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Ash's Sicht:
Nachdem ich meinem besten Freund Glück gewünscht habe, schlendere ich langsam die Straße entlang. Der Wind weht sanft durch mein langes Haar, während ich einfach in die Dunkelheit schaue. Der Weg ist nichts Neues für mich, ich kenne ihn so gut wie in und auswendig. Ich und Leonard sind ja auch schon seit ein paar Jahren befreundet. Ich war schon immer lieber bei ihm, als bei mir . Auf mich wartet zuhause höchstens meine griesgrämige Tante, die sowieso keine Lust auf mich hat, alte Schrapnelle!
Ich bin lieber unterwegs, als mir was von der Alten die Laune verderben zu lassen. Nicht nur die Gedanken an meine Tante verdirbt mir die Laune, auch das Leonard heute seine Prüfung macht, schlägt mir auf den Magen. Er ist mein bester Freund und eigentlich sollte ich nicht so denken, aber wenn er es schafft, dann ist er Hunter und lässt mich, wie Nadine, Sabrina und Max einfach alleine. Ich würde ihn seltner sehen, wenn er erstmal Hunter ist. Er würde viel zu tuen haben, hätte bestimmt kaum Zeit für mich, doch er ist der einzige mit dem ich über meine Tante Maria reden kann. Mit wem soll ich sonst darüber reden? Mit wem gehe ich trainieren? Wer wird dann meine Familie sein? Tränen steigen auf, doch wische ich sie weg.
Nein, ich muss jetzt stark sein, für ihn. Ich bin sein bester Freund, ich darf nicht solch egoistischen Gedanken haben. Er wird heute bestehen und ein Hunter werden! Ich stoße einfach später dazu! Wir würden dann halt später, zusammen diese widerlichen Kreaturen abschlachten. Aber...wäre ganz schön wenn er und ich einfach zusammen bleiben würden. Schnell schüttle ich den Kopf und laufe weiter. Meine Beine tragen mich zu einem kleinen Übungsplatz, der sich ganz in der Nähe meiner Schule befindet. Ich bin oft hier, sei es nach der Schule, wenn ich mich vor meiner Tante drücke oder wenn ich und Leonard Zeit miteinander verbringen wollen. Der große Übungsplatz ist schneeweiß und wahrscheinlich ist es hier glatt. Ich sollte vorsichtig sein, nicht das ich wie letztes Jahr noch ausrutsche und mir erneut einen Arm breche. Es tat höllisch weh und ich musste den Unterricht aussetzten, das hätte fast mit Wiederholung gedroht, doch Gott sei dank nicht.
Schnell klatsche ich mir in meine kalten Hände und grinse breit.
„Also gut Ash! Zeig mal was du drauf hast!", sage ich und fange an gewisse Schritte wie Sprünge zu vollziehen, die mir im Kampf nützlich sein können.
Nach einiger Zeit klingelt mein Handy. Schweißgebadet schaue ich auf mein Smartphone drauf, sehe eine Nachricht von Nadine.
„Bist du schon wach?", schreibt sie mir. Schnell wische ich mir eine Strähne die mir im Gesicht klebte aus dem Gesicht und entsperre somit mein Handy. Mit meinen flinken Fingern tippe ich die Nachricht ein.
„Jap, soll ich dich abholen?", frage ich und setze hinten dran noch einen Zwinkersmile.
„Klar, gerne!", kommt es sofort von ihr.
Ich schaue auf die Uhr. Gerade mal 6:30 Uhr, noch 45 Minuten bis der Unterricht anfängt. Schnell laufe ich zu dem kleinen Familienhaus, da wo Nadine wohnt. Mit einem fröhlichen Gesicht kommt mir die braunhaarige entgegen.
„Guten morgen Ash!", ruft sie freudig. Ich lächle schwach, da ich wieder an Leonard gedacht habe und der Schmerz wieder hochkommt.
„Hey!", sage ich nur.
„Willst du was cooles hören?", flüstert sie mir zu, während wir nebeneinanderher zur Schule gehen. Fragend schaue ich sie an.
Hat sie wieder Tratsch aufgelesen oder was? Typisch Mädchen, andauernd saugen sie Gerüchte auf, als wäre es Sauerstoff und plappern es so schnell wieder aus, wie Kohlenstoffdioxid.
