Die Leute reden. Es gibt Gerüchte über Monster, die in den Wäldern lauerten und nur darauf warteten, kleine unschuldige Kinder zu fressen. Es gibt Gerüchte über alte Frauen, die mitten im Wald hausen sollen. Hexen, die das Land verzauberten, das Land verfluchten.
Nie hatte Murphy daran geglaubt. Nie! Doch er hätte es tun sollen. Dies hätte ihm einige Tränen erspart.
Schon seit Monaten redeten seine Freunde und Eltern über einen Fluch, der jedem die erste große Liebe nehmen sollte. Ein Kuss von Murphy und sein Schwarm wäre eine Statue aus puren Gold.
Gelacht hatte er. "Was für ein Schwachsinn!", hatte er gerufen, doch nicht weit weg von ihm, war bereits sein bester Freund betrofen. Tim oder auch Timmy, wie sie ihn liebevoll nannten.
Der Junge hatte noch nicht genau gewusst, wohin mit seiner Sexualität. Er fand ein Mädchen schon seit längerem verdammt toll. Samira hieß sie, aber von Jungs war er nicht abgeneigt. Vermutlich war er bisexuell. So kam es, dass er dieses Mädchen in seiner Liebe zu ihr küsste. Augenblicklich wurde das Mädchen zur Statue. So glänzend, dass man sein eigenes Spiegelbild sehen konnte, doch für Tim brach eine Welt zusammen. Er saß wochenlang zuhause und weinte. Er war frustriert über sich selbst. Er wusste über den Fluch Bescheid. Jeder wusste darüber Bescheid, doch in der Liebe vergisst man es. Das war das gefährliche an dem ganzen. Man kann sich nicht auf Ewigkeit zurück ziehen. Keiner will einsam sterben und ganz egal, wann man die erste Liebe erfährt. Immer. Wirklich immer wird sie einem genommen.
Der Dunkelhaarige war gerade frisch her gezogen, weshalb er sich darüber nicht wirklich Gedanken machte. Er ärgerte sich eher momentan mit sämtlichem Umzugskartons herum, die ihm im Weg standen und leider immer genau da waren, wo er unbedingt hin musste, wie zum Beispiel sein Schreibtisch.
Murphy war ein wenig poetisch unterwegs und schrieb immer Mal wieder kleine Texte, um seine Gefühle raus zu lassen. Es half ihm und Spaß machte es obendrein.
"Was machst du nun schon wieder? Mum hat schon vor einer halben Stunde gesagt, dass du Mal runter kommen sollst". Die Schwester von Murphy stand im Türrahmen, die Arme vor der Brust verschränkt, die Genervtheit in ihrem Blick. Sie war das, was man unter Schönheit verstand. Ihre braunen langen Haare reichten ihr bis zur Taille. Mal trug sie sie gewellt, mal ganz glatt oder gelockt. Sie wechselte ihre Frisuren wie ihre Kleidung und schaffte es jedes Mal aufs Neue umwerfend auszusehen.
Cassia stand nun also da mit ihrem weißen Einteiler, der mit Spitze überzogen war und wartete ungeduldig, bis ihr Bruder endlich Mal in die Gänge kam. Das Mädchen kam mehr nach ihrem Vater. Der beste Beweis waren ihre grünen Augen. Sie strahlten richtig, wenn sie lachte und Murphy hatte es so gerne. Er liebte seine Schwester wirklich über alles, auch wenn sie ihn manchmal wirklich nervte. Auch ihre braunen Haare hatte sie von ihrem Vater. Murphy selbst hatte pechschwarze. Wie die Nacht, weshalb seine Mutter ihn auch gerne "Nachtschatten" nannte. Der Dunkelhaarige kam definitiv nach seiner Mutter. Braune Augen, das dunkle, leicht lockige Haar und auch seine Größe war nicht wirklich herausragend. Dennoch war er glücklich so, wie er war.
"Ist ja gut! Ich komme ja schon". Murphy legte murrend seinen Block zur Seite, den er gerade mühevoll aus seiner Schreibtischschublade heraus gefummelt hatte und erhob sich.
"Schon? Guter Witz. Du weißt doch ganz genau, dass heute Familienabend ist". Cassia seufzte und ging schließlich davon.
Sie hatte Recht. Jeden Donnerstagabend veranstalteten sie einen Familienabend. Dort wurden Brettspiele gespielt, ein Film geguckt oder auch einfach Mal ein bisschen geredet. Es war ganz verschieden, aber diese Idee hatte die Mutter der beiden Geschwister. Sie fand, dass sie sonst alle bloß in ihren Zimmer sitzen und nicht wirklich mehr miteinander kommunizieren würden und damit hatte Beatrice gar nicht so unrecht.
Murphy schlurfte die Treppe nach unten. Das Haus, welches nun ihnen gehörte, war schon etwas älter, was Beatrice unglaublich "reizend" fand. Seine Mutter liebte Häuser, die schon ein paar Jahre hinter sich hatten und hatte sich sofort in dieses hier verliebt. Sie wollte einfach umziehen, mit der Begründung, dass frischer Wind uns allen gut tun würde. Vielleicht hatte sie ja Recht.
"Murphy Schatz, da bist du ja. Komm". Sein Vater, ein großer Mann, der manchmal durchaus wie ein Bär wirken konnte, klopfte auf den freien Platz neben sich. Seine Mutter lackierte gerade Cassia die Nägel. Das ganze Esszimmer roch nun nach Nagellack, weshalb Murphy die Nase rümpfte. Er hasste diesen Geruch.
"Jetzt zieh nicht so ein Gesicht. Sie sind bald fertig". Carlos lachte schallend und sah zu seiner Frau, die zustimmend nickte.
Seufzend setzte der Schwarzhaarige sich also an den Tisch und half seinem Vater dabei, schonmal das Brettspiel aufstellte. Es war Mensch-ärgere-dich-nicht. Jeder kannte dieses Spiel, aber es machte Spaß und es war auch das Lieblingsspiel von Murphy. Sie spielten meistens im Esszimmer, da dort der Tisch am größten war und sie mehr Platz hatten.
Cassia blies auf ihre Nägel und schüttelte sie leicht, während ihre Mutter das Fläschchen mit rotem Nagellack zuschraubte und auf die Seite stellte.
Murphy stellte solange die Spielfiguren auf und fummelte den Würfel aus der Verpackung.
"Können wir anfangen?". Fragend sah er in die Runde und sie nickten. Also beschloss er für sich, einfach Mal anzufangen. Er würfelte und als wäre es sein Glückstag, hatte er gleich zu Beginn eine sechs. So durfte die erste seiner vier Figuren einrücken. Er würfelte nochmal und durfte dann mit dieser Figur vier Felder fahren.
Der gesamte Abend war wunderbar. Er genoss die Zeit mit seiner Familie und es war schon vergessen, dass er eigentlich gerne noch etwas ein sein kleines Büchlein schreiben wollte. Das war zweitrangig. Jetzt genoss er erstmal den schönen Abend mit seinen Liebsten. Es wurde viel gelacht und ab und zu flog auch Mal ein kleiner Fluch, wenn ein anderer den anderen raus warf und dieser nochmal von vorne beginnen musste. Freudig sah Murphy in die Runde. Er hatte durchaus eine verrückte Familie, aber er war stolz darauf, Mitglied in dieser sein zu dürfen.
So, das war das erste Kapitel von "We can be golden" ich hoffe es hat euch gefallen ❤️❤️❤️würde mich sehr freuen, wenn ihr weiter lesen würdet und mir vielleicht ein bisschen Feedback da lassen würdet ❤️❤️❤️
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top