich meine Sicht schärfer wird, wünschte ich mir ich könnte nichts sehen.
Warum ausgerechnet ich?
Majestätisch steht er schützend über dem Wolf. Seine langen ledrigen Flügel, die blau scheinen, hat er weit von sich gestreckt. Die Schuppen sind pechschwarz, leuchten in der Sonne. Seine Schnauze ist schmal, schaut auf mich herunter. Panisch schaue ich in diese strahlenden blauen Saphire hinein. Sie strahlen Wut wie Furcht aus. Von seinem Kopf ragen zwei mächtige Hörner, die in weiß scheinen, empor. Mächtig wirkt dieses Wesen, was ich nur unter dem Namen Drachen kenne. Bis jetzt habe ich nur Geschichten über diese mächtigen Kreaturen gehört, doch bis jetzt it mir noch nie eins dieser Wesen untergekommen. Außerdem beschützt es den Wolf. Wieso? Schnell nehme ich mir erneut einen Pfeil und Spanne den Bogen. Ein Pfeil nach dem anderen saust durch die Luft, doch prallen sie an dem mächtigen Körper ab.
Soll ich wegrennen? Ist eigentlich die einzige logische Erklärung die ich habe.
Schnell schließe ich noch einen Pfeil ab und sehe mich bereits um. Ein gewaltiges, schmerzhaftes Gebrüll ertönt, was die Erde, wie den restlichen Wald zum neben bringt. Panisch schaue ich zu der riesigen Echse und erkenne meinen Pfeil in seiner rechten Schulter. Anscheinend ist dort keine Schuppe, da ich weiß wie hart gepanzert diese Schuppen sind. Mein Glück. Der Drache schleudert mich erneut mit seinem Schweif weg. Kullernd rolle ich über den Schnee.
Der Drache steht nun über mich, seine weißen Zähne funkeln nur wie der frisch gefallene Schnee.
Mit Tränen in den Augen schließe ich sie.
Jetzt ist es soweit, ich werde sterben. Zerrissen durch einen Drachen.
Vater, es tut mir leid. Ich habe dich enttäuscht, das wollte ich nicht. Ich habe Schande über unsere Familie gebracht, verzeih mir. Mutter, verzeih du mir, das ich zu früh gehe. Das ich dir Leid zufügen werde, doch ich hab dich lieb. Ich hoffe du weißt das. Schluchzend denke ich an die goldenen locken von Ash. Ash...verzeih mir ...doch werde ich wohl nicht länger an deiner Seite stehen.
Ein schweres röcheln reißt mich aus meinen Gedanken. Langsam öffne ich die Augen und blicke in strahlende blaue Augen. So blau wie der Himmel, doch wirken sie schwer, ungestüm und wild wie der Ozean. Wie hypnotisiert starre ich in diese blauen Seelenspiegel hinein.
Wem wohl diese blauen Augen gehören?
Die blauen Augen entfernen sich von mir, was ich nur noch sehe ist der Umriss einer Person, bevor ich in die Schwärze hinein gleite.

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