„Worum gehts?", frage ich deshalb nur.
„Also...du darfst es aber nicht Leonard erzählen!", flüstert sie und hält mir ihren kleinen Finger hin. Tatsächlich will die braunäugige mit mir einen verdammten Pinkischwur durchführen. Wie albernd, dennoch hacke ich meinen kleinen Finger ein.
„Ich schwöre!", sage ich.
Sie grinst mich breit an, so das ich ihre schiefen Zähne erkennen kann. Manchmal erinnert sie mich an einen alten Esel.
„Weißt du das Sabrina auf Leonard steht?", sagt sie leise, dennoch mit einem Grinsen auf den Lippen. Mein Atem stockt. Sie und Leonard? Niemals?! Wir sind eine Clique, da ist sowas tabu. Außerdem hat Leonard genug Probleme mit Frauen. Da er nicht nur stark ist, sondern auch noch gut aussieht wie sein abwehrhaltendes verhalten zu fremden besitzt, ist er eine wahre Augenweide für das weibliche Geschlecht. Obwohl ich auf Kerle stehe, ist er nichts für mich. Ich fang doch nichts mit meinem Bruder an. Angewidert schüttle ich den Kopf, was Nadine mit einem verwirrten Blick kommentiert. Auf dem restlichen weg schweigen wir. Ich denke noch mal nach, über alles mögliche, doch bleiben meine Gedanken bei dem Thema Leonard und Zukunft stehen. Wie wohl unsere Zukunft aussehen wird? Wird er eine Frau haben mit vielen Kindern? Wird er mich verachten wenn ich mich als Homosexuell outen würde? Niemand weiß davon, nicht mal Leonard. Ich habe einfach Angst davor, was er dazu sagt! Was wenn er mich hasst? Ich will ihn auf keinen Fall verlieren, doch bald würden wir uns sowieso nicht mehr sehen, zumindest wenn er die Prüfung besteht. Erst nach meiner Prüfung würden wir uns wieder sehen. Eine Stimme reißt mich aus meinen Gedankengängen. Sabrina und Max kommen auf uns zu und hinter ihnen sehe ich bereits die Schule. Ich hoffe dennoch Leonard schafft es.
Ich blicke auf und sehe wie Max nun auf mich zuläuft, doch weiche ich einfach aus und lasse ihn somit einfach aufs Gesicht fallen. Zufrieden grinse ich ihn von oben herab an.
„Du...", faucht der größere bedrohlich, zeigt mir dabei seine weißen funkelnden Zähne. Ich stecke ihm bloß die Zunge raus. Wütend schnaubend steht er auf! Stellt sich vor mich und macht sich größer. In diesem Moment erinnert mich einfach an einen Stier. Natürlich ist er mir körperlich überlegen, da er viel trainierter ist. Max Körper besteht aus gebräunten Muskeln, wo sie die eine oder andere Narbe besitzen. Seine kurzen schwarzen Haare sind wild und ungestüm, genauso wie sein Charakter und seine braunen Augen sind so dunkel, das man denken könnte sie wären schwarz. Kurz bevor er mich packen kann, schnappe ich mir seine Arme, Höhe mit meinem rechten Bein seine Beine weg und schmeiße ihn so zu Boden. Ein alter Judogriff!
Ächzend schaut er mich an.
„Mukis sind nicht alles!", grinse ich schelmisch, was er allerdings mit einem Knurren quittiert.
„Ach Ash!", höre ich nun die hysterische Stimme von Sabrina. Die blonde schaut und nur sauer an, bevor sie mich mit ihren hellbraunen Augen wütend anschaut.
„Seid nicht kindisch und bewegt euch! Wir haben jetzt schließlich Unterricht!", spricht sie und dackelt elegant mit ihrem Hinterteil voran. Ein paar Jungs drehen sich um, schauen auf ihren Arsch, der mächtig in der Hose betont wird.
Ich nuschle ein leises „Flitchen" was von Nadine und Max mit einem Lachen bestätigt wird.
Nun gehen wir vier zu unseren großen Turnhalle, wo wir neben Sport auch Kampftraining haben, zumindest nur im Winter. Vor den umkleiden wartet bereits unser glatzköpfiger Kampflehrer auf uns.
