Scarlett ~ Zeitung
Das Papier raschelte leise, als ich die alte Zeitung umblätterte und mit den Fingern behutsam über die Druckerschwärze strich.
Meine Tätigkeit hier war zwar endlos langweilig, vor allem für einen Sonntagmorgen, aber ich mochte Zeitungen – weniger wegen des Inhalts, sondern mehr wegen des Gefühls und Geruchs der Seiten. Der Inhalt war aber bedauerlicherweise das, was mich jetzt interessieren sollte.
Mit einem leisen Seufzen streckte ich meine Beine aus, die ich zuvor im Schneidersitz angezogen hatte, und ließ sie über die Sitzfläche der weißen Couch hängen. Ich saß in der Kältekammer, und bis auf gelegentliches Umblättern war es gespenstisch still hier drin. Ich mochte es.
Meine Augen flogen wieder über die reißerischen Überschriften, die ich nach Avengers-Informationen durchforstete. Sie war vom Dezember 2012, aber bisher hatte ich keine wichtigen Berichte gefunden bis auf Zweifel an Pepper, als sie damals Stark Industries übernommen hatte. Morgan bestand trotzdem darauf, die Archive zu sortieren, damit sie die nun vollständig digitalisieren konnte – damit würden wir noch Jahre beschäftigt sein.
Auch jetzt tauchte Pepper wieder in einer Überschrift auf, aber die war weitaus interessanter als die vorherigen, und meine Augen wurden plötzlich groß. Pepper Potts schwanger?, las der Klatschartikel, Familienumschwung bei Starks.
Doch als ich weiterlas, fand ich nur eine Analyse von Gramps' Panikattacken und der Übergabe der Firma. Da gab es keine handfesten Beweise, was für eine eigentlich seriöse Zeitung ungewöhnlich war. Deswegen war ich nicht sonderlich enttäuscht, als ein hastiges Klopfen mich vom Archivmaterial wegriss.
Abwesend ließ ich die Zeitung auf den Boden fallen und lief eilig die wenigen Schritte zur Tür, die ich zusätzlich zu meiner Hand auf der Klinke mit der Schulter aufdrücken musste.
Mit gerunzelter Stirn blickte ich den fast völlig leeren Flur hoch, doch bis auf Seymour, der gerade um die Ecke huschte, konnte ich niemanden entdecken. Und auch wenn diese Katze bereits Unmögliches möglich gemacht hatte, Knöchel hatte er doch nicht.
„Wer war das?", fragte ich ins Nichts, doch es war nicht wie erwartet FRIDAY, die antwortete.
„Das ist wohl Scott zuzuschreiben, Scarlett."
„Oscar!" Erfreut grinste ich in die Kamera über mir, „Schön, dich wieder zu hören! Wie geht es dir?"
„Vorzüglich", antwortete die vertraute Stimme mit einem schmunzelnden Unterton, „Ich habe in Wakanda ein Upgrade erhalten."
„Zu blöd", erklang da eine zweite Stimme, die zwar ebenfalls männlich, aber viel emotionsgeladener war als die Oscars. Scott marschierte auf mich zu, die braunen Augen blitzend. Seine Haare wirkten im weißen Licht hier im Flur grauer, als sie eigentlich waren, aber sein amüsiertes Grinsen ließ ihn dennoch jung erscheinen. „Die Katze hätte mich schon fast verraten... naja, ich hätte es ahnen müssen." Ich erwiderte sein Lächeln, hatte nicht wirklich etwas dagegen, dass er mich mit seinem Klopfstreich aus meiner langweiligen Arbeit gerissen hatte.
„Ich bin erstaunt, dass du so schnell verschwinden konntest", neckte ich ihn mit provozierendem Blick, „Dass deine Beine das noch mitmachen... Alter Mann." Doch noch bevor er reagieren konnte – bis auf seine empört zusammengezogenen Augenbrauen –, hängte ich stirnrunzelnd an: „Wie bist du überhaupt hier reingekommen? Du hast doch keinen Schlüssel..."
Scott war der Einzige, der hier die Klingel benutzte, und das meistens im Dauerton, wenn er ungeduldig auf einen Türöffner wartete.
Mit verschränkten Armen warf er mir einen Blick à la „Respekt vor den Älteren" zu. „Ich habe durchaus einen Schlüssel, ich weiß nur eben nicht immer, wo der liegt."
Ich versuchte erst gar nicht, mein Schmunzeln zu verkneifen, und auch in Scotts Augen funkelte es. „Ach ja? Und jetzt gerade weißt du es?", stichelte ich weiter, mir der Antwort schon bewusst.
