𝟷𝟷| 𝚉𝚠𝚒𝚜𝚌𝚑𝚎𝚗 𝙰𝚍𝚎𝚕 𝚞𝚗𝚍 𝙱𝚞𝚝𝚝𝚎𝚛𝚔𝚎𝚔𝚜𝚎𝚗
Immer wieder glitt Murphy's Blick misstrauisch zu Vincent nach oben, dessen Blick geradeaus gerichtet war. Der Dunkelhaarige verspürte Unbehagen, ein Gefühl, dass es die richtige Entscheidung war, aber gleichzeitig auch wieder nicht. Was wollte er von ihm? Was wollte Prinz Vincent von ihm, dass er ihn so bereitwillig ins Schloss mitnehmen wollte? Tausend Fragen schwirrten im Kopf des Jungen umher und machten ihn fast verrückt. Sein Herz begann zu rasen, bei dem Gedanken daran, hier nie wieder weg zu kommen. Das durfte nicht sein!
"Keine Sorge, wir sind bald da", riss ihn die Stimme des Adlessprosses aus den Gedanken. Offenbar schob Vincent seinen besorgten Gesichtsausdruck darauf, dass er keinen Schritt mehr laufen wollte. Murphy brachte nur ein halbherziges Nicken zustande. Er hatte sich vorgenommen, hier so wenig wie möglich über sich Preis zu geben. Er wollte nicht, dass es irgendwie auffiel, dass er eigentlich gar nicht von hier war. Es reichte schon, wenn er mit seiner Kleidung heraus stach und das passte ihm so gar nicht, aber was hätte er machen sollen? Den Theaterclub aus seiner alten Schule überfallen und die Kostüme klauen, die Kleidung aus den Mittelalter darstellen sollte? Wohl kaum.
"Was führt dich hier her? Warum bist du so ganz alleine?".
Verdammt! Das war genau die Art von Frage, die er vermeiden wollte. Murphy fing an, zu schwitzen und sein Herzschlag beschleunigte sich. Wiedermal stieg heiße Panik in ihm auf und er musste sich zusammen reißen, um sich nicht in irgendeine missliche Lage hinein zu reiten.
"Ich bin nur so auf der Durchreise. Ich habe mir als Ziel gesetzt, die Welt zu bereisen und will jedes noch so kleine Dorf Mal gesehen haben", sprach der Dunkelhaarige und war stolz auf seine Ausrede. Leider schien diese Aussage das Interesse des Prinzen zu wecken und er musterte ihn kurz, bevor sein Blick wieder nach vorne glitt.
"Das klingt sehr aufregend", gab er zurück und schon konnte Murphy die mächtigen Mauern des Schlosses ausmachen. Es war riesig und schien sich vor ihm aufzubauen, wie ein Monster, welches ihn am liebsten verschlingen wollte.
"Wir sind da", meinte Vincent unnötigerweise und stieg von seiner Stute. Sanft tätschelte er ihren Hals und ging zusammen mit Murphy zu den Wachen, welche ihn am Schlosstor erwarteten.
"Oh, Sie haben Besuch?". Neugierig blickten die Wachen zu Murphy. So viel Aufmerksamkeit gefiel den Jungen gar nicht.
"Ja, ich kenne ihn schon seit ein paar Jahren. Lasst ihn nur durch".
Es überraschte Murphy, dass der Prinz geflunkert hatte, aber verlor kein weiteres Wort darüber. Er war einfach nur froh, den Blicken der Wachen zu entkommen. Schnell schlüpfte er durch das Tor und staunte.
Der Schlosshof war riesig. In der Mitte pragte eine riesige Grünfläche, die so ebenmäßig war, dass man meinen konnte, es würde sich um einen Teppich handeln.
Rechts von Murphy befanden sich die Stallungen. Wunderschön in weiß gehalten, so wie auch das Schloss mit ein bisschen Gold. Logisch!