Als wir alle nun davor stehen, öffnet er die Türen und wir strömen hinein. Schnell entledigen wir uns unseren Klamotten und ziehen uns ein T-Shirt und eine Jogginghose an, bevor wir uns in die Halle begeben.
~
Natürlich fingen wir mit einfachen Kämpfen an, das beutetet, dass jeder einen Kampf austragen muss. Ich stehe nun einem etwas größeren Jungen gegenüber, der dennoch stark und ziemlich kräftig wird. Soweit ich mich recht erinnere ist sein Name Fabian. Wir sind zwar in einer Klasse, doch interessieren mich die anderen herzlich wenig. Sie sind schwach, eingebildet und falsch. Sobald jemand stärker ist, als sie selbst, fangen sie an zu klammern, wie eine Katze bei ihrer Rolligkeit. Meine Tante Maria besitzt eine Siamesische Katze und ich muss sagen es ist anstrengend. Wenn sie rollig ist, dann will sie schmusen, doch dann soll sie zu meiner Tante gehen und nicht zu mir. Es ist ja nicht meine Katze.
„Hey Ash!", höre ich nun die Stimme des größeren. Fragend schaue ich zu ihm.
„Ist alles okay?", fragt er mich, stellt sich aufrecht hin, mustert mich mit seinen hellen braunen Augen. Ich nicke bloß.
„Beschäftigt es dich das dein bester Freund gerade seine Prüfung machen darf und du nicht?", fragt er nun und jetzt ist die ganze Sporthalle ruhig. Finster schaue ich ihn an.
„Ich meine, Leonard macht jetzt seine Prüfung und du steckst hier fest! Muss scheisse sein nur in seinem Schatten zu stecken!", grinst er nun überheblich. Genervt stoße ich die Luft aus, suche mit meinen Augen die Turnhalle nach meinem Lehrer Herrn Eisenberg ab, doch der scheint gerade rauchen gegangen zu sein. Grinsend schnelle ich auf den größeren zu, der mich nur geschockt ansieht. Selber schuld!
Elegant schlittere ich durch seine Beine durch und springe auf meine Beine auf. Bevor er sich umdrehen kann, springe ich auf seinem Rücken und Schlinge meine Beine um seinen Hals, meine Arme halten währenddessen einer seine Arme fest. Röchelnd versucht er sich zu befreien, doch ich halte krampfhaft zusammen.
Mein Blut kocht, meine Ohren sind taub und mein Gehirn ist abgeschaltet. Manchmal verfalle ich wie Leonard in eine Art Blutrausch, kann dann nichts mehr kontrollieren. Plötzlich spüre ich wie jemand mich versucht von meinen Opfer hinunter zu reißen. Mit aller Kraft versuche ich dagegen zu halten, doch fehlt mir jetzt die nötige Kraft dazu, da ich heute morgen schon zu viel trainiert habe.
Erschöpft lasse ich mich von dem Fremden Körper hinunter ziehen. Nadine und Sabrina funkeln mich wütend und ängstlich an.
„Ash! Du kannst nicht einfach jemanden angreifen der dich provoziert hat.", faucht mich die blonde an.
Ich grinse nur frech.
„Der Spast meinte er sei besser dran, als ich, dabei ist er hier neidisch auf unseren Leonard!", knurre ich nun zurück.
„Trotzdem, dass geht nicht!", versucht es nun Max, der mich anscheinend von Fabian hinunter gezogen hat.
Wütend befreie ich mich aus dem Griff des größeren, funkle die drei wütend an. Wie können sie es nicht wagen mir oder Leonard den Rücken zuzukehren?
„Und ihr wollt euch Freunde nennen, obwohl ihr ihn nie in Schutz nimmt?", schreie ich. Die drei schauen sich verwirrt an, doch warte ich nicht auf eine Erklärung, ich verlasse einfach die Halle. Sollen sie doch schauen wo sie bleiben! Wahrscheinlich sind genauso wie die anderen! Haben mich und Leonard ausgenutzt, da Leonard beliebt ist. Er ist halt das Gesprächsthema Nummer eins auf dieser Schule. Entweder wollen sie alle mit ihm befreundet sein oder versuchen wie dieser Fabian seinen Freunden zu schaden, aus purem Neid. Zwar hasse ich die Fabelwesen, doch wahrscheinlich sind sie in dem Punkt besser als wir.

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