Scott wiegte seinen Kopf hin und her und ließ seine Arme wieder an die Seiten fallen. „Nicht direkt... Deine Eltern haben mich reingelassen." Ich nickte knapp, hatte so etwas in der Art schon erwartet, und mein Onkel ließ ein leises Seufzen hören. „Naja, ich muss gleich wieder los, ich brauchte nur einen Jet. Morgen den Tag will ich bei Cassie sein..." Er zog eine kurze Grimasse und ich runzelte die Stirn, konnte im ersten Moment nicht genau einordnen, was er meinte. Dann fiel mir mit einem Mal ein, dass Morgen der Todestag von Cassies Mutter war, die vor einigen Jahren im Urlaub in Australien umgekommen war.
„Okay, dann...", ich lächelte ihm aufmunternd zu, „Dann richte Cassie, Lila und Cooper schöne Grüße aus." Scott salutiere spaßeshalber, mit einem Lächeln, das seine Augen nicht ganz erreichte. Ich sah ihm nicht nach, als er sich zum Gehen wandte, sondern drehte mich in die andere Richtung – ich hatte einige Fragen an meine Eltern.
Sonderlich weit kam ich nicht.
Sobald ich um die Ecke gebogen war, lief ich genau dem Elternteil in die Augen, das mir meine Fragen eher weniger beantworten konnte... aber das hieß nicht, dass ich mich nicht freute, meinen Dad zu sehen. Er war hastig einen Schritt zurückgetreten, nachdem wir beinahe gegeneinander gelaufen waren, und ließ seinen Blick nun unruhig über mich wandern. Im Gegenzug betrachtete ich ihn ebenfalls – er trug ein lockeres Shirt und Shorts, musste also vom Hangar aus gleich hierhergekommen sein. „Geht's dir gut?", fragte ich nach diesem plötzlichen Gedanken – er suchte die Kältekammer eigentlich nur auf, wenn es wirklich ernst wurde.
„Mir schon." Die Anspannung fiel sofort von mir ab, als seine ruhige, tiefe Stimme an mein Ohr drang. Doch der Ausdruck in seinen Augen blieb leicht gehetzt, und unwillkürlich erinnerte ich mich an unsere letzte Interaktion – die nichts als einen von mir weggedrückten Anruf beinhaltet hatte...
„Warum?", war das Einzige, was ich fragte.
„Weil Moms Pläne immer darauf ausgelegt sind, alle zu schützen", antwortete er wie aus der Pistole geschossen, den Blick stetig auf mich fixiert. „Weil sie niemals das Leben ihres Sohns aufs Spiel gesetzt hätte."
Ich verkrampfte mich unwillkürlich bei diesen letzten Worten – ich konnte es nicht ausstehen, wenn Menschen meinten, zu wissen, was das Beste für Hunter war. Egal, wer dieser Mensch war, das war ein Umstand, um den nur ich allein wusste.
Aber Dad hatte recht.
„Was ist mit meinem Leben?"
Über sein Gesicht huschte ein kurzer Anflug von Schmerz, bevor er einen winzigen Schritt auf mich zutrat. „Das...", murmelte er so leise, dass auch ich mich vorbeugen musste, um ihn klar zu hören, „Würde ich nie aufs Spiel setzen."
Ich verharrte kurz auf der Stelle, wusste nicht, was ich von diesem Satz denken sollte.
Er konnte nicht wissen, wie ein Zwilling auf das Fehlen des Anderen reagierte. Aber... er kannte mich doch... besser als jeder andere abgesehen von Hunter. Und T'Chada, vermutlich.
Mit einem Mal verengte ich meine Augen, überrascht von diesen Gedanken. Doch Dad ignorierte mein inneres Dilemma und zog mich kurzerhand an sich, seine großen Hände behütend auf meinem Rücken. Ich atmete tief aus und lehnte mich in seine Umarmung, tief den Dad-Geruch einatmend. Für den einen Moment war ich ruhig, entspannte mich, ließ mich beschützen... manchmal war Denken einfach überflüssig.
***
Ich bin gerade dabei, die letzten Kapitel dieser Geschichte zu schreiben. Also, dies ist die letzte Chance für Wünsche - welche Szenen würdet ihr noch lesen wollen? Welche Charaktere sollen aufeinandertreffen? Mehr von den Avengers oder Watchers? Ich bin für alle Vorschläge offen.😉
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