Links von ihm befand sich eine Art Allee, wo links und rechts von dem schmalen Weg Unmengen an Blumen wuchsen. Alle möglichen Arten waren dort zu finden und Murphy konnte nicht glauben, dass das hier alles echt war. Alles war so aufgeräumt und ordentlich. So rein...
"Freut mich, wenn es dir hier gefällt. Komm, ich bringe dich ins Schloss und zeige dir dein Zimmer, wo du dich ausruhen kannst", riss der Prinz ihn zum zweiten Mal aus den Gedanken. Murphy hatte gar nicht gemerkt, dass der Prinz sein Pferd bereits an einen Stallburschen übergeben hatte, der die Stute nun in ihre Box brachte.
"Ähm ja... natürlich. Sehr gerne", meinte der Braunhaarige. Er wollte nicht unhöflich sein und ausruhen klang doch ganz verlockend.
Eilig ging er dem Prinzen hinterher, trat durch die große Eingangstür und konnte nur noch mehr staunen. Das Schloss sah von innen genauso prächtig aus, wie von draußen. Es war unglaublich.
"Wow, wunderschön", flüsterte er und drehte sich einmal um sich selbst. Dabei wäre er beinahe mit einer Dienerin zusammen gestoßen.
"Verzeihung", meinte er schnell und sah zu Vincent, der bloß grinste.
"Du warst wohl noch nie in einem Schloss hm?". Er legte leicht den Kopf schief und Murphy schüttelte daraufhin den Kopf.
"Nein, war ich noch nie. Auf meiner Durchreise bin ich meist froh, wenn im Dorf ein Zimmer für mich frei ist. Da hab ich nicht so hohe Ansprüche", antwortete Murphy und lächelte. Er musste das mit der Weltreise immer wieder sagen, sonst würde er es wohl selbst vergessen und wenn er plötzlich das Alibi wechselte, wäre das dann doch ziemlich seltsam.
"Oh stimmt. Du bist ja ein Reisender". Vincent schien es schon vergessen zu haben. Er war wohl nicht der hellste, aber wenigstens schien er nett zu sein.
Murphy bestätigte die Aussage des Prinzen mit einem Nicken und folgte ihm die prächtige Treppe nach oben, die aus weißem Marmor gemacht war. Das Geländer bestand aus Silber und nicht aus Gold. Murphy war es nur recht. Er konnte diese abscheuliche Farbe nicht mehr sehen.
Als sie im zweiten Stock angekommen waren, bog der Prinz links ab und ging mit Murphy den langen Gang nach unten.
"Ich habe meinem Diener ausrichten lassen, dass er dir ein paar Plätzchen aufs Zimmer bringt, als du ein wenig in Gedanken warst. Wahrscheinlich hast du es nicht mitbekommen. Naja, ich hoffe, du magst Butterkekse", sprach der Prinz und öffnete eine Tür, die mit rotem Samt ausgekleidet war. Ganz schön kitschig alles, aber es war schön. Das musste er zugeben. Auch wenn alles ein bisschen über drüber war.
Der Dunkelhaarige trat ein und sah sich ein wenig um. Es war groß und geräumig. In der Mitte stand ein großes Himmelbett mit rotem Bettbezug. Darüber war eine rote Decke aus Samt und wie der Prinz versprochen hatte, stand auf der Kommode neben dem Bett ein Teller mit Butterkeksen.
"Fühl dich ganz wie Zuhause. Ein Diener wird dich später zum Abendessen abholen", verkündete Vincent und nickte dem Braunhaarigen zu. Dann schloss er die Tür und ging.
Murphy sah ihm noch nach und schluckte. Dann ging er hinüber und probierte einen der Kekse. Sie schmeckten super. Ein bisschen wir die, die er Zuhause immer aß und Murphy durchflutete ein Gefühl von Heimweh. Er vermisste seine Eltern und seine Schwester. Auch seine Freunde fehlten ihm und Lio war er definitiv eine Erklärung schuldig, doch wie wird es hier nun weiter gehen?
Vielen Dank, dass ihr meine Story lest❤️was denkt ihr, wie es weiter gehen wird?
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